Fragen an Jan Winter

  • Ich muss Dich jetzt einfach mal fragen, ob Du den Mangobaum zuerst geschrieben hast und danach erst die weißen Blüten?
    2. Frage: duften eigentlich Mangobäume wirklich, oder nur die Blüten???
    3. Frage: warum der Nick Harimau? Was beeindruckt Dich an Tigern so?


    Sorry, falls die Fragen schon an Dich gestellt wurden -----

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    :kuh:lesend

  • Nein bono, wurden sie noch nicht. :-) Und selbst wenn es so gewesen wäre - ich freue mich doch , dass überhaupt jemand was von mir wissen will... :knuddel1


    zu 1: Die "Weißen Blüten" sind deutlich älter. Ich habe 2001 mit der Entwicklung der Geschichte begonnen. Das Schreiben hat ziemlich lange gedauert, da ich damals einen sehr stundenintensiven Brotjob hatte und außerdem alle Anfängerfehler schön der Reihe nach machen musste. Nach diversen Überarbeitungen, immer wieder von längeren Pausen unterbrochen, habe ich Anfang 2008 den Vertrag für das Buch unterschrieben. Den "Mangobaum" habe ich von Juni bis Ende 2009 komplett entwickelt, geplottet, geschrieben und überarbeitet. Das waren ziemlich anstrengende sieben Monate für mich. Nun würde mich aber sehr interessieren, wie du zu der Vermutung kamst, dass die Reihenfolge andersherum gewesen sein könnte. :gruebel


    zu 2: Der Mangobaum selbst duftet nicht. Die Früchte dagegen schon, vor allem, wenn sie herunterfallen und zermatscht am Boden liegen. :grin Der im Buch erwähnte Duft der Mangoblüte ist süßlich und eher fein. Tatsächlich wird sie gelegentlich sogar von Parfümeuren verwendet, z.B. hier:


    http://duftarchiv.de/duftarchiv/?p=1914


    Zu 3: Ich mag Katzen von klein bis groß, aber die Schönheit, Kraft und Eleganz von Tigern haben mich schon immer besonders beeindruckt. In Malaysia wurde der Bezug dann sehr viel direkter: Bei unserem ersten Besuch dort wurde ein Tiger auf der Autobahn von einem Bus angefahren; während wir dort lebten, holte einer einen Dörfler im Nordosten nachts aus seiner Hütte (Nicht vergessen: Tür verriegeln!), ein Junge wurde bei einem Tigerangriff von seinem Vater gerettet, indem der dem Tier vom Baum aus auf den Rücken sprang, zwei oder drei ArbeiterInnen wurden bei der Arbeit auf Gummi- oder Ölbaumplantagen getötet. Plötzlich lebten wir mit Tigern im selben Land (Malaysia hat eine Tigerpopulation von etwa 500 Tieren. Das ist nicht viel, aber leider eine der höchsten weltweit). Dazu kommt, dass ich ein großer Fan des singapurianisch-malaysischen Traditionsbieres "Tiger" bin (Mein Avatar ist eine abfotografierte Leuchtreklame - sobald ich die Tücken der Technik überwunden habe, wird er wieder eingestellt). Indem ich mir den Nick gab, habe ich ein Stück Malaysia mit nach Deutschland gebracht. Ich kann sehr sentimental sein...


    P.S. Ich hatte kurz darüber nachgedacht, den Nick einzudeutschen und mich "Harry Mau" zu nennen, aber irgendwie war mir das dann doch zu, na ja, mau eben.


    LG

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann


  • Danke für Deine ausführlichen Antworten :knuddel1
    Wahrscheinlich stellt Dir keiner Fragen, weil die Eulen Dich durch die Treffen in Hamburg oder bei Lesungen schon reichlich ausgefragt haben :grin
    Harry Mau passt irgendwie nicht zu Dir, da hätte Dich hier jeder Harry genannt :rofl
    Falls Du mit den Tücken der Technik nicht klar kommst, Bouquineur kann Dir da sicherlich gerne weiterhelfen :-]
    Mir hat sie bei meinem Avatar auch geholfen, weil ich das Format nicht klein gekriegt haben


    Deine Frage betreffend der Reihenfolge Deiner Romane beantworte ich lieber per PN.
    Aber nicht mehr heute ...;-)


    Ich mag übrigens den Geruch von Mangos, am liebsten esse ich die aber.
    LG und gute Nacht, bono:wave

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  • Zitat

    Original von bonomania
    Harry Mau passt irgendwie nicht zu Dir, da hätte Dich hier jeder Harry genannt :rofl


    Und ich hätte ständig den Wagen vorfahren müssen... :cry


    Zitat

    Deine Frage betreffend der Reihenfolge Deiner Romane beantworte ich lieber per PN.
    Aber nicht mehr heute ...;-)


    Darauf bin ich schon sehr gespannt. Schlaf gut, bono! :knuddel1

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    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau


    Und ich hätte ständig den Wagen vorfahren müssen... :cry


    auch zu viel Derrick geguckt, was?
    Ich wollte schon eine Anspielung auf Harry und Stefan machen, hab mich dann aber nicht getraut.
    Nicht das ich jetzt schüchtern wäre :lache aber ich habe doch etwas Respekt vor Dir :wow :chen

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  • Ich hätte da auch zwei Fragen, bitte:


    1.
    Bei der Erwähnung der vielen Gerichte im Buch lief mir ständig das Wasser im Mund zusammen, so dass ich meine Kochbücher gewälzt habe. Die Küche Malaysias scheint mir ein wenig ... hmmm ... scharf zu sein, wenn ich mir die Zutatenliste so anschaue.
    Kennst Du zufällig auf Tamarindenmark? Womit ist das vergleichbar?


