'Die Lichtermagd' - Seiten 481 - Ende

  • Nicht nur der Mob, sondern auch noch Söldner werden losgelassen, um die Juden zu vernichten. Aber auf die „neue“ Luzinde ist Verlass, sie hat einen guten Plan, und es werden wenigstens einige Hundert Menschen gerettet. Nathan, so scheint es, wird auch deshalb kämpfen, um den anderen die Flucht zu ermöglichen.


    Die gewalttätigen Szenen sind für mich nur schwer erträglich; sicherlich trägt auch dazu bei, dass diese Ereignisse wirklich stattgefunden haben. Wie unfassbar ist es doch immer wieder, was Menschen einander antun. Und in diesem Fall auch noch gebilligt von König und Kirche. Caspar wenigstens erwacht aus seinem Blutrausch; einer von wie vielen? Sogar Ulman zeigt einen winzigen Hauch von Menschlichkeit, als er Rebekka schont – oder hat er bloß keine Zeit zu verlieren? Bittere Fragen, bittere Antworten sind wahrscheinlich.


    Ach, und ich hatte richtig geraten, Hannchen ist der vermeintlich Sohn Luzindes. Sie war aber auch einfach zu gut beschrieben, um dann in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Mutter Agnes beschleunigt das Ende durch ihre Autorität, leider ist damit auch das Ende des Buches erreicht.


    Puh, nun muss ich erst einmal sacken lassen, der Roman hat mir ganz schön zugesetzt.
    Lena, herzlichen Dank habe ich zu sagen für dieses Buch :anbet, es war nicht immer leicht zu lesen für mich, ich wollte es weglegen und konnte es doch nicht. Es wird mich noch eine ziemlich Weile beschäftigen.

  • Also dieser Abschnitt hat mir schon zugesetzt und ich gestehe, daß ich die Seiten des Gemetzels nur quergelesen habe.


    Luzinde hat wieder einmal einen sehr guten Einfall mit dem Flutweg durch die Felsengänge. So war es zumindest einem Teil der Juden möglich, die Stadt unbeschadet zu verlassen.


    Die Finte mit den leeren Wagen und Häusern fand ich gut, da habe ich mir sogar etwas die Hände gerieben - vor Schadenfreude, das mußte sein.


    Luzinde findet wirklich ihre Tochter und zusammen mit Wenzel verlassen sie Nürnberg.




    @ Lena


    Vielen Dank für dieses Buch. Mit geht es ähnlich, ich muß es erst mal sacken lassen und verarbeiten.


    Für mich als Nürnbergerin war es eine ganz besondere Art mehr über die Geschichte "meiner Stadt" zu erfahren und es war eine echte Bereicherung.

  • mir geht es wie Richie, ich konnte die Szenen des Gemetzels auch nicht intensiv Lesen, das war einfach zuviel des Guten. Bei der Szene als die ersten Juden aus der Schul springen kamen bei mir die Bilder des 11. September hoch, auch wenn es zeitlich ja nicht passt.


    Wenigstens Caspar erkennt noch was passiert, während um ihn herum alle Menschlichkeit verloren geht.


    Luzindes Plan die Menschen durch die Tunnel nach draussen zu bringen ist ja wirklich genial.


    Rebekka hat denke ich einfach Glück, das Ulmann so davon besessen ist, Luzinde das Kind zu nehmen, daß er sie einfach gehen lässt. Ein Glück das Jakob und sie überleben, ich glabe ich hätte es nicht verkraftet noch mehr Mitglieder aus Gottschalks Familie sterben zu sehen.


    Der Plan Hostos ist ja wirklich perfide, erst die Freiheit versprechen und dann alle abschlachten wollen um bequem an das Hab und Gut zu kommen (wurde solch eine Praktik nicht auch im dritten Reich angewandt? Ich hab da was im Hinterkopf, daß bei der Deportation erstmal die Wertsachen abgegeben werden mussten bevor es in die Güterwägen ging)
    Wirklich weiterentwickelt hat sich die Menschheit in Sachen Menschlichkeit ja nicht wirklich.


    Am Schluss findet Luzinde dann ja noch Johanna und diese kommt bereitwillig mit. Das ging ja fast zu leicht, Johanna wird ja doch aus ihrer vertrauten Umgebunggerissen. Wobei man ja nicht weiss, wie sie dort behandelt wurde und ob sie nicht froh ist weggehen zu können.
    Auf jeden Fall hoffe ich ja mal, daß Luzinde zusammen mit Wenzel und Johanne eine glückliche Zukunft hat. Einfach wird es ja trotz allem nicht werden.


    Lena : Gab es eigentlich einen geschichtlichen Hintergrund zu dieser Geschichte? Oder hast Du dir eine Geschichte zur Geschichte dazugedacht?
    Gab es diese Tunnelflucht wirklich?


    Ich muss sagen das Buch hat mich schwer beeindruckt, gerade gegen Ende war es keine leichte Kost, aber ich lese lieber wie es war und nicht wie man es gerne gehabt hätte. Die Welt war damals eben nicht rosa und freundlich sondern teilweise sehr grausam. Ich denke hier sind die Gegebenheiten gut rübergebracht worden, besonders wie der Alltag zwischen Juden und Christen damals ausgesehen hat.
    Danke noch einmal dafür!

  • Hallo,


    erst einmal danke für die wohlwollenden Worte - ich freue mich, wenn ich für Aufregung, Unterhaltung und ein klein wenig Nachdenklichkeit gesorgt habe.


    streifi : Die Tunnelflucht ist nicht belegt. Die Felsengänge und Wasserleitungen unter Nürnberg boten sich dazu einfach an. So wird noch dramatischer, was geschichtlich schon sehr dramatisch ist.


    Eine ernste Frage habe ich dann noch: Hier wird mehrfach erwähnt, dass ihr die Gewaltdarstellungen unerträglich fandet. Ich finde es immer wichtig, solche schlimmen Ereignisse nicht noch dadurch zu entwerten, dass man sie beschönigt. Daher die Brutalität.


    /Stört/ es euch, die Darstellungen zu überblättern? Habt ihr sie lieber im Text und überblättert sie? Oder würdet ihr die Gewalt reduziert für das Buch besser finden?


    Herzlichen Dank schon mal an die Rückmeldungen jener, die bereits fertig sind!


    Lena

  • Mir geht es da wie Richie, es gehört zu der Zeit. Beim zweiten Mal lesen kann ich mis das ach zu Gemüte führen, aber beim ersten Mal ist es einfach zuviel für mich.
    Ich bin seit ich Kinder habe eh recht zartbesaitet was Gewalttaten gegenüber Kindern betrifft. Besonders bei Mädchen hab ich da das Gesicht meiner eigenen Kinder vor Augen und daher geht das im Moment einfach nicht bei mir. Andere mögen das dann auch wieder anders sehen.


    Aber ich denke es gehört einfach mit zum Buch, weglassen wäre dann ja beschönigend.

  • Migränebedingt bin ich leider mit dem Buch nicht so schnell gewesen, wie ich es mir gewünscht hätte. Es war teilweise so spannend, dass ich es bestimmt nicht aus der Hand gelegt hätte.


    Schwere Kost und sicher nicht leicht zu verdauen, zumal mir die Hauptperson so ans Herz gewachsen ist. Es ist schwer zu glauben, dass es Luzinde nicht gegeben hat. Zumindest eine ähnliche Person wird es aber gegeben haben, die die über 500 Juden aus der Stadt geschleust hat. Da die anderen Ereignisse historisch belegt sind, kann ich mir eine Flucht durch die Stadttore nicht in dem Maße vorstellen.


    Schlimm empfand ich, dass die Juden einfach nur beschuldigt wurden, weil sie andersgläubig sind. Wir haben heute ja auch noch keine so hohe Toleranzgrenze. Vielleicht empfinde ich es doppelt schlimm, weil der Handlungsort doch so nah ist. Würde es in einem fernen Land spielen, würde ich es auf die andere Mentalität der Menschen schieben.


    Casper stellt vermutlich nur einen kleinen Teil der Bevölkerung dar, der angesichts des vielen Blutes zur Besinnung kommt. Die anderen - der größere Teil - erlag der eigenen Gier.


    Lena, vielen Dank für die Begleitung der Leserunde und den Hintergrundinformationen. Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen.


    Zitat

    Original von L_Falkenhagen
    ...
    /Stört/ es euch, die Darstellungen zu überblättern? Habt ihr sie lieber im Text und überblättert sie? Oder würdet ihr die Gewalt reduziert für das Buch besser finden? ...


    Ich überblättere nur selten Szenen. Eher versuche ich, Schlüsselwörter auszublenden, die mit irgendwelchen Massakern zu tun haben. Dann muss ich mir die Greultaten nicht so bildlich vorstellen.


