'Die Caravaggio-Verschwörung' - Seiten 109 - 188

  • Die drei Beschreibungen der Gemälde, die Beschreibungen dessen, was sie im Betrachter auslösen, wow, das hatte was :anbet! Selbst auf uns Heutige wirken Caravaggios Gemälde manchmal durchaus verstörend, welch verheerende Wirkung mochte das wohl erst gehabt haben, als sie erstmals gezeigt wurden? Eigentlich kein Wunder, dass er entweder geliebt oder gehasst wurde, ein Mittelding geht bei ihm gar nicht, glaube ich. (Und es ist eben doch von Vorteil, ein Nachwort zuerst zu lesen, dumm und dusselig hätte ich mich gesucht und nicht gefunden...)


    Sagte ich nicht schon, dass ich Radolovich nicht mag? Ich fürchte, wir haben noch öfter das Vergnügen miteinander, und weil er mir einfach nicht geheuer ist, vermute ich, ein wirkliches Vergnügen wird es nicht werden. Ein seltsamer Mensch, auf der einen Seite so kalt und beherrscht, auf der anderen Seite vermag ein Bild ihn so etwas wie Leidenschaft abzutrotzen. Vielleicht sollte ich ihn unter der Rubrik „stille Wasser usw.“ einsortieren? Apropos, was mich zu meiner Frage bringt: Ich habe über den Marchese keine weiteren Infos gefunden, kannst Du bitte etwas mehr über ihn erzählen? Und noch ein Frage: „Marchese“ ist doch ein Adelstitel, hatten die italienischen Adeligen keine Scheu, Handel zu treiben?


    Caravaggio tut alles, um sich nicht allzu beliebt zu machen, aber vermutlich ist ihm das auch völlig egal. Er lebt im Hier und Jetzt, das Gestern findet in seinen Träumen statt und ein Morgen – wer weiß, ob es das gibt? Und doch ist er mir viel wert, er dauert mich und das nicht nur, weil er etwas geschaffen hat, wie nie jemand vor ihm. Er klammert sich dermaßen an das Leben, ist gierig danach – und doch, verzeih, Nicole, ich gehe jetzt mal von meinem Blick auf seine Bilder aus: Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich Angst vor dem Tod hatte oder nur davor, nicht mehr das Leben spüren zu können, vor Schmerzen, vor der Abwesenheit von Gefühl und Lust. Nach dem Glauben seiner Zeit (und wie hätte er sich davor verschließen können?) hörte das Leben an sich mit dem Tod ja nicht auf: Himmel oder Hölle, das war die Frage, und so, wie er gelebt hat, bin ich mir nicht sicher, welchen Eindruck er im Paradies gemacht hätte – und das Paradies auf ihn. Noch einmal: verzeih, karge Worte für etwas, was ich nicht recht benennen kann, ich kann nur hoffen, man versteht es in etwa.


    Fra Alvaro jedenfalls wird für mich immer mehr der Bösewicht schlechthin, er tritt ein klein bisschen mehr ins Helle, aber ich frage mich immer noch, was Caravaggio ihm eigentlich getan hat.


    Caterinas Eifersucht hat mich ein bisschen lächeln lassen. Es gibt halt Dinge, die ändern sich nie.

  • Caterinas Versuch, Riccardo bei ihrem Vater als Lehrling unterzubringen ist misslungen. Sie plant doch jetzt wohl nicht, ihn stattdessen bei diesem zwielichtigen Radolovich unterzubringen :gruebel? Ebenfalls hoffe ich, dass ihr Vater nicht in Erwägung zieht, Caterina mit selbigem zu verheiraten. Zwei hübsche junge, auf ihren Porträts traurig aussehende Frauen hat er bereits unter die Erde gebracht :rolleyes!


    Bisher hat Riccardo ein recht zwiespältiges Verhältnis zu Caravaggio - einerseits führt er bei ihm ein eher angenehmes Leben, andererseits gruselt er sich vor ihm, vor allem nachts!

