Der Zauber der ersten Seite - Laurence Cossé

  • Der Zauber der ersten Seite
    Laurence Cossé
    Übersetzerin: Doris Heinemann
    Originaltitel: Au bon Roman
    ISBN: 978-3809025900
    LIMES
    464 Seiten, 19,95 Euro


    Über die Autorin: Laurence Cossé, geboren 1950 in Boulogne-Billancourt, arbeitet als Kolumnistin, Hörfunkautorin und Schriftstellerin. Neben Kurzgeschichten und Theaterstücken wurden vor allem ihre Romane wie etwa Der 31.Tag des Monats August oder Der Beweis auch außerhalb Frankreichs hoch gelobt.


    Buchrückentext: »Wir wollen Bücher für die Nächte, in denen wir trotz aller Erschöpfung keinen Schlaf finden; Bücher, die wir einer Freundin mitbringen können. Wir wollen Bücher, die für uns geschrieben wurden. Wir wollen Bücher, die uns Luft zum Atmen geben. Wir wollen gute Romane. « Aus dem Plädoyer der Buchhändlerin Francesca, als ihr Traum vom perfekten Buchladen zerstört zu werden droht.


    Wer kann Menschen, die gute Romane wollen, als Bedrohung empfinden?, fragt sich Kommissar Heffner, als Ivan und Francesca, die Gründer der Pariser Buchhandlung »Zum guten Roman«, ihm von Drohungen und Sabotage erzählen. Wollen wir denn nicht alle gute Bücher? Drei absolut harmlose Personen wurden angegriffen, weil sie zu einem geheimen Komitee gehören, das für die Buchhandlung die Bücher auswählt. Auf der Suche nach der Wahrheit taucht Heffner ein in die geheimnisvolle Welt der Bücher und derer, die sie lieben. Menschen, die dem Zauber der ersten Seite immer wieder erliegen und daran glauben, dass Bücher das Leben verändern, Schicksale steuern und die Liebe wecken können …


    Ein Buch, das zeigt, wie Liebe und Leidenschaft die Welt verändern können.


    Meine Meinung: Das wunderschöne Plädoyer auf dem Buchrücken war es, das mich sofort ansprach. Wenn man Bücher so sehr liebt, wie die Buchhändlerin Francesca, stimmt man diesem leidenschaftlichen Text sicherlich zu. Freunde von guten Büchern finden sich immer und überall auf der Welt und wenn sie zusammen treffen und ihre Lust auf gute Lektüre befriedigt wird, wenn sie über das Gelesene reden oder schwärmen können, dann sind sie glücklich. Ivan, genannt Van und die wohlhabende Francesca sind Buchhändler und teilen ihre Leidenschaft für gute Romane. Sie beschließen einen Buchladen zu eröffnen, der nur gute Romane enthält. Kein Mainstream, keine Neuerscheinungen, sondern Bücher, nach denen Bücherliebhaber oft vergebens in ihren Buchhandlungen fragen müssen.


    Um die Buchauswahl so vollständig, wie möglich zu treffen, setzen sie ein geheimes Komitee ein, dass aus acht außergewöhnlichen und belesenen Autoren besteht, die ihre Vorstellungen von einem perfekten Sortiment auf aufschreiben und die dazu beitragen, dass nur ausgesuchte Romane in der Buchhandlung ihren Platz finden. Doch jemand neidet ihnen den Erfolg, der sich sofort herum spricht und der Bücherliebhaber aus ganz Paris und von weit her in den kleinen Buchladen führt. Immer bedrohlicher wird das Szenario und immer näher rücken die Feinde des guten Romans.


    Dieser Roman ist sicherlich eines der Bücher, die die Ausnahme-Buchhändler in ihr Sortiment aufgenommen hätten. Es ist trotz der geschilderten Bedrohungen ein eher stilles Buch. Vieles dreht sich um das Thema Lesen, und es wird oft über die Romane des Sortimentes gesprochen, zu denen sich im Anhang eine Bücherliste findet. Schade, dass die Handlung in Frankreich spielt und es in der Hauptsache um französische Romane handelt, die mir nur zum Teil bekannt waren.


    Die Figuren wirken alle ein wenig weltfremd, ja fast altbacken und in ihren Ansichten und in ihrem Verhalten könnten sie aus einem alten französischen Schwarzweißfilm der 60er Jahre entsprungen sein. Auch die Dialoge lassen eher an eine vergangene Zeit denken, als an die Gegenwart. Genau da aber liegt die Stärke dieses Buches – es ist sprachlich von einem wundervollen Feinsinn und wirkt wie ein charmantes Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert.


