Papst stellt Kardinal wieder ins Amt

  • Das hat ja nichts mit dem Alter zu tun, wenn man weiß, dass man von einem Thema zu wenig Ahnung hat, sollte man die Klappe halten, egal, wie alt man ist...


    Falls ich Zeit und Muße habe, mir noch ein bisschen was zu dem Thema anzulesen, schreib ich hier was, ansonsten bleib ich in meiner Stillen Ecke. ;)

  • Eine Bemerkung zur Begrifflichkeit:


    Antisemit ist nicht gleich 'Nazi'.
    Antisemitismus ist im Christentum angelegt, de facto beruht mindestens eine wesentliche Säule dieses Glaubens darauf, trotzdem sind nicht alle AnhängerInnen der christlichen Religion AnhängerInnen Hitlers.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Antisemit ist nicht gleich 'Nazi'.


    Das weiß ich durchaus. ;-)


    Edit: Das Beispiel mit den Nazis in verschiedenen Organisationen diente dem Zweck, als Antwort auf Ikarus' Einwurf, die "geistig verwirrten Schäfchen" sollten doch bitteschön kühl gelagert werden, darauf hinzuweisen, dass es politisch wie philosophisch ... originell denkende Menschen überall gibt, und dass diese Denkweisen aus Sicht so manch einer Organisation völlig irrelevant sind, da sie mit den eigentlichen Ziel und Aufgaben der entsprechenden Organisation einfach nichts zu tun haben.

  • Zitat

    Original von magali
    Eine Bemerkung zur Begrifflichkeit: [...]
    Antisemitismus ist im Christentum angelegt, de facto beruht mindestens eine wesentliche Säule dieses Glaubens darauf, trotzdem sind nicht alle AnhängerInnen der christlichen Religion AnhängerInnen Hitlers.


    Magali,
    kann es sein, dass Dir gerade der Lapsus unterlaufen ist, Antijudaismus und Antisemitismus zu verwechseln?
    Antisemitismus als ein auf Rasse beruhendes Konzept kann schlecht ursprünglich im Christentum angelegt sein. So weit ich weiß, hat erst Gobineau im 19. Jahrhundert das Konzept der "Menschenrassen" entwickelt.
    Luther als glühender Antijudaist war ja deshalb noch lange kein Antisemit.

  • Vulkan : Antisemitismus in diesem Sinn gab es auch zu Luthers Zeit noch nicht - was nichts daran ändert, dass beide Formen der Judenfeindlichkeit historisch, religiös und politisch große Schnittmengen haben und einander auch bedingen; der Antisemitismus hat quasi das Erbe des Antijudaimus' angetreten.

  • Die jüngste Forderung des Vatikan, Herr Williamson möge widerrufen und die Piusbruderschaft müsse das Zweite Vatikanum anerkennen, ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung (und wohl durchaus motiviert durch die Enpörung innerhalb der Kirche, Gesellschaft und der Medien ...)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • @ Tom
    Dagegen sage ich ja auch nichts. Nur wenn Magali Begrifflichkeiten gerade rückt, finde ich es nicht nebensächlich, ob der Antisemitismus oder der Antijudaismus im "Christentum angelegt" ist. Antijudaismus bedingt mitnichten Antisemitismus. Luther hatte (von seiner sehr späten Phase abgesehen, wo er anscheinend den Teufel persönlich schon vor seiner Tür sah) nichts gegen (ehemalige) Juden, die sich bekehren und taufen ließen.
    Ich bezweifle auch zutiefst, dass der Holocaust ohne den rassenbasierten Antisemitismus möglich gewesen wäre, der die jüdische Definition des Judentums völlig außer Kraft setzt.
    Deswegen finde ich den Unterschied zwischen Antisemitismus und Antijudaismus trotz aller realen Schnittmengen nicht nebensächlich.

  • Vulkan


    Du hast völlig recht, wenn ich mich auf das Christentum beziehe, muß ich von Antijudaismus sprechen.


