Pseudonym und Vita - Wo liegen die Grenzen?

  • Guten abend :wave
    ich habe mich soeben hier registriert, weil mir schon seit einiger Zeit eine Frage auf der Zunge brennt und ich euer Bücherforum bisher am tollsten von den deutschsprachigen, die ich kenne, finde. Auch, wenn es sich bei der Büchereule nicht um ein reines Autorenforum handelt, hoffe ich dennoch, dass mir hier der ein oder andere die Frage beantworten kann.
    Unzwar geht es mir um den Spielraum von Autorenpseudonymen.


    Es gibt ja so einige Autoren, die - aus welchen Gründen auch immer - ein Buch unter einem falschen Namen, eben einem Pseudonym veröffentlichen. Nicht selten gibt es zu diesem Pseudonym auch eine ganze Hintergrundgeschichte, damit der "erfundene Charakter" auch möglichst glaubwürdig rüberkommt. Aber, wo liegen eigentlich die Grenzen einer solch erfundenen Vita?


    Nehmen mir mal an, Max Schmidt veröffentlicht ein Buch. Er hat dem Verlag seines Vertrauens bereits das Manuskript sowie einiges zur eigenen Person abgeliefert und tatsächlich eine Zusage erhalten. Natürlich möchte Herr Schmidt auch, dass seine zukünftigen Leser ihn als Person und Autor kennen, also wird ein kleiner Text über ihn im Buchumschlag veröffentlicht. Dieser würde in etwa so aussehen:


    "Max Schmidt (geboren am 03.06.1969 in Berlin) lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Hamburg. Er studierte Journalismus und arbeitete einige Zeit lang erfolgreich als Redakteur für die Frankfurter Rundschau. Die liebe zum Schreiben entdeckte er bereits in frühen Kindheitsjahren, jedoch ist "NAME DES BUCHES" sein Erstlingswerk."


    Jetzt möchte Herr Schmidt gerne ein weiteres Buch veröffentlichen, dabei allerdings nicht seinen richtigen Namen angeben. Also soll künftig unter dem Buchtitel Sandra Müller stehen. Der Verlag seines Vertrauens sagt ihm zu, jedoch möchte Herr Schmidt, pardon, Frau Müller gerne, dass folgendes im Umschlag steht:


    "Sandra Müller (geboren am 08.11.1986 in Wien/Österreich) lebt als Alleinstehende in Feldkirchen bei München. In München begann sie ein Germanistikstudium, brach dies jedoch ab, um sich handwerklich als Friseurin zu betätigen. Das Schreiben ist erst seit kurzer Zeit ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben, dennoch veröffentlichte sie zahlreiche Kurzgeschichten in diversen Zeitschriften und Anthologien."


    Wie man sieht, eine reine Lüge. Wäre dies dennoch so möglich? An welcher Stelle müsste Frau Müller alias Herr Schmidt "zurückstecken"?


    Nehmen wir weiter an, alles hätte genauso geklappt, wie es sich Herr Schmidt vorgestellt hat. Jetzt möchte er jedoch vollkommen unbekannt bleiben und denkt sich ein neues Pseudonym - etwa Karin Meier - aus. Mit diesem möchte er an einen ganz anderen Verlag gehen.
    Darf er sich beim Verlag als Karin Meier vorstellen, oder muss Herr Müller von vorn herein reinen Tisch machen? Und wie sieht es eigentlich mit einem BoD-"Verlag" aus?


    Das Posting ist jetzt etwas länger geworden, als beabsichtigt. Ich hoffe trotzdem, ihr könnt mir diese Frage mehr oder weniger beantworten.


    Viele liebe Grüße,
    VdS

  • Pseudonyme mögen Gründe haben, vielleicht sogar auch gute, die Grenze ist da erreicht, wo es peinlich wird. Als Beispiel für eine mehrfach gespaltene Schriftstellerpersönlichkeit, die richtig mit der Sache umgeht kann man Eva Völler/ Charlotte Thomas / Anne Sievers / Paula Renzi / (und andere mehr....) sehen, die ihre Bücher und Pseudonyme alle auf ihrer Homepage aufgeführt hat und die halt für jedes Genre ein anderes Pseudonym gewählt hat, mieses Gegenbeispiel ist die sogenannte Frau Sarah Lark, die sich zur Neuseelandreiseleiterin mit Erstlingswerk gemacht hat- schade drum - eigentlich gute Bücher, sie hätte es nicht nötig gehabt und von uns werden viele den dritten Band wegen vollendeter Verarsche nicht lesen. Dazu gab es eine heftige Diskussion unter vorstehendem Link.


