Religion ist zu wichtig, um sie den Männern zu überlassen

  • Hallo, Gemini.


    Zumindest den Klappentext würde ich aber anders verstehen (Wiederholung aus Deinem Posting):


    Radikale Befreiung gibt es für uns Frauen nur, wenn wir bis zu den Wurzeln unserer Unterdrückung vordringen, und die sind nun einmal religiöser Natur.- Die Göttin-Bewegung hat viele Quellen: die existentielle Suche vieler Frauen nach ihrer Identität, das offensichtliche ethische Versagen der angestammten männlichen Konzepte von Gott, schließlich die Realitätsfremdheit vieler Aussagen der Offenbarungsreligion. Die Verehrung einer Göttin ist daher kein Rückfall ins Heidentum, sondern eine Frage des Überlebens und unverzichtbares Symbol für ein tragfähiges ethisches Wertesystem.

  • Tom : Im Prinzip hast Du mit dieser Fragestellung Recht.
    Derzeit gilt das wohl für (fast) alle Religionen. Ich maße mir nicht an, alle zu kennen, aber wie ich schon sagte, ein Mensch kann glauben und ganz ohne "Führung" sein Leben leben. Mit Anstand, Moral und Charakter, das beinhaltet alles, was die 10 Gebote wohl auch aussagen..

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Erst mit dem letzten Menschen stirbt auch die Hoffnung, es sei denn, die Natur hofft, dass der Mensch nie wieder kommt.":chen

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  • Vielleicht verstehe ich hier ja was falsch, aber die Frage, ob Gott nur DER GOTT oder DIE GÖTTIN ist, erscheint mir bei den verbreitetsten Gottesvorstellungen einigermaßen unsinnig.


    Welches Geschlecht soll ein transzendentes Wesen haben? :wow


    Also wenn schon, dann doch eher so:


    Die Jesusin


    Endlich ein Buch, das uns zeigt, dass Jesus in Wirklichkeit eine Frau war. Um der gesellschaftlichen Unterdrückung zu entgehen, musste sie sich als Mann ausgeben und war gezwungen widerliche männliche Hormone zu essen, damit ihr ein Bart wuchs. Aber nur die wunderbar liebenden Hände einer Frau konnten Lahme sehens und Blinde gehend machen, äh umgekehrt.


    oder


    Die Mohammedin


    Also den Inhalt spar ich mir jetzt, ihr wisst ja Bescheid ....

  • <Iris kommt sich grad vor wie auf einem anderen Planeten ...>


    Marlowe, meines Wissens hat Religion immer sowohl eine individuelle als auch eine soziale und kulturelle Komponente, d.h. Religion ist auch ein gesellschaftliches Phänomen. Und wie jedes gesellschaftliche Phänomen hat das mit Kompetenzverteilungen, mit Verantwortlichkeiten, mit der Bildung von Hierarchien, also letztendlich auch mit Macht zu tun. Das ist an sich in meinen Augen auch überhaupt nichts verwerfliches, denn "Keine Macht für niemand" ist schlichtweg eine andere Umschreibung für das "Recht des Stärkeren".


    Problematisch wird es immer dann, wenn Macht mißbraucht wird. Aber Gebrauch ist ohne Mißbrauch nicht denkbar.


    Kommunikation allein ist unweigerlich auch Manipulation des Gegenübers: Man will ja, daß der andere genau das versteht, was man sagen will, also lenkt man sein Verstehen durch die Art des Ausdrucks: Man manipuliert ihn, sei es, indem man ihm die eigene Logik aufbindet oder indem man ihn durch das Schüren vom Emotionen berührt.
    Im Grunde ist das auch ein Mißbrauch.


    Nebenbei bemerkt: Wenn du uns hier erzählst, du habest "deine" Wahrheit gefunden, wollest sie aber nicht ausbreiten, weil du ja schließlich niemanden beeinflussen wollest, dann ist das auch eine Manipulation. :grin

