'Die Herrin der Zeit' - Seiten 293 - 394

  • Das ist alles so schrecklich... Ruben ist weg, schon seit einem halben Jahr, scheinbar spurlos verschwunden. Und die Szene im Waisenhaus - da hat's mir alles zusammengekrampft.
    Obwohl mir extrem gefällt, wie gut die düstere Atmosphäre jener Epoche rüberkommt.


    Sönke ein Dieb? So recht mag ich das nicht glauben; inzwischen hat er sich doch in mein Herz geschlichen, klammheimlich und leise.


    Die Szene mit Ann Doreen und Sönke - einmal mehr bin ich gänzlich hingerissen davon, wie Du Kindern auf die Münder guckst, Sina; diese Szene ging mir ans Herz. Auch sehr schön gemacht, dass man an der Kleinen sieht, wie die Zeit vergangen ist.
    Ann Doreen hat die Schwimmhaut zwischen den Fingern geerbt - auch der Namensteil "ann" lässt mich vermuten, dass sie die Vorfahrin von Maryann aus dem Prolog ist...


    Maskelyne, der Karriere um jeden Preis machen will und der neue König George III: - zu lieb eigentlich für einen König, zu leicht beeinflussbar, wie mir scheint. ein geeignetes Opfer für solch einen kalten Ränkeschmieder wie Maskelyne.


    Wie gemein, wie niederträchtig: Pauline hat Abel auf dem Gewissen, hat die Briefe zurückgehalten, die Merit Gewissheit über Rubens Aufenthaltsort gegeben hätten - und bevor die Personen im Roman (und wir!!) erfahren können, was sie dazu getrieben hat, stürzt sie die Treppe hinunter. Selbstmord, nehme ich mal an...
    Falls dem so ist, spüre ich keinerlei Mitgefühl - nur Zorn.


    Ich seh schon überall Gespenster, Bösewichter, Mörder - dass Williams Frau Liz einfach so unter die Kutschenräder gekommen sein soll, mag ich nicht so recht glauben - auch wenn ich weiß, dass das damals durchaus vorkommen konnte.
    Du bringst einen echt dazu, zunehmend überall das Böse zu wittern, Sina! :lache


    In diesem Abschnitt überschlagen sich die Ereignisse, ich habe ihn atemlos verschlungen. Sönke ist kein Dieb, zum Glück - Manulf wahrhaftig der Sohn seiner Mutter (und kriegt, was er verdient! Mir tut's nur leid, dass Ruben damit von nun an leben muss...). Aber wie Barbara gestorben ist, wissen wir immer noch nicht...
    Irgendwie wird alles verzwickter und mysteriöser, obwohl ein paar Rätsel gelöst wurden.


    Ich glaub, ich muss morgen bisschen früher aufstehen, damit ich noch möglichst viel lesen kann :-]


    ... und ich hab mich so gefreut, dass Charles Green in diesem Buch eine Erwähnung findet...

  • Ich habe mit Merit gezittert, als sie Ruben nicht findet, das muss furchtbar sein.
    Sönke gefällt mir immer besser. Ich bin gespannt ob aus den beiden noch was wird.



    Aber Pauline! Die verstehe ich überhaupt nicht. Das sie Abel losmacht konnte ja nicht gut gehen.


    Die Jahre gehen dahin und Ruben ist immer noch weg.
    Dann findet Merit die Briefe in Abels Truhe.
    Hat sich Pauline selbst umgebracht oder ist sie vor Schreck die Treppe herunergefallen.


    Wenigstens weiss Merit jetzt das Ruben lebt, hoffentlich findet sie ihn bald.

  • Es gibt zwei Darstellungen, die John Harrison zeigen.


    Das erste ein Ölgemälde, angefertigt von Thomas King zwischen Oktober 1765 und März 1766, als John Harrison 73 Jahre alt war.
    Interessant ist: Die vierte Uhr, seine Taschenuhr, wurde 1759 präsentiert, aber die Uhr, die er in der Hand hält, ist nicht diese Uhr. Eindeutig am Zifferblatt zu erkennen und zweitens ist die H4 noch etwas größer, als dass er sie so bequem in der Hand hätte halten könnte. Es wird vermutet, es handle sich um die Taschenuhr, die er 1753 von dem befreundeten Uhrmacher Jeffreys für sich bauen ließ. Im Hintergrund sieht man links seine dritte Uhr, rechts die Rostpendeluhr, das Rostpendel auch eine Erfindung von ihm, die die Präzision von Pendeluhren stark verbesserte. Warum aber wird er nicht mit der vierten Uhr, seiner entscheidenden Erfindung abgebildet?

