'Die fernen Tage der Liebe' - Seiten 093 - 185

  • Im zweiten Abschnitt flacht das Buch ein wenig ab.
    Die Figurenzeichnung halte ich zwar für glaubwürdig, dennoch nervt mich Marcy furchtbar, weil immer alle anderen Schuld haben und sie ständig auf Konfrontationskurs geht. Der erste Eindruck von Nick erhärtet sich, er ist ein übersensibler, unsicherer Mann und somit anfällig dafür, manipuliert und ausgenutzt zu werden. Und Mike verkörpert den gefühlskalten Eisblock, der kein Problem damit hat, Menschen ins Gesicht zu lügen und seine Ehefrau zu betrügen.


    Die Szene an der Tankstelle ist widerlich, aber leider gibt es ja tatsächlich viele Perverse, also ist auch ein solches Negativerlebnis nicht völlig abwegig.
    Mir fehlt es bislang ein wenig an Handlung und an Tiefgang, ich bin jetzt immerhin schon bei der Hälfte und bis auf die Figurenzeichnung ist auf nichts näher eingegangen, aber manches angedeutet worden.


    Die Dialoge zwischen April und Bill sind allerdings gelungen und die eingewobenen Erinnerungen ebenso.

  • Ich mag den Originaltitel "Bill Warrington´s Last Chance" mehr als den sinnfreien deutschen Titel "Die fernen Tage der Liebe".
    Bills Chance liegt wohl darin, mit April noch einmal eine familiäre Verbundenheit zu erleben, die er mit seinen erwachsenen Kindern schon lange nicht mehr hat.

  • Mit so einer Mutter ist es doch eigentlich noch ein Wunder wie normal April ist. Aber irgendwann musste die Situation explodieren, Marcy ist zu ungerecht nervig. Zu ihrem Grossvater zu ziehen war noch das Vernuenftigste was April tun konnte, ohne dass es fuer sie gefaehrlich waere. Die Dialoge zwischen den beiden gefallen mir, obschon der Grossvater sich oft wiederholt. Aber im Buch ist es fuer den Leser noch ganz ertraeglich zusammengefasst.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich mag den Originaltitel "Bill Warrington´s Last Chance" mehr als den sinnfreien deutschen Titel "Die fernen Tage der Liebe".


    Ich auch! Sowohl Titel, als auch Aufmachung gefallen mir besser, als bei der deutschen Ausgabe.


    Vom zweiten Leserundenabschnitt habe ich bisher nur die ersten Seiten gelesen. Die Passagen aus der Sicht von April empfinde ich als etwas anstrengend.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Mir gefällt auch einfach die Kommunikation der Personen untereinander nicht. Ich weiß nicht, ob dass der Übersetzung geschuldet ist, aber ich empfinde es schon als seltsam wenn Marcy, als Tochter, ihren Vater mit "du alter Knacker" beschimpft oder als "alter Knabe" bezeichnet. :wow


    Normal finde ich es nicht, wenn man seinen Vater so anredet, es ist aber passend zum etwas herben Stil von Marcy. Micks Umgang mit seinem Vater stoert mich mehr.

  • Diese latente Unzufriedenheit Marcys, aber auch ihrer Brüder missfällt mir teilweise. Sie gehören schließlich alle zum gesicherten Mittelstand in den USA.


    Ich vergleiche sie da mit den Underdogs aus den Romanen von Willy Vlautin, die es ungleich schwerer im Leben haben und dennoch tapfer weitermachen ohne zu jammern, zum Beispiel der junge Charley Thompson aus "Lean on Pete". Der war mir dann auf Anhieb doch mehr ans Herz gewachsen.


    Aber Bill und April als Team funktionieren meistens.


    Nur ab und zu verfallen einige der Figuren in stereotype Verhaltensweisen, glücklicherweise meist jedoch nur kurz. Doch ich hoffe, dass die Figurenentwicklung am Ende nicht scheitert.