    Übrigens macht sie es bei ihrem neuen Werk anders, sie schreibt gleich dazu, dass es sich um ein Pseudonym handelt und zwar sowohl bei Ricarda Jordan, als auch bei Sarah Lark. So geht man mit seinen Lesern um ohne sie zu verarschen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • In wenigen Wochen wird mein erstes Buch erscheinen - unter einem Pseudonym. Der Grund dafür ist nicht verkaufsstrategischer, sondern rein persönlicher Natur. Ich liebe China und seine Menschen, aber in meinem Roman werden Aussagen getroffen und Sachverhalte geschildert, die der chinesischen Regierung und ihren Behörden (die ich nicht liebe) nicht genehm sein werden. Nachdem ich von 1986 bis zur Wiedervereinigung einem Einreiseverbot in die DDR unterlag, darf ich mich getrost als gebranntes Kind bezeichnen und möchte verhindern, dass mir Vergleichbares für die VR China widerfährt. Ich will nicht paranoid erscheinen und glaube auch nicht, dass der chinesische Auslandsgeheimdienst Bücherforen nach unliebsamen Stimmen durchforstet, aber ich kann nicht völlig ausschließen, dass mein Buch nach einer Verkettung dummer Zufälle eventuell "gemeldet" wird und ich auf einer schwarzen Liste lande. Man mag mich dafür auslachen, aber ich bin nicht bereit, diesbezüglich ein Risiko einzugehen - die Chinesen sind nämlich definitiv noch paranoider als ich, wenn es um Kritik an ihrem System geht.


    Was den Leser betrifft, kann es ihm meiner Meinung nach gleichgültig sein, ob ich Jan Winter oder Hans Hansen heiße, weil dies keinerlei Relevanz für mein Buch und seinen Inhalt hat - wobei er oder sie gern wissen dürfen, dass Jan Winter nicht in meinem Reisepass steht.


    Anders stellt sich die Sache mit der Vita dar, wie Beo schon völlig richtig ausgeführt hat. Es liegt nicht in meiner Absicht, die Leser zu verarschen. Wenn ich gewisse Dinge für zu privat halte, erwähne ich sie nicht in einer für die Öffentlichkeit bestimmten Vita, aber ich werde darin nichts behaupten, das nicht den Tatsachen entspricht.


    P.S. Damit es mir nicht später um die Ohren gehauen wird, gebe ich hiermit zu, dass ich nicht eigentlich in Hamburg geboren wurde, sondern wenige hundert Meter jenseits der Stadtgrenze. Da meine Vorfahren aber seit fünf Generationen als "Quiddjes" in HH ansässig sind und ich seit meinem zweiten Lebenstag dort gelebt habe, nehme ich für mich in Anspruch, ein Hamburger Jung zu sein. :grin


    LG harimau :wave

  • Unter Pseudonym zu schreiben finde ich vollkommen in Ordnung. Harimaus Argumentation find ich schlüssig. Auch wenn eine erfolgreich historische Romane schreibt, nun einen tollen Krimi vorlegt, der aber an der Zielgruppe komplett vorbeigeht, weil mit dem Autorennamen historische Schmöker assoziiert werden, ist das legitim.
    Oder auch wenn ein Liebesromanautor Klaus-Dieter Mollenhauer sich lieber Claire Mauve oder so nennt, why not.


    Wenn aber in der Vita zu meinem Arktisroman steht, ich hätte jahrelang bei den Inuit auf Buffin Island gelebt, bin aber in Wahrheit nur zweimal aus Panschwitz-Kuckau herausgekommen, als ich nämlich meine Oma in Bautzen besucht habe, ist das schon grenzwertig.