  • Noch offensichtlicher stellt sich diese Frage beim Blick auf den Kupferstich von Peter Joseph Tassaert, der zwei Jahre später, 1768, das Gemälde kopierte. Mit einer Veränderung: John Harrison hält die Taschenuhr nicht mehr in der Hand, sie ist geöffnet, die Taschenuhr liegt neben ihm auf dem Tisch, weit an den Rand des Bildes gerückt.

  • Zitat

    Original von Nicole
    Aber wie Barbara gestorben ist, wissen wir immer noch nicht...
    Irgendwie wird alles verzwickter und mysteriöser, obwohl ein paar Rätsel gelöst wurden.


    [/SIZE]


    Ich würde vermuten, dass sie ins Wasser gegangen ist. Vermutlich hat sie dem Druck, dem Manulf sie mit dem Stehlen und Lügen ausgesetzt hat, nicht mehr standgehalten. Vielleicht hat er ihr auch was vorgegeigt. Das scheint ja eine psychische Wirkung auf Frauen gehabt zu haben.


    Die Geschichte an sich gefällt mir und ich kann das Buch auch nicht aus der Hand legen, aber mir wird zu viel gestorben. Ich glaube es gab keinen Abschnitt, in dem nicht irgendwer sein Leben verloren hat.

  • In diesem Abschnitt habe ich wieder etwas gelernt: Babyklappen sind keine Erfindung unserer Zeit, sondern es gab sie schon weit zuvor. Angeregt durch die in diesem Buch vorkommende Klappe, habe ich mich mal kundig gemacht und herausgefunden, dass es wohl die erste Babyklappe bereits gegen Ende des 12. Jhd. gegeben hat.


    Es ist wieder sehr viel geschehen.


    Mit welcher Niedertracht Pauline Merit ein schlechtes Gewissen einredet, ist beachtlich. Allerdings hat sie sich dann letztendlich ja auch ziemlich feige vor der Verantwortung gedrückt.


    Und spätestens jetzt muss ich auch einsehen, dass Manulf wirklich kein guter Mensch ist. Und nun muss sich Ruben zu allem Überfluss mit seinem Tod herumschlagen.


    Merit scheint ja wieder einmal den Geburtstag ihres Sohnes vergessen zu haben. Also wirklich! Da setzt sie alles daran, das Kind zu finden und dann so etwas.


    So und nun mache ich mich geschwind an den letzten Abschnitt und hoffe mal, dass für Merit, William und deren Kinder alles gut wird. Ich denke mal, dass die beiden sich letztendlich finden werden?! Sie wären eine gute Familie.

  • Ich finde das Buch faszinierend, lese auch in hohem Tempo, aber ehrlich gesagt gefällt es mir gar nicht, dass Merit nicht mal für eine Atempause glücklich sein darf. Immer setzt das Schicksal - oder die Zeit - noch eins drauf und noch eins und noch eins. Das gibt für mich so eine negative Grundtendenz.
    Die Detailfülle gefällt mir, es sind viele Sachen dabei, die ich noch nicht wusste.


    Zitat

    Original von Nicole
    neue König George III: - zu lieb eigentlich für einen König, zu leicht beeinflussbar, wie mir scheint. ein geeignetes Opfer für solch einen kalten Ränkeschmieder wie Maskelyne.


    Ich liebe meinen Georgie, auch wenn ich ihm bisher erst in seinen späteren Lebensjahren begegnet bin. Da gab es mal einen ganz tolle Film - The madness of King George - der hat mich ziemlich geprägt. Außerdem habe ich noch eine tolle Biografie:

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    aber ehrlich gesagt gefällt es mir gar nicht, dass Merit nicht mal für eine Atempause glücklich sein darf. Immer setzt das Schicksal - oder die Zeit - noch eins drauf und noch eins und noch eins. Das gibt für mich so eine negative Grundtendenz.


