Aus alter Zeit frisch auf den Tisch

  • vor etlichen monaten entstand die idee, einen thread über alte, aber heute noch nachkochbare rezepte zu eröffnen.
    sollte es das inzwischen schon geben oder sollte es woanders hingehören, bitte ich um entsprechende veranlassung.
    gefragt sind rezepte von früher, in historischen romanen gefunden oder bei recherchen entdeckt.
    wer etwas kennt oder jemanden kennt, der etwas beisteuern kann, bitte posten bzw den link versenden.
    gleich im anschluss werde ich ihn senden an:
    charlotte, charlie, iny, ines, iris, helga, corina, corinna, katerina und demnächst an sabine weigand.


    edit: großschreibung im titel



    ich beginne mal mit:


    "abdeckersuppe" aus der "siechenmagd" (ursula neeb)



    etwas schmalz in der pfanne erhitzen,
    eine klein geschnittene zwiebel hinzufügen.
    brotwürfel in einen topf mit heißem salzwasser geben.
    den pfanneninhalt zusammen mit einem büschel petersilie in den brotsud füllen.
    wenn alles kocht, ein verquirltes ei einrühren.


    der abdecker trank bier dazu.
    das dortige menü mit einem ei war für 3 leute gedacht.
    ich habs noch nicht nachgekocht, werde dieses aber nächste woche tun und dann hier berichten.


    edit: autorennamen nach error-zwangspause ergänzt

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

    Dieser Beitrag wurde bereits 4 Mal editiert, zuletzt von drehbuch ()

  • "Ayrenkuchen mit würzkrute"


    Omelette mit Kräutern


    8 Eier,
    6 EL frische Kräuter (Petersilie, Kerbel, Schnittlauch, Dill, Basilikum, Estragon, Kresse)
    2cl Armagnac,
    Salz, Pfeffer, (Gab es in reichen Klöstern...)
    50g Butter


    Kräuter fein hacken, Eigelb vom Eisweiß trennen, das Eigelb schlagen udn mit den Kräutern, Salz und Pfeffer vermischen.
    Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unterheben. Den Armagnac dazugeben.
    In einer großen Pfanne mit heoßer Butter 4 Omelettes backen. Ist die Unterseite leicht gebräunt, die Oberseite aber noch fest und leicht flaumig, klappt man sie zusammen und serviert sie...


    Superleicht und lecker... :wave


    Edit: Vielleicht sollte ich noch kurz erklären, dass Armagnac heute eine geschützte Bezeichnung für einen in Frankreich hergestellten Weinbrand ist...

  • Bitte gebt mir ein paar Tage Zeit - ich hatte heute Abgabetermin, hab noch einen am 1. Februar und feiere - wie manche von Euch vielleicht auch? - am Sonntag Burns' Night, wo ich mehrere historische Rezepte nachkoche (und das mit lauter Gerichten, die ich noch nie gemacht hab, weshalb ich auch nicht so klasse darin sein werde...!


    Will aber auf alle Faelle mitmachen und finde es spitze, dass diese tolle Idee jetzt aufgegriffen wird.
    Vielen Dank, drehbuch!


    Meine Rezepte demnaechst an diesem freundlichen Herd!


    Alles Liebe und guten Appetit,
    Charlie

  • Sei nur schön vorsichtig mit dem Kochen...Es gibt Kräutermischungen, die wirken ähm sagen wir Verdauungsfördernd... :grin Seitdem teste ich immer erst, bevor ich solche Gerichte Gästen serviere.


    Hier wäre noch eines, dass gut schmeckt:


    Ein Gefülltes Gebackenes zu machen.


    Um ein Gefülltes im Gebackenen zu machen, nimm Mehl und geuß Wein dazu und bereite einen guten, zähen, festen Teig, daß man ihn kaum mangeln kann, und wenn er gemangelt ist, so streiche das Confect von Feigen oder Aepfeln darauf und schließ es hübsch zusammen mit einem anderen Teige und zerschneide das wie Confectstücken groß mit einem Rade und wirfs in Heiß Baumöl oder Butter so wirst du ein trefflich Gebackenes haben. Und wenns wol gebacken ist daß es fein risch und harte ist worden so nimm es wieder aus dem Oele.


    (Anm.: Da ich keinen Hinweis auf das "Confekt" gefunden habe, habe ich eine Mischung aus Äpfeln und Rosinen und etwas Calvados genommen, so wie man sie für Apfelstrudel verwendet...Das war sehr lecker)


    Falls ihr noch irgendwelche Rezepte mit speziellen Zutaten sucht, sagt einfach Bescheid, ich habe noch ein paar Büchlein hier. :wave

  • guten morgen und herzlichen dank für die freundliche annahme dieses threads hier und per pn! :knuddel1


    @ eskalina:
    deinen ayrenkuchen werde ich bestimmt mal nachkochen!
    ich nehme an, man kann den dill auch durch etwas anderes ersetzen?
    (dill, kren/meerrettich und kümmel - wenn nicht gerade kreuz- oder mutterkümmel - sind nicht so ganz "mein ding")
    armagnac kenne ich von "pflaumen in armagnac"
    :prost


    so, ich werde dann noch gleich mal oben die siechenmagd als quellenangabe zu verlinken versuchen...
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Danke, Drehbuch,


    dass Du mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht hast!