    Luther war erst in seinen späten Jahren 'glühender Antijudaist'. Er fing ganz anders an.


    Den Beginn des Antisemtismus setzt man mit der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert an, weil er mit der Entwicklung des Nationalismus zu tun hat. Gobineau machte dann anderthalb Generationen später eine 'biologische' Theorie daraus.
    Woran man sieht, daß der Antisemitismus denkerisch-philosophisch jeweils auf der Höhe der Zeit war. Das ist ein Phänomen, das mich schon lange fasziniert.
    Das am weitesten entwickelte Gedankengut kann positiv wie negativ auschlagen.




    Tom


    ja, jetzt habe ich es auch kapiert.
    :lache


    Danke



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Churchill.


    Zitat

    Herr Williamson möge widerrufen


    Widerrufe und "Richtigstellungen" stimmen mich immer sehr skeptisch. Von halbwegs intelligenten Menschen nehme ich grundsätzlich an, dass sie sehr wohl meinen, was sie sagen - vor allem, wenn sie währenddessen in ein Kameraobjektiv blicken. Widerrufe oder Richtigstellungen ändern an der Grundhaltung solcher Leute nichts, sie fügen sich bestenfalls den Umständen und fressen Kreide, um ihre Ziele dann auf anderen Wegen zu erreichen.

  • Tom, ich habe vor einigen Jahren eine Hausarbeit über Luthers Haltung gegenüber Juden und Judentum geschrieben und er ist mir bestimmt nicht sympathischer dadurch geworden. Es geht mir nicht um eine Apologie Luthers, sondern nur darum, dass es zwischen Antisemitismus und Antijudaismus einen Unterschied gibt, nicht in der moralischen Wertung meinerseits (ich finde beides gleichermaßen absurd), sondern im Begriff selbst.


    Inwiefern Antisemitismus Antijudaismus bedingt, ist eine schwierigere Frage, weil der Antisemitismus auf über anderthalb Jahrtausenden Antijudaismus aufbaut und ich nicht weiß, ob und wie das zu trennen ist. Von daher würde ich diesbezüglich die Aussage verweigern - mögen sich Kompetentere angesprochen fühlen.

  • Vulkan : Ist ja auch schon ein paar Jahrhunderte her. ;-)


    Im Islam gilt der nicht unwesentliche Grundsatz der "Meidung" (al-wal' wa-l-bar'a), der sich auf Koransure 5,51 bezieht: "Nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden!" (usw.) Diese Regel, die sogar weitgehend unumstritten ist, hat nicht nur zur Folge, dass hier und da scheitert, was politisch korrekt "Migration" heißt (ist nie "Unwort des Jahres" gewesen, oder?), sondern setzt auch fort, was Antijudaismus im Christentum war und andere Formen der Ausgrenzung für andere Religionen sind. Nur, um mal eine andere Seite zu beleuchten. ;-) Will sagen: Die aktive Ächtung anderer Glaubensrichtungen (mit allen Konsequenzen) gehört häufig zum Programm. So viel zum Thema "Dialog" und "Ausgleich". Diese Anmerkung ist übrigens nicht einmal kritisch gemeint; ich kann es aus Sicht der alleinvertretungsbeanspruchenden Religionen sogar durchaus verstehen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Vulkan.



    Und umgekehrt?


    Mittelbar. Antisemitismus hat nichts mit der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft zu tun, er bezieht sich auf eine "Rassen"zugehörigkeit, betrifft somit gleichermassen alle aus den Regionen des Mittleren Osten stammende Menschen.


    Naja, und ich kenne keinen Syrer oder Jordanier, der sich als Antisemit bezeichnet :-) (und ich kenn ne Menge).....


    Sofern es "gegen das Judentum" geht, dann ist also Antijudaismus (oder altertümlicher Antizionismus) der exakte Begriff. Ebenso wie Antiislamismus "gegen den Islam" bezeichnet.


