Dinosaurierfedern - Sissel-Jo Gazan

  • Hoffmann und Campe Verlag
    gebunden, 468 Seiten
    OT: Dinosaurens
    übersetzt von Gabriele Haefs


    Kurzbeschreibung
    Sind Vögel Nachkommen der Dinosaurier oder haben sich beide Gattungen parallel entwickelt? Anna zerbricht sich den Kopf über das Lieblingsthema ihres Professors, der darüber mit anderen Fachleuten im Clinch liegt. Aber noch bevor sie zu einem Schluss kommt, welche Theorie die richtige ist, wird ihr Professor ermordet - und kurz darauf Johannes, ihr Lieblingskollege an der Fakultät. Motive für die Morde gibt es durchaus: zum Beispiel Fördergelder, Prestige und Karrieren. Aber ist es möglich, dass Konkurrenz unter Wissenschaftlern so weit geht?


    Ermittler Søren Marhauge tut sich sehr schwer, die unzähligen Verstrickungen und Intrigen am Naturwissenschaftlichen Institut in Kopenhagen zu entwirren. Außerdem plagen ihn privat jede Menge Probleme. Und dann ist da noch Anna, für die er mehr empfindet, als er sich eingesteht.


    In ihrem fesselnden Wissenschaftskrimi erzählt Sissel-Jo Gazan nicht nur über Killerparasiten, Wissenschaftsehrgeiz und Mord, sie schafft mit ihren schillernden Alltagshelden - allen voran Anna und Søren - und deren Geheimnissen Figuren, die einem unvergessen bleiben.


    Über den Autor
    Sissel-Jo Gazan, Jahrgang 1973, hat Biologie studiert und sich im Studium auf die Herkunft von Vögeln spezialisiert. Ihren ersten Roman schrieb sie mit neunzehn Jahren. »Dinosaurierfedern« ist ihr vierter Roman, der 2008 mit großem Erfolg bei »Gyldendal« erschien und bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Gazan schreibt außerdem Artikel für Frauenmagazine und hat eine Kolumne bei dem dänischen Magazin »Femina«. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin.


    Meine Meinung
    „Vögel sind heute lebende Dinosaurier“


    Diese Meinung vertritt Professor Lars Helland, der Leiter der Abteilung für Zellbiologie und Vergleichende Zoologie des Biologischen Instituts der Universität Kopenhagen. Auf Symposien und in wissenschaftlichen Zeitschriften wird diese These kontrovers diskutiert. Ein besonders hartnäckiger Widersacher Hellands ist Clive Freeman aus Vancouver, der immer wieder wissenschaftliche Belege vorlegt, die seine Meinung unterstützen, dass Vögel keine Dinosaurier sind, sondern sich parallel entwickelt haben.
    Anna Bella Nor, junge Studentin und Mutter, schreibt bei Professor Helland ihre Diplomarbeit über diese Kontroverse. Anna wird in ihrer Arbeit aber hauptsächlich von Erik Tybjerg unterstützt, der als Professor am angegliederten Zoologischen Museum arbeitet. Helland kümmert sich nicht nur nicht um Annas Arbeiten, er ist generell zurückgezogen und wenig beliebt, sitzt aber in vielen wichtigen Gremien und hat dadurch Einfluss auf die Verteilung von Fördergeldern und Mitarbeitereinstellungen. In Zeiten knapper werdender Gelder entscheidet er auch über die Schließung ganzer Abteilungen mit.


    Eines morgens wird Helland tot in seinem Arbeitssessel gefunden. Nachdem es zunächst nach einem natürlichen Tod aussieht, ergibt die Obduktion, dass Hellands Gewebe und Organe voll mit Finnen (ein Zwischenstadium) des Schweinebandwurms sind. Wie konnte es dazu kommen, findet man diese Finnen doch sonst nur im Schwein?
    Dieser Frage muss sich Kommissar Søren Marhauge stellen, der in diesem Fall ermittelt.
    Als drei Tage später Annas engster Kollege, Johannes Trøjborg erschlagen aufgefunden wird, wird die Ermittlungsarbeit für Søren unübersichtlich. Helland hatte aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeit, seines internen Einflusses am Institut und seiner unzugänglichen Art viele Feinde, aber wie hängt das mit Johannes' Tod zusammen?


    Sissel-Jo Gazan ist mit diesem Roman viel mehr als ein sehr spannender Wissenschaftskrimi gelungen, der zudem ohne blutige Details auskommt.
    Obwohl zahlreiche Protagonisten in den Fall verwickelt sind, gelingt es der Autorin die Charaktere sehr intensiv auszuarbeiten, ohne dass man den roten Faden verliert.
    Alle Figuren hüten mehr oder weniger große Geheimnisse, ungelöste Probleme aus der Vergangenheit. Mit feinem psychologischen Gespür leuchtet Gazan die Hintergründe aus. Nichts wird nur oberflächlich angeschnitten, alles ist raffiniert miteinander verstrickt, ohne zum Ende hin offen zu bleiben.


