'Weit übers Meer' - Seiten 001 - 100

  • Herr Palomar,


    ich denke, da kommt ihr das Aussehen einer Dame von Stand entgegen. Hätte man einen ungewaschenen, einfach gekleideten Kerl aus einem Rettungsboot gezogen, müßte der vermutlich schon Deck schrubben und Kartoffeln schälen.


    Aber eine Dame mit Diamantohrringen, die ihr zumindest als Pfand dienen könnten? ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    @ SueTown


    Ich denke, sie muß in der Kabine bleiben, weil sie eine blinde Passagierin ist und nicht wegen des Abendkleides.


    Dachte ich auch. Aber später sagt man ihr, dass sie sich, sobald sie neue Kleider erhalten hat, frei bewegen darf. Es wird ihr zwar zwischen den Zeilen gesagt, sich unauffällig zu verhalten, aber eigentlich ist sie selbst eher diejenige, die kein Bedürfnis verspürt unter die Menschen zu gehen.


    Ich wundere mich sowieso über die bevorzugte Behandlung. Womit hat sie sich das verdient? Lediglich wegen ihrem besonderen Aufzug und weil sie den Eindruck macht, eine Dame aus gutem Hause zu sein?


    EDIT: Alles klar, feine Dame, also bevorzugt zu behandeln. :-)

  • Ich habe den ganzen Nachmittag lesend auf dem Sofa verbracht, denn das Buch hat mich sofort fasziniert. Die verschiedenen Eindrücke des selben Vorfalls - die doch sehr anrührige Sprache. Hierbei gefällt mir die Lily ausnehmend gut mit ihrer Freude über das Schiff und dem Meer.
    Henry merkt, dass er etwas unwiderbringliches verloren hat, aus eigener Schuld und wird durch Billie immer an Lisette erinnert, die ihm doch mehr bedeutet hat, als er sich eingestehen wollte.
    Valentina ist verloren in ihrer Welt voller Trauer und versucht mit diesem Ausbruch als blinder Passagier wieder an ihrem Leben teilzunehmen. Sehr schön hier auch die Beschreibungen der Fahrt nach Sankt Moritz.


    Die Kleiderfrage möchte ich auch kurz ansprechen: Es war damals ein Ding der Unmöglichkeit, mit 1. nur einem Kleid und 2. dazu noch einem elegantem Abendkleid tagsüber gesehen zu werden. Allerdings hat Valentina wohl das großzügige Angebot der Reformkleider noch nicht für sich in Anspruch nehmen können. Sie ist wohl auch noch festgesteckt im Korsett. Ausserdem zieht sie es anscheinend immer noch vor, tagsüber in ihrer Kabine ihren Gedanken nachzugehen.


    Es sind viele Russen vertreten. Valentinas Vorfahren waren russisch, sie hat einen - viel älteren- Russen geheiratet. Ob dies alles noch von größerer Bedeutung wird, wird sich dann noch zeigen.


    Die Geschwister Witherspoon werden wohl auch noch eine größere Rolle einnehmen, da scheint sich ja was anzubahnen.


    Ich bin vom Schreibstil einfach begeistert. Es ist wirklich mal eine ganz andere Erzählweise - hier sind auch die "Protokolle" zu erwähnen, deren Bedeutung sich mir hoffentlich noch erschließen wird.

  • Ich bin jetzt etwa auf Seite 50 und mir gefällt das Buch sehr gut, besonders weil alles so wunderbar anschaulich ist. Ich sehe Personen und Umgebung direkt vor mir.


    Die Perspektivenwechsel fand ich am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber interessant. Und mir geht es wie den anderen hier: ich bin gespannt, was es mit diesen Protokollen überhaupt auf sich hat.


    Jetzt freue ich mich erstmal auf's Weiterlesen - später mehr...

  • Ich habe nun auch die ersten Seiten gelesen und bin begeistert. Ein wunderschöner Erzählstil. :-)


    Die verschiedenen Perspektiven stören mich nicht.


    Das Cover finde ich sehr gelungen ( habe auch gleich nach den beiden Gemälden gegoogelt ) und kann der angesprochenen Kritik zur Gestaltung und Bindung der dtv premium Bücher nur zustimmen.
    Dann doch lieber ein "normales" TB und 5 Euro weniger zahlen.


    Ich freue mich aufs Weiterlesen.

  • Als ich heute Nachmittag begonnen habe, das Buch zu lesen ist mir das wunderschöne und stimmungsvolle Cover aufgefallen. (Klar liegt das Buch schon eine Weile hier, aber ich hatte es noch nicht so genau betrachtet.)


    Während mir nach den 100 Seiten dieses Abschnitts Henri nun schon sehr vertraut erscheint, ist mir die doch recht tragische Figur Valentinas noch etwas fremd. Sie hat etwas unglaublich Mutiges getan, indem sie einfach so ins Ungewisse gegangen ist, auch wenn sie mit Jan einen Freund und Mitwisser an Bord hat.


    Besonders gelungen erscheint mir die Stelle, an der dem Leser einige Mitreisende durch Henri vorgestellt werden. Durch seine präzisen Beobachtungen und Beschreibungen hat man das Gefühl neben ihm zu stehen und zuzuschauen. Ich konnte alle förmlich vor mir sehen.


    Ob Henri wohl derjenige sein wird, der Valentina ihre Lebensfreude zurückgeben kann?


    Ich bin auch sehr gespannt zu erfahren, welche Rolle Valentinas Ehemann noch spielen wird. Ob da auch die mitreisenden Russen noch einmal ins Spiel kommen?


    Deshalb werde ich jetzt gleich weiterlesen, damit ich auf meine vielen Fragen Antworten finde.