    Und wenn mir weisgemacht werden soll, den neuesten Wissenschaftsthriller habe Dr. rer. nat. Ungeheuer geschrieben, in Wirklichkeit war es aber eine Gärtnerin aus Garzweiler, grenzt das an Betrug.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Wenn aber in der Vita zu meinem Arktisroman steht, ich hätte jahrelang bei den Inuit auf Buffin Island gelebt, bin aber in Wahrheit nur zweimal aus Panschwitz-Kuckau herausgekommen, als ich nämlich meine Oma in Bautzen besucht habe, ist das schon grenzwertig.


    Und wenn mir weisgemacht werden soll, den neuesten Wissenschaftsthriller habe Dr. rer. nat. Ungeheuer geschrieben, in Wirklichkeit war es aber eine Gärtnerin aus Garzweiler, grenzt das an Betrug.


    :rofl :rofl :rofl

  • Pseudonyme sind völlig in Ordnung solange die Leser mit der Vita nicht belogen werden.
    Ich würde mir mehr wie vera... vorkommen wenn sich herausstellt das ein Autor der angeblich ein harter Kerl auf ner Bohrinsel ist, sich als der Stubenhocker von nebenan herausstellt für den der Gang in den Supermarkt schon ein gefährliches Abenteuer ist!!

  • Ist doch völlig egal, welcher Name drauf- und welche Lebensgeschichte drinsteht. Hauptsache, mir wird eine gute Geschichte gut erzählt. Dabei spielt nicht einmal eine Rolle, ob Horst Eisberg zwanzig Jahre als Eisbär unter den Eskimos gelebt hat, bevor er sein Opus Magnum "Eis!" ablieferte. Wenn es gut ist, ist es gut. Alles andere spielt keine Rolle. Jedenfalls bei Belletristik (die Verlage sehen es auch so). Das ist fiktionale Literatur. Die Fiktionalität darf auch den Autor einschließen. Nicht selten lesen wir Bücher, die von Ghostwritern produziert wurden. Und auch bei vielen Autoren, die nicht unter Pseudonymen schreiben, stimmen die Lebensgeschichten möglicherweise nicht.

  • Na ja, für mich macht das schon einen Unterschied, ob ich durch eine frei erfundene Vita mit Authentizität geködert werden soll, der Autor in Wirklichkeit die drei Jahre nicht in der Arktis, sondern in der Oberlausitz zugebracht hat.


    Vielleicht schreibt er ja einen absolut fesselnden Roman, und ich bin hinterher der festen Überzeugung, dass die die Inuit kiloweise Eisbärleber verspeisen und die Caribous den heiligen Kühen Indiens entsprechen. Hat ja ein Experte geschrieben. Schlimmstenfalls gehe ich selbst mal in der Arktis verschütt, esse kiloweise Eisbärleber, um dann elendiglich an einer Vitamin-A-Vergiftung zugrunde zu gehen :cry


    Belletristik ist doch in den seltensten Fällen reine Fiktion. Ich glaube nicht, dass es den Lesern egal ist, wenn in einem historischen Roman Heinrich VIII und Wilhelm der II sich bekriegen. Oder ein Krimi in Bielefeld, der Hauptstadt Bayerns, spielt. :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Pseudonyme mögen Gründe haben, vielleicht sogar auch gute, die Grenze ist da erreicht, wo es peinlich wird. Als Beispiel für eine mehrfach gespaltene Schriftstellerpersönlichkeit, die richtig mit der Sache umgeht kann man Eva Völler/ Charlotte Thomas / Anne Sievers / Paula Renzi / (und andere mehr....) sehen, die ihre Bücher und Pseudonyme alle auf ihrer Homepage aufgeführt hat und die halt für jedes Genre ein anderes Pseudonym gewählt hat, mieses Gegenbeispiel ist die sogenannte Frau Sarah Lark, die sich zur Neuseelandreiseleiterin mit Erstlingswerk gemacht hat- schade drum - eigentlich gute Bücher, sie hätte es nicht nötig gehabt und von uns werden viele den dritten Band wegen vollendeter Verarsche nicht lesen. Dazu gab es eine heftige Diskussion unter vorstehendem Link.


    Übrigens macht sie es bei ihrem neuen Werk anders, sie schreibt gleich dazu, dass es sich um ein Pseudonym handelt und zwar sowohl bei Ricarda Jordan, als auch bei Sarah Lark. So geht man mit seinen Lesern um ohne sie zu verarschen.


    danke für deinen link zu einem aufschlussreichen thread!