  • Zitat

    Original von xania


    Normal finde ich es nicht, wenn man seinen Vater so anredet, es ist aber passend zum etwas herben Stil von Marcy. Micks Umgang mit seinem Vater stoert mich mehr.


    Das kann schon sein. Persönlich empfinde ich diese Ausdrücke aber auch kaum noch als zeitgemäß und dadurch kommt mir die Art der Personen zu kommuniziereren auch sehr unrealistisch vor.


    Herr Palomar
    Von den Personen ist mir bisher noch niemand wirklich sympathisch oder gar ans Herz gewachsen - außer Bill vielleicht. Die Figuren empfinde ich bis jetzt häufig noch als sehr oberflächlich gezeichnet. Kein Vergleich zu Vlautin.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Mir gefällt auch einfach die Kommunikation der Personen untereinander nicht. Ich weiß nicht, ob dass der Übersetzung geschuldet ist, aber ich empfinde es schon als seltsam wenn Marcy, als Tochter, ihren Vater mit "du alter Knacker" beschimpft oder als "alter Knabe" bezeichnet. :wow


    Das ist mir auch unangenehm aufgefallen und der Wechsel als April mit Grandpa im Krankenhaus ist aber erst von ihrem Vater erzählt da hatte ich schon wieder Probleme mit zu kommen was nun passiert ist..


    Mal sehen wie es weiter geht

  • Nach etwa 150 Seiten gefällt mir das Buch im Moment immer weniger. Die meisten der Figuren bleiben für mich blass und oberflächlich beschrieben. Auch die Geschichte entwickelt sich nur langsam und schleppend.


    Sprachlich handelt es sich sicherlich um nette und anspruchslose Unterhaltungsliteratur, mir persönlich ist das aber einfach zu wenig.


    Ich stolpere auch immer wieder über Begriffe, die sich einfach falsch anfühlen für mich und bei mir den Eindruck erwecken, ein Jugendbuch zu lesen. Das letzte Beispiel war "Popperschlampe" ... ;-)

  • An Handlung passiert leider nicht viel. Dafür lernt man die Personen genauer kennen.
    Mit keiner fühle ich mich wirklich verbunden, besonders nervig empfinde ich Marcy. Dass der übersensible Nick von Peggy nur ausgenutzt wird, war vorhersehbar.
    Es bleibt trotz weniger Andeutungen weiterhin offen, warum die Familie auseinandergebrochen ist und den Kontakt zueinander verloren hat, und warum Bill nun auf ein Familientreffen besteht.
    Eigentlich wollte ich mir die Mühe machen, in dem Abschnitt, in dem es mir besonders aufgefallen ist, das Wort "so" zu zählen. Sprachlich gesehen ist das Buch in meinen Augen tatsächlich nicht "so" ausgereift.
    Ich finde den Originaltitel auch besser und passender.

  • Meine Eindrücke wurden in den vorherigen Postings alle schon erwähnt. Ich begreife nicht, wieso eine Familie so wenig aneinander interessiert ist. Am Beispiel Marcy: Nun ist die eigene Tochter mit dem eigenen Vater, von dem ich eben noch angenommen habe, er sei definitiv mit seinem Haushalt überfordert, irgendwo unterwegs. Also, ich würde mir Sorgen machen und nicht darauf warten, dass meine Tochter plötzlich wieder im Haus steht und sich sogar noch entschuldigt. Schon gar nicht würde ich meinem Bruder die Schuld für alles in die Schuhe schieben wollen. - Naja, aber ich bin eben auch nicht persönlich betroffen und habe nicht diese Familie um mich. Meine Tochter benennt ihren Vater auch nicht mit solchen Fäkalausdrücken. Eine derartig verwahrloste Ausdrucksweise kommt ja auch nicht von ungefähr. :rolleyes


    Aprils Vorbild in der Songwritergilde kommt aus einer zerrütteten Familie und kann deshalb in Aprils Ansicht so tolle Texte schreiben. Meiner Meinung nach dürfte April ihr in nichts nachstehen.


