Copy-Shop Deutschland

  • Zitat

    Original von Dichterdämon
    In den Katalogen stehen ja auch nur die Sachen, die sich aktuell viel verkaufen. Lieber mal in den Buchhandlungen suchen (gern auch in Wühlkisten), Antiquariate, Lesungen besuchen, sich nach dem Programm von kleineren Verlagen erkundigen.
    Es gibt durchaus Bücher, die sich abheben, die werden nur in dne Katalogen nicht so beworben.


    Ich weiß. Ich bin seit 27 Jahren ein Verlagswesen und werd zugesch...üttet mit Büchern und Verlagsprogrammen. Es gibt sie, die Schätzchen, man muss sie nur finden.


    Den Bertelsmannkatalog hab ich aus beruflichen Gründen und grad in der Märzausgabe fiel mir die Konzentration auf wenige massentaugliche Themen besonders auf.


    Und da manche hier wissen, für wen ich arbeite: Ja, wir sind kein Haar besser. Nur Vampire wurden bei uns noch keine gesichtet.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Delphin
    Das Schlimme ist, dass ich einerseits das Gefühl habe, dass alles gleich aussieht und mich ganze Kataloge einfach nur komplett anöden, aber ich andererseits trotzdem noch mehr Bücher pro Jahr finde als ich lesen kann.


    Wie wahr! Selbst in großen Buchhandlungen denke ich oft, dass das alles an meinem Geschmack vorbeiproduziert ist. Dennoch gelingt es mir nur mit viel Selbstdisziplin, meine Wunschliste im zweistelligen Bereich zu halten.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Wie wahr! Selbst in großen Buchhandlungen denke ich oft, dass das alles an meinem Geschmack vorbeiproduziert ist. Dennoch gelingt es mir nur mit viel Selbstdisziplin, meine Wunschliste im zweistelligen Bereich zu halten.


    Ok, Leute....wo ist das Problem? Einerseits gibt es zu viel uninteressanten Mainsteam, andererseits kauft Ihr euch dumm und dämlich (ein hier sehr gebräuchicher Ausdruck der in keinem Fall als tatsächliche Meinungsäusserung über den Geisteszustand der angesprochenen Personen missverstanden werden sollte)?


    Also entweder das Mainstream-Problem ist doch nicht sooooo schlimm, oder Ihr seid Teil des Problems! :gruebel


    Oder anders: Gäbe es weniger Mainstream würdet Ihr mehr kaufen und jetzt (am vierten des Monats) bereits pleite sein!!!


    Ein Hoch auf den Mainstream!!!! oder?

  • Da ich diesen Thread angeregt habe, muss ich mich nochmals grundsätzlich dazu äußern. Hier werde zwei Themen miteinander vermischt, die zwar eng beieinander liegen, aber dennoch verschieden sind.
    Mit dem Reizwort "Copyshop Deutschland" wollte ich wirklich nicht den vielzitierten Mainstream kritisieren. Das ist sowieso ein schwammiger Begriff, den jeder vielleicht etwas anders sieht. Tatsache ist, dass wahrscheinlich 99% der Bücher, über die wir hier reden, Mainstream ist. Mainstream kann Belletristik sein, Thriller, Horror oder Australienroman. Alles in Ordnung soweit. Schubladen sind nun mal notwendig, um Dinge einordnen zu können. Mir ging es um etwas anderes, darum nochmal: (Und das habe ich bewußt als Frage gestellt, weil mich die Meinungen interessierten) Schadet das aus kaufmännischer Sicht durchaus nachvollziehbare Kopieren von erfolgreichen Themen (teilweise bis ins Detail) der Vielfalt oder nicht?


    Dean

  • Gute Frage - eine Kopie ist das genaue Abbild eines Originals... so gesehen schadet es der Vielfalt.
    Aber ernsthaft: 99% meiner Kunden wollen praktisch das Buch, welches ihnen gefallen hat, nochmal. Da das schon irgendwie blöd ist kaufen sie halt das, was dem Buch am ähnlichsten ist.....
    Ich kann mich nur wiederholen:
    1) Der oft geschmähte Mainstream verkauft sich einfach sehr gut (daher auch die Namensgebung) und finanziert alle anderen Bücher, die durchaus noch verlegt werden, mit!
    2) Größtenteils wird der Mainsteam/die Kopie vom Publikum gemacht. Die Verlage erkennen dieses nur zT recht früh und unterstüzen dieses natürlich.
    3) Mainsteam ist weder gut oder schlecht, alles kann zum Mainsteam werden. Gherons Beitrag hat das wunderschön deutlich gemacht.