  • Hiya,
    gerade gesehen, daß es noch Eulen gibt, die NICHT über dieses Thema hier diskutieren. Seltsam :gruebel
    Iris Du kommst dir vor wie auf einem fremden Planeten? Mir dagegen erscheint er so vertraut...
    Du bist also Autor. Damit befindest du dich bester Schriftstellerinnen - Gesellschaft. Fanny Lewald z.B. hat Feuer gespieen, wenn eine/r SchriftstellerIn zu ihr sagte. :-)
    Das ist absolut okay. Dennoch: für Frauen ist es schlecht. Denn es bestätigt eine alte, weitverbreitete Überzeugung, daß schreibende Frauen minderwertig schreiben. Was ich möchte, ist, daß es EGAL wird, welches Geschlecht zur Feder greift. Daß die Polarsierung und Positionierung gut (Mann) - schlecht (Frau) verschwindet. Daß nur das Schreiben und das Ergebnis zählt.
    Unter den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen ist die männliche Form nicht neutral. Autorin hat einen komisch bis negativen Beigeschmack. Warum? Weil Frauen nicht als vollwertige Menschen anerkannt werden. Das kann man bloß ändern, wenn man ständig drauf aufmerksam macht.
    Und die liebe Religion? Was ich hier immer noch nicht finde - und die Diskussion ist echt faszinierend - ist, was Frauen tun sollen, die ein spirituelles Bedürfnis haben und sich, für unseren Fall mal genommen, in den westlich - christlichen Vorgaben NICHT wiederfinden. Jemand mal 'ne Antwort???
    Marlowe hat die Wahrheit gefunden??? :wow :wow :wow :wow :wow
    WOOOOOO? Ich suche schon so lange....
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Das ist absolut okay. Dennoch: für Frauen ist es schlecht. Denn es bestätigt eine alte, weitverbreitete Überzeugung, daß schreibende Frauen minderwertig schreiben. Was ich möchte, ist, daß es EGAL wird, welches Geschlecht zur Feder greift. Daß die Polarsierung und Positionierung gut (Mann) - schlecht (Frau) verschwindet. Daß nur das Schreiben und das Ergebnis zählt.
    Unter den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen ist die männliche Form nicht neutral. Autorin hat einen komisch bis negativen Beigeschmack. Warum? Weil Frauen nicht als vollwertige Menschen anerkannt werden. Das kann man bloß ändern, wenn man ständig drauf aufmerksam macht.


    Gibt's gegen so was auch Tabletten?

  • Hallo Gemini,


    das von dir vorgestellte Buch kenne ich nicht, aber ich habe schon einiges ähnliches gelesen.


    Hut ab vor Deiner Standfestigkeit; lass Dich nicht davon abbringen und suche Dir einfach mehr Informationen
    Hat mich an ein Buch meines liebsten Gedankenverbiegers erinnert:


    Robert Anton Wilson (den von der Illuminaten-Trilogie): Ist Gott nur eine Droge oder haben wir sie nur falsch verstanden.


    Hat zwar außer dem Titel nicht unbedingt etwas mit dem Thema zu tun, aber bringt etwas auf den Punkt.


    Die Diskussion hier amüsiert mich köstlich. Besonders wie das Wort „Feminismus" sofort alle Schotten dicht machen, die Abwehrgeschütze hochfahren läßt und den ein und anderen zu einem häßlichen Ausschlag verhielft. Und das besonders von denen, die sich in Geschichte auskennen sollten. Dabei ist es doch ein altbekanntes Phänomen, dass ein Pendel, dass auf einer Seite festgehalten wird, beim Loslassen seine extremste Position auf der anderen Seite erreicht.


    Es gibt genügend interessante und seriöse Literatur zum Thema „Göttin", die sich zu Lesen lohnt. Gerade die vorgeschichtliche Zeit läßt so viel Raum für Interpretationen, dass weder die eine noch die andere Richtung der Weisheit letzter Schluß beinhaltet.


    Hier ein paar Beispiele, die nicht aus der harcore-Feminismus-Ecke kommen, allerdings ohne Gewähr, dass alles noch lieferbar ist.


    Richard, Fester, Marie E.P. König, Doris F. Jonas und A. David Jonas: Weib und Macht - Fünf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau
    Fischer TB - ISBN 3596237164


    Carl-Heinz Mallet: Am Anfang war nicht Adam - Das Bild der Frau in Mythen, Märchen und Sagen
    ISBN 3926901276


    Helmut Uhlig: Am Anfang war Gott eine Göttin - Eine Weltreligion des Weiblichen
    Bastei-Lübbe-TB - ISBN 3404641337


    Marija Gimbutas: Die Sprache der Göttin und Die Zivilisation der Göttin
    Die beiden Wälzer gab es bei Zweitausendeins. Leider heute nicht mehr


    Robert von Ranke-Graves: Die weiße Göttin - Sprache des Mythos


    Gehe einfach weiter auf die Suche und bilde Dir Dein eigenes Urteil


    LG Dyke - der keiner wirklich Religion nahe steht, wenn schon den Lehren Buddhas (nicht Buddhismus), dies aber nicht als Religion sieht, sondern als Lebenshaltung (waren fast alle Religionen, bevor sie ver"dogmatisiert" wurden) und der Meinugn ist, dass Jesus sofort aus jeder Kirche austreten würde, hätte er nochmals eine Chance.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Nebenbei bemerkt: Wenn du uns hier erzählst, du habest "deine" Wahrheit gefunden, wollest sie aber nicht ausbreiten, weil du ja schließlich niemanden beeinflussen wollest, dann ist das auch eine Manipulation.