    Eine gelungene Mischung aus naturwissenschaftlichen Fragestellungen, Kriminalhandlung und psychologischer Charakterstudien.
    Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für so eine Genremischung interessieren.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Hier meine Rezi:


    Hatten Dinosaurier Federn und stammen unsere heutigen Vögel von ihnen ab? Um diese wissenschaftlich umstrittene These konstruiert die dänische Schriftstellerin Sissel-Jo Gazan mit „Dinsaurierfedern“ einen ebenso spannenden wie emotionalen Krimi. Sie beschreibt, wie in den feinen akademischen Kreisen der Universitäten mit immer härteren Bandagen um Fördergelder, Macht und Prestige gekämpft wird – und wie manche wissenschaftliche Frage dabei zum Vehikel ganz anderer, eitler Auseinandersetzungen wird.


    Dabei dröselt die Autorin mit viel psychologischem Spürsinn auch die Vergangenheit ihrer Figuren auf, die ihre großen und kleinen Geheimnisse nur allzu oft hinter einer freundlichen Mauer des Schweigens verbergen. Kann es da noch überraschen, dass einige von Gazans Charakteren Ehrlichkeit und Vertrauen schließlich in ganz anderen Kreisen finden, etwa in der düster-bunten Gothik-Szene?


    Mit diesem Setting wird Gazans „Dinosaurierfedern“ zur gelungenen Mischung aus Wissenschaftsreportage, spannendem Krimi und psychologischer Studie. Keine Frage, wieder ein schönes kleines Glanzstück aus der skandinavischen Krimischmiede!

  • Die Idee und der Grundgedanke dieses Buches sind zwar interessant und man hätte aus dem Stoff tatsächlich einen spannenden Krimi machen können, aber leider ist das Teil erzähltechnisch eine Katastrophe, und deshalb kann ich das beim besten Willen nicht als spannenden oder fesselnden Wissenschaftskrimi bezeichnen.


    Kaum wird ein Charakter eingeführt, wird ihm ellenlang eine Rückblickstory verpasst, Zeitsprünge machen es schwer dem ganzen zu folgen, innerhalb von Rückblicken gibt’s weitere Rückblicke, und manchmal fragt man sich verwirrt, auf welcher Zeitebene man sich nun befindet. Manche Rückblicke scheinen völlig unmotiviert in der Landschaft herumzustehen, und es erschließt sich nicht, wieso sie da sind, außer dass ein Teil des Erzählten später an Bedeutung gewinnt, aber wer erzähltechnisch mehr auf der Reihe hat, kann das alles wesentlich eleganter verpacken.


    Wer also nur einen spannenden Krimi lesen möchte, ist hier völlig fehl am Platz. Wer sich jedoch für wissenschaftliche Auseinandersetzungen interessiert, für die Abstammungsfrage der Vögel, für detaillierte psychologische Rückblicke, die einem manchmal die eigentliche Story aus den Augen verlieren lassen, der ist mit dem Buch vielleicht ganz gut bedient.

  • Wie weit gehen denn die Rückblenden?
    In die DinoZeit?


    Das Buch klingt ja eigentlich total nach meinem Geschmack.
    Krimi, Wissenschaftsthriller, Dinos, Psychologie


    Klingt zumindest schon mal nach Zuwachs für meine Wunschliste.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Wie weit gehen denn die Rückblenden?
    In die DinoZeit?


    Das Buch klingt ja eigentlich total nach meinem Geschmack.
    Krimi, Wissenschaftsthriller, Dinos, Psychologie


    Klingt zumindest schon mal nach Zuwachs für meine Wunschliste.


    Nein, die Rückblenden gehen nicht bis in die DinoZeit, sondern nur bis in die nähere Vergangenheit.


    Ich habe dieses Buch letztes Jahr zu Weihnachten bekommen und es hat mir sehr gut gefallen! Ein außergewöhnlicher Krimi! Besonders die Wissenschaftselemente fand ich klasse und die Auflösung des Fallen :rofl :anbet
    Es ist halt kein "spannender" Krimi im Sinne von effektheischend-spannend oder thriller-ähnlich. Das Buch ist eher ruhig, der Schreibstil ist etwas ungewohnt, aber die Story weist durchaus Spannungselemente auf, man will schon wissen wie es weitergeht. Auch die Ermittlungen als solche stehen nicht direkt im Vordergrund, sondern auch das Zwischenmenschliche, in dem die Einzelschicksale der Wissenschaftler und handelnden Personen in den Roman eingeflochten sind.


    Mir persönlich hat das Buch wirklich gut gefallen, aber es ist kein Krimi der "normalen" Art. Man sollte schon eine gewisse Wissenschaftsaffinität vorweisen, dann kann man dieses Buch genießen.


    Von mir gibts 9 Punkte.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Zimööönchen ()

  • Zitat

    Original von Zimööönchen


    Mir persönlich hat das Buch wirklich gut gefallen, aber es ist kein Krimi der "normalen" Art. Man sollte schon eine gewisse Wissenschaftsaffinität vorweisen, dann kann man dieses Buch genießen.


    Von mir gibts 9 Punkte.