    Meine persönliche Antwort: Nein, es schadet nicht, ganz im Gegenteil! Je mehr Mainstream verkauft wird desto mehr "andere Titel" kann ein Verlag herausbringen. Und das tun sie! Alle!

  • Bodo, gar nichts ist das Problem, im Gegenteil: ich bin ganz sicher nicht der Meinung, das wegen der vielen historischen Romane, die gerade auf den Markt geschmissen werden, zu wenige Bücher veröffentlicht werden, die meinen Geschmack treffen. Und ich geb's zu: ich lese auch Bestseller, und manche gefallen mir sogar.
    Aber hier geht es ja nicht darum, ob ich mein Lesefutter auf dem "Mainstreamhaufen" in der Buchhandlung oder im Feuilleton der Zeit finde, sondern ob auch Verlage, Autoren, Buchhandlung auf fahrende Züge aufspringen, und das tun sie offensichtlich.
    Da ist die Buchbranche nicht anders als andere Geschäftsfelder. Wenn auf irgendwelchen maßgeblichen Modeschauen orange-braun geringelte Miniröcke gezeigt werden, finde ich dann halt während dieser Saison orange-braun geringelte Klamotten überall, ob bei H&M, Zara oder beim Vietnamesen um die Ecke. Wenn eine Band plötzlich auf die Idee kommt, ein Lied namens "da da da" zu singen, sprießen plötzlich albern gekleidete Menschen aus dem Boden, die Liedchen mit schwachsinnigen deutschen Texten singen. Und wenn ein Buch mit dem Titel Feuchtgebiete zum Renner wird, kann es nicht lange dauern, bis ein weiteres namens "Nasszelle" auf den Markt geschmissen wird.
    Nun umgibt das Lesen nunmal der Nimbus, etwas Besonderes zu sein, kultiviert, intellektuell, was weiß ich, und da mag es, vor allem als Autor, durchaus frustrierend sein, festzustellen, das im Buchgewerbe die Marktmechanismen genauso funktionieren, dass Erfolgreiches kopiert wird, und bei diesen Kopien eben auch Schrott dabei ist, im Gefolge eines Betsellers es aber auch die eine oder andere Perle auf den Markt schafft, die sonst untergegangen wäre.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @ Bodo



    Das ist ein wirklich gutes Argument. Bin nicht drauf gekommen, obwohl es mir eigentlich selbst so geht - in doppelter Hinsicht. Auch ich habe Romane, die ich x-mal gelesen habe, weil sie mir so gut gefallen. und am liebsten möchte ich dasselbe Buch nochmal lesen, nur irgendwie anders.
    Als Autor stecke ich tatsächlich auch in dieser Zwickmühle. Der Verlag will eine Fortsetzung haben, die Leser auch. Ich will lieber etwas anderes schreiben - das hat mich jetzt doch nachdenklich gemacht. Man sieht, jedes Ding hat mehrere Seiten!

  • @ Dean


    Die ewige Entscheidung:


    Kunst oder Kommerz.


    Soll heißen: genau das machen, wonach einem der Sinn steht - ohne Rücksicht auf Verluste, sprich finanzielle Einbußen - oder eben "make a living".
    Ich vermute, dass die Mehrzahl der Mitglieder der schreibenden Zunft lieber die zweite Möglichkeit wählt, um zumindest auch schreiben zu können. Auftragsarbeit ist schließlich besser als gar keine oder eine völlig andere (Stichwort "Bürojob").


    Es gibt auffällig viele Autoren, die sich in einer ganz fest gefügten Schiene bewegen und ein Buch nach dem anderen auf den Markt bringen, das im Grunde nur Figuren mit anderen Namen in einem anderen Setting und leicht abgewandelten Zielkonflikten im Vergleich zu seinen Vorgängern und Nachfolgern aufweist. Da wird dann auch das Erfolgsrezept so lange ausgereizt, bis es nicht mehr geht/zieht.