    Ist es das wirklich? Iris, Du enttäuschst mich. Wirklich. Na ja, nicht wirklich. Passt schon - und gibt mir Recht.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Erst mit dem letzten Menschen stirbt auch die Hoffnung, es sei denn, die Natur hofft, dass der Mensch nie wieder kommt.":chen

  • Zitat

    Original von Rabarat


    Als Zäpfchen oder zum Schlucken? :lache


    Saft. Voller Eimer, über den nächstbesten Männerkopf. Und die Göttin lacht...
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Dennoch: für Frauen ist es schlecht. Denn es bestätigt eine alte, weitverbreitete Überzeugung, daß schreibende Frauen minderwertig schreiben.


    Nein, das tut es nicht. Ich betrachte mich nun mal nicht als Frau, die zufällig schreibt, sondern als Schriftstellerin, die zufällig Frau ist. Und beides gerne. Aber ersteres ist für mein Leben bedeutsamer als letzteres.
    Außerdem habe ich nach einigen Jahren Sisterhood dermaßen gestrichen die Schnauze voll sowohl von den Bewegungsfrauen als auch von denen, die so gar nicht frauenbefreit werden wollen, daß ich mich lieber um mein eigenes Leben kümmere.
    Ich denke, sich einen Traum zu erfüllen -- und Autor sein ist ein Traum, wenn auch gelegentlich ein Alptraum! --, kann weitaus mehr Ansporn sein für andere als notorisches Gezanke.


    BTW: Ein Ansporn, der nicht geschlechtsspezifisch beschränkt ist.


    Zitat

    Daß die Polarsierung und Positionierung gut (Mann) - schlecht (Frau) verschwindet.


    Ich fürcht inzwischen eher die umgekehrte!


    Zitat

    Autorin hat einen komisch bis negativen Beigeschmack. Warum? Weil Frauen nicht als vollwertige Menschen anerkannt werden. Das kann man bloß ändern, wenn man ständig drauf aufmerksam macht.


    Sorry, das ist mir zu ideologisch. Wenn mich jemand nicht als vollwertigen Menschen anerkennt, ist das sein Problem. Dann kriegt er es möglicherweise ziemlich schnell mit meiner scharfen Zunge zu tun.


    Zitat

    Und die liebe Religion? Was ich hier immer noch nicht finde - und die Diskussion ist echt faszinierend - ist, was Frauen tun sollen, die ein spirituelles Bedürfnis haben und sich, für unseren Fall mal genommen, in den westlich - christlichen Vorgaben NICHT wiederfinden. Jemand mal 'ne Antwort???


    Nicht wirklich. Eine Geschlechtsumwandlung ist schließlich nicht jederfraus Sache.


    Aber mal im Ernst: Wonach suchst du denn?
    Wer Antworten sucht, sollte dazu auch die richtigen Fragen stellen ... Welche wären das denn bei dir?
    Pauschal kann man das nämlich nicht beantworten.

  • Zitat

    Original von magali


    Saft. Voller Eimer, über den nächstbesten Männerkopf. Und die Göttin lacht...
    magali


    Wenn sie Göttin ständig mit solchem Quatsch beschäftigt, darf sie sich nicht wundern, wenn Gott ihr ständig den Rang abläuft. :lache

  • Zitat

    Original von Rabarat


    Wenn sie Göttin ständig mit solchem Quatsch beschäftigt, darf sie sich nicht wundern, wenn Gott ihr ständig den Rang abläuft. :lache


    Im Quatschmachen läuft der ihr bestimmt den Rang ab :lache
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Magali.


    Zitat

    Was ich möchte, ist, daß es EGAL wird, welches Geschlecht zur Feder greift. Daß die Polarsierung und Positionierung gut (Mann) - schlecht (Frau) verschwindet. Daß nur das Schreiben und das Ergebnis zählt.


    Das ist eine der Stellen, an denen ich die Gleichmacherei beendet sehen möchte, und zwar aus gutem Grund. Männer und Frauen sind nicht gleich. Sie sollten gleichberechtigt sein und nicht aufgrund der Tatsache, daß sie biologisch verschiedenen Geschlechtern angehören, bevor- oder benachteiligt werden, aber das Eintreten für ein androgynes, umfassendes Zwischengeschlecht ist widersinnig und würde - nicht nur im schriftstellerischen Bereich - den Reiz aus der Sache nehmen, daß wir nicht nur verschiedene Menschen sind, sondern auf verschiedene Weise verschiedene Menschen, nicht zuletzt auf die, daß wir mit unterschiedlicher biologischer Ausstattung daherkommen, die sich durchaus kognitiv und emotional auswirkt, völlig wertfrei übrigens.


    Dabei ist es für mich unerheblich, ob eine Frau oder ein Mann ein Buch geschrieben hat, es kommt tatsächlich auf das Buch selbst an - aber in den allermeisten Fällen sind Männerbücher einfach anders als Frauenbücher, und das ist gut so. Das läßt sich jetzt nicht auf Merkmale reduzieren - glücklicherweise nicht -, betrifft nämlich häufig ganz unterschiedliche Aspekte, wie Tiefgründigkeit, Humor, Empathie, Themenauswahl, Rasanz, Sprachwitz undsoweiter.