New York Sleeps von Christopher Thomas

  • Kurzbeschreibung
    Am frühen Morgen, wenn die Hektik der Stadt noch nicht erwacht ist und die Menschen noch ihren Träumen nachhängen, dann zieht der Fotograf Christopher Thomas mit seiner Kamera durch New York. Die Stadt gehört ihm und er entlockt ihr all das Schöne, das der Stille entstammt. Seine Fotografien zeigen das andere New York: Die Metropole als einen Ort, an dem die Plätze und Monumente nur sich selbst gehören. Fifth Avenue, Flatiron Building, Brooklyn Bridge, Central Park - es sind nicht die verborgenen Winkel, sondern die großartigen Landmarks der modernen Architektur, die Thomas in atemberaubenden Ansichten, beinahe unwirklich und doch ohne digitale Manipulation einfängt: im Nebel, unter Herbstlaub oder unberührter Schneedecke, fotografiert in Schwarzweiß-Polaroid. Dieser Fotoband ist eine hinreißende Hommage an die stille Poesie New Yorks.


    Zum Autor
    Christopher Thomas arbeitet überwiegend als Werbefotograf (z.B. BMW) und Fotograf für Reportagen (u.a. Geo). Er wurde 1961 in München geboren und hat bereits mit den "Münchnern Elegien" eine künstlerische Arbeit vorgelegt, die weit über München hinaus Beachtung fand.


    Meine Meinung
    Ich habe keine Zahlen vorliegen, doch nach meinem Gefühl ist New York die am meisten fotografierte Stadt der Welt. Hiermit meine ich nicht die üblichen Touristenfotos, sondern die Arbeiten der Künstler, die sich auf ihre individuelle Art der Stadt New York annähern. Gerade weil das Thema New York so erschöpfend behandelt zu sein scheint, überrascht es um so mehr, wenn der Band mit Christopher Thomas' Fotografien aufgeschlagen wird:
    Dies ist New York? Die Stadt, die eigentlich nie schläft? Was ist hier passiert? So waren meine ersten Gedanken zu Thomas' Arbeit. Bei näherer Betrachtung formen die Fotos das Bild einer Stadt, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Die Bürgersteige leer, nirgendwo Menschen, das Leben scheint zum Stillstand gekommen. Unberührte Schneedecken vor dem Guggenheim, keinerlei Aktivität am Time Square, der Central Park verlassen, Coney Island ausgestorben...


    In aller Frühe, als die Stadt noch schlief, hat sich Christopher Thomas auf den Weg gemacht, um ein anderes New York einzufangen. Sein Werkzeug war eine Großbildkamera, die sorgfältiges und langsames Arbeiten aufzwingt. Ein altmodisches Gerät in Zeiten digitaler Fotografie, doch das klassische Instrument der großen "alten" Fotografen. Digitale Nachbearbeitung ist hier nicht möglich, der "Schuss" muss sitzen, entsprechend viel Aufwand hat Thomas in die Vorbereitung und Bildkomposition jedes einzelnen Motivs investiert.


    Das Ergebnis sind Fotografien von berückender Schönheit. Hier tut sich eine Art visueller Poesie auf, die Thomas' Gespür für die Stadt New York unterstreicht.


    Eine Auswahl der Motive findet sich hier.



    Edit: Tippfehler beseitigt.

  • Danke für die Rezi Christian :wave
    Ich habe mir soeben die von dir verlinkten Motive angesehen und bin beeindruckt. Kannst du mir sagen wie umfangreich das Buch ungefähr ist? Ich werde mir es auf alle Fälle schenken. :-)

  • Ist das ein tolles Buch!!!
    Christian vielen Dank für den Link und die Rezension.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Die Bilder sehen total klasse aus. Ich frag mich, wann die aufgenommen worden sind, denn NY schläft ja bekanntlich nie. Das Bild vom Grand Central Terminal sieht fast altertümlich aus, wenn da nicht im Hintergrund die Skyscraper wären. Toller Tipp! :fingerhoch

  • Er hat die Aufnahmen in den frühen Morgenstunden gemacht. Mit Sicherheit gab es irgendwo laufende Menschen oder fahrende Autos, doch wenn sie sich schnell genug bewegen, erscheinen sie durch die langen Belichtungszeiten nicht auf den Bildern - und die Wasseroberflächen bekommen diesen wunderschönen quecksilberartigen Glanz.