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Pseudonyme mögen Gründe haben, vielleicht sogar auch gute, die Grenze ist da erreicht, wo es peinlich wird. Als Beispiel für eine mehrfach gespaltene Schriftstellerpersönlichkeit, die richtig mit der Sache umgeht kann man Eva Völler/ Charlotte Thomas / Anne Sievers / Paula Renzi / (und andere mehr....) sehen, die ihre Bücher und Pseudonyme alle auf ihrer Homepage aufgeführt hat und die halt für jedes Genre ein anderes Pseudonym gewählt hat, mieses Gegenbeispiel ist die sogenannte Frau Sarah Lark, die sich zur Neuseelandreiseleiterin mit Erstlingswerk gemacht hat- schade drum - eigentlich gute Bücher, sie hätte es nicht nötig gehabt und von uns werden viele den dritten Band wegen vollendeter Verarsche nicht lesen. Dazu gab es eine heftige Diskussion unter vorstehendem Link.


    Ich habe den Thread überflogen, muss allerdings sagen, dass hier diese "Wut" gegen die Autorin und ihr Pseudonym einen anderen Grund hat. Sie hat nämlich ihre eigenen Bücher unter ihrem jeweils anderen Pseudonym angepriesen, was allerdings wieder ein anderes Diskussionsthema ist.


    (Mal ganz davon abgesehen ist es doch eigentlich viel Schöner, wenn das eigene Buch von anderen, neutralen Lesern angepriesen und gelobt wird, oder? ;) )


    Zitat

    Original von harimau
    In wenigen Wochen wird mein erstes Buch erscheinen - unter einem Pseudonym. Der Grund dafür ist nicht verkaufsstrategischer, sondern rein persönlicher Natur. Ich liebe China und seine Menschen, aber in meinem Roman werden Aussagen getroffen und Sachverhalte geschildert, die der chinesischen Regierung und ihren Behörden (die ich nicht liebe) nicht genehm sein werden. Nachdem ich von 1986 bis zur Wiedervereinigung einem Einreiseverbot in die DDR unterlag, darf ich mich getrost als gebranntes Kind bezeichnen und möchte verhindern, dass mir Vergleichbares für die VR China widerfährt. Ich will nicht paranoid erscheinen und glaube auch nicht, dass der chinesische Auslandsgeheimdienst Bücherforen nach unliebsamen Stimmen durchforstet, aber ich kann nicht völlig ausschließen, dass mein Buch nach einer Verkettung dummer Zufälle eventuell "gemeldet" wird und ich auf einer schwarzen Liste lande. Man mag mich dafür auslachen, aber ich bin nicht bereit, diesbezüglich ein Risiko einzugehen - die Chinesen sind nämlich definitiv noch paranoider als ich, wenn es um Kritik an ihrem System geht.


    Ist es nicht gerade dann legitim, sich eine falsche Identität zu verschaffen. Selbst, wenn die chinesische Regierung auf das Buch aufmerksam wird, wird sie den Autor nicht oder zumindest sehr schwer finden - wenn er statt Hans Hansen eben Jan Winter heißt, vielleicht sogar angibt, in München statt in Buxtehude zu leben und Jahrgang 79 statt 69 ist. Ich denke, dann würden die Leser, sofern dies irgendwann rauskommt, auch eher nachvollziehen können, warum man diesen Weg gewählt hat.
    Deine Situation kann man im übrigen auch beliebig weiterführen. Beispielsweise möchte eine Muslimin einen Erotik-Roman verfassen und muss sich eine falsche Vita zulegen, damit ihre Familie sie nicht verstößt.


    Zitat

    Original von Tom
    [...]
    Nicht selten lesen wir Bücher, die von Ghostwritern produziert wurden. Und auch bei vielen Autoren, die nicht unter Pseudonymen schreiben, stimmen die Lebensgeschichten möglicherweise nicht.


    Dann müsste man sich die bei jedem Autor die Frage stellen, in wieweit er die Wahrheit sagt... Erschreckend...


    Allerdings gebe ich dir in dem Sinne recht, dass es bei einem mehr oder weniger fiktiven Roman nicht so dramatisch ist, eine falsche Vita anzugeben, wie z.B. bei einem Sachbuch o.Ä. (wie es DraperDoyle bereits aufgeführt hat).