    Momentan ist mir keiner der Charaktere irgendwie ans Herz gewachsen. Auch Bill nicht. Bei ihm laufen eigentlich alle Fäden für die Entwicklungen zusammen.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Meine Tochter benennt ihren Vater auch nicht mit solchen Fäkalausdrücken.


    Und Bill wehrt sich nicht, obwohl er überhaupt nicht abgestumpft wirkt! Mein Vater würde mir etwas Anderes erzählen, wenn ich in dieser Art mit ihm reden würde.
    Nur als es ums Haus geht, das Marcy als Bruchbude bezeichnet, bäumt sich Bill etwas auf.

  • Zitat

    Original von evelynmartina
    ...
    Nur als es ums Haus geht, das Marcy als Bruchbude bezeichnet, bäumt sich Bill etwas auf.


    Da geht es um etwas Materielles, was in dieser Familie offenbar einen viel höheren Stellenwert hat als ein liebevoller Umgang miteinander. Hätte das Haus nur die Bedeutung wie seine Familie, hätte er vermutlich nur teilnahmslos daneben gestanden.

  • Erstaunt hat mich auch der indirekte Vorwurf von Nick, dass Marcy sich nur um Bill sorgt, um an das Haus zu kommen, falls dieser in ein Pflegeheim muss. Das Materielle scheint in dieser Familie eine zentrale Rolle zu spielen.


    Der Roman ist bis jetzt sehr handlungsarm und auch sprachlich bin ich enttäuscht. Vielleicht sollte man das Buch lieber als Jugendroman bewerben, dann hätte ich vielleicht auch nicht so hohe Erwartungen gehabt.


    Den Handlungsstrang mit Nick habe ich von Anfang an relativ schnell als langweilig und ziellos empfunden. Schnell war eigentlich klar, dass Peggy lediglich mit ihm spielt. Mike spielt bisher leider noch keine so große Rolle, so dass wir von ihm bisher eigentlich am wenigsten erfahren haben.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    ...
    Den Handlungsstrang mit Nick habe ich von Anfang an relativ schnell als langweilig und ziellos empfunden. Schnell war eigentlich klar, dass Peggy lediglich mit ihm spielt. ...


    Nick verkörpert für mich das Klischeebild eines "mittleren" Kindes. Er schaut von klein auf zu dem größeren Bruder auf und ist nichtmal mit besonderer Zuwendung gesegnet, weil eben noch die jüngere Schwester da ist. Mag sein, dass mich das Gefühl trügt, aber er kommt mir vor, als hätte er seinen Platz im Leben überhaupt noch nicht gefunden. Er hatte sich an seine Frau geklammert und nun weiß er wieder nicht, wo er bleiben soll. Solche Charaktere sind für mich auch langweilig.

  • Die Tankstellenszene finde ich ziemlich überflüssig. Daß April recht cool und gewieft ist, war doch die ganze Zeit deutlich zu spüren. Wer kann auf Kommando kotzen (um mal bei der drastischen Sprache zu bleiben) ?
    Und schließlich erfährt man, warum April letztendlich zu ihrem Großvater abgehauen ist, die Mutter hat in ihren Sachen bzw. in ihrem PC geschnüffelt. So neu ist das ja nun auch nicht.
    James King beschreibt seine Figuren und deren Handlungsweisen zwar ganz gut, aber mir fehlt dabei das gewisse Etwas. Es wirkt wie ein Abklatsch von dem, was man schon hundert Mal gelesen hat.

  • Die Tankstellenszene war imho in ihrer beeindruckend drastischen Darstellung schon wichtig für Handlung. April war bisher ziemlich behütet, die Szene zeigt deutlich, dass es in der USA auch anders zugehen kann. Die "Kotzszene" war allerdings wirklich etwas übertrieben, da kann ich zustimmen.