  • @ Lipperin


    Zitat

    Original von Lipperin
    Die drei Beschreibungen der Gemälde, die Beschreibungen dessen, was sie im Betrachter auslösen, wow, das hatte was


    Ich lese das sehr erleichtert und glücklich - denn das empfand ich beim Schreiben als äußerst schwierig. Da ist manch ein Schweißtropfen von der Autorenstirn gerollt, während diese Passagen entstanden... :lache


    Zitat

    Original von Lipperin
    Selbst auf uns Heutige wirken Caravaggios Gemälde manchmal durchaus verstörend, welch verheerende Wirkung mochte das wohl erst gehabt haben, als sie erstmals gezeigt wurden? Eigentlich kein Wunder, dass er entweder geliebt oder gehasst wurde, ein Mittelding geht bei ihm gar nicht, glaube ich.


    Das sehe ich auch so.
    Gerade diese "Sieben Werke der Barmherzigkeit" finde ich selbst verstörend, fast abstoßend - und dennoch ungeheuer faszinierend.


    Und als ich zum ersten Mal vor der "Dornenkrönung" stand (die aus Caravaggios erstem Aufenthalt in Neapel 1607 stammt), war ich ganz überwältigt von der Wucht, die dieses Gemälde im Original hat.


    Eine Wirkung, der sich eben auch ein Radolovich nicht entziehen kann ...


    Zitat

    Original von Lipperin
    Ich habe über den Marchese keine weiteren Infos gefunden, kannst Du bitte etwas mehr über ihn erzählen? Und noch ein Frage: „Marchese“ ist doch ein Adelstitel, hatten die italienischen Adeligen keine Scheu, Handel zu treiben?


    Die Fakten über Radolovich, den Marchese di Polignano, sind tatsächlich rar gesät; das Meiste, was wir über ihn wissen, dreht sich um den Kauf besagten Gemäldes von Caravaggio.


    Was wir wissen: seine Familie ist deutschen Urspungs (deshalb habe ich auch sein Äußeres etwas nordeuropäischer gestaltet) und hat durch den Handel ein Vermögen angehäuft und große Ländereien erworben, eben rund um Polignano und im sizilianischen Ragusa. Er selbst hat dieses Vermögen durch den Handel mit Korn und Öl noch vermehrt und wurde einige Jahre vor den Ereignissen im Buch dann in den Adelsstand erhoben.


    Nachweise über Familienstand und etwaige Nachkommen konnte ich keine auftun, ebensowenig wie seine exakten Lebensdaten - diesbezüglich habe ich mir die dichterische Freiheit erlaubt, sie der Geschichte entsprechend zu gestalten, ebenso wie seinen Charakter.


    Die Rolle, die er im Buch spielt, sollte eigentlich eine durch und durch fiktive Figur bekommen. Aber als ich da so über den dürren Fakten saß und es ja diese belegte Verbindung zu Caravaggio gab - da konnte ich einfach nicht widerstehen, diese Rolle Radolovich zu geben. :grin


    Deinen nächsten Absatz muss ich glaube ich von hinten aufdröseln:


    Zitat

    Original von Lipperin
    Noch einmal: verzeih, karge Worte für etwas, was ich nicht recht benennen kann, ich kann nur hoffen, man versteht es in etwa.


    Auch nach all der Zeit, die ich mich mit Caravaggio beschäftigt habe (erst über einige Jahre hinweg sporadisch, dann viele Monate sehr intensiv) habe ich auch noch ein Gefühl des Nicht-Bennen-Könnens. Angefangen bei seinen Bildern, die so viel auszulösen vermögen, an Emotionen, an Gedanken, an Überwältigt-Sein im Positiven wie im Negativen - und man ringt doch mit Worten, das auszudrücken.
    Aber auch er als Mensch, sein Charakter, sein Leben - da ist etwas Surreale und doch auch etwas allzu sehr Menschliches, Reales.


    (Und immer wieder, während ich an dem Buch schrieb, dachte ich: wie vermessen ist das eigentlich, was ich hier tue? Ich versuche, über Bilder zu schreiben, die sich kaum in Worte fassen lassen; versuche, einen Menschen zu schildern, den nicht einmal seine Zeitgenossen wirklich zu greifen vermochten!)


