Stephen King - Im Morgengrauen

  • Eins vorneweg: es hat mich erstaunt, dazu noch keine Rezension vorzufinden, schließlich ist es ja eins der älteren Werke. Falls es die doch schon gibt, bitte ich diesen Thread zu entschuldigen, und das ganze notfalls zusammenzufügen.


    Der Autor:
    Ist denke ich bekannt, ich erspare mir das an der Stelle mal.


    Das Buch: (von Weltbild.de kopiert)
    Die Geschichten beginnen friedlich, enden jedoch grausam


    Eine freundschaftliche Pokerrunde, in die der Tod Einzug hält, ein Tiger im Waschraum einer Schule oder ein Supermarkt, der zum Schauplatz eines verzweifelten Überlebenskampfes wird - kein Ort ist so harmlos und alltäglich, dass Stephen King ihn nicht mit Grauen füllen könnte!


    "Fünf der besten Horrorgeschichten vom 'Meister der schlaflosen Nächte'!"


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch bereits vor mehr als 10 Jahren schon einmal gelesen. Nachdem ich den Film "Der Nebel" im letzten Jahr gesehen hatte, erinnerte ich mich dunkel an einen Roman (wie sich später herausstellte, war es doch nur eine Kurzgeschichte) von Stephen King, und wollte diesen gerne noch einmal lesen. Ich fand dieses Buch und nahm es mir erneut vor.
    5 Geschichten präsentiert King hier: "Der Mann der niemandem die Hand geben wollte", "Achtung Tiger", "Omi", "Morgenlieferung" und "Der Nebel".


    Ich muss sagen, ich denke King sollte sich eher auf umfassendere Romane konzentrieren, die liegen ihm besser. Kings Stärke ist die Liebe zum Detail, das Ausarbeiten lebendiger Charaktere in meinen Augen. In einer Geschichte von wenigen Seiten Umfang, bleibt diese Stärke natürlich auf der Strecke.
    Dementsprechend konnte ich mich auch nur an zwei Geschichten aus diesem Buch erinnern: "Der Nebel" und die sehr kurze und abstrakte Geschichte "Achtung Tiger!". Die anderen drei Geschichten hatte ich komplett vergessen. Und nachdem ich sie erneut gelesen habe, ist das auch nicht besonders schlimm.


    Die erste Geschichte "Der Mann der niemandem die Hand geben wollte" erscheint mir eher wie eine Gruselgeschichte, die sich Grundschüler am Lagerfeuer erzählen würden. Eine Pokerpartie mit einem Fremden, der ein schaurigen Geheimnis hat. Insgesamt ist sie ziemlich vorhersehbar, wenig einprägsam und nicht sehr orginell. Möglicherweise war sie das ja zu der Zeit, als die Geschichte entstand, ist ja immerhin schon ein paar Jahre her. Jedenfalls wundert es mich nicht, dass da nicht viel haften geblieben ist.


    Bei der zweiten Geschichte "Achtung Tiger!" weiß ich gar nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Sie ist völlig abstrus, umfasst nur ein knappes Dutzend Seiten und handelt von einem Tiger im Waschraum einer Schule. Sie erinnert mich irgendwie an ein Gemälde von Salvador Dali... surrealistisch aber irgendwie doch schön. Das Gruseln überkam mich aber auch hier nicht, dazu war mir das ganze doch zu verquer. Aber es lies mich mit einem verdutzem "Hä?" zurück und ich musste erst mal einen Moment darüber nachdenken, ob das positiv oder negativ zu werten sein. Im nachhinein muss ich drüber schmunzeln, daher: Ja, ich mag dieses Geschichtchen.


    "Omi" war die erste Geschichte des Buches, in dem der Gruseleffekt schon etwas anschlug. Aber diese Geschichte ist auch schon etwas umfangreicher. Es scheint, das mit steigender Seitenzahl auch der Horroraspekt steigt. Ein 10jähriger Junge ist allein im Haus mit seiner bettlägrigen Omi, die im seit jeher nicht ganz geheuer war.
    Aber mal ehrlich: Was ist das nur für ein schrecklicher Titel für eine Geschichte?
    Naja, insgesamt war die Geschichte solide, aber auch nicht besonders herausragend.