    2.
    Ich habe jetzt mehrfach in Büchern den Dank an Testleser gesehen.
    Wann bekommen eigentlich Testleser das Manuskript zu Gesicht?
    Welchen Einfluss haben sie?
    Ergeben sich an- und aufregende Diskussionen, die auch zu Änderungen im Text führen, also jetzt nicht nur auf die Wortwahl bezogen, sondern auch auf Szenen oder die Zeichnung von Figuren?


    Dass Du ihnen vertraust, setze ich voraus, genau wie absolute Ehrlichkeit.

  • Liebe Lipperin, ich habe die Fragen fast übersehen :wow , beantworte sie aber gern.


    Die Küche Malaysias besticht unter anderem durch ihre Vielfalt, was angesichts der malaiischen, diversen chinesischen und indischen Bevölkerungsgruppen, angereichert durch Einflüsse aus den Nachbarländern Thailand und Indonesien und der ehemaligen Kolonialmacht England, kaum verwundert. So ist auch die Schärfe der Speisen als von-bis einzuordnen. Bei den Chinesen geht es diesbezüglich eher zahm zu, bei den Malaien von mild bis ziemlich scharf, während es in der indischen Küche brutal scharf sein kann - aber nicht muss. Mein persönlicher Tipp wäre, Gerichte aus der Nyonya-Küche auszuprobieren. Dabei handelt es sich um einen Jahrhunderte alten Blend aus chinesischer Küche mit malaiischen Zutaten. Entstanden ist diese Kochrichtung, als die ersten chinesischen Einwanderer aus Mangel an Alternativen einheimische, sprich malaiische Frauen heirateten. Sie erwarteten die aus der Heimat bekannten Mahlzeiten, die von den Köchinnen um tropische Gewürze, Kräuter und Gemüse erweitert wurden. Sehr eigen, sehr lecker. Irgendjemand nannte es einmal das letzte verbliebene Geheimnis der Weltküche. :grin


    Ja, ich kenne Tamarindenmark und verwende es selbst (Steffi und ich kochen fast jeden Tag, zu drei Vierteln asiatisch). Es verleiht den Speisen ein fruchtig-säuerliches Aroma.




    Was die Testleser betrifft, kann ich natürlich nur für mich und meine hochgeschätzten HelferInnen sprechen. Während es bei den Blüten noch eher unorganisiert zuging (d.h. dass unterschiedliche Leute in unterschiedlichen Phasen Teile oder auch den ganzen Text gelesen und kommentiert haben, wobei nur ein einziger merkbaren Einfluss genommen hat.


    Beim Mangobaum haben zwei Testleserinnen (beides Eulen, versteht sich ;-)) den Text gleich während der Entstehung betreut. Dies bedeutete ganz praktisch, dass sie jedes fertige Kapitel umgehend erhielten und mit mir ausführlich diskutierten. Daraus ergaben sich z.T. massive Änderungen bei der Gestaltung der Figuren und einzelner Szenen, bis hinunter zu detaillierten stilistischen Fragen und der Wortwahl. Ich würde den Einfluss der beiden durchaus als groß bezeichnen - sie haben ganz sicher geholfen, dass Buch zu verbessern.


    Das dritte, noch nicht veröffentlichte Manuskript hat nur eine Testleserin intensiv Schritt für Schritt während der Entstehung betreut, der ich für ihre großartige Arbeit nicht genug danken kann. :knuddel1 Drei weitere - auch allesamt Eulen - haben es nach Fertigstellung gelesen und intensiv mit mir diskutiert, was zu eher kleineren Korrekturen führte, mir aber sehr geholfen hat, den in mancher Hinsicht schwierigen und emotional fordernden Text in seiner Wirkung auf Leser einzuordnen.


    Dazu kommt natürlich - in weit mehr als nur dieser Hinsicht ein Glücksfall - dass ich mit Steffi eine Schriftstellerin zur Frau habe. Auch wenn wir sehr unterschiedlich arbeiten und niemals gemeinsam an Texten schreiben, helfen wir uns von der Ideenfindung bis hin zum Lektorat gegenseitig bei unseren Romanen. Da sitzt der härteste Kritiker / die härteste Kritikerin oftmals gleich im Nebenzimmer. :lache


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Danke die ausführlichen Antworten! :anbet



    Zitat

    Original von harimau
    Ja, ich kenne Tamarindenmark und verwende es selbst (Steffi und ich kochen fast jeden Tag, zu drei Vierteln asiatisch). Es verleiht den Speisen ein fruchtig-säuerliches Aroma.


    Ausprobiert an Hähnchenpfanne - aber Hallo! Ich muss zwar noch ein wenig an der Feinabstimmung arbeiten, aber es hat Potential, in die Liga der Lieblingsgewürze aufgenommen zu werden.



    Zitat

    Beim Mangobaum haben zwei Testleserinnen (beides Eulen, versteht sich ;-)) den Text gleich während der Entstehung betreut. Dies bedeutete ganz praktisch, dass sie jedes fertige Kapitel umgehend erhielten und mit mir ausführlich diskutierten. Daraus ergaben sich z.T. massive Änderungen bei der Gestaltung der Figuren und einzelner Szenen, bis hinunter zu detaillierten stilistischen Fragen und der Wortwahl. Ich würde den Einfluss der beiden durchaus als groß bezeichnen - sie haben ganz sicher geholfen, dass Buch zu verbessern.


    Mein Respekt vor dieser Aufgabe ... und meine Verneigung vor den Testleserinnen. :anbet

  • Zitat

    Original von harimau


    Das dritte, noch nicht veröffentlichte Manuskript . ..


    Oh, ein neues Manuskript! :-] Das führt natürlich zwangsläufig zu der Frage (mich wundert nur, dass sie noch nicht gestellt wurde): Was? Wann? Wo? Warum? ... (Okay, warum ist eine doofe Frage) Natürlich nur, was du darüber sagen magst!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Hallo Lese-rina! :wave


    Ich habe das dritte Manuskript - Arbeitstitel "Regen und Rot" - seit fast einem halben Jahr fertig, aber leider bisher noch keinen Verlag dafür gefunden. Auch wenn dieses Buch erneut in Asien spielt, unterscheidet es sich nicht nur stilistisch ziemlich stark von den beiden Jan Winter Romanen. "Regen und Rot" erzählt über 16 Jahre hinweg realistisch und zum Teil schonungslos die Geschichte eines Deutschen, einer thailändischen Prostituierten und einer verheirateten Mittelklasse-Thai mit Kind. Mein Hauptanliegen liegt darin, das in der westlichen Wahrnehmung stark verzerrte Bild von thailändischen Frauen und ihrer Rolle in einer für uns fremden und schwer verständlichen Kultur in Romanform geradezurücken und zu erklären. Dafür scheint es in Deutschland zumindest nach Ansicht der Verlage keinen ausreichenden Markt zu geben. :-( Das ist sehr schade, da Steffi, ich und vier meiner fünf Testleserinnen (Nur eine mochte es überhaupt nicht) es für mein bisher bestes Buch halten. Da hilft nur Daumendrücken, dass es vielleicht in einem kleineren Verlag veröffentlicht werden kann. Meine Agentin arbeitet daran.


    LG harimau

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Vielen Dank euch beiden! :knuddel1 Bei meinem ehemaligen Hausverlag habe ich damals schon für die weitaus weichgespültere Variante verdrehte Augen geerntet. Wahrscheinlich berechtigt, angesichts der anvisierten Zielgruppe. Die jetzige, von allen Kompromissen bereinigte Fassung mutet den Lesern in vielerlei Hinsicht noch einiges mehr zu. Für mich eine Stärke des Manuskripts, für die Veröffentlichung ein Problem.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Danke für deine doch sehr ausführliche Antwort und ich hoffe auch sehr, dass du möglichst bald einen guten Verlag dafür findest. (Natürlich völlig uneingennützig :grin). Nachdem ich ja nicht so der Liebesgeschichtenleser bin freut es mich natürlich, dass dein neues Buch in eine andere Richtung geht und es steht damit auf meiner Liste der sehnsüchtig erwarteten Bücher.


    Sicher ist es für dich als Autor nicht so einfach, ein völlig anderes Genre zu betreten und damit evtl. treue Leser abzuschrecken. Auch wenn dir (so klingt es zumindest) das Schreiben dieses neuen Romans ein persönliches Anliegen war. Ich finde es auf alle Fälle sehr mutig, gewohnte Wege zu verlassen und was ganz Anderes (vielleicht finanziell ungünstigeres) zu probieren.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Du hast Recht, Lese-rina, dieser Roman war mir eine Herzensangelegenheit. Eine Liebesgeschichte gibt es darin durchaus, allerdings nicht als Selbstzweck. Sie dient in erster Linie dazu, die unterschiedlichen Kulturen intensiv aufeinanderprallen zu lassen und Konflikte zuzuspitzen. Auch dir einen herzlichen Dank für die guten Wünsche. :knuddel1


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • @ harimai


    So, ich habe die LR für mich mal aus der Vertiefung geholt und bis hierher die Fragen gelesen.


    Jetzt ist schon einige Zeit vergangen und natürlich auch von mir dei Frage zum 3. Buch (klingt übrigens toll) Hast du mittlerweile einen Verlag???? :wave