    Zitat

    Original von Lipperin
    Caravaggio tut alles, um sich nicht allzu beliebt zu machen, aber vermutlich ist ihm das auch völlig egal. Er lebt im Hier und Jetzt, das Gestern findet in seinen Träumen statt und ein Morgen – wer weiß, ob es das gibt? Und doch ist er mir viel wert, er dauert mich und das nicht nur, weil er etwas geschaffen hat, wie nie jemand vor ihm. Er klammert sich dermaßen an das Leben, ist gierig danach – und doch, verzeih, Nicole, ich gehe jetzt mal von meinem Blick auf seine Bilder aus: Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich Angst vor dem Tod hatte oder nur davor, nicht mehr das Leben spüren zu können, vor Schmerzen, vor der Abwesenheit von Gefühl und Lust. Nach dem Glauben seiner Zeit (und wie hätte er sich davor verschließen können?) hörte das Leben an sich mit dem Tod ja nicht auf: Himmel oder Hölle, das war die Frage, und so, wie er gelebt hat, bin ich mir nicht sicher, welchen Eindruck er im Paradies gemacht hätte – und das Paradies auf ihn.


    Aus meiner Sicht hast Du ihn damit sehr treffend charakterisiert.
    Vermutlich war er durchaus gläubig - aber in welcher Form? Kirchenkonform hat er jedenfalls nie gelebt... Eher so, als schreckten ihn weder Gedanken an die Hölle noch an ein Fegefeuer.
    Er war besessen, davon Ruhm zu ernten - und doch hat er es sich leichtfertig und dauernd mit allen verscherzt.
    Ich habe bewusst im Buch auf diesen Ausdruck verzichtet und doch trifft er absolut auf Caravaggio zu: er war eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Und zwar lichterloh.


    Was mich immer noch erstaunt und fasziniert: fast alle seiner Gemälde waren Auftragsarbeiten, in relativ kurzer Zeit angefertigt - und doch sind sie so meisterhaft, so eigenwillig.


    Und was mich ebenfalls nicht loslässt: die Frage, was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er war. Reicht dafür die Erfahrung des Pestjahres aus, den Tod von Vater, Großvater und Onkel innerhalb kürzester Zeit, als er noch ein kleiner Junge war?
    Wir wissen so wenig über seine Kindheit und Jugendjahre - und er selbst hat uns so rein gar nichts hinterlassen. Keine Selbstzeugnisse.
    "Nur" eben seine Bilder.
    Ich bin überzeugt davon, dass darin alles von ihm steckt - dass wir darin für kurze Wimpernschläge lang etwas von ihm erhaschen können, sei es auch noch so flüchtig.


    Und nicht allein deshalb, weil sich darin chronologisch sein Lebensweg, seine Welt(en) widerspiegeln - sondern auch, weil er sie so gemalt hat, WIE er sie malte.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Caterinas Eifersucht hat mich ein bisschen lächeln lassen. Es gibt halt Dinge, die ändern sich nie.


    Ja, gell? :zwinker


    @ Lumos


    Zitat

    Original von Lumos
    Zwei hübsche junge, auf ihren Porträts traurig aussehende Frauen hat er bereits unter die Erde gebracht :rolleyes !


    Für die damalige Zeit war das gar nicht ungewöhnlich; gerade bei vermögenden Leuten oder im Adel lief das nach dem Prinzip ab: " 's wird halt so lange geheiratet, bis die Nachfolge gesichert ist."
    Aus Caterinas Sicht natürlich gruselig...


    Zitat

    Original von Lumos
    Bisher hat Riccardo ein recht zwiespältiges Verhältnis zu Caravaggio - einerseits führt er bei ihm ein eher angenehmes Leben, andererseits gruselt er sich vor ihm, vor allem nachts!


    Dass Caravaggio zu jener Zeit nachts nur noch mit Dolch schlief und von Alpträumen geplagt wurde, ist übrigens verbürgt. :-)

  • @ Lipperin


    Ich hab zu danken, für DEINE Eindrücke und Gedanken zu Caravaggio! :knuddel1


    Zitat

    Original von Lipperin
    Aber wenn es um Caravaggio geht, bin ich sowieso nicht neutral, will es auch gar nicht sein, dazu liebe ich ihn viel zu sehr.


    Kann man Caravaggio gegenüber überhaupt neutral sein? Ich seh's ähnlich wie Du es weiter oben schriebst: entweder ist man überwältigt von seinen Werken oder man findet sie einfach grässlich.
    (Ich bin allerdings voreingenommen - aber das bin ich ohnehin immer, wenn's um die Gestalten in meinen Romanen geht... )

  • Radolovich wird mir immer unsymphatischer, ich weiss nicht malgenau warum. Irgendwie nehme ich ihm nicht ab, daß er Caravvagio nur deshalb sucht, weil er ein weiteres Bild von ihm möchte.
    Ob Caterina gut daran tut sich mit ihm auf ein Geschäft einlassen zu wollen? Der zieht sie doch mir nichts dir nichts über den Tisch.
    Und Caterinas Vater wäre es glaube ich nicht unrecht, wenn sie Radolovich heiraten würde.


