'Das Krähenweib' - Seiten 349 - 426

  • Von der Handlung her gesehen ein recht ruhiger Leseabschnitt. Wir Leser haben einen Gesamtüberblick über die aktuelle Situation aber die einzelnen Protagonisten haben natürlich nur die Sicht und den Wissensstand den sie aus ihrer Warte haben können. Da wir im zweitletzten Leseabschnitt stecken ist es aus dramaturgischer Sicht natürlich klar das sich etwas Ungutes über Annalena und Johann zusammenbraut.


    Wir Männer sind zwar stark und manche können sogar Hufeisen verbiegen aber wehe wenn uns ein liebreizendes Frauenzimmer über den Weg läuft, dann können wir ganz schnell weiche Knie kriegen... :lache


    Ich bin gespannt was sich Corina für den letzten Teil aufgehoben hat. Werden Annalena und Johann zusammenkommen und wie wird Peter Mertens büssen müssen? Hoffentlich kein schneller Tod der hat was ganz fieses verdient.

  • Oh, Mertens kriegt seine Quittung! Aber wie! :lache


    Ich bewundere, wie schnell du liest, ist ja Wahnsinn! :anbet Weiterhin viel Spaß!

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


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  • Mal eine Frage zu Fatime. Du schreibst, sie hätte sich August verweigert, sich sogar einen Keuschheitsgürtel anfertigen lassen.
    Sie war doch quasi ein Geschenk, ein Beutestück und damit ja "Besitz". Durfte sie sich da so einfach verweigern? ich hätte vermutet, dass die Beutetürken noch weniger Rechte hatten als Frauen generell zu dieser Zeit.

  • Fatime und Augusts Beziehung zu ihr ist etwas ganz besonderes. Von allen Mätressen war sie eigentlich die rätselhafteste, denn niemand wusste genau, welcher Abstammung sie war. Einige gingen davon aus, dass sie osmanischem Adel entstammte, wahrscheinlich kannte aber nur August ihre wahre Herkunft. Zunächst diente Fatime der Aurora von Königsmarck (und nicht wie in "Die Königsdame" beschrieben der Cosel), die Mätresse von August war, dann fiel sie dem Kurfürsten ins Auge. Dieser war verrückt nach ihr, verkleidete sich ihr zuliebe als Sultan und versuchte, ihr unter allen Umständen zu gefallen und sie zu erobern, indem er orientalisch angehauchte Feste gab.
    Ihre Behandlung und die historisch verbürgte Weigerung lässt darauf schließen, dass sie von August nicht als Beute angesehen wurde. Sie gewaltsam zu nehmen passt außerdem nicht zu Augusts Naturell als "Womanizer", lieber hat er sich auf Eroberungsfeldzug begeben.
    Sehr verwunderlich ist auch, dass August Fatime selbst nach dem Ende ihrer ofiziellen Mätressenschaft herzlich und liebevoll verbunden blieb.
    Und dann besteht auch noch das Rätsel, ob sie sprechen konnte oder nicht. In meinem Buch habe ich sie schweigen lassen, weil sie sich fremd am Hofe fühlte. Tatsächlich soll sie Heimweh gehabt haben - aber August liebte sie tief und innig. Der Keuschheitsgürtel war sicher auch nur Teil des Spiels, das sie miteinander gespielt haben.


    Eine andere Erklärung wäre auch, dass sie sich der Gefahr durch die offizielle polnische Mätresse Ursula bewusst war und somit kein Risiko eingehen wollte, indem sie sich August bereitwillig hingab.
    Interessant ist, dass Fatime den Keuschheitsgürtel abgelegt hatte und schwanger wurde, als sie August in Polen besucht hatte. Da hatte die polnische "Wildkatze" wohl nicht aufgepasst. :lache

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  • Was für ein Schreck, Röber ist auch in Dresden und will Annalena erpressen.
    Sie hat noch nicht gemerkt das Mehrtens auch da ist, hoffentlich fällt sie ihm nicht in die Hände.
    Er bedient sich erstmal eine Hure, da bekomme ich Angst um sie.
    Jetzt kann ich erst heute Abend weiterlesen.

  • Gemeinsame Szenen sind in diesem Abschnitt auch schwierig, denn Böttger war ein gut gehütetes Geheimnis und musste in einem Kerker sitzen, dessen Fenster nicht mal Griffe hatte und der beim Gang auf den Donnerbalken bewacht wurde.