  • Gründe für ein Pseudonym gibt's viele, aus Autoren- wie Verlagssicht. Sei es, dass der hartgesottene Thriller-Autor plötzlich seine Liebe zu zartrosa Schmonzetten entdeckt (dabei fällt mir immer Jack Nicholson in "Besser geht's nicht" ein :grin ) oder ein Autor einen Enthüllungsroman schreibt, für den er nachher Haue oder Prozesse fürchten muss.
    Oder der Autor probiert sich mit etwas Neuem aus und hat Angst, dass das Buch total schiefgeht und auch den "richtigen" Namen mit runterzieht.


    Meist sind die Gründe banaler und hängen mit Prozessen auf dem Buchmarkt zusammen. Sobald ein Autor Veröffentlichungen in einem bestimmten Genre, in einem bestimmten Stil vorweisen kann, verbindet sich der Autorenname mit einer bestimmten Art von Buch und meist auch mit einem bestimmten Verlag. Somit weckt der Autorenname schon gleich vorab Erwartungen beim Leser hinsichtlich Themen, Epoche und Genre. Der Name ist zu einer Art "Marke" geworden - wenn sicher auch meist unbewusst.


    Schon allein ein anderer Verlag zusätzlich kann da leicht Verwirrung stiften ("hä? wieso ist der / die jetzt nicht mehr bei xyz - gab's da Zoff?"), und noch mehr, wenn der Autor mal noch etwas anderes ausprobieren möchte ("Menno, ich hatte mich so darauf gefreut, noch so etwas zu lesen wie abc letztes Jahr, und stattessen war das so ein ganz anderes Buch!").
    Da bietet sich die Lösung "neues, anderes Buch = neuer Name = neue Marke" an.
    Keine perfekte Lösung, aber eine ganz brauchbare.



    Bei mir :grin war es konkret so, dass in meiner Schublade noch ein Romanentwurf vor sich hindümpelte, der für dieses Schicksal einfach ein bisschen zu schade war. Zu den Schmökern bei Lübbe passte er nicht so recht; das wäre ein arger Bruch in der Ausrichtung gewesen; außerdem hatte ich große Lust, an Handlungsaufbau und Erzählweise herumzuexperimentieren - und das hätte ja durchaus auch gehörig daneben gehen können.


    Also entschieden mein Agent und ich uns für einen anderen Namen und einen anderen Verlag: "Charlotte Wolf" war geboren.
    Mit meiner eigenen, echten Vita, nur in anderen Worten ausgedrückt; alles andere hätte für mich keinen Sinn gemacht.


    Im Nachhinein bin ich da auch sehr froh drüber - dass mir keiner Vorgaben gemacht hat zur Vita und ich mich für "meine", echte, entschieden habe, und dass ich auch mein Pseudonym frei wählen konnte.
    Und dass ich keine große Geheimniskrämerei drum treiben muss - nur bisschen warten, bis der im letzten Sommer in quasi letzter Minute verschobene Erscheinungstermin wieder feststand.


    So habe ich doch immer noch das Gefühl, es ist ganz und gar "mein" Buch, bin das immer noch "ich", die hinter dem Buch steckt, und ich muss deshalb kein Bauchgrummeln haben.
    (Also... nicht mehr wie beim Erscheinen eines Buches sonst halt auch; aufregend ist es immer :lache )


    Wolke hat es mit meiner Erlaubnis schon vor einiger Zeit hier im Forum sehr dezent ( Neuerscheinungen 2009 der Eulenautoren ) angekündigt:


    Das da unten ist meins, mein "Wölfchen", erste Taufe im Club-Haus Bertelsmann Februar / März, zweite Taufe im Herbst bei fredeboldundfischer.
    "Charlotte Wolf" drauf, ein bisschen andere Nicole drin. :schuechtern

  • Zitat

    Original von Nicole
    Das da unten ist meins, mein "Wölfchen", erste Taufe im Club-Haus Bertelsmann Februar / März, zweite Taufe im Herbst bei fredeboldundfischer.
    "Charlotte Wolf" drauf, ein bisschen andere Nicole drin. :schuechtern


