Träumer - Gilbert Adair

  • Kurzbeschreibung
    Paris, 1968. Matthew, ein amerikanischer Student, gehört wie die Zwillinge Isabelle und Théo zu den Filmenthusiasten, die sich jeden Tag vor der Leinwand der Cinémathèque Française versammeln. Als das Kino aus politischen Gründen schließen muss, ziehen die Geschwister sich enttäuscht in ihre Wohnung zurück - und laden auch Matthew zum Bleiben ein. Er bemerkt bald, dass die beiden mehr verbindet als geschwisterliche Zuneigung. Auch das harmlose Filmquiz, das sie zum Zeitvertreib spielen, gleitet zusehends auf eine obsessive sexuelle Ebene ab. Sie isolieren sich völlig von der Außenwelt - bis eines Tages ein Pflasterstein durch ihre Fensterscheibe fliegt und sie in die reale Welt zurückkatapultiert werden, in der die Maiunruhen die Stadt in einen Kriegszustand versetzt haben.


    "Träumer" basiert auf Adairs frühem Roman "The Holy Innocents", von dem keine deutsche Ausgabe existiert und für den der Autor 1989 den Author's Club Award für das beste Debüt bekam. Aus Anlass der Verfilmung von Bernardo Bertolucci überarbeitete der Autor seinen Erstling vollständig. Für die Edition Epoca hat Thomas Schlachter den Roman aus dem Englischen übertragen.


    Gilbert Adair hat bereits einige erfolgreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem "Blindband" , "Der Tod des Autors" und die Studie "Adzio und Tadzio". Er lebt als Schriftsteller, Drehbuchautor und Kolumnist in Notting Hill, London.


    Meine Meinung
    Nach den ersten Seiten war ich erst nicht sicher, ob ich das Buch weiterlesen oder abbrechen soll. Aber bei nur 193 Seiten inkl. Nachwort des Autors mit großem Zeilenabstand wollte ich das dann doch durchziehen. Für mich las es sich etwas träge an.
    Man wird zwar sofort in die Geschichte reingeschmissen, hat kaum Zeit sich erst mal zu orientieren. Aber wenn man dann mal drin ist, dann fesselt einen die Geschichte doch. Wie man schon der Inhaltsangabe entnehmen kann, geht es im der Geschichte um zweierlei: Einmal um die Beziehung der Zwillinge zueinander und zu Matthew und ihre isolierten Wochen und andererseits die Studentenunruhen (mit einer kurzen Erwähnung von "unserem" Dany le Rouge :zwinker) und deren Auswirkungen eben auch auf die Jugendlichen.


    Gilbert Adair ist ein m.E. sehr außergewöhnlicher Schriftsteller. Er hat eine beeindruckende sprachliche Ausdrucksfähigkeit (mein Buch ist voller Post-its mit bemerkenswerten Sätzen oder Ausdrücken) und eine "spot-on" Beobachtungsgabe.
    Was aber dem Buch nicht geschadet hätte: Mehr Seiten. Zumindest den drei Hauptfiguren hätte mehr Raum für Charakterisierung nicht geschadet. Ich bin überrascht, dass der Autor im Rahmen seines Rewrite diese Chance nicht hatte oder nicht genutzt hat. Nichtsdestotrotz lesenswert. Im Übrigen auch für Nicht-Filmenthusiasten. Ich hatte erst gefürchtet, dass mir das zuviel wird, aber es passte. Und ich lade mir jetzt erstmal französische Chansons runter, insbesondere Charles Trenet und <<Que reste-t-il de nos amours?>> :grin

  • Zitat

    Original von Lilli
    Ich kenne davon nur die Verfilmung und finde es ziemlich interessant, dass das Buch nur 193 Seiten hat. Die Verfilmung hat mich dennoch nicht 100% überzeugt, vielleicht tue ich mir das Buch mal an... :grin


    Ich hab vom Film nur den Trailer gesehen, aber das Buch reicht mir eigentlich. Und ich sag ja, ein paar Seiten mehr hätten dem Buch nicht geschadet :lache