    Also begünstigen neben den Verlagen sowohl die Leser als auch die Autoren selbst den Copy-Trend.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Bodo


    Meine persönliche Antwort: Nein, es schadet nicht, ganz im Gegenteil! Je mehr Mainstream verkauft wird desto mehr "andere Titel" kann ein Verlag herausbringen. Und das tun sie! Alle!



    Bodo


    nun muß ich doch einmal nachfragen. Diese Worte höre ich nämlich oft, allein, mir fehlt der Glaube.


    Nehmen wir mal Droemer Knaur, einen Produzenten von 'Mainstream' par excellence. Welchen 'anderen' Titel werden da denn noch publiziert?


    In meinen Augen gibt es nämlich nur die Unterscheidung zwischen Potentialen eines Mainstream- Titels.
    'Bestseller', 'sehr gut verkäuflich', 'gut verkäuflich', 'läuft grad so' und 'Kann man knicken'.
    Ich habe den Eindruck, daß das, was 'Die Tocher der Medica' erwirtschaftet, weil sie ein Bestseller wurde, eher dazu benutzt wird, das abzufedern, was 'Die Bohnenzählerin der Kaffeerösterin' trotz guter Voraussagen aus Lektorat und VertreterInnenversammlungen nicht erwirtschaftet hat.


    Wie z.B. erlärt man sich, wenn man die von Dir eingebrachte (und weit verbreitete Überzeugung) als Prämisse annimmt, eine Entscheidung, wie die jüngst bei Klett, die Niccolò-Reihe von Dunnett nicht fortzuführen?
    Klett ist der zweitgrößte deutschsprachige Verlag. Er profitiert u.a. immens vom Hype um 'Herr der Ringe'.
    Dazu noch das Schulbuchgeschäft. Wahrscheinlich könnten sie lässig eine Dunnett-Gesamtausgabe auf Pergament und mit Goldschnitt rundum auf den Markt bringen.
    Sie tun es nicht. Im Gegenteil, sie stoppen eine laufende Reihe, 'weil es sich nicht rechnet'. (Ich benutze hier mit Absicht diesen häßlichen und jeden Anspruch an gutes Deutsch verhöhnenden Ausdruck, weil es eine häßliche Entscheidung ist).


    Für mich spricht diese Entscheidung gegen die Behauptung der, wie nennt man das betriebswirtschaftlich, Querfinanzierung?


    Ich bin als Leserin inzwischen viele Jahrzehnte auf dem deutschen Buchmarkt unterwegs. Ich habe viele Verlage gehen sehen, ich habe sie vor allem abwärts gehen sehen. Piper war mal ein Name für eine gewisse Qualität, inzwischen sind selbst die Krmis schlecht. KiWi ist ein weiterer Fall.
    Ich nehme auch an, daß in einem Haus wie Zabern die Qualität sinken wird, seit sie sich dem historischen Unterhaltungsgroman geöffnet haben. Mit wissenschaftlichen Werken verdient man eben nicht das große Geld.


    Auf der anderen Seite sehe ich viel sehr kleine und hochambitionierte Verlage, bei denen ein Wort wie 'Querfinanzierung' eher Mutters Kaffeekasse ins Bewußtsein ruft als die Einkünfte eines Bestseller. Sie gehen einen anderen Weg, sie ergeben sich nicht dem Massengeschmack, um dann zu behaupten, damit finanzierten sie 'andere' Bücher'.


    Die ich, wie oben geschrieben, bei den Publikumsverlagen nicht sehe.


    Vielleicht kann mir jemand die Widersprüche erklären. Ich bemühe mich derweil weiterhin, in all dem Stromlinienförmigen ein paar Ecken und Kanten zu finden.



    :wave


    magali (abgehärtet)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Nun, Knaur hat vor einiger Zeit, trotz des Widerstandes aus dem eigenen Haus den "etwas anderen" historischen Roman eines deutschen Autorenduos veröffentlicht. Sie sind das Risiko eingegangen - und haben gewonnen, was allerdings nicht von Anfang an klar war. (siehe oben!)


    Sie haben ihr Mainstream-Geld in den Aufbau des Autoren John Katzenbach investiert - Mainstream, sicher..... aber ohne die finanziellen Mittel, ohne die Werbung,, wäre er möglicherweise Sang- und Klanglos untergegangen, ein Risiko, welches trotz der Werbekampagne immer bestand!!! Der Erfolg war zu keinem Zeitpunkt garantiert.