    @Topic:
    Ich glaube, die allgemein recht laute Empörung über den Papst in letzter Zeit ist sehr stark einem allgemeinen Unbehagen zuzuschreiben. Es gibt halt mehrere Aktionen seinerseits über die Zeit seines Pontifikates, die sehr stark auf eine rückwärtsgewandte, in manchen Kreisen schon als reaktionär bezeichnete, Denk- und Handelsweise hindeuten.
    Irgendwann läuft das Faß halt auch da mal über, und die Rücknahme der Exkommunikationen war so eine Art letzter Tropfen.


    Allerdings hat der Papst auch seit ungefähr 2,5 Jahren keinen politischen Berater mehr, eigentlich überhaupt nur einen sehr kleinen Kreis von Leuten, mit denen er sich u.U. bespricht. Und dieser Kreis ist eben bekanntermaßen sehr konservativ.


    Liebe Grüße
    Alraune

  • Zitat

    Original von Alraune
    Es gibt halt mehrere Aktionen seinerseits über die Zeit seines Pontifikates, die sehr stark auf eine rückwärtsgewandte, in manchen Kreisen schon als reaktionär bezeichnete, Denk- und Handelsweise hindeuten.


    Reaktionär zu sein ist doch eigentlich eine der grundlegenden Eigenschaften, die ein Papst mitbringen sollte. Aber ich kenne da noch nicht so viele von. Gab's früher mal auch nicht-reaktionäre Päpste?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von licht
    @ Alraune: bei Deinem Kenntnisstand über die Berater und Arbeitsweisen des Papstes scheinst Du da ja aus- und einzugehen??


    Liebes Licht :-) :-)
    Nur weil du vielleicht gewisse Informationen nicht aus den sehr allgemein zugänglichen Veröffentlichungen ziehst, musst du nicht gleich sarkastisch werden ... :wave
    Diesen Kenntnisstand kann jedes Menschenkind auf Erden haben, das lesen kann und sich (zugegebenermassen recht regelmäßig) mit den verschiedenen Weltreligionen beschäftigt.
    Es ist absolut kein Geheimnis, wie klein der enge Mitarbeiterstab Benedikts ist. Warum auch?


    Liebe Grüße
    Alraune

  • @licht


    Rom hat immer noch einen gewissen Zauber, ja?
    ;-)



    Doc Hollywood


    was verstehst Du unter 'reaktionär'?
    Und wieso ist das eine Grundeigenschaft von Päpsten?
    Oder war das wieder so ein Doc-Hollywood-Scherz?



    Alraune


    'Antisemitismus' ist tatsächlich zum Begriff für 'Judenfeindlichkeit' geworden, nichts sonst.


    Der Begriff 'semitisch' und seine Ableitungen ist in Sprachwissenschaften, Anthropologie und Geschichte eigentlich überholt. Leider hält er sich noch in der Öffentlichkeit.





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Doc Hollywood


    was verstehst Du unter 'reaktionär'?
    Und wieso ist das eine Grundeigenschaft von Päpsten?
    Oder war das wieder so ein Doc-Hollywood-Scherz?



    Na gut, aber nur wenn Du mir erklärst, was "wieder so ein Doc-Hollywood-Scherz" genau ist? Wikipedia findet dazu nix.


    Reaktionär: Eine gegen den gesellschaftlichen Fortschritt eingestellte Kraft bzw. eine Haltung, die rückwärtsgewandt ist.


    Aus dieser Worterklärung heraus gestatte ich mir schon dies als eine wesentliche Eigenschaft eines Papstes festzustellen. Achja, ein Mann muss es natürlich auch sein, also auch so eine wesentliche Eigenschaft.



    Gruss,


    Doc

  • Wenn man mal seine ganzen Äußerungen liest und in die Live Videos schaut und anhört, kann man nur mit dem Kopf schütteln, was diesen Herrn Williamson betrifft. Er hält sogar seine Ausage nicht für Strafbar. Ich bin erschüttert über seine Aussagen.
    :nono

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;