Matt Ruff: "Ich und die anderen"

  • Ok, jetzt hab ich's durch!


    Gaaanz anders als erwartet (nein, es ist nicht zum Brüllen komisch),
    aber dennoch ein absolutes Highlight!!!
    Es ist so rasant und aufregend (wenn auch eher die 2. Hälfte),
    dass man es kaum weglegen kann...


    Aber nun mal 2 Fragen:
    WAS ist Penny denn nun im Keller widerfahren?
    Das wird doch nicht aufgeklärt, oder?
    Und
    Ich hab immer noch nicht ganz kapiert, was das mit dem Puma sollte...


    Vielleicht steh ja ich auf dem Schlauch...???
    Hatte der Puma was mit der Familie der Vermieterin zu tun?


    Oder ging es halt einfach nur darum, dass Andrew sich da
    verantwortlich für dessen Tod fühlt???


    Klärt mich mal auf, bitte...

  • Hi,


    Matt Ruffs: Ich und die anderen ist mein erstes Buch 2005 und obwohl ich erst auf Seite 171 bin, hat es große Chancen zu einem Highlight zu werden.


    TOMs und Fritzis Beschreibung und Wertung habe ich (noch?) nichts hinzu zu fügen.


    Für mich ist dieses Buch von seiner Art, seinem Gehalt her ohne weiteres 3 TBer wert. Und das TB dürfte erst in 2 Jahren erscheinen.


    Allein, dass Matt Ruffs "Fool on the hill" seit 1991 und "G.A.S." seit 1998 so gut wie ununterbrochen erhältlich ist, zeigt von der Qualität des Autors. Und hier setzt er noch einen drauf.


    Wer sich für weitere Romane zur multiplen Persönlichkeit interessiert, kann ich


    KEYES, Daniel: Die Leben des Billy Milligan (1985 - O: 1961) und Die fünfte Sally (1986 - O:1980) empfehlen. Leider nur noch gebraucht zu haben. Und keine Panik, ist zwar in der Heyne-SF-Reihe erschienen, warum weiß wohl nur Herr Jeschke.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson


  • Hallo Melkat


    bin jetzt knapp über die Hälfte und kann damit Deine Fragen noch nciht endgültig klären, da ich nicht weiß, obe noch mehr Infos kommen.


    Aber zum Puma:


    Es ist für mich eher ein Beispiel, dass es "das Böse" im Menschen gibt, auch wenn es nicht jeder sehen will. Am Anfang wird dem Puma geglaubt, nur Andrew/Aaron und Mrs. Wislow erkennen es, da sie andere Erfahrunge gemacht haben, als die meisten Menschen.


    Auf Seite 245 steht sinngemäß der Satz:


    Die Existenz des Bösen anzuerkennen, ohne sich davon zerstören zu lassen


    Das scheint eine der Kernaussagen des Buches zu sein, so weit ich es bisher beurteilen kann.


    Zur Kellerszene - bisher kam nur eine vor. Kommt später noch etwas dazu?? Wenn nein, könnte es der erste Blackout von Penny gewesen sein. Weißt du noch die Seite, dann kann ich es nochmal nachlesen.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich fands auch sensationell gut! :anbet


    Als kleine Nebenannektdote sei mir erlaubt:
    Ich hatte eine sehr lange Unterhaltung mit einer Chefin einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
    Auf einem Psychotherapiekongress.


    Und diese Professorin hat in Ihren Fortbildungskursen für Psychotherapeuten "Ich und die Anderen" als Sekundarliteratur empfohlen.
    Da, wie sie mir in diesem langen Gespräch erklärte, das Thema so fachlich exakt behandelt wird, das es ein quasi klinisches Diagnoseleitbild für eine MP Störung íst. :wow


    Überaus erstaunlich! Zeigt mal wieder, wie hervorragend Herr Ruff recherchiert hat.!



    begeisterte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Also ich kann mich nur anschließen, ein wunderschönes Buch, Fritzi und Tom haben eigentlich schon alles geschrieben, was zu sagen ist. Einziger Kritikpunkt für mich, gegen Ende dachte ich kurzfristig es gäbe mit dem Sheriff einen Showdown, wie in einem Actionfilm, doch hat Ruff da noch die Kurve gekriegt, bevor es ausartete.
    Für mich auf jeden Fall ein Anwärter zum Buch des Jahres.