    Für Freunde von ruhigen Romanen, die die Magie des Lesens lieben, die „sich über einen gestauchten Knöchel freuen, weil sie dadurch Zeit für ein gutes Buch gewonnen haben…“, ist dieses ausdrucksvolle Lob auf die Liebe, das Leben und das Lesen ein guter Tipp. 10 von 10 Punkten

  • „Wir wollen Bücher für die Nächte, in denen wir trotz aller Erschöpfung keinen Schlaf finden; Bücher, die wir einer Freundin mitbringen können. Wir wollen anmutsvolle Bücher; Bücher, die uns beweisen, dass in der Welt die Liebe wirkt, neben dem Bösen, gegen das Böse und manchmal nicht von ihm zu unterscheiden. Wir wollen gute Romane.“ (Auszug aus dem Plädoyer der Buchhändlerin Francesca Aldo Valbelli)


    Wäre das nicht schön, eine Buchhandlung in der es nur gute Romane gibt, egal wohin man greift? Eine traumhafte Vorstellung für jeden Romanliebhaber. Das denken auch die literaturbegeisterte Francesca und der wenig kommerziell orientierte Buchhändler Van und erfüllen sich den Traum: sie eröffnen mithilfe Francescas Erbe die Pariser Buchhandlung „Der gute Roman“. Doch welche Romane soll die Buchhandlung in ihrem Sortiment führen? Wie kann es gelingen, das Sortiment möglichst vollständig zu gestalten? Francesca und Ivan, genannt Van, wollen dies nicht allein entscheiden und setzen ein Komitee, mit der Aufgabe geeignete Romane zu benennen, ein, das sich aus acht Autoren unterschiedlichster Richtungen zusammensetzt, deren Identität geheimgehalten wird. Und siehe da, die Buchhandlung kann sich etablieren, obwohl nur wenige daran geglaubt haben, dass sich eine Insel der Qualität am Markt behaupten kann. Dennoch ist „Der gute Roman“ vielen Anfeindungen ausgesetzt und die kleine Gruppe von Idealisten, die sich ihren Traum erfüllen, wird bald massiv bedroht und tätlich angegriffen. Doch wer hat ein Interesse daran, den Traum von Francesca, Van und dem Autorenkomitee zu zerstören? Auch Inspektor Heffner, den Francesca und Van hinzuziehen, stellt sich diese Frage...


    Laurence Cossés Roman „Der Zauber der ersten Seite“, im französischen Original unter dem passenderen Titel „Au bon roman“ entschieden, ist ein ruhig dahinfließender, charmanter Roman, auch wenn der Klappentext eher einen Krimi oder Thriller vermuten lässt. Im Kern der Geschichte um die Buchhandlung „Der gute Roman“ und ihre Gründer steht jedoch eher ihr idealistisches Motiv, ihr Engagement und ihr Kampf ihren Traum wahr werden zu lassen, ihre Beziehung zur Literatur, ihre Charaktere und ihr Beziehungsumfeld und wie sich ihr Leben und sie sich selbst durch ihre Buchhandlung verändert. Seine Spannung erhält der Roman „Der Zauber der ersten Seite“ daraus, dass die Geschichte um „Der gute Roman“ originell und wenig vorhersehbar ist, und dass die Protagonisten Francesca und Van ungewöhnliche Charaktere sind. Wie viele Idealisten, mögen sie zeitweise etwas weltfremd und naiv wirken, umso authentischer wirkt jedoch ihre Leidenschaft. Sprachlich empfand ich Laurence Cossés Roman poetisch und sehr französisch, ohne greifbar machen zu können, was letzteres ausmacht. Wer Romane liebt, wird sich an den vielen literarischen Anspielungen erfreuen und greift bei Interesse gerne die Anregungen aus Laurence Cossés Bücherliste im Anhang des Romans auf.


    „Der Zauber der ersten Seite“ hat mich vielleicht nicht von Beginn an verzaubert, aber sofort fasziniert und schnell bin ich in dieser geheimnisvollen Welt der Bücher und Buchliebhaber versunken – bis ich nach der letzten Seite wieder auftauchen musste. Für mich war „Der Zauber der ersten Seite“ wegen seiner stillen Poesie eines der schönsten Leseerlebnisse des Jahres 2010, ein wunderbares Plädoyer für das Lesen, die Freude an gut erzählten Geschichten und eine Liebeserklärung an die Menschen, die eben dies zu schätzen wissen.