    So geht es mir teilweise auch.
    Über Jahre und Jahre und Jahre ( fast ) nur negatives. :-(

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Ich finde das Buch faszinierend, lese auch in hohem Tempo, aber ehrlich gesagt gefällt es mir gar nicht, dass Merit nicht mal für eine Atempause glücklich sein darf. Immer setzt das Schicksal - oder die Zeit - noch eins drauf und noch eins und noch eins. Das gibt für mich so eine negative Grundtendenz.
    Die Detailfülle gefällt mir, es sind viele Sachen dabei, die ich noch nicht wusste.


    :write
    Ich unterschreibe hier mal den Beitrag von Nachtgedanken der kurz und knapp meine Eindrücke wiedergibt.


    Das Buch spielt sich bei mir nun wieder ausschliesslich im Kopf ab. Das Bauchgefühl das sich zwischenzeitlich eingestellt hatte ist wieder weg. Ich will damit ausdrücken das die historische Geschichte und die Fakten interessant sind (Kopfsache) aber die fiktive Geschichte mir einfach zu melancholisch und zu düster ist (Bauchgefühl). Dauernd stirbt jemand und Merit widerfährt ein Unglück nach dem andern. Ausserdem sind zu viele böse Personen oder Leute von denen ich als Leser nicht weiss ob ich ihnen trauen kann oder nicht unterwegs. Für mich ist das Mass der negativen Geschehnisse und der Unsicherheit (Misstrauen gegenüber Personen) einfach überschritten. Tut mir leid aber dies sind einfach meine Eindrücke. Ich hoffe inständig auf ein richtiges Happy End damit die negative Grundtendenz und meine Gefühlswelt ins Lot gebracht werden kann.

  • Oh, das macht mich betroffen, dass euch die Geschehnisse im Buch so heftig mitnehmen. :knuddel1 Lasst euch mal umarmen!


    Zitat

    Original von sapperlot
    Ich hoffe inständig auf ein richtiges Happy End damit die negative Grundtendenz und meine Gefühlswelt ins Lot gebracht werden kann.


    Die Zeit wird es zeigen. Und die Hoffnung sollte man niemals aufgeben, egal, wie heftig das Leben mit einem umspringt, das ist doch Merits Motto, oder? :knuddel1

  • Vieles ist schon geschrieben. Merit ist zu bedauern, die plötzliche Geburt fern der Heimat, betrogen beim Bau der Uhr, Rubens Verschwinden...


    Gut gefallen hat mir auch die Kaffeehausszene mit de Lomel. So typisch der Damenwelt ihr Kartenspiel erst einmal zu unterbrechen und die Wahrsagerin zu beschimpfen.
    Diese sieht einen Todesfall? :yikes Hoffentlich geht die Suche nach Ruben gut aus.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Nachtgedanken : Die Biographie ist tatsächlich recht empfehlenswert. ich meine mich erinnern zu können, dass ein oder zwei Fehlerchen drin waren, aber auf dieser Biographie fußte auch meine Recherche. Mir ist Georgie auch sehr sympathisch und ich hoffe seinem Charakter in seinen frühen Regierungsjahren nahe gekommen zu sein, nach allem, was man von ihm weiß. Interessant für einen Herrscher fand ich, wie sehr er seine Frau geliebt und verehrt hat, wie kinderlieb und volksnah er war. Und wenn man seine Familiengeschichte kennt, wie er aufgewachsen ist und seinen frühen Regierungsantritt, dann muss man sich auch nicht über seine späten Jahre wundern, die ihn in den Wahnsinn getrieben haben. Ich fand es jedenfalls interessant, auch mal seine frühen Jahre zu zeigen, weil sonst der Fokus meist auf seiner psychischen Erkrankung liegt.