    In der "Kosakenbraut" wird an einer Stelle [url=http://www.asamnet.de/~schwemmr/kochbuch/Data2/heisse%20suppen,%20schtschi,%20teil%201.htm]Schtschi[/url] gekocht, und in meinem Nächsten wird meine Hauptperson eine Wassersuppe bereiten:


    Wasser heiß machen.
    In der Zwischenzeit einige Scheiben altes Brot kleinschneiden, in eine Schüssel geben, Eier darüberschlagen. Gehackte Petersilie dazugeben, heißes Wasser darübergeben, salzen, umrühren.
    Fertig.


    Hat mich nicht wirklich gereizt, es nachzukochen ... ;-)
    Im Prinzip der Abdeckersuppe ähnlich!

  • Aus aktuellem Anlass, sprich, schreibmäßigem Aufenthalt in England und auf einem Schiff mal zwei kleine Schmankerl.


    1. Porridge


    Das ursprünglich schottische Gericht kennen wohl wahrscheinlich viele, aber trotzdem hier noch mal zum Nachkochen:


    80g Haferflocken
    80g Hafermehl
    0,8 l Wasser
    0,8 l Milch (wers original schottisch mag, nimmt nur Wasser und stippt den Brei in Milch)
    1/2 TL Salz
    Zucker und Honig nach Belieben.


    Wasser und Milch aufkochen, Haferflocken und Hafermehl dazugeben, 15 Minuten kochen lassen. Das Salz hinzufügen, weitere 15 Minuten kochen lassen. Mit Honig oder Zucker süßen, wenn gewünscht.



    2. Süßes Pökelfleisch


    Etwas, das bei Francis Drake und Co. in guten Tagen auf dem Tisch gestanden haben könnte.


    1kg Pökelfleisch
    3EL Öl
    Knoblauchzehen (gehackt)
    10 Dörrpflaumen
    3 Tassen Rotwein
    3EL Mandeln


    Das Fleisch fast weichkochen und anschließend würfeln. Knoblauch in Öl anbraten. Fleisch, Pflaumen und Wein dazugeben und gardünsten. Zum Schluss mit Mandeln bestreuen. Nicht salzen!


    (Quelle: Das Piraten-Kochenbuch von Wolfram zu Mondfeld)


    Viel Spaß beim Nachmachen! :wave

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • hi, katerina!


    ja, über das schtschi bin ich neulich gestolpert, war aber zu sehr vom geschehen des romans (den ich mir übrigens hauptsächlich deshalb besorgt hatte, weil ich dich in einem thread hier über die sorgen von "nachwuchs-autoren" so freundlich fand :-) )gefesselt, als dass ich statt nur kurz über den schwer aussprechbaren namen zu schmunzeln den "rezept-filter" eingeschaltet hätte.
    stimmt, wasser- und abdeckersuppe sind keine reinen kulinarischen "verführer", aber mich reizt es doch, mal so probieren, wie unsere vorfahren anno dunnemals speisten/speisen mussten.


    jetzt gibt es bei mir (stauffenberg(ard)-film-geschädigt :-)) aber erst einmal ein verspätetes frühstück... ganz "normal" :chen


    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von CorinaB
    (wers original schottisch mag,


    :lache


    ich war mir so sicher, dass es weitergeht mit:


    "nimmt die entsprechende menge whisky"


    danke, corina!
    klingt beides sowohl interessant als auch nachkochbar :knuddel

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von drehbuch
    ja, über das schtschi bin ich neulich gestolpert, war aber zu sehr vom geschehen des romans (den ich mir übrigens hauptsächlich deshalb besorgt hatte, weil ich dich in einem thread hier über die sorgen von "nachwuchs-autoren" so freundlich fand :-) )


    OT: Du meinst wahrscheinlich den, wo viele mich so gemein fanden, weil ich jungen Nachwuchsautoren ein wenig Realitätssinn beibiegen wollte? :grin


    Zitat

    gefesselt, als dass ich statt nur kurz über den schwer aussprechbaren namen zu schmunzeln den "rezept-filter" eingeschaltet hätte.


    Ich kann noch etwas nachtragen. Zur Premierenlesung gab es ein Kosakenbüffet mit gar köstlichen Piroggen, und zwar mit Pilz-, mit Fisch- und mit Sauerkrautfüllung.
    Piroggen kommen in dem Buch nämlich auch vor.
    Absolut empfehlenswert! Will ich auch unbedingt mal wieder machen.
    Für Faule funktioniert das Ganze zur Not auch mit Pizzateig.


  • Der Schotte würde sein Porridge da vielleicht einstippen. :lache
    Aber ich denke, Milch ist gesünder.
    Mit ein bisschen Zimt drüber (und Zucker) ist es sicher auch ganz lecker. Zimt wäre damals die Luxusversion für Könige gewesen.