    Ihr kleiner Eifersuchtsanfall war ja nett :-) aber auch nicht ganz unverständlich. Sie weiss ja schliesslich nicht, was Riccardo so die ganze Zeit tut, wenn er nicht mit ihr zusammen ist. Und wie sein tägliches Leben aussieht kann sie sich ja nur zusammenreimen, wirklich kennen tut sie so ein Leben ja nicht.


    Bei Caavaggio weiss ich noch nicht, ob ich ihm mag. Aber das Bild mit der an beiden Enden brennenden Kerze trifft es wohl. Entweder ganz oder gar nicht. Naja, trotz der Geschehnisse am Ende des Abschnits werden wir ihn ja wohl noch besser kennenlernen....werde mir mal das Buch schnappen und weiterlesen, solange die Mädels noch Sendung mit der Maus kucken :-)

  • Nach Abschluß dieses Teils ist mir klar, daß ich auch in dieser Leserunde eher eine Minderheitenmeinung vertrete. In den letzten, die ich mitgemacht habe, war ich meist recht alleine, wenn ich meinte, daß mir das Buch sehr gut gefiele (obwohl teilweise objektive Mängel vorlagen). Dieses Mal kann ich zwar nicht sagen, daß mir das Buch nicht gefällt. Doch es ist halt weder „meine“ Zeit noch „mein“ Thema. Verschwörungsbücher wie auch Thriller (sowie ähnliches) lese ich äußerst selten. Und *sieht sich vorsichtig um* das Cover spricht mich auch überhaupt nicht an. Nur auf Grund der Umschlaggestaltung würde ich das Buch vermutlich nie in die Hand nehmen. :rolleyes


    Ich werde mich in der Leserunde also etwas zurückhalten und ggf. vor allem auf andere Posts eingehen bzw. antworten.


    Wirklich aufgefallen ist mir vor allem dieser Satz: Das Recht in Neapel was dasjenige des Stärkeren und Gerisseneren, (...) (Seite 112)
    Nun ja, heute nennt man das „Wettbewerb“.


    Ansonsten: Radolovich kann ich nicht einschätzen, das Gemälde wird den Großmeister wohl nicht erreichen und wie der Vater von Caterina reagiert, wenn er von seiner Tochter und Riccardo erfährt vermag ich auch nicht abzuschätzen.


    Daß Caravaggio es war, der am Ende erschlagen wurde, glaube ich nicht. Viel zu früh im Buch. :grin




    Zitat

    Original von Lumos
    Ebenfalls hoffe ich, dass ihr Vater nicht in Erwägung zieht, Caterina mit selbigem zu verheiraten.


    Das hoffe ich zwar auch nicht, allerdings macht der Vater mir den Eindruck, daß er solches in Erwägung ziehen könnte.



    Zitat

    Original von Lumos
    Kann man Caravaggio gegenüber überhaupt neutral sein?


    :gruebel :rolleyes *Outet sich als Banause* Ja, kann man. Ich habe mir ein paar der Bilder auf Deiner Homepage, Nicole, angesehen. Die sind genial gemalt, was die Technik betrifft. Aber auslösen tun sie in mir - sorry - rein gar nichts. Die einzige Frage, die mir kommt, ist die, wie man so praktisch wie fotografiert malen kann. Ich könnte die Bilder längere Zeit betrachten, um dieses Rätsel zu lösen, nicht jedoch, weil sie mich so sehr berühren.


    Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, daß mich Malerei noch nie sehr ansprechen konnte (von einigen Gemälden Caspar David Friedrichs vielleicht mal abgesehen; und das auch nur, weil ich eine Filmbiographie mit passender Musikuntermalung über ihn gesehen habe).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Zitat von SiCollier
    *Outet sich als Banause* Ja, kann man. Ich habe mir ein paar der Bilder auf Deiner Homepage, Nicole, angesehen. Die sind genial gemalt, was die Technik betrifft. Aber auslösen tun sie in mir - sorry - rein gar nichts. Die einzige Frage, die mir kommt, ist die, wie man so praktisch wie fotografiert malen kann. Ich könnte die Bilder längere Zeit betrachten, um dieses Rätsel zu lösen, nicht jedoch, weil sie mich so sehr berühren. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, daß mich Malerei noch nie sehr ansprechen konnte


    Du glaubst gar nicht wie gut mir dein posting tut ;-) :knuddel1!!


    Wenn man die kunstsinnigen postings von Lipperin und Nicole liest, kriegt man ja fast schon Komplexe :-)!

  • @ SiCollier


    Zitat

    SiCollier
    Doch es ist halt weder „meine“ Zeit noch „mein“ Thema. Verschwörungsbücher wie auch Thriller (sowie ähnliches) lese ich äußerst selten. Und *sieht sich vorsichtig um* das Cover spricht mich auch überhaupt nicht an. Nur auf Grund der Umschlaggestaltung würde ich das Buch vermutlich nie in die Hand nehmen. :rolleyes


    Es tut mir natürlich leid, wenn ich mit dem Thema des Buches so gar nicht Deinen Geschmack getroffen habe! (und was das Cover betrifft, stehst Du auch nicht ganz alleine mit Deiner Meinung da: was das - und auch den Titel - betrifft, habe ich durchaus auch schon kritische Stimmen gehört :-) )


    Insofern bin ich froh, dass Du auch schreibst:


    Zitat

    Original von SiCollier
    Dieses Mal kann ich zwar nicht sagen, daß mir das Buch nicht gefällt.


    Ich hoffe natürlich sehr, dass das auch so bleibt - aber solltest Du unterwegs feststellen: "ne, das ist einfach nicht meines", dann sag's ruhig. :wave


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ich werde mich in der Leserunde also etwas zurückhalten


    Das fände ich persönlich schade, ich lese immer sehr gerne, was Du zu meinen Büchern zu sagen hast, auch und gerade Kritisches.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ja, kann man. Ich habe mir ein paar der Bilder auf Deiner Homepage, Nicole, angesehen. Die sind genial gemalt, was die Technik betrifft. Aber auslösen tun sie in mir - sorry - rein gar nichts. Die einzige Frage, die mir kommt, ist die, wie man so praktisch wie fotografiert malen kann. Ich könnte die Bilder längere Zeit betrachten, um dieses Rätsel zu lösen, nicht jedoch, weil sie mich so sehr berühren.


    Mit meiner in den Raum gestellten Frage, ob man Caravaggio gegenüber überhaupt neutral sein kann, habe ich mich offenbar ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Entschuldigung! :knuddel1


    Umso interessanter finde ich, was Du über Deine Eindrücke zu den Bildern schreibst, wie es Dir damit geht - ich finde das spannend, eine ganz andere Meinung zu seinen Bildern zu hören.



    Zitat

    Original von SiCollier
    *Outet sich als Banause*


    Ganz ehrlich: ich musste erst mal schlucken, als ich das gelesen habe und grüble jetzt mit miesem Gefühl im Bauch über meine bisherigen posts nach...


    Ich benutze das B-Wort persönlich selbst nie - dafür halte ich Kunst und Literatur für viel zu sehr subjektiv und geschmacksabhängig, und beide Felder sind zu weit, als dass ein Einzelner alles kennen könnte; ich bin da beileibe keine Ausnahme.


    Ich halt's bei der Kunst genauso wie Lumos in einem anderen Fred hier in der LR schrieb: es gefällt oder es gefällt eben nicht. Viel mehr gibt's dabei einfach nicht.


    Mir geht's oft nicht anders: es gibt Bilder von Künstlern, die werden so unglaublich angepriesen - und ich stehe davor und zucke mit den Achseln, weil mir das überhaupt nichts vermitteln kann.


    @ Lumos


    Zitat

    Original von Lumos
    Wenn man die kunstsinnigen postings von Lipperin und Nicole liest, kriegt man ja fast schon Komplexe :-)!


    Iwo, warum denn! :knuddel1

  • Zitat

    Original von Lumos


    Du glaubst gar nicht wie gut mir dein posting tut ;-) :knuddel1!!


    Wenn man die kunstsinnigen postings von Lipperin und Nicole liest, kriegt man ja fast schon Komplexe :-)!


    Oweia, jetzt hab ich aber ein schlechtes Gewissen. :-( :keks
    Aber man gebe mir drei Worte über Caravaggio, dann lass ich dafür 1000 von ... *mal kurz überleg* ... *jetzt bloß nichts falsches möglichst nicht mal denken* ... stehen.
    Und dafür steh ich immer auf dem Schlauch, wenn ihr euch über Schauspieler und Popsänger und so unterhaltet.


    SiCollier : Das Wort "Banausen" ist eine Erfindung von Leuten, die glauben, alles zu kennen und über alles noch mehr sagen zu können. Wenn ich darüber nachgrübele, was ich alles nicht kenne, bekomme ich eher manchmal leichte Minderwertigkeitskomplexe, aber wirklich nur ganz leichte und auch nicht jeden Tag. :grin Man kann nicht alles kennen, man kann nicht alles wissen und man muss sich schon überhaupt nicht für alles interessieren.
    Und Edit lässt mich anfügen, dass man sich dafür auch nicht zu entschuldigen braucht.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Du glaubst gar nicht wie gut mir dein posting tut ;-) :knuddel1!!


    Wenn man die kunstsinnigen postings von Lipperin und Nicole liest, kriegt man ja fast schon Komplexe :-)!


    Nun, ich bin weit davon entfernt, ein Kunstexperte zu sein, aber ich war schon des öfteren in Wien und da mich Malerei sehr anspricht, war ich dort auch regelmäßig im Belvedere und im Kunsthistorischen Museum. Dort findet man einige Kunstschätze bzw. Bilder, die wie fotografiert aussehen.


    Im Kunsthistorischen Museum von Wien befindet sich von ihm die Rosenkranzmadonna wie ich gerade festgestellt habe. Also habe ich sogar ein Gemälde von ihm sogar schon im Original gesehen. Ich finde das gerade in Bezug auf Nicoles Buch total spannend. :-)


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…ngelo_Caravaggio_066b.jpg

    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

  • Wenn Caravaggio gemalt hätte wie fotographiert müsste es seltsame Menschen gegeben haben und seltsame Lichtverhältnisse- betrachtet mal die Größenverhältnisse in der Perspektive- Caravaggio spielt mit der Bedeutung der Figur im Bild und damit mit der Größe.


    Wobei- so was sieht man wirklich eher im Original und seid ich in Malta war finde ich Caravaggio einfach beeindruckend, wesentlcich interessanter als seine Florentiner oder Venezianischen Zeitgenossen.

  • Zitat

    Original von Nicole
    Es tut mir natürlich leid, wenn ich mit dem Thema des Buches so gar nicht Deinen Geschmack getroffen habe!


    Na ja, Du kannst ja nicht nur für mich bzw. einen einzigen Leser schreiben.



    Zitat

    Original von Nicole
    (...) was das Cover betrifft, stehst Du auch nicht ganz alleine mit Deiner Meinung da: was das - und auch den Titel - betrifft, habe ich durchaus auch schon kritische Stimmen gehört


    Wirklich? Dann folgendes: weder Cover noch Buchtitel hätten/haben mich zum Kauf verleitet, sondern ausschließlich der Name der Autorin. Wäre der ein anderer gewesen, hätte das Buch vermutlich nicht den Weg hierher gefunden.



    Zitat

    Original von Nicole
    (...) aber solltest Du unterwegs feststellen: "ne, das ist einfach nicht meines", dann sag's ruhig.


    Das Buch selbst ist ja gut, es ist halt, wie gesagt, weder ein Thema noch eine Zeit, die mich interessieren. Und derzeit wüßte ich auch nichts, was mein Interesse für eines der beiden erwecken könnte.



    Zitat

    Original von Nicole
    Das fände ich persönlich schade, ich lese immer sehr gerne, was Du zu meinen Büchern zu sagen hast, auch und gerade Kritisches.


    Ähm, danke. - Ich habe mich aus Leserunden weitestgehend zurückgezogen, u. a. auch weil ich einfach mal eine Pause mit dem „auseinanderklabüstern“ brauche (und endlich mal in Ruhe etliche Bücher aus meinem ZuB lesen will). Nur Darkover werde ich auf jeden Fall durchhalten. Da diskutieren wir allerdings auch viel über allgemeine (politische / gesellschaftliche / ethische, manchmal auch sehr OT) Fragen, weil die durch die Handlung impliziert werden.



    Zitat

    Original von Nicole
    Mit meiner in den Raum gestellten Frage, ob man Caravaggio gegenüber überhaupt neutral sein kann, habe ich mich offenbar ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Entschuldigung!


    Kein Problem. Vielleicht lerne ich ja noch was. :-) Ich habe mich halt noch nie im Leben für Kunst (Malerei / Bildhauerei) interessiert - und noch niemanden getroffen, der mir das hätte nahe bringen können. Obwohl der Leiter unserer RoundTable Gespräche ein ... Maler ist (allerdings diskutieren wir nicht über Kunst, sondern Mythologie. Meistens jedenfalls.) Eure (Nicoles und Lipperins) Kommentare sind durchaus interessant. Vielleicht werden mir die Bilder dadurch ja näher gebracht. Wie gesagt, ich bewundere das technische Können, doch ein Funke ist bei mir noch nicht übergesprungen. Das ist bei mit bei Malerei allerdings auch schwierig. Bei Musik (auch zeitgenössischer) funktioniert das schon eher und besser.


    Insofern habe ich kein Problem mit dem „B“-Wort. Ich wollte damit nur meine Unkenntnis dieses Gebietes andeuten, und - ich gebe es zu - auch etwas die Unwilligkeit, da viel dran zu ändern. Mein Tag hat nur 24 Stunden, von denen etliche verplant sind. Mit dem Rest muß ich sehen, wie ich auskomme. Da geht eben nicht alles und auf manches muß bewußt verzichtet werden. (Bildende) Kunst gehört dazu. Ich habe damit kein Problem.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Man kann nicht alles kennen, man kann nicht alles wissen und man muss sich schon überhaupt nicht für alles interessieren.


    Eben. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, mich für bestimmte Dinge nicht zu interessieren, und manche Freizeitbeschäftigung, die ich gerne ausüben würde, aufzugeben, weil ganz einfach die verfügbare Zeit nicht ausreicht.



    Zitat

    Original von Beowulf
    Wenn Caravaggio gemalt hätte wie fotographiert müsste es seltsame Menschen gegeben haben und seltsame Lichtverhältnisse- betrachtet mal die Größenverhältnisse in der Perspektive- Caravaggio spielt mit der Bedeutung der Figur im Bild und damit mit der Größe.


    Ich habe mit dem fotografiert die (auf den ersten Blick) naturgetreue Wiedergabe der Bilder gemeint. Wenn ich da an mein Gekritzel in der Schule im „Kunstunterricht“ denke. :yikes


    Daß man früher, da viele Menschen des Lesens unkundig waren, die Bibel eben durch Bilder nahegebracht hatte, weiß ich. Was aber nicht heißt, daß ich je imstande gewesen wäre, aus solchen Bildern Geschichten herauszulesen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ein kleiner Zwischenstopp, bevor ich mich dem nächsten Abschnitt widme . :-)


    Was Caravaggio betrifft, wirkt er für mich nun menschlicher. Und dennoch bleibt er beängstigend, was aber, glaube ich, hauptsächlich mit seinen eigenen Ängsten zu tun hat. Die Träume, die Tendenz zu Gewaltätigkeiten, man spürt förmlich, das ihm etwas Schreckliches auf der Seele lastet. Ist es "nur" der Mord am Beginn des Kapitels und die Gefahr, in der er schwebt, weil er hierfür für vogelfrei erklärt wurde?


    Seine Bilder sind größtenteils so düster wie seine Seele, malerisch beeindruckend, und dennoch würde ich die wenigsten als schön bezeichnen. Mir ist aufgefallen, dass das Thema Enthauptung in seinen Bildern immer wieder vorkommt, wobei der Enthauptete teilweise ein wenig Caravaggios Züge hat. Ob es solche Gedanken sind, die in nachts in seinen Träumen quälten?


    Mit der Figur von Caravaggio geht es mir momentan noch genauso wie mit seinen Bildern: auf eine Weise faszinierend, und dennoch bin ich noch hin- und hergerissen, was ich davon halten soll.


    Was Caterina und Ricardo betrifft, so ist den beiden kein Glück gegönnt. Ist Caterinas Vater tatsächlich nur um seinen Ruf besorgt, oder steckt hinter der Abneigung gegenüber Caravaggio mehr?


    Dass Caterina Ricardo nun bei Radalovich unterbringen will, gefällt mir nicht. Ich kann Radolovich noch immer nicht einschätzen, gewinne aber immer mehr den Eindruck, dass er Caterina gerne neben seinen toten Frauen in seiner Gemäldegalerie hängen sähe.


    Dass es sich bei dem Toten am Ende des Abschnitts um Caravaggio handelt, kann ich mir auch nicht vorstellen, jedenfalls hoffe ich, dass er es nicht ist, da ich ihn gerne noch besser kennen lernen würde.

  • Zitat

    Original von Bookworm


    Seine Bilder sind größtenteils so düster wie seine Seele, malerisch beeindruckend, und dennoch würde ich die wenigsten als schön bezeichnen. Mir ist aufgefallen, dass das Thema Enthauptung in seinen Bildern immer wieder vorkommt, wobei der Enthauptete teilweise ein wenig Caravaggios Züge hat. Ob es solche Gedanken sind, die in nachts in seinen Träumen quälten?


    Mit der Figur von Caravaggio geht es mir momentan noch genauso wie mit seinen Bildern: auf eine Weise faszinierend, und dennoch bin ich noch hin- und hergerissen, was ich davon halten soll.
    ....
    Dass es sich bei dem Toten am Ende des Abschnitts um Caravaggio handelt, kann ich mir auch nicht vorstellen, jedenfalls hoffe ich, dass er es nicht ist, da ich ihn gerne noch besser kennen lernen würde.


    :write Ich glaube auch nicht, daß hier Caravaggio liegt (wie schon SiCollier schrieb: Viel zu früh im Buch).


    Die Bilder Caravaggio's sind schon beeindruckend - wie viel erst mehr, wenn man selbst vor ihnen steht und diese nicht als Druck oder auf PC sieht! Kein Wunder, dass Radalovich und Caterina davon beeindruckt sind!Wobei wirklich viele seiner Bilder das Thema "Enthauptung" haben...


    Aber Caravaggio scheint innerlich ziemlich zerrissen zu sein und sehr ängstlich. Wer will schon mit einem Dolch schlafen? Und reagiert direkt so?
    Neben seiner "brutalen" Ader scheint er aber auch sehr hilfsbereit zu sein, so teilt er ja mit Ricardo sein Essen, ja so gar seine Hemden und lernt ihn mit dem Rapier umzugehen (das könnte allerdings auch wieder Selbstschutz sein). Doch warum wird er so weiß, als Ricardo nach dem 1.Unterricht fällt? :gruebel Da gibt es doch sicher noch ein Geheimnis...


    Ich hoffe nur, daß Radalovich nichts von Caterina will - er hätte ja schon 2 Frauen, die traurig und nicht glücklich waren... :wave

  • Zitat

    Original von SICollier:
    Insofern habe ich kein Problem mit dem „B“-Wort. Ich wollte damit nur meine Unkenntnis dieses Gebietes andeuten, und - ich gebe es zu - auch etwas die Unwilligkeit, da viel dran zu ändern. Mein Tag hat nur 24 Stunden, von denen etliche verplant sind. Mit dem Rest muß ich sehen, wie ich auskomme. Da geht eben nicht alles und auf manches muß bewußt verzichtet werden. (Bildende) Kunst gehört dazu. Ich habe damit kein Problem.


    Das kann ich nur :write.
    In der 10. Klasse habe ich einen Deal mit meinem damaligen Kunstlehrer gemacht: wenn ich ihm verspreche, daß ich Kunst abwähle, bekomme ich im Abschlußzeugnis eine 2. Tolles Angebot und seitdem habe ich mich nie wieder mit Kunst beschäftigt.


    Und ich muß SiCollier auch noch in einem anderen Punkt recht geben: Caravaggios Bilder lösen in mir auch nichts aus. Ich finde sie interessant, aber ich kann nicht sagen, daß ich sie besonders hübsch oder hässlich finde.


    Die Person Caravaggios finde ich im Buch recht anschaulich geschildert und in seiner Widersprüchlichkeit macht er mich neugierig genaueres zu erfahren. Aber von mir aus hätte es auch ein vollkommen erfundener Charakter sein können (da mir der Name vorher kein Begriff war, ist es für mich auch fast ein bißchen so).


    Ich hoffe ebenfalls sehr, daß Caterina und Radolovich nicht verheiratet werden sollen, aber ich befürchte Schlimmes (insbesondere seit ich beim Anschauen der Bilder auf Nicoles Homepage über einen Spoiler gestolpert bin).

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)