  • Ein schönes, warmherziges Buch, das Mut macht!
    Mir gefällt dieser schlichte Erzählstil, der dem Leser geduldig die komplizierten Verhältnisse in den Köpfen der beiden Hauptpersonen näherbringt.
    Was ihnen passiert ist, ist so grauenhaft, dass man es sich, bei allem was man schon gelesen hat, doch bisher nicht vorstellen wollte. Und doch ist der Grundton humorvoll und verheißt die Möglichkeit, dass sie sich mit dem Leben, so gut es geht, arrangieren können.


    Sehr zusammengezuckt bin ich übrigens auch bei Mrs. Winslows Geschichte, und ihr "Happy End" gefällt mir fast am besten.


    Nach G.A.S war das mein zweiter Ruff - Erfolg... jetzt muss ich doch glatt Fool on the Hill auch noch lesen. :-)

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Klappentext:
    Für den fünfjährigen Jake gibt's Honigpops, für Tante Sam Kräutertee und für Seferis gesalzene Radieschen: Es ist gar nicht so leicht, jeden Morgen die Bedürfnisse aller "Hausbewohner" zu befriedigen. Aber eigentlich hat Andrew Gage sich uns seine "anderen" ganz gut im Griff, obwohl er an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Mit Unterstützung einer engagierten Psychologin hat er es jedoch geschafft, für die vielen Ich-Abspaltungen in seinem Kopf ein imaginäres Haus zu konstruieren. Doch die Grundmauern des Geisterhauses beginnen stark zu wackeln, als Andrews Chefin die junge Penny Driver einstellt. Denn Penny ist ebenfalls multipel - nur weiß sie das noch nicht.


    Rezension:
    Es war nicht leicht für Aaron Gage, Ordnung in seinen Kopf zu bringen. Viele Jahre lang musste er hart daran arbeiten, das Haus zu erschaffen und die verschiedenen Seelen darin einzuquatieren. Und schließlich erschuf er Andrew. Andy ist nun verantwortlich für den Körper, Aaron selbst regiert über das Haus und die Landschaft.


    Andrew, Ende Zwanzig, wohnt bei Mrs. Winslow, die ihn und seine Mitbewohner liebevoll beherbergt. Sogar einen Job als Hausmeister hat er gefunden und gleich dazu noch seine beste Freundin Julie, seine Chefin. Man kann also sagen, dass sein Leben mittlerweile eigentlich in geregelten Bahnen verläuft - abgesehen davon, dass er ab und an seine "Körperzeit" (die Zeit, in der eine Seele den Körper übernimmt) mit den anderen Bewohnern teilen muss.


    Doch eines Tages lernt er unfreiwillig Penny kennen. Julie ist der Meinung, Andrew müsste, könnte und sollte ihr helfen, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Nach anfänglichen Missverständnissen erklärt er sich bereit dazu und hat fortan einen ganzen Haufen Seelen am Hals, die sich mehr oder weniger anständig benehmen. Während "Thread" alles dafür tut, dass es Penny besser geht, wetteifern "Maledicta" und "Malefica" um den Platz der vulgärsten Ausdrücke...


    Es ist jedoch nicht ganz so einfach, Penny davon zu überzeugen, dass sie Hilfe braucht. Vor allem deshalb, weil es ein schmerzhafter und langwieriger Prozess ist. Die Vergangenheit von Penny, die ihre "Seelen" hervorbrachte, ist alles andere als schön.
    Genauso geht es Andrew. Indem er sich mit Pennys Problemen befassen muss, kommen seine eigenen immer deutlicher zum Vorschein. Alles, was Aaron über Jahre hinweg aufgebaut hat, gerät ins Wanken....


