Die Stadt der verkauften Träume - David Whitley

  • Taschenbuch: 384 Seiten
    Verlag: Goldmann (März 2009)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: The Midnight Charter



    Kurzbeschreibung
    Der Junge Mark wird von seinem Vater im schwerkranken Zustand an einen Arzt verkauft. Diesem gelingt es, ihn zu heilen und dann in seine Dienste zu stellen. Als Diener des Doktors lernt er Lily kennen, die für dessen Großvater arbeitet. Sie ist als Waisenmädchen in der Stadt Agora aufgewachsen und träumt davon, endlich Freiheit zu erlangen. Während die beiden Jugendlichen zueinander Vertrauen fassen, bietet sich endlich eine Möglichkeit, die Festung, auf der sie bisher gelebt haben, zu verlassen und die Stadt zu erkunden. Mark entscheidet sich dagegen und begibt sich stattdessen in die Obhut des alten Mannes, während Lily mit dem Doktor in Agora ein neues Zuhause sucht. Sie bleiben in Kontakt, auch als Mark bei dem Astrologen in die Lehre geht. Dann deckt der Junge das Geheimnis des alten Mannes auf und fühlt sich plötzlich von ihm verraten – kann er das Unheil, welches ihm bevorsteht, noch abwenden?



    Zum Autor
    David Whitley wurde 1984 geboren, studierte englische Literaturwissenschaft in Oxford und träumte schon immer vom Schreiben. Bereits mit siebzehn Jahren wurde für den "Kathleen Fidler Award" nominiert, und mit zwanzig gewann er den "Cheshire Prize for Literature". Neben der Literatur fasziniert David Whitley aber auch das Theater, und er tritt außerdem immer wieder als Sänger in verschiedenen Produktionen auf. "Die Stadt der verkauften Träume" ist sein erster Roman bei Goldmann.
    Quelle: http://www.randomhouse.de



    Meine Meinung
    Erzählt wird die Geschichte im Wechsel mit besonderem Blick auf Lili und Mark, der Fokus liegt vor allem auf der voranschreitenden Handlung. Weniger interessante Stellen werden mit einigen Sätzen umrissen, aber nie genauer ausgeführt, so dass keine Langeweile aufkommt. Mysteriöse Zwischenspiele, die man als Leser mit jeder Seite besser, aber nie endgültig einordnen kann, bieten eine willkommene Auflockerung und lenken den Blickwinkel auf Personen, die außerhalb der eigentlichen Geschehnisse stehen.


    Die Figuren sind geheimnisvoll gezeichnet und überraschen durch ihre Entscheidungen immer wieder. Glaubt man, einen Charakter nun einschätzen zu können, ist man sich wenige Seiten später dessen oft nicht mehr sicher. Letztendlich passen Mark, Lily, der Doktor Theo, Lilys Freundin Benedikta und alle anderen perfekt zusammen, ihr Schicksal ist – auch wenn das nicht auf den ersten Blick sichtbar wird – miteinander verbunden. Obwohl die Protagonisten im Wesentlichen Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren sind, bietet »Die Stadt der verkauften Träume« Nachdenkliches und Interessantes für alle Altersstufen und lässt sich nicht als Jugendbuch abstempeln. In Agora sind Jugendliche mit zwölf Jahren voll geschäftsfähig und müssen sich in der Stadt behaupten, besonders Mark bekommt das im Roman am eigenen Leib zu spüren. Schnell muss er in eine Rolle hineinwachsen, für die er eigentlich noch zu jung ist.


    Der deutsche Titel scheint unglücklich gewählt: In Agora wird Vieles verkauft, letztendlich auch Träume, doch im Mittelpunkt der Handlung steht vor allem der Verkauf der Menschlichkeit, der Gefühle, dessen, was den Menschen ausmacht. Diese Dinge sind den Bewohnern Agoras im am Profit orientieren Tauschhandel abhanden gekommen. Die Männer und Frauen können sich nicht mehr vorstellen, für einen anderen Menschen etwas zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Diese erschreckende Erkenntnis wird jedoch weder im deutschen Titel, noch im englischen (benannt nach dem Mitternachtsstatut, um das sich die ganze Geschichte unterbewusst ragt) deutlich.
    Dafür wurde im Goldmann Verlag Wert auf ein ansprechendes Cover gelegt, das in Blautönen – umringt von den Sternzeichen – einen Ausblick in die Weite der Welt gibt, die die Einwohner Agoras nie zu Gesicht bekommen. Ansprechend und hübsch gemacht ist dieses Buch dadurch.


    Das Ende, welches der Autor seinem Buch gibt, ließ mich unbefriedigt zurück. Es wirkt überstürzt und öffnet die Handlung unfertig. Hier ist es durchaus denkbar, dass David Whitley sich für diese Variante entschieden hat, um im Falle eines Erfolges, einen weiteren Band um Lily, Mark und das Mitternachtsstatut anzuschließen.



    Fazit
    Ein spannendes Buch, das gleichermaßen nachdenklich stimmt über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, lediglich das Ende bleibt zu bemängeln.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • Vielen Dank für die Rezension, ich hab mir den Titel mal gleich notiert.
    Es scheint so, als hätten wir einen ganz ähnlichen Geschmack :-]



    aufmerksam gewordene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Danke für die Rezi :wave


    Ich habe das Buch auch schon Zuhause und bin irgendwie nicht in die Geschichte rein gekommen. Irgendwann bekommt das Buch noch mal eine Chance.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • hört sich toll an sollte ich vlt. auch mal lesen :-]

    If I could challenge my fate,
    If I love could overcome hate,
    I´d dry away every tear,
    I´d sooth away the fear,
    By opening my eyes,
    A new world will arise,
    I´ll find my way,
    At the end of the day,
    Find my way ...

  • Ich hab das Buch auch neulich für Literatopia gelesen und rezensiert und hab ne relativ ähnliche Meinung. Auch ich fand das Ende viel zu abrupt - vorher ist doch die Liebe zum Detail da und im Gegensatz zu den 350 Seiten davor wirkt das Ende einfach bisschen "hingeklatscht" und auch zu offen.


    Trotzdem ein lesenswertes Buch, eine sehr schön gestaltete Welt, sympathische Charaktere und viel zum Nachdenken :) ...


    (Warum es aber "Die Stadt der verkauften Träume" und nicht einfach "Das Mitternachts-Statut" heißt, weiß ich auch nicht ... muss aber zugeben, dass so ein Titel mit verkauften Träumen mich schon gereizt hat!)

    Everything you can imagine is real ~ Picasso

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Zack ()

  • Hätte ich wohl auch (bzw. ich habs ja nicht gekauft eigentlich), aber ich hab einfach nen Hang zu Titeln, die was mit Träumen zu tun haben.


    Fortsetzung würde ich auch lesen, gerne sogar - einfach weil mir die Welt sehr gut gefallen hat und die Story an für sich ja auch sehr interessant war.

  • Das englische TB kommt mittlerweile sogar vor der gebundenen Ausgabe :gruebel Naja ... ist ja auch egal, wann es kommt. Ich wollte das nur mal anmerken, da es bildhübsch aussieht - wie ich finde.

  • Danke für die tolle Rezi hab mir das Buch letztens auch gleich mal besorgt.
    ich freue mich schon darauf selbst in diese interessante Welt einzutauchen.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit