'Die Gottessucherin' - Seiten 119 - 192

  • S120: Wir haben Spuren von einem Messer an seinen Knochen gefunden.


    War man damals wirklich schon so weit und konnte anhand der Spuren auf Knochen - oder hier bei einer Mumie - feststellen, dass ein Messer für die Ermordung genutzt wurde?


    Dieser Abschnitt hat es wirklich in sich. Gracia, die sich die Schuld für das ganze Leid ihres Volkes zu geben scheint, durch die Lüge, mit der sie ihre Ehe begonnen hat. Der Rabbi macht es nicht besser, als sie sich ihm anvertraut. Ihre Sünde müsste demnach mit einen großen Opfer getilgt werden, der Bibelstelle, die er zitiert, nach mit dem Tod eines Angehörigen. Das tritt ja nun mit Francisco Tod in Kraft, der von Gracias Hand herbeigeführt wird. Diese Szene hat mir wirklich zugesetzt, muss ich gestehen.


    Scheppering, bei dem sich hier in diesem Abschnitt bestätigt, dass er völlig Wahnsinnig ist. Er schreckt nicht mal vor einer Vergewaltigung zurück. Gracias vermeintliche Rettung als vorgeschobener Grund für ausgelebte Geilheit, ihre "Bekehrung und Rückführung zum wahren Glauben" sogar von oben abgesegnet. Das kann ja noch heiter werden.


    Trepanation war mir bislang noch kein Begriff. Hat man das damals tatsächlich überlebt?




    Die Juden haben nur zwei Jahre Aufschub bekommen und Kaiser Karl setzt am Ende seinen Willen und die Inquisition in Portugal durch, die auch die Juden mit einschließt. Wohl dem, der sich vorher noch aus dem Land retten kann...

  • ..und tschüss. Weiter als Seite 159 Mitte tue ich mir das nicht an.


    "Freunde nicht solche Töne- sondern lasst uns andere anstimmen- und freudenvollere"



    Mg sein ich lese das Buch später einmal weiter oder gar bis zum Schluß- aber derzeit definitiv nicht mein Ding.

  • HIer merkt man langsam finde ich, das Gracia und Scheppering sich eigentlich ganz ähnlich sind. Beide werden nach und nach immer bessesener von ihrem Glauben und schrecken vor nichts zurück um dan diesem fest zu halten.


    Was Menschen sich in ihrem Kopf zusammen spinnen können ist echt Hammer, vorallem hinter dem Kontext des glaubens...


  • Finde ich sehr schade. Vielleicht liest Du es ja irgendwann doch weiter. Mittlerweile habe ich den Wiki-Eintrag und noch einen auf einer anderen Website über das Leben der Gracia Mendes gelesen. Ich könnte mir vorstellen, dass die folgenden Teile des Buches einen etwas anderen Ton anschlagen.


    Peter, gibt es Sachbücher oder andere Lektüre über Gracia, die Du empfehlen kannst? Oder generell über die Juden in Europa zu dieser Zeit


    Das ZDF hat 2005 eine Doku darüber gebracht, in der u. a. auch über Gracia Mendes berichtet wurde. Das Begleitbuch dazu gibt es derzeit für kleines Geld bei Amazon. Ich habs mir heute bestellt.

  • beowulf
    Schade. Aber manchmal ist es nicht die richtige Zeit und die richitge Stimmung für ein Buch.


    Der zweite Teil hat mir schon besser gefallen als der erste. Gracia ist eigentlich eine arme Frau. hadert mit dem Glaube und sieht das ihre Tochter so fest in Kath. Glauben verankert hat.
    Das sie ihren Mann verlieren musste und auch noch von einem Mönch vergewaltigt wird- für das ist sie eigentlich eine starke Frau.
    Es braucht auch Mut trotz Verbot und ohne Männlichen Schutz in die Fremde zu gehen.


    Die Katholische Kirche füllt ihr Sündenbüchlein Seite für Seite und mit 2 Rosenkränzen ist alles wieder gut. Unglaublich.


    Mir hat es bei der vorstellung das in die Fontanelle gebohrt wird fast den Magen umgedreht. :wow Die Spinnen doch die Mönche. :rolleyes


    So auf nach Antwerpen :wave

  • Zitat

    Original von spike
    Mir hat es bei der vorstellung das in die Fontanelle gebohrt wird fast den Magen umgedreht. :wow Die Spinnen doch die Mönche. :rolleyes


    So auf nach Antwerpen :wave


    Durch eine kleine Recherche bin ich hinsichtlich dieses Themas nun ein wenig schlauer. Diese Methode ist nicht auf dem Mist der Kirche oder irgendwelcher Mönche gewachsen. Tatsächlich hat man sowas sogar schon ca. 5000 vor Christus gemacht. Welche Gründe es dafür gab, da kann man heute wohl nur spekulieren.