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  • Was haltet ihr von den Auftritten von August dem Starken im Roman?
    Mir gefallen sie gut, aber er bleibt deutlich eine Nebenfigur, obwohl er so wichtig für den Handlungsverlauf ist. Er wird ja in den Szenen eher positiv dargestellt. Es wundert mich der relativ milde Blick der Bevölkerung auf ihn, obwohl er doch offensichtlich ein schwieriger Charakter war. Ich weiß wenig über ihn, deswegen würde mich interessieren, ob es einen Konsens gibt, wie das Volk ihn sah.

  • Der Blick der Bevölkerung auf August kommt ja im Krähenweib vorwiegend aus den Augen der Angestellten, die ein relativ gutes Leben in seinen Diensten führten. Die Frauen waren vernarrt in den Fürsten, denn er war in ihren Augen ein stattlicher Mann (die Geschmäcker waren damals etwas anders)
    Die Bevölkerung draußen mochte ihren Herrscher zum größten Teil auch, nahmen es ihm aber übel, dass er zum Katholizismus übergetreten ist. Die gewährte Religionsfreiheit war da nur ein kleiner Trost. Es gab natürlich auch Aufstände, aber ich habe in meinen Materialien nichts von grober Unzufriedenheit gehört. Aber ich lasse mich auch gern belehren, wenn hier jemand mehr darüber weiß.


    Ach ja, wusstet ihr eigentlich schon, dass August eigentlich nie vorgesehen war, Kürfürst zu werden? Erst der frühe Tod seines Bruders machte ihn, der eigentlich nicht die spezielle Kronprinzenerziehung genossen hatte - zum Herrscher. Der fehlenden Erziehung kann man es vielleicht auch anlasten, dass er das Hochdeutsche nicht beherrschte.


    Lustigerweise stammt aber aus Meißen das Kanzleideutsch, das der Vorläufer zu unserem Hochdeutsch war.

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  • Vielleicht hat ihn gerade die fehlende Kronprinzen-Erziehung zu einem Herrscher gemacht, der näher am Volk war. Ich denke mal, dass er, weil er nicht als Herrscher vorgesehen war, lockerer aufgewachsen ist und mit einer anderen Sichtweise, als sie ein potenzieller Herrscher von klein auf eingetrichtert bekommt.


    Mir hat Deine Sichtweise auf ihn sehr gut gefallen, Corinna. Die Bilder, die man kennt, zeigen ihn eher in späteren Jahren, ich glaube aber schon, dass er eine starke Ausstrahlung auf die Menschen und vor allem die Frauen in seiner Umgebung hatte.

  • August muss als junger Mann in der Tat ansehnlicher und attraktiver gewesen sein, als spätere Bilder vermuten lassen. Und ich sehe es genauso, eben weil er nicht dem Drill unterworfen war, war er volksnäher. Allerdings soll er schon immer den Wunsch gehegt haben, zu herrschen und darüber in Rage geraten sein, als ihm sein Großvater erklärte, dass dies nicht möglich sei. Das Schicksal hat die Karten da zu seinen Gunsten gemischt.


    Sein Großvater war übrigens Christian IV. von Dänemark - einer der am längsten regierenden Könige und größten Frauenhelden seiner Zeit. (Ein Umstand über den sich sein Rivale Gustav Adolph von Schweden spöttisch ausgelassen hat.) Nicht nur die lange Nase scheint August der Starke von ihm geerbt zu haben, auch den Drang zu den Damen. :grin Außerdem wurden die Frauen ja damals noch galant umworben und nicht wie heute manchmal gefragt: "Ey Alde, gehst mit mir in die Kiste?" Die Galanterie hat so manche Dame über körperliche Mängel des Herrn hinwegsehen lassen. Und der Reichtum natürlich auch.

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  • Ich bin mit dem Abschnitt noch nicht ganz durch, aber die Sogwirkung des Buchs hat mich wieder!


    Gut gefällt mir das Fatime eine Rolle spielt - sie finde ich faszinierend. Über die sie gibt es von Sabine Weigand ein tolles Buch: Die Königsdame


    Edit: Corinna : Ich sehe gerade, Du hast das Buch oben auch schon angesprochen. Ich weiß, es ist eine Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit, aber mir hat's gefallen...


    Mehr zu dem Abschnitt, wenn ich ganz durch bin...

  • Die Qualität der Königsdame ist unbestritten, doch als ich damals recherchiert habe, wurde ich stutzig und habe mich gefragt, warum die Cosel und nicht die Königsmarck. Aurora hatte auch ein recht skandalumwittertes Leben und zudem einem verschwundenen Bruder (ich empfehle dazu: Die Affäre Königsmarck von Sargon Youkhana). Aber die Cosel war natürlich die bekannteste der Mätressen, und als Autorin lasse ich meinen Kollegen nur zu gern künstlerische Freiheit. ;-)

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  • Zitat

    Original von Deichgräfin
    Was für ein Schreck, Röber ist auch in Dresden und will Annalena erpressen.
    Sie hat noch nicht gemerkt das Mehrtens auch da ist, hoffentlich fällt sie ihm nicht in die Hände.
    Er bedient sich erstmal eine Hure, da bekomme ich Angst um sie.
    Jetzt kann ich erst heute Abend weiterlesen.