    Lesebiene : Was man oft nicht denkt: Wien ist für seine Kaffeehauskultur seit jener Zeit berühmt geworden, aber auch in Hamburg waren die Kaffeehäuser von großer Bedeutung und zahlreich vorhanden, allein schon wegen des Austausches von Handelsnachrichten, wie im Buch beschrieben. Und das Kartenspiel L'Hombre war ebenfalls sehr beliebt. Immrhin - auch das ist uns heute nicht so bewusst, mussten die Damen auch erst dafür kämpfen, überhaupt in die Kaffeehäuser gehen zu dürfen. Bei Wikipedia ein kleiner Einblick in die Spielregeln des Kartenspiels: http://http://de.wikipedia.org/wiki/L%E2%80%99Hombre

  • Bin ich froh lebt Ruben noch.Hab mit Merit ziemlich mit gezittert.
    Das sich eine distanz zwischen ihnen aufgebaut hat finde ich normal. Schliesslich ist viel passiert ohne das der andere wusste was genau.


    Bei Paulines Treppensturz muss ich gestehen hatte ich ein lächeln im Gesicht. Geschieht dieser alten Hexe recht.


    De Loeml den ich ja kurz gemocht habe ist wieder zu einem richtigen wiederling geworden.


    Manulf ist tof. Wieviele Geheimnisse hat er mit in den Tod genommen?


    Das Buch ist zwar sehr düster und tragisch aber gefallen tut es mir trotzdem.

  • @ Nachtgedanken


    Zitat


    Original von Nachtgedanken
    Ich liebe meinen Georgie, auch wenn ich ihm bisher erst in seinen späteren Lebensjahren begegnet bin.


    Oh, ich wollte ihn auch nicht schlechtmachen; im Gegenteil - ich hege durchaus Sympathie für ihn. :-)


    @ Sina


    Zitat

    Original von Sina
    und ich hoffe seinem Charakter in seinen frühen Regierungsjahren nahe gekommen zu sein, nach allem, was man von ihm weiß.


    Ich habe mich ja nur ein bisschen mal mit ihm beschäftigt :grin - aber ich finde, das ist Dir sehr gut gelungen! :anbet


    Zitat

    Original von Sina
    Ich fand es jedenfalls interessant, auch mal seine frühen Jahre zu zeigen, weil sonst der Fokus meist auf seiner psychischen Erkrankung liegt.


    Das hat mir sehr gut gefallen an diesem Buch; ich mochte diese Szene sehr. :-]

  • Ich bin zwar noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, aber ich frage mich warum Pauline auf einmal an Bösartigkeit gegenüber Merit verliert? Schlechtes Gewissen weil sie die Briefe verheimlicht hat? Oder hab ich was verpasst?

  • Das klingt logisch...Aber ist das auch realistisch? Nach der Szene zwischen King George und Maskelyne hörte es sich so an als wäre es fast ein Verbrechen das eine Frau die Uhr gebaut hat... :gruebel

  • so, jetzt hab ich das Buch in einem Rutsch beendet ;-)
    Ich mochte dann zwischendrin nicht aufhören um zu posten, daher jetzt nach und nach die Eindrücke zu den einzelnen, noch fehlenden Teilen.


    Auch dieser Abschnitt bringt Merit keine Verschnaufpause, die Arme... Ach wen njetzt endlich mal auf der anderen Seite gestorben wird die Unsicherheit was Ruben betrifft über Jahre hinweg ist ja schon heftig.


    Beeindruckt hat mich auch die Szene im Waisenhaus, den kleinen Jungen hätte ich zu gerne getröstet, aber das wäre dort wohl uferlos gewesen.
    Das mit der Babyklappe fand ich auch überraschend.


    Und dann Paulines Tod der so überraschend kommt. Ob das wohl wirklich Selbstmord war? Vielleicht hat sie ja auch der SChlag getriffen und sie ist deshalb die Trepe runtergefallen.


    Und Manulf, der tatsächlich versucht Merit zu ermorden und daraufhin von Ruben erstochen wird. Was wohl die Sätze "Vor ihm lag der zweite Mensch, der in seinem Beisein starb. Diesmal hatte er ihn wirklich umgebracht." zu bedeuten haben? Jonas Tod war doch ein Unfall?



    König Georg fand ich übrigens sehr symphatisch, ein König der sich nicht für etwas besseres hält und sich um seine Familie und Frau kümmert, sowas gab es ja wohl nicht besonders oft.


    So, jetzt geh ich erst mal ins Bett, morgen schreib ich dann mehr zu den anderen Abschnitten