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Durch eine kleine Recherche bin ich hinsichtlich dieses Themas nun ein wenig schlauer. Diese Methode ist nicht auf dem Mist der Kirche oder irgendwelcher Mönche gewachsen. Tatsächlich hat man sowas sogar schon ca. 5000 vor Christus gemacht. Welche Gründe es dafür gab, da kann man heute wohl nur spekulieren.


    Vielen Dank für deine antwort. Echt ist das schon so alt? Da frag ich mich doch gerade was sie damals für Werkzeug genommen haben. Und sterli war es bestimmt auch nicht. :rolleyes Denke mal die mehrheit hat diese "Behandlung" nicht überlebt.


  • Schade Beo, ich hatte die Diskussionen mit Dir von den früheren Leserunden in bester Erinnerung. Hätte den Faden gern wieder aufgenommen - gerade bei dieser Geschichte. Keine Figur hat mich selber bisher so sehr mitgenommen wie Gracia Mendes. Diese Frau ist wirklich kein leichter Brocken. Aber sie hat uns, meine ich jedenfalls, immer noch sehr viel zu sagen. - Vielleicht auf ein andermal?!

  • Zitat

    Original von LilaBlassBlau
    HIer merkt man langsam finde ich, das Gracia und Scheppering sich eigentlich ganz ähnlich sind. Beide werden nach und nach immer bessesener von ihrem Glauben und schrecken vor nichts zurück um dan diesem fest zu halten.


    ..


    Das ist eine ganz wichtige Beobachtung. Und eine, die mich selbst beim Schreiben immer wieder überrascht und entsetzt hat. Du wirst noch sehen ...

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    .


    Peter, gibt es Sachbücher oder andere Lektüre über Gracia, die Du empfehlen kannst? Oder generell über die Juden in Europa zu dieser Zeit


    Die erste Darstellung ,meiner Heldin stammt von dem Zeitgenossen Samuel Usquel, der in meinem Roman ja auch vorkommt und darin eine ziemlich wichtige Rolle spielt. Dort wird Gracia bereits als "neue Esther" gepriesen.


    Sehr lehrreich sind die allgemeinen Darstellung des Marranentums in den großen historischen Darstellungen der Judaisten Graetz und Kayserling. Deutsche Monografien zu Gracia Mendes gibt es nicht, doch drei englischsprachige von Cecil Roth, Birnbaum und Brooks. Letzere ist die beste: The woman who defied the kings...

  • Zitat

    Original von spike


    Auch Dank von meiner Seite. Ja, die Trepanation gab es in einigen Kulturen. Im christlichen Mittelalter diente sie u.a. dazu, etwaigen Dämonen Austritt zu verschaffen... Das ist der Grund, warum mein wackerer Cornelius zu dieser drakonischen Maßnahme griff. Aber es ist noch nicht das letzte Opfer, das er für seinen Glauben in Kauf nimmt...

  • Zitat

    Original von spike
    Gracia ist eigentlich eine arme Frau. hadert mit dem Glaube und sieht das ihre Tochter so fest in Kath. Glauben verankert hat.
    Das sie ihren Mann verlieren musste und auch noch von einem Mönch vergewaltigt wird- für das ist sie eigentlich eine starke Frau.
    Es braucht auch Mut trotz Verbot und ohne Männlichen Schutz in die Fremde zu gehen.


    Die Katholische Kirche füllt ihr Sündenbüchlein Seite für Seite und mit 2 Rosenkränzen ist alles wieder gut. Unglaublich.


    Mir hat es bei der vorstellung das in die Fontanelle gebohrt wird fast den Magen umgedreht. :wow Die Spinnen doch die Mönche. :rolleyes


    Mir ging es ähnlich, beim Lesen vom Anbohren der Fontanelle wurde es mir übel.


    Nachdem sie ihren Ehemann nicht freiwillig geheiratet hat, ihm dann aber doch sehr zugetan war, hatten sie am Schluß ein gutes Verhältnis. In diesem einvernehmlichen Zustand erstickt sie ihn dann eigenhändig mit einem Kissen, um seinen letzten Willen zu erfüllen - für mich persönlich sehr schwer nachvollziehbar. Außerdem verspricht sie ihm, daß sie ihn in der Heimat (oder so ähnlich war es formuliert) beerdigen wird. Bin gespannt, ob sie das schafft.


    Gracia war wirklich eine unglaubliche Person, einerseits fanatisch in ihrem Glauben andererseits auch mutig als Frau in der Zeit.


    Ich bin wirklich gespannt, was uns noch alles erwartet :lesend

  • Zitat

    Original von Richie


    Nachdem sie ihren Ehemann nicht freiwillig geheiratet hat, ihm dann aber doch sehr zugetan war, hatten sie am Schluß ein gutes Verhältnis. In diesem einvernehmlichen Zustand erstickt sie ihn dann eigenhändig mit einem Kissen, um seinen letzten Willen zu erfüllen - für mich persönlich sehr schwer nachvollziehbar. :lesend


    Was uns heute schwer nachvollziehbar scheint, war damals gar nicht so selten. Es kam öfters vor, dass zwangsgetaufte Juden auf dem Sterbebett ihre Angehörigen baten, sie zu töten, bevor der Priester mit der letzten Ölung kam. Sie hatten Angst, sonst womöglich mit ihren Peinigern im selben Jenseits zu landen. - Für mich ist das eine Schlüsselszene: Die Tötung des Geliebten als letzter Liebesbeweis - etwas Schmerzlicheres kann man von niemandem verlangen. Hier tut Gracia etwas, wozu nur wenige Menschen imstande sind. Hierin erkennen wir ihre Größe - und zugleich das, was uns an ihr erschreckt.

  • In diesem Abschnitt ist mir eine Kleinigkeit besonders aufgefallen: Bei der Entschlüsselung der Zahlen sucht Scheppering nach einem bedeutenden Datum und kommt auf die Hochzeit von Gracia und Francisco, mit dessen Hilfe sich die Zahlen dann letztendlich entschlüsseln lassen. Dabei wurde doch das genaue Hochzeitsdatum, wenn ich das eingangs richtig verstanden habe, recht kurzfristig festgelegt (Regelblutung...) und konnte somit am Anfang des Jahres doch noch gar nicht bekannt sein???


    Über Francisco hätte ich gern mehr erfahren, schade dass er schon sterben musste. Aber die historischen Vorgaben kann man nun mal nicht ändern...Es war sehr mutig von Gracia, ihn zu "töten", in so eine Lage möchte man ja gar nie kommen! Vielleicht hat sie gehofft, so ihre Schuld ihm gegenüber etwas wettzumachen.


    Sehr bewegend auch die Szene am Pfingstgottesdienst. Obwohl ich mich selbst durchaus als Christin bezeichnen würde (wenn auch keine besonders Gläubige, aber wurde halt so erzogen) , habe ich doch gehofft, dass Gracia ihrem Glauben treu bleibt. Da kommt man doch schon ins Grübeln, worauf sich Religion/Glaube eigentlich gründet. Wir glauben ja auch ans Alte Testament, als noch "alle" Juden waren...


    Etwas traurig war auch, dass Gracias Vater zurückbleibt. Aber immerhin war es zu der Zeit scheinbar möglich in aller Öffentlichkeit auszuwandern, bei der Abschiedsszene auf offenem Deck.


    Ins Auge gesprungen sind mir auch zwei Redewendungen: "Sündenbock" und "in die Wüste schicken", die ihren Ursprung scheinbar auch im jüdischen Brauchtum haben (kam auf einer Seite mal geballt vor).

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Zitat

    Original von Waldmeisterin
    In diesem Abschnitt ist mir eine Kleinigkeit besonders aufgefallen: Bei der Entschlüsselung der Zahlen sucht Scheppering nach einem bedeutenden Datum und kommt auf die Hochzeit von Gracia und Francisco, mit dessen Hilfe sich die Zahlen dann letztendlich entschlüsseln lassen. Dabei wurde doch das genaue Hochzeitsdatum, wenn ich das eingangs richtig verstanden habe, recht kurzfristig festgelegt (Regelblutung...) und konnte somit am Anfang des Jahres doch noch gar nicht bekannt sein???


    Das ist wirklich sehr scharf mitgedacht. Chapeau! Allerdings befinden wir uns jetzt Jahre nach der Hochzeit. Cornelius hat im Nachhinein das richtige Datum in seinem Dossier notiert.

  • Schade, dass Du aussteigst, beowulf :winkt



    Von Francisco hätte ich auch gerne mehr gelesen. Obwohl Gracia ihn zu Beginn gar nicht leiden mochte, war er mir doch sehr symatisch gewesen.



    Die Quellen über Gracia werde ich mir wohl mal bei Gelegenheit genauer ansehen müssen. Nach wie vor ist das Buch sehr fesselnd und ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell ich doch beim Lesen vorankomme...

  • Ich fand es auch schade, dass Francisco so schnell sterben musste. Gracia ist eine mutige Frau (für die damaligen Zeit) und will nach Antwerpen mit dem Schiff fliehen. Es war auch der letzte Wille von Francisco. Aber ihre Eltern kommen nicht mit. Ob sie sich wohl noch mal wiedersehen ?