    Die vierte Geschichte "Morgenlieferung" ist wieder sehr knapp gehalten. Sie handelt von einem Milchmann, der noch ganz andere Sachen im Gepäck hat, als nur Milch. Ein Grauen wollte sich bei mir gar nicht einstellen, dazu wirkte das alles zu gestakst und wenig nachvollziehbar.


    Nun aber zu dem Grund, warum ich trotz allem das Buch für empfehlenswert halte: "Der Nebel". In meinen Augen ist das mit über 200 Seiten schon gar keine richtige Kurzgeschichte im eigentlichen Sinne mehr, es werden immerhin ganze Bücher verkauft, die noch schmaler sind. Durch den Umfang der Geschichte, kommen Kings Stärken auch wieder wesentlich besser zum tragen. Eine idyllische Spätsommeratmosphäre, die sich sehr bald in eine bedrückende, nebelige Szenerie wandelt. Verschiedene Leute werden in einem Supermarkt von einem Nebel eingeschlossen, der das Grauen beherbergt. Diese Geschichte ist sicherlich nicht herausragend, aber gut. Sie hat den typisch kingschen Spannungsbogen, bei dem alles harmlos beginnt, aber sehr schnell ins negativ abgleitet und die Psyche der Menschen in dieser Situation zu beleuchten versucht.
    Das Ende ist gut, aber nachdem ich das Filmende kenne, muss ich sagen, das mir das noch besser gefallen hat.



    Alles in allem, lohnt es sich durchaus das Buch zu lesen, und sei es nur wegen der letzten Geschichte. Da sich die anderen recht kurzweilig runterlesen lassen, schadet es auf jeden Fall nicht, auch da einen Blick drauf zu werfen!


    Lieben Gruß
    aj

  • Das glaub ich ja auch fast nicht, dass es zu dem Buch noch keine Rezi gibt, aber nun ist ja eine da!


    Wie alle Kurzgeschichten von Stephen King, haben auch diese, im Buch "Im Morgengrauen" was ganz besonderes. Keiner wie er schafft es über wenige Seiten eine geniale Stimmung aufzubauen :anbet

  • Ja, ist echt unglaublich, dass es zu dem Buch noch keinen Thread gab. Ich habe diese Kurzgeschichtensammlung vor etwa 15 Jahren gelesen und glaube mich zu entsinnen, dass ich von der Geschichtenauswahl (auch) nicht so angetan war. Immerhin enthält "Im Morgengrauen" ja bloß ein Drittel der "Skelleton Crew"-Sammlung, die King in den Siebzigern herausbrachte. Die anderen beiden heißen "„Der Gesang der Toten“ und „Der Fornit“.
    "Der Nebel" fand ich damals ebenfalls recht gut, nur das Ende mochte ich nicht...

  • Ich habe jetzt alle 3 Bände gelesen und "Der Nebel" war von allen Geschichten die - von der Story her - die beste. "Achtung, Tiger!" ist so ziemlich die bescheuertste, die ich jemals von ihm gelesen habe, aber vielleicht war das ja auch Absicht :rolleyes
    "Das Floss" in "Der Gesang der Toten" fand ich jedoch mit Abstand die unheimlichste, obwohl ich sie vor über einem Jahr gelesen habe, muss ich jetzt noch daran denken. ...und ich werde auf jeden Fall nie alleine auf einen See rausschwimmen :yikes


    Was mir sehr gefehlt hat, waren die Anmerkungen, die allgemein gesehen für mich das Interessanteste und Unterhaltsamste an seinen Büchern darstellen.


    6 Punkte.

    Schliesslich, morgen ist auch ein Tag. (Scarlett O'Hara)

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  • Wieder einmal eine schöne Kurzgeschichtensammlung. Die fünf Geschichten habe ich in der Gesamtausgabe 'Blut' gelesen.



    Der Nebel: Gute Geschichte, imho eine seiner besten. (1,5)


    Hier seyen Tiger: :pille (4,0)


    Der Mann, der niemandem die Hand geben wollte: Vorhersehbar, aber nett. (2,0)


    Morgenlieferung (Milchmann 1): Schön irre. Gut, dass ich meine Milch immer im Supermarkt kaufe. (1,0)


    Omi: Schön gruselig! (1,0)



    8 Punkte