    Und Autoren wie Garry Disher oder Jeff Lindsay werden weiter veröffentlicht, obschon sie sicherlich keine allzu beeindruckenden Verkaufszahlen haben.


    Das Klett diese Reihe einstellt muß nicht zwingend finanzielle Gründe haben, warum sie damit aufhören kann ich nicht sagen, man hat es mir leider nicht gesagt. Die einzelnen Verlagssegmente werden möglicherweise unabhängig von einander bewertet, so das Schulbucheinnahmen zB. nicht auf das Literaturgeschäft angerechnet werden.


    Natürlich suchen sich die kleinen Verlage ihre Nischen, um mit zT. tollen Programmen aufzuwarten, allerdings, da sind sie wie die "Großen", um die Bücher zu verkaufen!


    Ein gutes Buch wird nicht dadurch schlechter, das es sich plötzlich, auch durch Werbeunterstützung durch den Verlag, gut verkauft, ein schlechtes Buch bleibt schlecht, unabhängig von seinen "Einspielergebnissen".


    Es gibt genug Bücher, bei denen der Erfolg nicht vorgezeichnet war, immer wieder stürzen Titel ab, trotz Verlagsunterstützung, trotz (vermeintlicher) "Massentauglichkeit".


    Dtv hatte zum Beispiel mit Mankell einfach die notwendige Ausdauer, einen genügend langen Atem, und diese Gedult hat sich schlussendlich ausgezahlt.


    Es wird sehr viel Mist produziert, inzwischen auch von Verlagen, von denen man besseres gewohnt war, das bedeutet allerdings nur, das man sich bei der Suche nach den "anderen" Titeln etwas mehr anstrengen muß. Und ich hoffe das meine Branche ihrem Anspruch, dabei zu helfen, gerecht werden wird!

  • Ich kann mir vorstellen, dass der Markt immer wieder mal neue Trendsetter braucht und neue Mainstream-Linien produzieren muss. Deshalb ist bei den Verlagen, denke ich, schon ein gewisses Interesse an Büchern vorhanden, die den momentanen Mainstream nicht treffen, um auch ein zukünftiges Marktpotenzial anzukurbeln. Doch es ist nicht leicht, den Erfolg eines Buches vorherzusagen. Deshalb hält man sich dabei vorsichtig zurück.


    Aber setzen Verlage die Trends, weil sie auf ein erfolgreiches Konzept einen Schwall an Ähnlichem folgen lassen und den Lesern damit vorgaukeln, sie könnten das aufregende erste Erlebnis beliebig oft wieder-kaufen?
    Oder setzen die Leser die Trends, weil sie eben diese Bücher kaufen? Aber die Leser wissen vorher ja nicht, was da in diesem Speichelanreger verpackt ist.
    Vielleicht kaufen und kaufen sie, finden ihre Erwartungen aber gar nicht erfüllt?
    Vielleicht gibt es auch viele Leser, die sich einfach ablenken wollen und einfach alles gut finden, Hauptsache sie werden mit dem Buch an einen anderen Ort versetzt, in dem sie ein bisschen Liebe, ein bisschen Abenteuer und ein bisschen Spannung finden, egal von welcher Qualität?


    Ich konnte auch bei mir schon beobachten, dass ich von einem neuen Thema, einem neuen Autor etc. begeistert war, und tatsächlich ersteinmal nach Ähnlichem gesucht habe. Wenn die Verlage also verstärkt Ähnliches auf den Markt werfen, probiert man das vielleicht alles durch. Aber nicht selten bleibt ein schales Gefühl zurück, weil die Erwartungen einfach nicht erfüllt werden.


    Doch das ist der Statistik ja egal, denn die sieht nur die gekauften Bücher, ob die Leute es dann nach dem Kauf und nach dem Lesen fad fanden, erfährt man anderenorts, aber nicht in der Verkaufsstatistik. Als Leserin probiere ich es nach einem faden Buch halt mit dem nächsten, und wenn das auch fad ist, mit dem nächsten, so trage ich zu hohen Verkaufszahlen bei, bin aber in Wirklichkeit gelangweilt von dem ganzen Zeug.

  • Bodo


    danke für die Antwort. Das unterstützt dann doch eher meine Einschätzung, daß Mainstream Mainstream stützt.


    Voraussehen kann man einen großen Erfolg nur schwer, es gibt aber sicher begünstigende Umstände. Die Wanderhure war ja bereits der zweite Titel und er erschien im gleichen Jahr doch auch schon bei Weltbild? Zudem war bereits ein dritter Titel unterwegs, das sind äußerst günstige Vorassetzungen. Ich erinnere mich noch gut an das Jahr 2004, da war der Name 'Iny Lorentz' auf einmal in aller Munde.
    Heute ist zumindest 'Die Wanderhure' bereits ein Klassiker, in vielerlei Hinsicht. Eine spannende Entwicklung.


    Das mit Klett ist schon klar, ich sehe es auch so, daß die Verlagszweige voneinander getrennt arbeiten, ich interessierte mich nur näher für diesen Punkt der behaupteten Gegenfinanzierung.


    Und ja, das ist richtig, in der Flut heute sind LeserInnen mehr denn je auf BuchhändlerInnen angewiesen.
    Es wäre nur zu fragen inwieweit durch LeserInnen-Kritiken, die in immer größerer Zahl übers Internet Verbreitung finden, die Aufgabe von BuchhändlerInnen wieder eingeschränkt wird.
    Vielleicht solten Buchhandlungen auch anfangen, die Meinungen ihrer KundInnen im Laden zugänglich zu machen.




    Sophia


    ja, das Problem besteht tatsächlich darin, daß das Lesen von Unterhaltungsliteratur ausgesprochen abhängig ist von Gefühlslagen der LeserInnen. Diese Gefühlslagen setzen sich auch vielen verschiedenen unterschiedlichen Empfindungen zusammen, die auch noch individuell beeinflußt sind.


    Ein wichtige Aufgabe von Unterhaltungsromanen ist es, diese Gefühlslagen zu bedienen. Die LeserInnen sollen sich wohlfühlen.
    Deswegen bedient man ioch immer wieder ähnlicher Rezepte. Was einmal geklaptp hat, kann auch beim nächstenmal klappen.
    Die Frage, wie man LeserInnen glücklich macht, ist eine der Hauptanforderungen, der sich AutorInnen auf dem Gebiet stellen müssen. Und lösen.


    Da es sich beim Buch zugleich um eine Ware handelt, hat die ganze Sache noch eine andere Seite. Und ja, da zählt die Verkaufstatistik. Die LeserInnen mögen jammern, kein Problem, ihr Geld ist ja in der Kasse.


    Dennoch wird durchaus ein Auge auf Publikumsreaktionen gehalten, im Positiven wie im Negativen. Deswegen entwickeln sich Unterahltunsgromane auch immer wieder ein wenig, mal dahin, mal dorthin.
    Neue Zielgruppen werden angepeilt, wenn ein Genre als zu laut gilt, probiert man es mal mit einem Roman, der ein wenig stiller ist - eine gewisse Vielfalt ist zu erkennen.
    Der Raum ist allerdings eng.


    Überdies sollte man den Einfluß des Leitmediums Fernsehen nicht übersehen. Gerade Unterhaltungsserien haben Einfluß auf Unterhaltungsliteratur. Wir stehen wirklich vor dem Phänomen, daß ein zunächst visuelles Medium direkten Einfluß auf ein schriftliches Medium hat.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So war das nicht gemeint, Mainstream stützt das komplette Verlagsprogramm, nicht nur einige geplante (durch massive Werbung usw) Bestseller.
    Und nur, weil es plötzlich alle lesen wird ein Buch nicht schlechter, es wird nur bekannter und läd natürlich dazu ein, ähnliche Titel auf den Markt zu werfen, deren Qualität oftmals natürlich.... sagen wir mal nicht immer den Ansprüchen genügen.....


    Nick Hornbys "High Fidelity" ist ein schönes Beispiel: Nach dem Erfolg des Buches brachte Knaur eine ganze Flut von jungen, hippen Briten auf den Markt, einige waren sicher ganz nett, aber diese "Knaur Lemon"-Reihe lief sich schnell tot.


    Was das Internet angeht: Ich sehe nicht das der Beratungsbedarf sinkt, ganz im Gegenteil. Viele Kunden lassen sich die Kritiken aus dem Internet bei uns quasi "absegnen", sie fragen ganz gezielt nach unserer "fachmännischen" Meinung.
    Viele Kunden kommen zu mir mit einem Ausdruck von Amazon usw., um das Buch bei uns zu bestellen, und um vorher unsere Meinung einzuholen, die Skepsis gegenüber Internetrezensionen scheint sehr hoch zu sein.

  • Zitat

    Original von Bodo


    Was das Internet angeht: Ich sehe nicht das der Beratungsbedarf sinkt, ganz im Gegenteil. Viele Kunden lassen sich die Kritiken aus dem Internet bei uns quasi "absegnen", sie fragen ganz gezielt nach unserer "fachmännischen" Meinung.
    Viele Kunden kommen zu mir mit einem Ausdruck von Amazon usw., um das Buch bei uns zu bestellen, und um vorher unsere Meinung einzuholen, die Skepsis gegenüber Internetrezensionen scheint sehr hoch zu sein.


    Das finde ich interessant. Und es gefällt mir.
    :-]


    Ich ziehe bei Entscheidungen Profis den AmateurInnen grundsätzlich vor.
    ;-)




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zum Thema "Ausschlachtung eines Trends":


    Heyne hat ja damals nach Nicholls' DIE ORCS mit Heitz' DIE ZWERGE und Hennens DIE ELFEN eine ganze Reihe an ähnlichen Werken auf den Markt geworfen bzw. auch selbst beauftragt. Inzwischen gibt es ja Kobolde, Trolle und einiges mehr, und nun hat Heyne die Zeichen der Zeit wohl wieder richtig erkannt (Hui ... Nackenbeißerchen sind in?) und hat sich an einige seinerzeit in Deutschland recht erfolglose (und dennoch wegweisende) Kim-Newman-Werke erinnert, die im Ausland als "Anno Dracula"-Trilogie bekannt sind und von dennen zumindest zwei (ANNO DRACULA und DER BLUTROTE BARON) auch hierzulande erschienen sind - vor langer, langer Zeit.


    Flugs wirft man die drei Bücher wieder in einen Topf und nennt den entstehenden Wälzer ... na? Tadaaaaa ... DIE VAMPIRE natürlich! :-] Talk about trends ...

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

  • Kim Newmans Vampir-Trilogie hat einen sehr guten Ruf - ich finde and der Wiederveröffentlichung nichts verwerfliches, ganz im Gegenteil: So kommen wir nicht nur in den Genuss eines, so glaube ich zumindest nach dem, was ich so gehört habe, behaupten zu können, ausgezeichneten Vampirbuchs, wir können uns ausserdem auf den in Deutschland bisher nicht veröffentlichten dritten Teil der Serie freuen.


    So hat dieser Vampirbuchboom auch seine guten Seiten (laut amazon sind es 950!) :chen

  • Zitat

    Original von Delphin
    Goldmann hat den Büchern von Anne Rice auch gerade ein "Bis(s)-Cover verpasst - "Für alle Leserinnen von Stephanie Meyer und Lara Adrian". :pille


    Aber das ist ein anders Thema.
    .


    Fischer hat's auch getan - und dazu noch die Originaltitel geändert! Das wirkt ein bisschen bemüht.....

  • Zitat

    Original von Bodo
    Kim Newmans Vampir-Trilogie hat einen sehr guten Ruf - ich finde and der Wiederveröffentlichung nichts verwerfliches, ganz im Gegenteil...


    Habe ich beides bereits in der Rezension (siehe Fantasy-Forum) erwähnt. Als Uraltfan der Newman-Trilogie freut mich das ja auch - nur möchte ich halt, dass man die Bücher auch um ihrer selbst willen schätzt. Ich gebs zu, mich wurmt ein bisschen der Gedanke, dass da Leser mit ganz anderen Maßstäben rangehen (oder gar die Finger davon lassen), weil sie DIE VAMPIRE als Teil einer Reihe sehen. Es ging hier ja um Marketingstrategien, und die Heyne-Schiene ist wohl eine der kommerziell erfolgreichsten Kampagnen, nehme ich an. Das kannst du sicher besser beurteilen, du sitzt ja näher an der Quelle .. ;-)

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)