'Weit übers Meer' - Seiten 001 - 100

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Durch die verschiedenen Protokolle (ich denke, diese waren nach Ende der Reise einfach nötig, wenn ein blinder Passagier an Bord war),


    Irgendwie zweifle ich daran. Bei so eher aus bürokratischen Gründen aufgenommenen Protokollen wird vielleicht der Offizier oder der Arzt vernommen, aber doch nicht das Zimmermädchen oder der Schiffsingenieur! Rätselhaft! :gruebel

  • Ich freue mich über diese genaue Beobachtung der Erzählperspektive. Ja, ich hatte Bilder vor Augen, die ich wie mit einer "sprachlichen Kamera" beschrieben habe ...
    Auch die zum Vergleich herangezogenen Bücher entsprechen denen, die ich nennen würde. Schön ...
    Dörthe Binkert

  • Ich habe heute Morgen mit dem Buch angefangen und wunderte mich nach der zweiten Tasse Kaffee, dass ich schon mit dem ersten Kapitel fertig war. Das Buch ist so interessant, dass ich jetzt jede freie Minute nutze.


    Die Idee, die Charaktere mittels Vernehmungsprotokolle ins Spiel zu bringen, finde ich gut. So gibt es sowas wie einen Rundumblick auf das Geschehen. Keiner findet ja alles erwähnenswert.


    Valentina und Henri scheinen mir bislang sympathisch, wie viele andere auch. Lediglich von den Hendersons weiß ich nicht, was ich darüber denken soll. Das kommt sicher noch.


    Auf einen typischen Krimi tippe ich auch nicht. Dennoch bin ich gespannt, welches Geheimnis die Frau im weißen Kleid umgibt. Was hat Jan damit zu tun? Warum verlässt sie ihr Leben erst zwei Jahre nach dem Tod des Sohnes? :gruebel


    Herr Palomar
    Vielleicht werden die Protokolle nicht unbedingt beim Stubenmädchen angefertigt, aber als normale Vernehmung kann ich mir schon vorstellen, dass auch die Arbeitskräfte auf so einem Dampfer Auskunft geben mussten. Die Aussagen beinhalten für uns als Leser ja auch viel Wissenswertes, ohne das wir nur einen abgehackten Verlauf hätten.

  • Ab Seite 96 kommt ein ebenfalls sehr atmosphärischer Abschnitt und zwar macht Valentina die Schweiz-Erholungsreise mit Ziel Kurhotel St.Moritz-Bad.
    Sie fahren über den Julierpass,
    durch die älteste Stadt der Schweiz Chur


    Jede Menge schöner Landschaftsbilder, die auf die Reisenden wirken.
    Je höher sie kommen, desto kälter wird es, es beginnt sogar zu schneien.
    Unter den Mitreisenden begegnet Valentina auch den schon früher erwähnten Amerikaner Richard Livingston. Ich bin gespannt, ob und wann wir ihm wieder begegnen.


    So eine Kurreise könnte ich jetzt gut gebrauchen, aber mein Chef würde nur schallend und höhnisch lachen.

  • Hallo Dörthe Binkert und herzlich Willkommen! :wave


    Welch ein bezauberndes Buch! Ich müsste mich eigentlich wirklich mit etwas anderem befassen, kann mich aber nicht von der Geschichte losreißen. Besonders Henri hat es mir angetan! Wie er stets verliebt an seine Lisette denkt... :heisseliebe


    Valentina ist nun gar keine Fremde mehr. Ich glaube ja, sie hat sich unbewusst in diesen Amerikaner, von dem wir an dieser Stelle noch nicht viel wissen, verliebt und reist deswegen nach Amerika.


    Ich bin sehr gespannt, ob die einzelnen Figuren, noch in einen Zusammenhang gebracht werden, oder ob die Geschichten unabhängig voneinander bleiben. Zumindest Henri und Valentina sollten ja irgendwann noch etwas miteinander zu tun haben, hoffe ich irgendwie. :-) Sie scheint ihm ebenfalls nicht aus dem Kopf zu gehen.

  • Zitat

    Original von SueTown
    Zumindest Henri und Valentina sollten ja irgendwann noch etwas miteinander zu tun haben, hoffe ich irgendwie. :-) Sie scheint ihm ebenfalls nicht aus dem Kopf zu gehen.


    Ich sehe die beiden eher nicht als potentielles Liebespaar, ich denke aber auch, dass sie bestimmt noch direkt miteinander zu tun haben werden. Mal sehen, was das noch für einen Verlauf nimmt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich sehe die beiden eher nicht als potentielles Liebespaar, ich denke aber auch, dass sie bestimmt noch direkt miteinander zu tun haben werden. Mal sehen, was das noch für einen Verlauf nimmt.


    Ja, das sehe ich genauso. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich die Wege der beiden dann letztendlich kreuzen werden... oder eben auch nicht. :-)


    Edit: Was mir auch aufgefallen ist: ich weiß gar nicht so recht, wo die Reise hinführen soll mit der Geschichte. Ich habe mir heute morgen einfach das Buch geschnappt, mal schnell den Klappentext durchgelesen, es für interessant befunden und angefangen zu lesen. Aber ob ein Krimi, eine Liebesgeschichte, eine wahre Geschichte oder sonst etwas auf mich zukommt, das wusste ich gar nicht. Und ich weiß es immer noch nicht, aber genau das macht auch den Reiz des Lesens aus. :-]


    Nochmal EDIT: Rechtschreibfehler...

  • Inzwischen bin ich auch ein Stück weiter und habe mich - noch bevor ich Dörthes Posting gelesen habe - schon von "amtlichen Protokollen" verabschiedet, weil man zu jener Zeit eben bestimmt nicht "Hinz und Kunz" befragt hat.