    Gewalt ist manchmal notwendig, um Beweggründe besser zu verstehen. Sinnlos sehe ich das gerade in dieser Thematik nicht. Es wäre verstörend, wenn diese Brutalität beschönigt dargestellt wäre.

  • Hallo,


    erst einmal gute Besserung nachträglich an Büchersally - Migräne ist doof. :/


    Ansonsten einen ganz herzlichen Dank für die Rückmeldungen zu der "Lichtermagd" und meiner Frage bezüglich der Gewalt. Solche Fragen stellt man sich als Autorin oft, wenn man einen Roman schreibt, tatsächlich mal die LeserInnen fragen zu können, ist eine Ausnahme für mich.


    Ich wünsche allen, die noch zu Ende lesen werden, viel Spaß dabei. Vielleicht sieht man sich ja morgen auf der Historica.


    Herzlich,


    Lena Falkenhagen

  • Zitat

    Original von L_Falkenhagen


    Eine ernste Frage habe ich dann noch: Hier wird mehrfach erwähnt, dass ihr die Gewaltdarstellungen unerträglich fandet. Ich finde es immer wichtig, solche schlimmen Ereignisse nicht noch dadurch zu entwerten, dass man sie beschönigt. Daher die Brutalität.


    /Stört/ es euch, die Darstellungen zu überblättern? Habt ihr sie lieber im Text und überblättert sie? Oder würdet ihr die Gewalt reduziert für das Buch besser finden?


    Mir war die Darstellungen menschlicher Brutalität zu viel. Ich weiß zwar, dass Menschen zu so etwas fähig sind, aber es so genau beschrieben zu lesen, geht mir zu nahe. Gerade auch die Szene wo die Frau vergewaltigt wird oder wie Romer dem anderen Mann das Messer in den Bauch rammt und umdreht bis die Gedärme rauskommen... Mir fällt querlesen eher schwer, ich kann sowas zwar überfliegen, aber irgendwie krieg ichs dann trotzdem mit.


    Schön fand ich auch, dass Luzinde Rebekka und Moses wirklich nahe gekommen ist. Gerade Rebekka, die am Anfang so viele Vorbehalte hatte hat sich wirklich für Luzinde geöffnet. Man merkt, wie ihre Beziehung gerade auch mitten in dieser schwierigen Zeit gewachsen ist.


    Ein Trost fand ich, dass Caspar erkannt hat, dass er nur ausgenutzt und gesteuert wurde und auch dass Ulmann Rebekka und Jakob nicht umgebracht hat.


    Das offene Ende finde ich sehr gelungen, sehr passend auch der Schlusssatz, dass Luzinde nun wieder wagt zu träumen :-]
    Und träumen kann sie ja prima, mit Johanna und Wenzel an ihrer Seite :knuddel1

  • Ich habe den Rest jetzt in einem Rutsch heute im Zug gelesen und kannte zwischendurch nicht posten.
    Mit Luzinde wurde ich nicht hundertprozentig warm, sie war mir eigentlich die ganze Zeit ein ganz kleines bisschen zu naiv und ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, warum sie sich oft so weit von der Wahrheit entfernt hat.
    Gleichzeitig war die Geschichte an sich aber spannend und es hat mich bis zum Schluss gefesselt.
    Zum Thema Gewalt in Büchern: ich kann kein Blut sehen, in Kino habe ich bei Braveheart die Brille abgesetzt, um das Gemetzel nicht zu sehen. Und das tue ich irgendwie auch geistig bei Büchern. Ich lese keine Splatterromane, aber wenn ich wie bei der Lichtermagd auf relativ drastische Szenen stoße, entsteht in meinem Kopf nur ein verschwommenes Bild. So kann ich damit ganz gut leben. Ich finde ehrlich gesagt eine schlecht geschriebene Sexszene abstoßender. Und es ist schwer, eine gute zu schreiben ;-)
    Danke für die Begleitung der Leserunde, Lena, auch wenn ich mehr ein Zaungast war.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Liebe Vivian,


    freut mich, dass noch eine weitere Stimme zu der "Lichtermagd" zu hören ist. :)


    Dein Eindruck, dass du Luzindes Lügen nicht nachvollziehen konntest, ist notiert. Ich habe es immer als das letzte Stückchen Feigheit von Luzinde empfunden. Sie hat noch nicht das Vertrauen, dass Wenzel sie so nehmen kann, wie sie ist. Das lernt sie ja aber dann auch noch.


    Herzlich,


    Lena