    10 von 10 Punkten

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Wenn schon nicht dieser wunderschöne Buchtitel zum Kauf verführt, dann auf jeden Fall deine Rezi, Eskalina. Vielen Dank dafür, das Buch wandert sofort auf meinen WZ und hoffentlich schnell in meinen Besitz. :wave


    :write :write

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Zitat

    Original von Pelican
    @ Minny


    Deine aktuelle Signatur passt unglaublich gut zu diesem Buch...


    Das ist ein weiterer Grund dieses Buch so schnell wie möglich zu lesen. :-]

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  • Titel: Der Zauber der ersten Seite
    OT: Au Bon Roman
    Autorin: Laurence Cosse
    Übersetzt aus dem Französischen von: Doris Heinemann
    Verlag: Limes
    Erschienen: August 2010
    Seitenzahl: 463
    ISBN-10: 3809025909
    ISBN-13: 978-3809025900
    Preis: 19.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    "Wir wollen Bücher für die Nächte, in denen wir trotz aller Erschöpfung keinen Schlaf finden; Bücher, die wir einer Freundin mitbringen können. Wir wollen Bücher, die für uns geschrieben wurden. Wir wollen Bücher, die uns Luft zum Atmen geben. Wir wollen gute Romane."
    Aus dem Plädoyer der Buchhändlerin Francesca, als ihr Traum vom perfekten Buchladen zerstört zu werden droht.
    Wer kann Menschen, die gute Romane wollen, als Bedrohung empfinden?, fragt sich Kommissar Heffner, als Ivan und Francesca, die Gründer der Pariser Buchhandlung "Zum guten Roman", ihm von Drohungen und Sabotage erzählen. Wollen wir denn nicht alle gute Bücher? Drei absolut harmlose Personen wurden angegriffen, weil sie zu einem geheimen Komitee gehören, das für die Buchhandlung die Bücher auswählt. Auf der Suche nach der Wahrheit taucht Heffner ein in die geheimnisvolle Welt der Bücher und derer, die sie lieben. Menschen, die dem Zauber der ersten Seite immer wieder erliegen und daran glauben, dass Bücher das Leben verändern, Schicksale steuern und die Liebe wecken können.


    Die Autorin:
    Laurence Cosse, geboren 1950 in Boulogne-Billancourt, arbeitet als Literaturkritikerin, Hörfunkautorin und Schriftstellerin. Neben Kurzgeschichten und Theaterstücken wurden vor allem ihre Romane wie etwa „Der 31. Tag des Monats August“ oder „Der Beweis“ auch außerhalb Frankreichs hoch gelobt.


    Meine Meinung:
    Ein rundherum großartiges Buch. Mehr müsste man eigentlich zu diesem Buch von Laurence Cosse nicht sagen. Es ist ein Buch das glänzend unterhält und das wohl selbst einen Lesemuffel zum Lesen verführen könnte. Laurence Cosse erzählt die Geschichte der Buchhandlung „Der gute Roman“ – eine Buchhandlung von zwei Menschen gegründet wurde, Menschen die eigentlich verschiedener kaum sein könnten. Da ist die Unternehmergattin Francesca auf der einen Seite und da ist Van Georg, ein Buchhändler, der bis dahin nie irgendwo sesshaft wurde. Diese Geschichte von Laurence Cosse ist nicht nur ein Buch über das lesen „guter“ Bücher, nein diese Geschichte beinhaltet auch eine Krimihandlung und dazu bekommt man als Leser fast auf jeder Seite immer neue Lesetipps unter die Nase gehalten. In diesem Zusammenhang ist positiv hervorzuheben, dass sich am Ende des Buches eine Bücherliste befindet, eine Liste der Bücher die in dieser Geschichte erwähnt werden. Die Autorin bevorzugt einen ruhigen, nicht einschläfernden, Schreibstil – überflüssige Action sucht man vergeblich; alles passt zusammen. Das Buch hat mich wirklich begeistert und gehört schon jetzt zu den Lesehighlights dieses Jahres.
    „Eine Hymne auf das Lesen und die Einzigartigkeit des Lebens!“ Dieser Einschätzung des LE FIGARO kann man eigentlich nur zustimmen. Dieses Buch kann uneingeschränkt empfohlen werden und man kann hoffen, dass es sehr viele Leser findet. Im November 2011 erscheint übrigens die Taschenbuchausgabe. Ach ja....10 von 10 Punkten.....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das seh ich ja jetzt erst :wow
    Bücher über Bücher und über Buchhändler mag ich supergerne und französische Autoren mag ich meistens auch, weil die sehr feinsinnig schreiben können ...
    Danke dass Du das gelesen hast, Voltaire, sonst wär mir das entgangen :grin
    Ob ich aufs Tb warte? :gruebel

  • Also, ich habe zuerst die französische Fassung gelesen, und war erstmal nicht so begeistert. Das lag vor allem daran, dass ich vom Handlungsstrang enttäuscht war. Der Krimi wird ja nur vorgegaukelt, nicht richtig ausagiert; und einiges scheint mir auch unlogisch. Aber lest meine Rezi erstmal selbst. Hier ist sie.