    Meine Meinung:


    Wer an dieser Stelle ein amüsantes, witziges Buch erwartet, der sollte die Finger davon lassen.
    Matt Ruff ist einer der Autoren, die es verstehen, ernste Themen mit skurrilen Personen zu besetzen. Es fasziniert mich sehr, wie er es schafft, langsam einen Roman zu spinnen, der erst leise anfängt und dann gewaltig explodiert.
    Allerdings bin ich der Meinung, dass Matt Ruff zu Unrecht den Ruf hat, ein witziger Autor zu sein. Natürlich hat er einen sehr speziellen eigenen Humor, doch seine Themen sind stets ernsthafter Natur. Ich würde daher eher von einem leisen und traurigem Witz sprechen, der diesem Buch anhaftet. Dies soll jedoch nicht negativ klingen, sondern eher im Gegenteil - es ist ein absolut wunderbares, schönes Buch. Und einige Schmunzler sind natürlich trotzdem dabei! Zwinker
    Die Charaktere, allen voran Andy Gage natürlich, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Matt Ruff wird nicht müde dabei, seinen Charakteren Leben einzuhauchen und sie natürlich miteinander agieren zu lassen. Es verschmelzen Dialoge, Gedanken und Handlungen ineinander und zwischen den Zeilen. Es ist wahrer Leserausch, den man verspürt.


    Fazit:
    Dieses Buch hat mich in seine Geschichte entführt und ließ mich Dinge erleben, Gefühle verspüren, wie es nur selten Bücher schaffen.

  • Heute Nachmittag habe ich das Buch angefangen zu lesen, da es mir meine Schwester wärmstens empfohlen hatte.
    Und ich muss sagen, die ersten 40 Seiten sind schon mal toll und fesselnd.
    Doch man muss auch dazusagen, dass es gerade am Anfang kompliziert ist bei den vielen Persönlichkeiten den Überblick zu behalten. Aber meine Schwester meinte, es wäre nur am Anfang verwirrend und dann lest sich das Buch fast wie von alleine.
    Wenn ich fertig bin werde ich aber euch noch auf jeden Fall meine Meinung zu dem Buch schreiben.
    :wave

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

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  • Tolles Buch. Ich habe mich eine Zeitlang ziemlich intensiv mit MPS/DIS beschäftigt und ehrlich gesagt war ich etwas übersättigt, so dass das Buch bestimmt 2 Jahre in meinem RUB rumgehangen hat. Ich bin aber froh, dass ich es jetzt doch endlich mal gelesen habe und kann es guten Gewissens weiterempfehlen.


    Ich hab's auf Englisch gelesen.
    .

  • Heute damit fertig geworden, mit steifem Nacken und dem dringenden Gefühl, noch mal von vorne anfangen zu wollen.
    Ein Buch, wie ich es noch nicht gelesen habe. Auf meiner Ausgabe stand nichts von brüllend komisch, sondern nur "Ein irrer Trip durch die menschliche Psyche" und DAS war es in jedem Fall.
    Der Humor, der angesprochen wurde, existiert durchaus, aber an so unerwarteten Stellen, dass ich ihn fast nicht erkannt hätte.
    Teilweise war die Lektüre... verstörend. Und das Ende traurig. Ich habe mir stellenweise schon überlegt, wie es der Autor schaffen wird, die angekündigte Ordnung auch nur halbwegs wieder herzustellen und so ist es ihm doch gelungen, auf eine realistische Art und Weise.
    Das Buch ist irgendwie alles, verdreht, fremd, anders, beunruhigend, und schlußendlich doch wieder unheimlich sanft und einfühlsam.
    Oder auch einfach nur faszinierend.
    So, und nun möchte ich MEHR Matt Ruff, bitte. :anbet