    Danke für die Antwort.
    Jou, das ist bei mir vorhanden - jedenfalls bei psychologischer Wissenschaft.
    Ich denke, das wird mich intressieren.


    Meine Wunschliste platzt bald aus allen Nähten :grin

  • Zitat

    Original von Zimööönchen


    Mir persönlich hat das Buch wirklich gut gefallen, aber es ist kein Krimi der "normalen" Art. Man sollte schon eine gewisse Wissenschaftsaffinität vorweisen, dann kann man dieses Buch genießen.


    Von mir gibts 9 Punkte.


    Ich habe das Buch ja bereits im September 2009 gelesen. Aber so im Rückblick ist mir auch deutlich das wissenschaftliche Milieu, insbesondere im universitären Bereich, in Erinnerung.
    Dabei braucht man sich nicht für Dinosaurier oder für Vögel zu interessieren. Ein ähnliches Szenario wäre sicher auch an einer anderen wissenschaftlichen Fakultät denkbar *glaube ich*.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110


    Ich habe das Buch ja bereits im September 2009 gelesen. Aber so im Rückblick ist mir auch deutlich das wissenschaftliche Milieu, insbesondere im universitären Bereich, in Erinnerung.
    Dabei braucht man sich nicht für Dinosaurier oder für Vögel zu interessieren. Ein ähnliches Szenario wäre sicher auch an einer anderen wissenschaftlichen Fakultät denkbar *glaube ich*.


    Das würde ich bestätigen, obwohl natürlich die "Auflösung" schon fachbezogen war :wave

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Zitat

    Original von Johanna


    Klingt dann ja immer mehr, als wärs was für mich :lache


    Wir wären auf Deine Meinung gespannt, Johanna :grin.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110


    Wir wären auf Deine Meinung gespannt, Johanna :grin.


    Ok - ich hab dann ja auch bald Geburtstag.......... :engel


    :grin


    Ich wills ja auch unbedingt lesen.
    Aber irgendwie ist meine Wunschliste kurz vorm platzen
    Meine Bücherhallenbücher stapeln sich mittlerweile zu 3 Türmen :schaem
    Und bei Weltbild ist ja immer noch dieses Angebot.....

  • Ein wirklich eigenartiges Buch, das so von jedem etwas sein will und sich nicht entscheiden kann.


    Im großen und ganzen kann ich mich Ushuaias Meinung anschließen. Aber komischerweise habe ich das Buch gerne gelesen und auch mit einer gewissen Spannung. Obwohl mir die Fixierung auf Kinder und Elternrolle zu viel wurde. Jede Figur hatte ja irgendwie ein Geheimnis vor ihrem Kind.


    Ein Krimi ist das Buch wirklich nicht, aber was ist es dann? Ich habe keine Ahnung. Ich weiss nur, das es gewiss vielen Lesern nicht gefallen wird. Ich habe, wie gesagt, es gerne gelesen und fand es unterhaltsam mit vielen eigenwiligen Figuren und mal so einer ganz individuellen Erzählform.
    Auch von mir 8 Punkte.

  • Hallo,
    ich bin sonst eher ein stiller Mitleser, würde trotzdem gern eure Meinung zu folgender Sache hören:


    Mein Kind (8. Klasse) soll dieses Buch lesen und eine Buchvorstellung dazu machen. Es geht wohl allgemein um das Thema Krimi im Unterricht.


    Ich selbst habe das Buch noch nicht gelesen, werde es aber noch tun.
    Ich war etwas irritiert, als sie mit dem Buch nach Hause kam und im ersten Moment dachte ich: Halte ich für nicht so geeignet.


    Wie ist eure Meinung dazu?


    Danke und liebe Grüße katinka

  • Ich würde Schüler ihr Thema lieber aus einer Reihe von Büchern selbst wählen lassen. Aber wenn Lehrer fragen, welche Themen Schüler selbst beizutragen haben, bleibt es manchmal sehr still im Raum. Da müsste man ja vorher aus mehreren gelesenen (!) Büchern etwas auswählen. Den Vorteil dieser Wahl sehe ich darin, dass es ein wenig gehyptes Buch ist und deshalb eine Herausforderung für den Schüler, sich eigene Gedanken dazu zu machen. Als alte Bloggerin sehe ich in meiner Blog-Statistik genau, mit welchen Suchworten Schüler sonst ihre Referate im WWW beschaffen. ;-)


    P. S.: Weshalb sollte das Buch nicht geeignet für eine Vorstellung sein? Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es ein Genre-Mix, so dass an diesem Beispiel vortrefflich darüber diskutiert werden kann, welches die Krimi-Eigenschaften sind, was einen Krimi ausmacht, was der Leser erwartet, usw. usf.

  • Hallo Buchdoktor,
    danke für deine Antwort. Meine Frage bezog sich weniger auf die Eignung des Buches zur Buchvorstellung, sondern ob dieses Buch für die Altersklasse (13-14 Jahre) geeignet ist. Ich war einfach irritiert, da es auch im Jugendbuchbereich viele gute Bücher zum Thema Krimi gibt.


    LG katinka