    ***
    Wenn ich meine Eindrücke zu diesem Buch in einem einzigen Satz zusammenfassen müsste, dann wäre es wohl dieser: "Warum einfach, wenn es auch umständlich geht." Denn das Buch ist nicht schlecht, nein - so kann man das wahrlich nicht sagen. Aber es ist sehr französisch, schon allein insofern, als es eine Plot-Grundidee, die für sich allein genommen überzeugend wäre, verkompliziert und zerhackt, und noch dazu mit etlichen - meiner Meinung nach überflüssigen - Nebenhandlungen anreichert.


    Wenn man sich also diese Grundidee für den Plot anschaut, so hätte das Buch von - fast - jedem beliebigen westeuropäischen Autor geschrieben werden können. Eine reiche Literaturliebhaberin trifft einen nahezu abgebrannten, aber idealistischen Buchhändler. Daraufhin unterbreitet sie ihm ihre Idee, ihren Lebenstraum: die "ideale Buchhandlung" zu gründen, in der es ausschließlich Romane, und zwar nur sehr gute, gibt. Der Name der Buchhandlung: "Au bon roman", zu Deutsch "Der gute Roman". Der Buchhändler ist begeistert, zumal er mit seinem derzeitigen Chef nichts als Ärger hat. Und so starten die beiden in das wohl größte Abenteuer und Wagnis ihres Lebens. In der Tat eröffnen sie, nach langer Planungszeit, in Paris die besagte Buchhandlung. Doch schon bald weht ihnen ein rauer Wind entgegen. Denn nicht jeder ist von ihrer Geschäftsidee begeistert...


    Doch Laurence Cossé ist nun einmal Französin, und kein Durchschnittsautor. Anstatt die Geschichte nun von A bis Z geradlinig zu erzählen, greift sie zum Beil und zerhackt das Ganze. Nicht A bis Z, nein - zuerst bekommt der Leser so in etwa die Abschnitte R, S, und T vorgesetzt, was die Chronologie der Ereignisse angeht: seltsame Anschläge auf noch seltsamere Menschen, die offenbar Mitglieder eines "Komitees" sind. Man stolpert durch die ersten 30 bis 50 Seiten, und fragt sich, was das Ganze eigentlich soll. Zumindest mir ging es so. Fast hätte ich das Buch abgebrochen, doch ich hielt durch. Wo blieb nur die im Titel versprochene Buchhandlung?


    Ab etwa Seite 50 erschien dann ein Licht ganz am Ende des Tunnels. Die Besitzer der Buchhandlung (!), Ivan und Francesca, entscheiden sich nämlich dazu, aufgrund der besagten Anschläge nun doch die Polizei einzuschalten. Denn die Personen, die anfangs angegriffen wurden, waren allesamt Mitarbeiter des Auswahlkomitees für den "Guten Roman". Und nun, endlich, folgen die Abschnitte A bis Q. Allerdings fand ich dieses Vorgehen nicht nur umständlich, sondern auch vollkommen erzähltechnisch unlogisch. Denn, man stelle sich vor: die Entstehungsgeschichte der Buchhandlung verfolgen wir Leser ja ausschließlich im Rückblick, nämlich gefiltert durch das Gespräch der Besitzer mit Kommissar Heffner. Die Abschnitte A bis Q nehmen weit über zwei Drittel des Buches ein - und das, bitteschön, sollen zwei Menschen einem Polizeibeamten alles in einer Mittagspause so erzählt haben?? Nie im Leben! Schon allein für das Lesen brauchte ich ja über einen Tag.


    Irgendwann ist das Gespräch mit diesem Kommissar Heffner natürlich auch zu Ende, und wir gelangen wieder in die Gegenwart. Die Abschnitte U bis Z folgen - doch auch hier geschieht, rein erzähltechnisch betrachtet, wieder Ungewöhnliches. Man würde erwarten, nun die Ermittlungen zu den Anschlägen zu verfolgen. Doch weit gefehlt. Das Leben in und um die Buchhandlung wird einfach weiter beschrieben. Eine unpersönliche Erzählperspektive in der dritten Person führt uns durch allerlei Geschehnisse. Nach den Anschlägen werden die Methoden subtiler. Es gibt Zeitungskampagnen, getarnte Schein-Kunden - und schließlich eröffnen sogar, in derselben Straße, 3 (!) weitere Buchhandlungen, die ganz ungeniert auf den "Guten Roman" Bezug nehmen. Einer wirbt zum Beispiel mit dem Spruch, "Bei uns gibt es alles, was Sie lesen wollen - und nicht, was Sie gelesen haben sollten". Die Nerven des Personals werden immer dünner, bis - ja, bis sich die Autorin schließlich zu einem Ende entschließt, das für mich fast den Zauber des Buches zerstört hätte. Ich werde nichts verraten - sagen wir so, ich habe es als flach und effektheischend empfunden. Völlig unnötig, wenn man den doch eher getragenen Tenor des Buches betrachtet. Nun ja. Irgendwie müssen auch die besten Bücher wohl zu Ende gehen. Aber doch nicht so...!


    Und wo bleibt dieser Kommissar Heffner? Bis zum Abschnitt U (im Buch ist das der Beginn des vierten Teils) konnte man sich noch in der Hoffnung wiegen, es würde so eine Art Kriminalroman aus dem Buch. Doch nein. Im Rest des Buches taucht der Kommissar nur noch gelegentlich in der Buchhandlung auf, und stellt allerlei Vermutungen und Recherchen vor, die er angestellt hat. Doch nichts, ich wiederhole: nichts (!) wird bewiesen oder geklärt. Der Kriminalaspekt der Handlung verläuft völlig im Sande. Und da fühlte ich mich als Leser schon ein wenig verschaukelt.


    Hinzu kommt Folgendes: die Handlung wird, wie weiter oben schon angedeutet, auch noch durch zwei hoch komplizierte Liebesgeschichten überladen. Es sind nicht einmal richtige Liebesgeschichten. Es wirkt alles so gestelzt, und auf mich auch überflüssig. Dass Ivan schließlich eine Freundin hat, die auch in der Buchhandlung arbeitet - ganz nett, aber unnötig zu wissen. Zumal es wirklich ewig dauert, bis sie seine Freundin wird. Und sie siezen sich die ganze Zeit! Genauso wie Francesca und ivan. Das war für mich nun wirklich nicht mehr nachvollziehbar. Vielleicht muss man dafür Franzose sein, um das zu verstehen.


    Und die Sprache... sagen wir mal so. Ich bin im Französischen nun wirklich kein Anfänger. Doch ich habe mir nun freiwlllig auch noch die deutsche Fassung gekauft, um nicht immerzu jeden zweiten bis dritten Satz erneut lesen zu müssen. Die ganze Ausdrucksweise ist wohl das, was man "altmodisch" oder "gediegen" nennen würde. Eben leicht verstaubt, wie ein Bücherregal. Und nicht selten geht ein Satz mehrere Zeilen lang.


    Meine letztlich doch positive Bewertung von 4 Sternen beruht einzig und allein auf den mittleren Abschnitten, also A bis Q, wie ich das genannt habe (im Buch sind das etwa Teil zwei und drei). Die Entstehungsgeschichte dieser Buchhandlung ist großartig! Die Idee und die Ausführung - einmalig! Da schlägt das Herz jedes wahren Büchernarren höher. Die Ideen, die Laurence Cossé hier verarbeitet, sprudeln vor Fantasie, vor der Liebe zu Büchern und Autoren. Wie wählt man wirklich gute Romane aus? Wen lässt man auswählen? Woran bemisst sich Lesevergnügen? Wie geht es in einer "idealen Buchhandlung" zu? Würde es diese ideale Buchhandlung wirklich geben, ich würde mich sofort in Bewegung setzen, um sie kennenzulernen. Diese Abschnitte übten einen echten Sog aus. Da störte es schon fast, wenn Kommissar Heffner mal wieder eine Rückfrage stellte, oder anderweitig unterbrach.


    Meiner Meinung nach hätte man es bei diesen mittleren Abschnitten belassen sollen. Die Geschichte der Buchhandlung an sich hätte vollkommen ausgereicht, um ein mehr als lesbares Buch zustande zu bringen. Sowohl die Einbettung in die (missglückte) Kriminalhandlung, als auch das bildzeitungshafte Ende, sowie die gestelzten Liebes-Elemente, haben den Glanz, der von dieser idealen Buchhandlung ausgeht, deutlich getrübt. Très francais, très chic - mais très compliqué.
    ***


    Aber, ich gestehe: ich habe mir nun auch die deutsche Fassung gekauft, weil ich glaube, dass es sich in der Muttersprache nicht ganz so altbacken und schwerfällig liest.


    Und noch ein Hinweis: die Literaturliste gibt es in der Originalfassung NICHT!