    Für die Aufnahmen im verschneiten New York klappt das natürlich nicht, die Flächen sind wirklich unberührt wie man z.B. bei der Mall im Central Park sehen kann.


    :wave

  • Es kommt auch auf den Ort an - ich kann mir eine leere Central Station auch nur schwer vorstellen, aber Mr. Vulkan und ich sind mal zwischen 6 und 8 Uhr morgens durch Manhattan gestiefelt, und da war es teilweise noch sehr leer. Auch wenn man immer irgendwo etwas zu essen bekommt und irgendwo Menschen arbeiten, hatte ich doch das Gefühl einer "schlafenden", bzw. "erwachenden" Stadt. Und der Central Park kann im Winter bei Regen wie ausgestorben sein.

  • Kann schon sein, aber es braucht sicherlich eine Menge Versuche, das so schön hinzukriegen. Bei dem Bild von der 5th Ave habe ich mich gefragt, ob das irgendwann ganz früh am Sonntag Morgen gemacht wurde. Diese Mühe ist der Preis sicherlich wert.


    Wir haben es mal geschafft, mit der ersten Fähre morgens nach Liberty Island zu fahren. Das sah schon toll aus, die Lady so ohne Publikum drum herum anzusteuern.


    edit: Aufnahmen mit den langen Belichtungszeiten haben wir auch schon gemacht. Es ist tatsächlich erstaunlich, dass die vielen Leute fast unsichtbar werden. Allerdings nur fast, schemenhaft kann man sie noch erkennen.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Idgie
    Kann schon sein, aber es braucht sicherlich eine Menge Versuche, das so schön hinzukriegen.


    Auf jeden Fall. Lange Belichtungszeiten ersetzen mit Sicherheit nicht fotografisches Können (das wollte ich damit auch nicht ausdrücken ;-)) .

  • Hab ich auch nicht so verstanden. ;-)


    Mich fasziniert schon, dass es keine digitalen Bilder sind. Mit Bildbearbeitungsprogrammen kann man heute ja so einiges richten, bzw. hinzaubern, was bei den Großbildaufnahmen einfach sitzen muss.

  • Danke für die sehr schöne Rezi!


    Ich habe vor ein oder zwei Wochen einen Bericht und ein Interview mit ihm gesehen. Er hat wohl alle noch vorhandenen Bestände der Schwarzweiß-Polaroids aufgekauft. Dieses Buch werde ich mir auf jeden Fall zulegen.


    Sein nächstes Projekt ist Venedig! :anbet

  • Christian, vielen Dank für die Rezi und den tollen Tipp - das sieht mir absolut nach einem Geschenk für meinen Schwager aus. New York ist nach San Francisco seine zweite Lieblingsstadt. Ich werde es mir mal für Weihnachten merken.


    Die im Link gezeigten Bilder sind einfach nur klasse.

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.
    (Hermann Hesse)

  • Ich hab das Buch ( nicht ganz uneigennützig...) Mr. Nofret geschenkt und es mir natürlich selbst schon angesehen. Ich bin begeistert, die Bilder sind der absolute Wahnsinn! Mein Bester ist auch sehr angetan, und das obwohl ihm die Welt der Bücher eher fremd ist :-)
    Kurz, jeder Cent hat sich gelohnt, ein klasse Werk!

  • Der Bildband ist toll. Es ist gerade faszinierend New York mal so menschenleer zu sehen. Ich bin nie früh genug aus dem Bett gekommen, um die Straßen so leergefegt zu erleben.


    Eine tolle Idee und eine großartige Umsetzung. Jedem New York Liebhaber ans Herz gelegt.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ich habe das Buch heute verschenkt. Die Bilder sind so eindrucksvoll, man kann kaum glauben, dass es tatsächlich Zeiten gibt, zu denen NY so menschenleer ist. Sie wirken gerade als S/W-Aufnahmen ungeheuer intensiv. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen Bildband anzuschauen.