    Dass Röber und Mertens Annalena finden würden, dachte ich mir schon.. Die Welt ist halt klein. Aber im Gegensatz zu Röber hat sich Mertens Annalena nicht offenbart, so dass sie nichts von der lauernden Gefahr weiß.


    Jetzt ist sie erst einmal in der Moritzburg und auch hier gibt es wieder den Bezug zu den Krähen...


    Die Hure, die Mertens jetzt bedienen darf, tut mir leid. Ich hoffe mal, sie hat es nicht allzuschwer getroffen.

  • Zitat

    Original von Tanzmaus


    Die Hure, die Mertens jetzt bedienen darf, tut mir leid. Ich hoffe mal, sie hat es nicht allzuschwer getroffen.


    Ich hab da eher eine ganz andere Befürchtung, die auch zu Mertens Untergang führen muß.
    Da laß ich mich mal überraschen, wie es da weitergeht. Denn, daß der kerl sich nicht beherrschen kann, kann ich mir eigentich vorstellen.Wenn er tatsächlich "wahnsinnig" ist (ich mag das Wort nicht, aber egal), dann wird er sich nicht unter Kontrolle halten können, denk ich mal.
    (Mich würde interessieren, welche Störung er hat. Irgendeine sehr ausgeprägte Persönlichkeitstörung oder sowas, vermute ich mal)


    Röder ist mir aber auch nicht sympathischer, als der durchgeknallte Ehemann.
    Dem gönn ich auch noch einen ordentlichen Schlag.


    Richtig interessant fand ich Annalenas weiteren "beruflichen Werdegang".
    Ich denke, mir hätte der Job in der Küche auch wesentlich besser gefallen, als bei den Tratschweibern im Harem :grin
    Da hatte sie zumindest einen nette Freundin.



    So und nu will ich endlich wissen wie der Wandel vom Gold zum Porzellan geschieht :grin
    (Sicher spielt Annalenas Scherbe da eine große Rolle kann ich mir vorstellen)

  • Es gab ursprünglich eine Szene, die das Schicksal der Hure klärte - nur wurde diese vom Lektorat herausgenommen, weil die Lektorin der Meinung war, Annalena könnte gewarnt sein.
    In dieser Szene sollte Annalena mit der königlichen Kutsche an einem Menschenauflauf vorbeikommen. Dieser schart sich um ein geschundenes und bewusstloses Mädchen. Pötzsch, der Henker, der die Aufsicht über die Huren hatte und unter dessen Schutz sie standen, sollte außer sich vor Wut sein.
    Vielleicht sollte ich irgendwann mal "Deleted scenes" auf meiner Homepage online stellen... :gruebel

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  • Zitat

    Original von CorinaB
    Es gab ursprünglich eine Szene, die das Schicksal der Hure klärte - nur wurde diese vom Lektorat herausgenommen, weil die Lektorin der Meinung war, Annalena könnte gewarnt sein.
    In dieser Szene sollte Annalena mit der königlichen Kutsche an einem Menschenauflauf vorbeikommen. Dieser schart sich um ein geschundenes und bewusstloses Mädchen. Pötzsch, der Henker, der die Aufsicht über die Huren hatte und unter dessen Schutz sie standen, sollte außer sich vor Wut sein.
    Vielleicht sollte ich irgendwann mal "Deleted scenes" auf meiner Homepage online stellen... :gruebel


    Demnach bleibt das Schicksal der Hure im Roman ungeklärt? Naja, der Blick in Mertens' Sichtweise zeigt sowieso, dass er brutal mit ihr umgehen wird. Mich gruselt's direkt vor dem letzten Abschnitt, wenn ich daran denke, dass und wie er mit Annalena zusammentrifft, was wohl unausweichlich der Fall sein wird.
    Dass es in diesem Abschnitt keine gemeinsamen Szenen mit Annalena und Johann gibt, ist zwar einerseits schade, aber gerade das finde ich auch besonders realistisch. Irgendwie wäre es sicher schwierig gewesen, hier ein Treffen in die Handlung einzubauen, das hätte meiner Meinung nach gar nicht gepaßt. So können wir auf ein Wiedersehen im letzten Teil hoffen, denn damit rechne ich auf jeden Fall! ;-)