    Danke, das wäre mir fast entgangen :wow
    (Ich sollte vielleich doch öfter in den Neuerscheinungen-Fred schauen).
    Der Club hats noch nicht gelistet, Fredeboldundfischer hat aber sogar schon eine Leseprobe (PDF)


    www.fredeboldundfischer.de/upl…is.shivas.leseprobe.1.pdf


    www.fredeboldundfischer.de/upl…is.shivas.leseprobe.2.pdf

  • @ Nicole
    Ich will nicht stänkern, aber ist die von Dir beschriebene Verwendung von Pseudonymen bei Experimenten nicht trotzdem etwas merkwürdig dem Leser gegenüber? Der Leser wird meines Erachtens da nur als Konsument von Romanen nach Schema XY verstanden. Ein Konsument, der nicht damit klar kommt, wenn das Schema oder Genre mal ein wenig verschoben wird. Wenn ich mich wirklich für ein Autoren interessiere, dann finde ich auch gerade diese Entwicklungen und Ausbrüche zu den Seiten spannend. So pragmatisch das von Seiten der Verlage und der Autoren sein mag, mich schüttelt es ehrlich gesagt, wenn ich an das dahinterliegende Bild des Lesers denke. Ich würde es persönlich übel nehmen, wenn ich so hinters Licht geführt werde. Dagegen ist es mir herzlich egal, in wie vielen verschiedenen Verlagen ein Autor publiziert. Bestehen denn die deutschen Leser wirklich in Massen aus solchen Trotteln, dass man ihnen nicht die Entwicklung und das Ausprobieren eines Autoren zumuten kann? Dass man ihnen nicht noch einen Blick auf Buchrücken und in das Buch gestattet, um jeweils selbst zu entscheiden, ob ihnen dieses neue Buch von einem bekannten Autoren zusagt?

  • @ Bouquineur


    Nein, im Club ist's noch nicht gelistet; es gibt eine Premiere im Katalog - da Abgabeschluss für ein Kurzinterview mit mir der 14.01. war, nehme ich mal stark an, dass es im Februar-Katalog drin sein wird. (Hoffe ich zumindest schwer!! :lache Ich kann's jetzt nämlich auch kaum mehr abwarten)


    Ich hätt's auch gerne schon früher laut rumgebrüllt, wusste aber nicht wo (in den anderen Freds zu meinen Büchern schien's mir unpassend) und auch nicht was - Bertelsmann macht da grad ziemliches Geheimnis draus; ich kenn' das Cover noch nicht, weiß nicht, wie's präsentiert wird und weiß auch nicht, wann genau (ob Februar oder März und an welchem Tag) es erscheinen wird.


    Aber die Gelegenheit, heute und hier in diesem Fred damit rauszurücken, erschien mir einfach zu gut :-]


    @ Vulkan


    Ehrlich gesagt reut's mich jetzt schon ein bisschen, dass ich das jetzt hier kund getan habe, wenn ich Dein post lese.
    Weder ich noch mein Verlag wollen jemanden hinters Licht führen, und wir halten auch die Leser nicht für "Trottel", wie Du es hier implizierst.
    Ich weiß jetzt nicht, ob Du mir persönlich das unterstellst - falls ja, dann trifft mich das sehr, weil ungerechtfertigt.
    (falls nicht, so korrigier mich bitte)


    Mir wurde zumindest versprochen, dass im Katalog beide Namen drin stehen würden, mein bekannter und das Pseudonym, da das sogar Bedingung für die Premiere bei Bertelsmann war. Da ich aber keinen Vorabzug für den Katalog bislang zu Gesicht bekommen habe, kann ich das auch schlecht erwähnen und mich darauf berufen. Ich muss warten, bis ich den Katalog zu Gesicht bekomme.


    Das Pseudonym war für mich ganz am Anfang ein geschützer Raum, mit dem Schreiben zu experimentieren: macht ja nix, wenn's schief geht, dann hält sich der Schaden für das, was ich mir bislang unter meinem eigenen Namen erarbeitet habe, vielleicht in Grenzen.
    (Und ja, das ist mir wichtig - ich lebe schließlich vom Schreiben, und ich liebe meinen Beruf.)
    Ohne Täuschungsabsicht oder dass ich jemanden für doof hielte, der das Buch später kaufen würde; einfach was für nebenbei, aus Spaß an der Freud'.