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • armagnac, rotwein, butter, eier, zucker, mandeln...


    ich glaube, ich hab den thread zum falschen zeitpunkt eröffnet :wow
    NOCH sind die neujahrs-vorsätze bei mir in zu guter erinnerung :grin


    ===========================================


    25.1.09: vollzugsmeldung "abdeckersuppe" à la "siechenmagd" (neeb)
    nunja, es ließ sich essen, die zwiebel riss einiges raus, das arme kleine ei ging total unter. die zwiebel verbreitete wenigstens etwas appetitanregenden geruch, vom aussehen her war es zu vergessen.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von drehbuch ()

  • Die Rezepte aus diesem Buch sidn noch aus einer Überlieferung des Apicius erhalten. Mit "De re coquinaria" hat sein Buch als einziges die ZEiten und in einer Überlieferung aus dem 4. JAhrhundert nach Christus die Zeit überdauert.
    Die Rezepte sollen gut nachzukochen sein udn auch schmecken. Selbst habe ich es leider noch nicht ausprobiert, auch wenn es mich reizt.

  • danke! :knuddel1
    kann ich dich nicht überreden, dich kurzfristig von einer eule in ein versuchskaninchen zu verwandeln (und dann natürlich wieder zurück!)?
    :grin


    es wäre toll, wenn sich noch weitere beteiligen, möglichst unter verlinkung des buches, aus dem sie das rezept haben!
    lg
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Wie wäre es mit gebackenen Zwiebeln?


    Man nehme ein gutes Pfund Zwiebeln, schäle sie und schneide sie in Scheiben von der Dicke deines kleinen Fingers. Dann zerlassse man einen guten Löffel voll Butter oder Schmalz in der Pfanne, löse einen Löffel voll Honig darin auf und lege die Zwiebelscheiben darein. Nach kurzem Anbraten gebe man einen kleiner Becher weißen Weines hinzu und lasse das Ganze unter einem Deckel eine knappe halbe Stunde lang schmoren. Danach gebe man nach Belieben Salz hinzu, rühre einen Becher Rahm ein und würze es mit gehackten Kräutern vom Garten.


    Guten Appetit wünscht Gheron :wave

  • Gheron - die habe ich auch schon versucht und sie waren köstlich. Allerdings sollte man unbedingt darauf achten, dass die Zwiebeln schön glasig sind. :grin


    Eines meiner Lieblingsrezepte (das ich aber niemals nachkochen würde...) beginnt mit "Man nehme einen Schweinskopf und nagele die Zunge auf ein Holzbrett" :yikes Das ist aber nur ein Rezept, das ich mit leichtem Gruseln gelesen habe und bei dem mir bewusst geworden ist, welch harte Arbeit damals das Kochen bedeutete.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Eines meiner Lieblingsrezepte (das ich aber niemals nachkochen würde...) beginnt mit "Man nehme einen Schweinskopf und nagele die Zunge auf ein Holzbrett" :yikes Das ist aber nur ein Rezept, das ich mit leichtem Gruseln gelesen habe und bei dem mir bewusst geworden ist, welch harte Arbeit damals das Kochen bedeutete.


    dein gruseln kann ich gut verstehen! :lache


    @ gheron:
    leider habe ich derzeit keine pfanne mit deckel, aber das steht auf der liste ziemlich weit oben.
    vielen dank, ich werde das ganz bestimmt versuchen! :anbet


    :wave


    so, bis auf charlotte t. und ines haben die eingeladenen autoren meine pn gelesen und zum großen teil auch schon sehr nett per pn und/oder hier reagiert.
    danke :knuddel1 :anbet
    über weitere rezepte, gern auch mit verlinkung des jeweiligen buches, würde ich mich freuen.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von drehbuch ()

  • "Tafeln mit Sisi"


    z.B.
    Brodtorte aus Gödöllö (23.Oktober 1894)
    1 1/2 Pfund Zucker, 1 1/2 Pfund Mandeln (die mit Wasser und Eiklar gerieben wurden), 10 ganze Eier und 18 Dotter schaumig rühren. Den Saft von 2 Limonen, 15 Loth gehacktes Citronat, Gewürz und 6 Loth geriebene Schokolade darunter mischen. Den Schnee von 12 Eiklar und 18 Loth Brösel, die mit Rum befeuchtet wurden, unterheben. In einer geschmierten, bemehlten Form langsam backen. Mit Schokolade glasieren.


    oder


    Caprice Ihrer Majestät
    1/2 Pfund Butter sehr schaumig rühren, löffelweise 10 Loth Zucker dazugeben, dann 4 ganze eier, 1 Dotter, 2 Loth Brösel, 1/2 Pfund Mehl, Vanille und Schnee. In befetteten Papierkapseln backen.


    1 Loth sind 17,5 Gramm, ein Pfund 56 Dekagramm


    Kein Wunder, musste sie zwischendurch Fastentage einlegen....
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt