Brutale Fiktion vs. Brutale Realität - ein Diskussionsanstoss

  • Gewalt gehört zum Leben einfach dazu. Sie ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und wird sogar teilweise staatlich gefördert. Denn wie sonst ist die soldatische Ausbildung zu bezeichnen? Der Staat braucht halt "bösartige Kampfmaschinen" :grin.


    Ich wurde darin ausgebildet auf verschiedene Art zu töten, jemanden zu Aussagen zu zwingen - mit einem Wort, ich wurde ausgebildet jedwede Art von Gewalt anzuwenden....Sch....auf die Genfer Konventionen. Das ist Realität. Und es gibt viele Arten des Kampfes und von Verhörmethoden die es nie aufgrund ihrer unglaublichen Brutalität in einen Film oder in ein Buch schaffen würden. Und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich froh sein, das ich das Erlernte niemals habe anwenden müssen - aber wenn es erforderlich gewesen wäre, dann hätte ich es angewendet. Zudem ist das ja auch alles staatlich sanktioniert.......


    .....kann also dann auch nicht falsch sein. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Ich wurde darin ausgebildet auf verschiedene Art zu töten, jemanden zu Aussagen zu zwingen - mit einem Wort, ich wurde ausgebildet jedwede Art von Gewalt anzuwenden....Sch....auf die Genfer Konventionen. Das ist Realität. Und es gibt viele Arten des Kampfes und von Verhörmethoden die es nie aufgrund ihrer unglaublichen Brutalität in einen Film oder in ein Buch schaffen würden. Und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich froh sein, das ich das Erlernte niemals habe anwenden müssen - aber wenn es erforderlich gewesen wäre, dann hätte ich es angewendet. Zudem ist das ja auch alles staatlich sanktioniert.......


    Äh...öh...Was sag ich denn jetzt, dass der Typ nicht austickt? :-]
    Genau! Wir Gewaltfreaks übernehmen jetzt die Macht in diesem Thread und wem das nicht passt, der kriegt auf`s Maul!
    Da helfen auch die besten Argumente nix! Sch...ß Intelektuele! :grin

  • Sorry, Voltaire, aber es ist wohl zu einfach, von sich auf andere zu schließen :wow
    Die meisten Eulen dürften nicht gelernt haben, zu töten und zu foltern, und ich würde auch behaupten, bei den wenigsten gehört Gewalt zum Alltag. In meinem Umfeld zumindest werden weder Kinder, Frauen noch Tiere geschlagen und das schlimmste Verbrechen, das mir bisher widerfahren ist, ist ein geklautes Fahrrad.
    Das mag bei Polizisten, Richtern und meinetwegen Sozialarbeitern anders sein, aber für den gemeinen Spießer, wie ich einer bin, ist Gewalt im alltäglichen Leben eher eine Randerscheinung.


    Und die Meinungen hier im Thread passen da ganz gut ins Bild. Ein häufiges Argument ist ja: "Ich habe im wirklichen Leben genug mit Gewalt zu tun, da brauche ich das in meiner Freizeit nicht auch noch"

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    "Ich habe im wirklichen Leben genug mit Gewalt zu tun, da brauche ich das in meiner Freizeit nicht auch noch"


    Oder ein anderes Argument wäre auch: Ich würde im wirklichen Leben so gerne so viele Leute zusammenschlagen, aber dann gibts immer Geldstrafen und Knast.
    Das ist doof! Deshalb schaue ich Actionfilme, spiele Shooter, lese Kriegsromane oder schreibe so etwas wie Beutewelt.

  • Zitat

    und ich würde auch behaupten, bei den wenigsten gehört Gewalt zum Alltag.


    Doch. Ich schlage Stühle und Tische, wenn sie mich stoßen und haue dem Pfandautomaten im Supermarkt die Plastikflasche über, wenn er meine Pfandflaschen nicht annehmen will. :grin

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Doch. Ich schlage Stühle und Tische, wenn sie mich stoßen und haue dem Pfandautomaten im Supermarkt die Plastikflasche über, wenn er meine Pfandflaschen nicht annehmen will. :grin


    :yikes ich hoffe, ich werde dir niemals im wirklichen Leben begegnen :wow


    wobei, Gewalt gegen Sachen zählt nicht :nono Ich bin doch kein brutaler Rowdy, nur weil ich demnächst im Garten unseren Weihnachtsbaum fällen werde :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von DraperDoyle ()

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Doch. Ich schlage Stühle und Tische, wenn sie mich stoßen und haue dem Pfandautomaten im Supermarkt die Plastikflasche über, wenn er meine Pfandflaschen nicht annehmen will. :grin


    Das ist jetzt aber die klassische Notwehrsituation. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von JanvonderBank
    @ DraperDoyle und Voltaire


    Fällt es auch schon unter Gewalt gegen Tische oder Folter von Stühlen, wenn man schlechte Bücher auf sie drauf legt? :gruebel


    Eindeutig erfüllen des Tatbestandes des §303 StGB :chen

  • Beim Lesen von Gewaltszenen bin ich wahrscheinlich eher hart im Nehmen. Ich lese gerne Krimis und Thriller, aber lieber relativ realistische Geschichten, die Ausschnitte aus der Wirklichkeit zeigen und/oder in die Psyche von Menschen eintauchen.


    Ich sehe einen großen Unterschied in der Darstellung von Gewalt, die für den Realismus einer Geschichte richtig und eventuell sogar notwendig ist, oder der Darstellung von explizit beschreibender Gewalt als Selbstzweck in diesen ganzen Psycho-Serienkiller-Thrillern, wo die Gewaltdarstellung immer extremer wird, um die Zuschauer zu unterhalten. Und ich habe absolut keine Lust (mehr) letzteres zu lesen. Diese Psycho-Serienkiller-Thriller sehe ich eher als Märchen für Erwachsene an. Die böse Hexe wurde ja auch von Hänsel und Gretel bei lebendigem Leib verbrannt, es wurde nur nicht seitenlang beschrieben wie sie schrie, aussah und roch nachdem sie eine Weile brannte.


    "Tage der Toten" von Don Winslow gehört zu meinen Jahreshighlights des letzten Jahres, es geht um den Drogenkrieg in Südamerika. Im Buch gibt es tatsächlich viele Tote, Gewalt und auch Folterszenen. Und wirklich schockierend fand ich, wie die Kleinkinder eines Geschäftskonkurrenten getötet wurden. So beiläufig. Als ob sie für das Killerteam des Konkurrenten nicht mehr als lästige Insekten wären. Und diese Beiläufigkeit des Tötens gibt es ja auch in der Realität. Nicht nur in der Geschichte in diversen Kulturen und Kriegen, sondern auch heutzutage.


    Eines meiner Lieblingsbücher ist "Sympathy for the Devil" von Kent Anderson. Der Protagonist Hanson ist Veteran aus dem Vietnam-Krieg, erst als Soldat hat er das Gewaltpotential entdeckt, das in ihm vorhanden ist und er hat selbst überrascht festgestellt hat, dass er den Krieg "genossen" hat. Nach seiner Rückkehr in die USA ist er Polizist geworden, um so als "Adrenalin-Junkie" mit PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) sein eigenes Gewaltpotential im Griff zu haben.


    Es gibt eine Stelle in der Fortsetzung "Night Dogs", wo er auf Streife einen Falschparker mit einem Tütchen Cannabis trifft. ("Typ Uni-Professor oder Psychologe", die er sowieso für weltfremd hält). Und dessen Autoaufkleber "Question Authority" (Stellt staatliche Autorität in Frage) nervt Hanson und er zeigt diesem Typen mal, was "staatliche Autorität" ist. Die ganze Szene ist auch eine Parabel auf die Wirkung "unserer" Zivilisation.


    Unsere Zivilisation beruht auf dem "Gesellschaftsvertrag", dass es Gesetze gibt, die wir, die Bürger, weitgehend befolgen und dafür auch von der Gesellschaft und ihrer ausführenden Organe geschützt werden. Wenn aber dieser Gesellschaftsvertrag aufgehoben wäre, und Wohlstand und Nahrung knapp ist und/oder auch noch Ideologie und/oder Religion hinzukommt, würde es nicht lange dauern, bis das "Recht des Stärkeren" wieder gilt. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt.


    Ich denke, dass Konsum von Gewalt in Filmen, Videospielen und Büchern zwar abstumpft, aber "den Normalbürger in unserer Zivilisation" nicht gewalttätig macht, sondern dass die Auslöser für Gewalt eher Frustration sind und ab wann eine Hemmschwelle bröckelt ist wahrscheinlich auch Veranlagung.



    Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist "The Good, the Bad and the Ugly". Da wird ja auch ein bisschen geballert und der Showdown auf dem Friedhof gehört zu den Highlights der Filmgeschichte. :anbet



    .

  • Zitat

    Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist "The Good, the Bad and the Ugly". Da wird ja auch ein bisschen geballert und der Showdown auf dem Friedhof gehört zu den Highlights der Filmgeschichte.


    Ich schließ mich an: :anbet :anbet :anbet :anbet


    Einer der genialsten Italo-Western!


    Der ist streckenweise schon ziemlich brutal. Lee Van Cleef sei Dank. Aber es ist eben nur ein Film und der Wilde Westen ist weit, weit von der Realität weg.


    Quentin Tarantino ist auch so einer, der mit brutalen Filmszenen große Aufmerksamkeit erregt hat. "Reservoir Dogs" fand ich schon heftig, aber noch schlimmer war "Kill Bill", auch wenn der sehr überzogen war.


    Im Kino scheint sich Gewalt heute besser zur verkaufen als Sex, Drugs & Rock 'n Roll.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von woelfchen
    Da hast du sicherlich Recht, aber wie kann man es als Unterhaltung ansehen, dass Serienmorde an 10-12jährigen Jungen verübt werden und (rest vom Sartz ausgelassen da ich es nicht nochmal lesen will)


    Sowas ist für mich einfach zu eklig. Schauder. Sowas fällt bei mir eindeutig unter die Ekelgrenze und mir wäre es wirklich lieber gewesen sowas hier nicht lesen zu müssen. :-(


    Zitat

    Original von woelfchen
    Im Gegensatz dazu hatte mein Großvater kein Problem damit, Hühnern und Kanninchen die Kehle durchzuschneiden, wahrscheinlich hat er in Stalingrad härteres erlebt.


    Irgendwo muß das Essen doch herkommen. Und ein Tier schnell und ohne Qualen zu töten um es dann zu essen ist in meinen Augen etwas anderes als die Arten der Gewalt über die hier diskutiert wird.



    Von "Psycho-Serienkiller-Thrillern" halte ich mich ja fern da ich mitbekommen habe, dass sowas für mich nichts ist. Was mich aber nervt, ist, dass man es anderen Büchern manchmal nicht ansehen kann ob detaillierte Gewalt darin vorkommt und detailliert alles beschrieben wird. Manchmal ist im Klapptext ein Hinweis versteckt. Manchmal eben nicht, und dann riskiere ich Geld und Zeit zu verschwenden. (Kann man Bücher wegen zu grausamen Szenen zurückgeben? :gruebel )
    Von reinen Liebesromanen halte ich mich allerdings auch fern. Für mich sind die Charaktere und die Handlung am wichtigsten. Gewalt sollte ein Nebenprodukt und nicht zentrales Element der Handlung sein (und auf keinen Fall detailliert).

  • Mmmh, Gewalt in Büchern kann ich gut verarbeiten, egal ob es eine Biographie oder ob es Fiktion ist. Und ja, ich bin mittlerweile, was literarische Gewalt angeht, abgestumpft. ABER, reale Gewalt, egal ob sie in den Nachrichten gezeigt werden oder ob es mir jemand erzählt, geht mir schon nahe. Gerade Gewalt gegen Kinder finde ich persönlich sehr sehr schlimm. Das muss ja nicht mal körperliche Gewalt sein, sondern auch psychische Gewalt finde ich schrecklich.


    Tja, aber warum lese ich Gewalt, wenn ich sie im realen Leben nicht abkann bzw. verurteile? Für mich ist es Unterhaltung. Punkt! Da gibt es kein tiefliegendes psychisches Problem, ich werde nicht Amok laufen und bestimmt auch nicht Tiere quälen.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Quentin Tarantino ist auch so einer, der mit brutalen Filmszenen große Aufmerksamkeit erregt hat. "Reservoir Dogs" fand ich schon heftig, aber noch schlimmer war "Kill Bill", auch wenn der sehr überzogen war.


    Tarantino ist ein klassisches Beispiel, wie nah u.U. fiktionale und reale Gewaltbereitschaft beieinander liegen.
    Er sagt selber von sich, dass er, wenn er seine Gewaltexzesse nicht im Film hätte ausleben können, vermutlich längst als Mörder im Knast gelandet wäre.

  • Zitat

    Original von Wasserdrache


    Sowas ist für mich einfach zu eklig. Schauder. Sowas fällt bei mir eindeutig unter die Ekelgrenze und mir wäre es wirklich lieber gewesen sowas hier nicht lesen zu müssen. :-(


    Mir wäre es auch lieber gewesen, das Buch nicht zu lesen. Das war der Anfang einer ziemlich bekannten Serie, mal sehen, ob ich den Titel wiederfinde.


    Edit: Titel eingefügt