    Trotzdem war mir immer klar: irgendwann kommt das Buch auf den Markt, und dann wissens bald alle, dass ich das bin. Schon allein vom Stil her, von den Wendungen - und vom Autorenfoto wollen wir mal nicht reden.


    Als ich im Sommer vergangenen Jahres mitkriegte, dass das Ganze wohl doch größer würde und doch mit vermarktet würde, dass ich das bin, war's dann aber auch okay, mir sogar lieber, und ich betrachtete das Pseudonym als das, was es auch immer noch für mich ist: ein klares Signal an die Leser und auch an meine anderen Verlage (auch nicht ganz unwichtig), dass der Name "Charlotte Wolf" einfach für eine ganz andere Seite von mir steht, für ein anderes Buch.


    Kann man auch anders sehen, ich weiß.


    Ich könnt' mich jetzt rausreden, dass mir das von Agentur oder Verlagen auf Auge gedrückt wurde und ich arme, arme Autorin mich nicht dagegen wehren konnte.
    Dem war aber nicht so; das Pseudonym war Teamwork, ich von Anfang an einverstanden - und ich habe mich genauso von Anfang an damit wohlgefühlt. Weil es auch für mich eine innere Trennung bedeutet. Dort die anderen Bücher, hier dieses, Charlotte Wolf. Und das ist was anderes.
    Für mich machte das Sinn und tut es noch.


    Tut mir leid, wenn das bei Dir schief ankommt; ich halt's immer noch für eine gute Lösung.


  • Jep, das hat gut gepasst :-)


    Ich freu mich jedenfalls schon drauf. Auch wenn Charlotte Wolf auf dem Cover steht, Hauptsache, es steck Nicole drin :-]


    Wird die Wartezeit bis zum nächsten Nicole-Buch nicht so lange :-)

  • Nicole,
    ich wollte Dich nicht angreifen und Dir nichts unterstellen. Zumal ich Dich nicht so verstanden hatte, dass Du Erfinder dieser allgemeinen Methode bist und außerdem kein großes Geheimnis aus Deinem Pseudonym machst. ;-) Ich bin dankbar für die Erkenntnisse, die ich in diesem Thread gerade gewinne. Ich lese sehr wenig Zeitgenössisches und habe mir bis heute keinen Begriff von dieser häufigen Verwendung von Pseudonymen gemacht.


    Wenn ich schreibe, dass ich mich verschaukelt fühle von solchen Verlagen, dann entspricht das meiner Meinung, ist aber wirklich kein Angriff auf Dich.
    Ich denke eben, sobald ein Autor ein Buch publiziert, sollte er dazu stehen - entweder mit immer dem gleichen Pseudonym oder mit seinem eigenen Namen. Klar gibt es mal Flops, aber ruinieren die den Autoren mehr oder weniger, je nachdem welcher Name darauf steht? Und das was hier beschrieben wurde, dass man Lesern nicht zumuten möchte, von einem bisherigen Historischen Roman-Autor nun einen historischen Krimi zu lesen, finde ich eben merkwürdig. Es geht von einem rein genremäßigen Leser aus und das finde ich traurig. Wenn ich Deine Bücher kennen und mögen würde, würde ich doch auch ein Neues lesen wollen - gerade wenn es in eine neue und andere Richtung geht. Gerade diese Unterschiedlichkeit, das Beherrschen mehrerer Spielarten macht doch einen guten Autoren aus, oder täusche ich mich da?


    Edit: Wenn ich mich im Ton vergriffen habe, tut es mir leid - bitte entschuldige es bitte angesichts meines Erstaunens.

  • @ Bouquineur


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich freu mich jedenfalls schon drauf. Auch wenn Charlotte Wolf auf dem Cover steht, Hauptsache, es steck Nicole drin :-]


    Oh das tut's! :-]
    Nur eben ein bisschen eine andere als ihr bislang von mir kanntet... :lache
    Es ist kein "Südwinde" und auch kein "Safranmond". Es ist knapper, etwas weniger als 400 Seiten. Die Rahmenhandlung ist ein Kammerspiel auf einem Ozeandampfer im Jahre 1902, mit "Krimi"-Elementen (deshalb die Anführungszeichen, weil mir nicht so viel daran liegt, wer der Bösewicht ist als vielmehr WIE und WARUM), und eingeflochten sind Episoden aus der Geschichte des verfluchten Diamanten, von Aurangzeb über die Französische Revolution bis ins 19. Jahrhundert, in dem noch eine Familiengeschichte mit ins Spiel kommt.
    Hat einfach Spaß gemacht! :-]