    Aus dem "Protokoll" des ersten Offiziers fand ich eine an und für sich ganz belanglose Passage sehr schön (S. 41): "Sie war nicht korrekt gekleidet für diese Tageszeit und man würde sie darauf hinweisen müssen. So konnte sie sich nicht an Deck zeigen".


    Das läßt einen die damalige Zeit schmecken. Heute würde es doch keinen kratzen, wie irgendwer an Deck erscheint, hauptsache er trägt überhaupt irgend etwas am Leib.


    Aber das war eben noch die "gute" alte Zeit, die Zeit des Reisens mit Dampfschiffen... eben las ich eine Passage, in der Jan (der wohl der Sohn einer Bediensteten aus Valentinas altem Leben ist??? ... das ist eine erste Vermutung, habe noch nicht weitergelesen *ggg*) von den neumodischen Marconi-Funkstationen auf den Schiffen berichtet.


    So wie es aussieht, scheint Valentina also ihr Kind verloren zu haben. Doch ich denke mir, das war nicht alles, um derart derangiert die Flucht (die Frage ist noch: woraus? wohin?) zu ergreifen.


    Ich bin gespannt und lese weiter. :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    eben las ich eine Passage, in der Jan (der wohl der Sohn einer Bediensteten aus Valentinas altem Leben ist??? ... das ist eine erste Vermutung, habe noch nicht weitergelesen *ggg*) ...


    Jan ist der Sohn von Griet, die Köchin im Hause von Valentinas Großeltern war. Valentina ist bei ihren Großeltern aufgewachsne und sie und Jan sind da wohl wie Geschwister und Spielkameraden aufgewachsen und Griet war ihr vermutlich mehr eine Mutter als die leibliche, die nie da war.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Aus dem "Protokoll" des ersten Offiziers fand ich eine an und für sich ganz belanglose Passage sehr schön (S. 41): "Sie war nicht korrekt gekleidet für diese Tageszeit und man würde sie darauf hinweisen müssen. So konnte sie sich nicht an Deck zeigen".


    Über diese Szene bin ich auch gestolpert. Ich meine, klar, ein Abendkleid zur Tageszeit, da wird man sicherlich mal schräg angeschaut, aber in der Kabine eingesperrt bleiben? :wow Ist ja schrecklich. Ich dachte mir aber, dass das vielleicht auch eher damit zusammenhängt, dass es wohl den anderen Gästen auffallen würde, wenn sie ständig mit ihrem Abendkleid rumläuft (9 Tage lang) und diese dann ernsthaft die Situation hinterfragen würden und dann die Wahrheit über sie als blinde Passagierin ans Licht käme. Das käme scheinbar einer kleinen Katastrophe gleich.

  • Im ersten Abschnitt werden einige Möglichkeiten der Verhältnisse untereinander angedeutet. Gerade das ist für mich die Motivation, das Buch so schnell wie möglich weiter zu lesen. Momentan komme ich mir vor, als hätte ich viele Puzzleteile vor mir, die mich das fertige Bild nur erahnen lassen.

  • Mein erster Gedanke, als Valentina aus der Kutsche stieg, war: ob sie wohl ein Hochzeitskleid trägt? Den Gedanken habe ich dann aber schnell wieder verworfen.


    An die verschiedenen Perspektiven hatte ich mich schnell gewöhnt. Das finde ich spannend. Man kann ja jede Situation so oder so sehen und begreifen. Jede Sicht ist anders, weil halt persönlich. Das wird hier sehr schön deutlich gemacht.
    Ich hatte kurz die Idee, daß dieses die Einführung der Protagonisten in die große Katastrophe ist, auf die sie zusteuern, aber das glaube ich inzwischen nicht mehr.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Irgendein Ereignis, dass diese Berichte erforderlich machte, muss es noch geben. Wieder dominiert das Geheimnisvolle. Ich bin schon gespannt. Ich hoffe, es läuft nicht am Schluß auf einen Mordfall hinaus. Aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Roman kein Krimi ist.


    Das sehe ich genauso. Kein Krimi, aber irgendeine für mehrere der Personen einschneidende Situation vielleicht.


    Ob die Russen noch eine größere Rollen spielen werden?


    Bildhauer Henri ist mir sympathisch. Seit langer Zeit erinnert er sich wieder an seine Zeit in Parisund seine damalige Liebe Lisette. Ich bin gespannt, ob es für ihn ein Happyend gibt am Ende. Er ist ja kein Kind von Traurigkeit :-)
    Ich glaube nicht, daß er und Valentine zusammenfinden, das würde nicht passen.


    Valentina in ihrem weißen Abendkleid weckt in jedem andere Gefühle. Ich frage mich auch, wie ich ihr gegenüber empfunden hätte. Melancholie war ja ein beliebter Ausdruck der damaligen Zeit, so wie Hysterie, um den Gemütszustand einer Frau zu bezeichnen. Auf mich wirkt sie verzweifelt und unendlich traurig.

  • @ SueTown


    Ich denke, sie muß in der Kabine bleiben, weil sie eine blinde Passagierin ist und nicht wegen des Abendkleides. Als blinde Passagierin hat sie sich ja nicht korrekt verhalten, vermutlich sogar strafbar gemacht.


    Daß sie da nicht einfach auf dem Schiff herumpromenieren kann, ist doch eigentlich klar.


    Wegen der Garderobe hieß es ja, daß man sich kümmern wird.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ich denke, sie muß in der Kabine bleiben, weil sie eine blinde Passagierin ist


    Und ich dachte, blinde Passagiere müssen das Deck schruben! :yikes
    und sich die Überfahrt so verdienen.
    Da ist Valentina doch noch gut weggekommen mit einem erholsamen ausruhen in einer luxuriösen Kabine. :grin