  • Ich weiß einfach noch nicht so recht was ich von dem Buch halten soll. Seite 100 habe ich erreicht und ich lese weiter, aber so ganz klar wird mir noch nicht ob ich mit dem Buch noch warm werde.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich weiß einfach noch nicht so recht was ich von dem Buch halten soll. Seite 100 habe ich erreicht und ich lese weiter, aber so ganz klar wird mir noch nicht ob ich mit dem Buch noch warm werde.


    * Schaut sich verstohlen um und flüstert dann *
    So ging es mir praktisch von der ersten Seite an mit dem "Himmel aus Bronze", den ich dann abgebrochen habe. Das hier hat mit von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin jetzt mittlerweile bei Seite 50 angelangt, bisher gefällt mir das Buch ausgesprochen gut, auch wenn es eigentlich nicht mein Genre ist. Die ersten Seiten lasen sich flüssig und es war so bildreich beschrieben, dass ich mich von ganz alleine in die Zeit und auf das Schiff versetzt gefühlt habe. Ich bin jetzt leider zu müde noch etwas anständiges zu schreiben, ich werde dann morgen richtig in die Leserunde einsteigen.

  • Mit dem ersten Abschnitt bin ich nun durch.


    Was mir eigentlich und überraschenderweise gefällt ist, daß die Geschichte sich nicht allein um Valentina dreht, sondern wir auch Einblicke in das Leben und die Gedanken der anderen Protagonisten erhalten. Ich dachte irgendwie, alles dreht sich "nur" um Valentina, doch dem ist nicht so und eigentlich gefällt mir das. Es rundet das Bild ab.


    Immer wieder stoße ich auf kleine Details, die mir gefallen. So z.B. Henri auf S. 56 "Der frühe Morgen war für ihn wie eine Frau, die sich noch nicht zurechtgemacht hat. ..."


    Oder auf Seite 90, wieder Henri: " Er stellte sich ihren Körper wie einen Sternenhimmel vor, der vor ihm ausgebreitet lag, und er verlor sich in der Fantasie, ihre Sommersprossen zu benennen wie Sternbilder."


    Solche kleinen Sprenkel sind es, die mir immer wieder ins Auge stechen und mir ungemein gefallen.


    Valentinas Mann, wir erfahren bisher nur indirekt über ihn, scheint ein hartherziger bzw. verständnisarmer und eifersüchtiger Mann zu sein. Ich bin gespannt ob seine Rolle im Buch und in Valentinas Leben als so wichtig erachtet wird, daß wir noch mehr über ihn erfahren, oder ob er eine Figur am Rande bleibt.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich weiß einfach noch nicht so recht was ich von dem Buch halten soll. Seite 100 habe ich erreicht und ich lese weiter, aber so ganz klar wird mir noch nicht ob ich mit dem Buch noch warm werde.


    Ich habe das Buch, trotzdem es mir bis hier her eigentlich auch irgendwie gefallen hat , heute Morgen an die Seite gelegt.
    Ich lasse es noch ein zwei Tage sacken und entscheide dann, ob ich weiter lese oder nicht. Ich werde nicht richtig warm damit. Da geht es mir wie Beo.
    :winkt

  • Zitat

    Original von Batcat


    Was mir eigentlich und überraschenderweise gefällt ist, daß die Geschichte sich nicht allein um Valentina dreht, sondern wir auch Einblicke in das Leben und die Gedanken der anderen Protagonisten erhalten. Ich dachte irgendwie, alles dreht sich "nur" um Valentina, doch dem ist nicht so und eigentlich gefällt mir das. Es rundet das Bild ab.


    :writeSo geht es mir auch. :-)

  • Ich bin nun auf Seite 74 angelangt und wollte auch mal kurz meine Meinung dazu abgeben:


    Dass die Geschichte sehr gekonnt aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, hat mich überaus gefreut, denn - wie Batcat schon sagte - es bringt Schwung in die Sache. Der Schreibstil ist toll und liest sich flüssig. Genau wie Batcat gefallen mir die poetisch beschriebenen Szenen. :fingerhoch


    Sehr gut gefällt mir auch, dass wir etappenweise mehr über die Figuren erfahren. Z. B. wie Valentinas Mutter war, und dass diese Angst hat genauso wie sie zu werden.


    Eins wollte ich noch kurz erwähnen: Als ich die Berichte der Eheleute Borg gelesen hatte, empfand ich sogar ein bisschen Mitleid mit ihnen. Frau Borg kann keine Kinder bekommen, was sie sehr schmerzen muss, und muss andauernd fürchten, dass ihr Ehemann irgendwann doch einmal untreu wird, weil sie - unverständlicherweise - die Ehe nicht mehr vollzieht (wie es doch so schön heißt :grin). Somit lebt sie in ständiger Sorge um die Treue und Zuneigung. Wobei man sagen muss, dass sie weniger nervend auf ihn eingehen könnte. Aber das ist ein anderes Thema. Herr Borg wiederum ist aus moralischen Gründen seiner Ehefrau treu, sagt aber selber, dass er sein Leben bisher nur verwaltet hat. Das fand ich sehr schön ausgedrückt.


    Mich hat die ganze Geschichte in den Bann genommen und ich bin gespannt, wie es weitergeht! :lesend

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  • Jetzt musste ich doch erst mal nachschauen, was Shuffleborad für ein Spiel ist.


    Mir gefällt die Beschreibung der Begegnung und Annäherung von Henri und Billie sehr gut. :-)


    Und zum Ehepaar Borg kann ich Frühlingswiese nur zustimmen, eine traurige Ehe. Wenn sie wenigstens wirklich miteinander reden würden, die Gedanken von Herrn Borg im Protokoll wären für seine Frau sicher auch sehr aufschlussreich.