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Wird die Wartezeit bis zum nächsten Nicole-Buch nicht so lange :-)


    Erst war ich super-enttäuscht, dass es verschoben wurde, aber später dachte ich dann auch: okay, passt gut, fällt genau in die Pause bis zum nächsten Buch! :-)


    @ Vulkan


    Zitat

    Original von Vulkan
    ich wollte Dich nicht angreifen und Dir nichts unterstellen.


    Okay, dann bin ich beruhigt! :lache


    Zitat

    Original von Vulkan
    Und das was hier beschrieben wurde, dass man Lesern nicht zumuten möchte, von einem bisherigen Historischen Roman-Autor nun einen historischen Krimi zu lesen, finde ich eben merkwürdig. Es geht von einem rein genremäßigen Leser aus und das finde ich traurig.


    Ich bin auch kein Experte, was den Buchmarkt betrifft (ich kümmer' mich zuwenig drum, lieber um die Bücher, die ich schreiben mag :-) ), aber was ich so mitbekommen habe, gibt es reichlich Erfahrungswerte dazu. Bücher eines Autors, die aus dem bisherigen Genre ausscheren, laufen in der Regel meist nicht so gut. Warum das so ist, lässt sich wohl nicht genau nachvollziehen - deshalb ist man aber trotzdem dazu übergegangen, klare Grenzen per Pseudonym zu ziehen.
    Durchaus auch mit Transparenz (so wie bei mir jetzt) - weil trotz Pseudonym der bekanntere Name zieht.


    (Öhm - ist's Dir eine Hilfe, wenn ich sage, dass ich zwar manches auf dem Buchmarkt und im Verlagswesen erklären bzw. davon erzählen kann, aber mir irgendwann abgewöhnt habe, alles, was dahinter steht, ganz genau verstehen zu wollen? :grin )


    Ich glaube, es ist letztlich - hart gesagt - eine Behelfsmethode. Wahrscheinlich ist niemand so richtig, hundertprozentig glücklich damit, aber sie funktioniert noch am besten.


    Zitat

    Original von Vulkan
    Gerade diese Unterschiedlichkeit, das Beherrschen mehrerer Spielarten macht doch einen guten Autoren aus, oder täusche ich mich da?


    Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich würde mal behaupten, es gibt Allrounder, die können irgendwie alles - und welche, die haben ihre (wenn sicher auch großzügige) Nische.
    Zu letzteren würde ich mich zählen.
    Einen solchen Mix-Roman wie den jetzt - historisch, Episodenroman, Kammerspiel, Frauenroman, Krimi und Mystery-Elemente - den hab ich mir noch zugetraut; Jugendbuch historisch schreibe ich ja auch wahnsinnig gerne.
    Aber einen lupenreinen zeitgenössischen Thriller etwa?
    Auweia.


    Trotzdem besteht durchaus bei den Verlagen Interesse daran, dass sich die Autoren weiterentwickeln - bei meinem Hauptverlag ist das beispielsweise so. Da erlebe ich schon, dass ich in meiner Nische (historisch 19. Jahrhundert) mit neuen Ideen ankomme, die von den bisherigen Büchern etwas wegführen und renne damit offene Türen ein.


    Nur das halt jetzt - das hätte für mich bei aller Liebe nicht dort reingepasst; das hätte sich für mich komplett schief angefühlt.
    Wollt ich nicht haben, auf keinen Fall.


    Zitat

    Original von Vulkan
    Ich denke eben, sobald ein Autor ein Buch publiziert, sollte er dazu stehen - entweder mit immer dem gleichen Pseudonym oder mit seinem eigenen Namen.


    Ich sehe das im Prinzip genauso - nur habe ich mich ganz persönlich dafür entschieden, beides haben zu wollen. :grin
    Es wird auch noch ein 2. Buch von Charlotte Wolf geben.
    Aber ich glaube, EIN Pseudonym reicht mir! :lache