Fragen an Sven Koch

  • Ich habe eine Frage, die nicht als unverschämt aufgenommen wird:


    Wie kommt auf ein Autor auf Ritualmorde und Serienkiller?


    Ist es einfach ein Trend der Zeit, weil Thriller nun mal überwiegend davon handeln und die Leser es anscheinend mögen und die Leser es anscheinend mögen?


    Ist es einfach von der Thematik C-12 abgeleitet? (Ich kenne die Auflösung noch nicht)


    Wenn ich mir die Liste der Serienmörder weltweit bei wikipedia anschau, ist der Tätertyp eher die gro0e Ausnahme, bei Thrillern und Krimis aber schon fast die Regel.


    Was bringt eine Autor dazu diese Art von Thrillern zu schreiben?


    Ich nutze einfach die Chance, das ein Autor, der solch einen Roman geschrieben hat, hier gefragt werden kann :knuddel1

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Tja, warum tut man was man tut ;-) Ich versuche es mal:


    Also, zunächst verhält es sich so: Der Roman ist nicht nach Leser- oder Verlagsbedürfnissen geschrieben. Als ich die Idee dazu hatte und ihn schrieb, hätte ich noch nicht ernsthaft gedacht, dass er eine Heimat bei einem großen Publikumsverlag finden wird. Tatsächlich ist es aber so, dass ich ähnliche Thriller selbst sehr gerne lese. Da liegt es nahe, dass man dann auch in dieser Richtung selbst schreibt.


    Proportional gibt es natürlich nicht in der Fülle Serien- oder Ritualmörder mit so ungewöhnlichen Tatmustern wie in dem Genre gesamt bzw. im Purpurdrachen. Wenn man sich allerdings einmal anschaut oder recherchiert, was derartige Täter da wirklich machen, verschlägt es einem schon die Sprache - und auf manches kommt man auch in einem Killer-Thriller nicht. Da ist die Realität weitaus fürchterlicher. Man bekommt es in der Öffentlichkeit nur nicht so mit - mal abgesehen von einigen spektakulären Ausreißern. Und operative Fallanalyse oder das so genannte Profiling befassen sich ja durchaus mit einer Menge Dinge, die auch Rückschlüsse auf Täter durch seine "Sprache" zulassen. Das kommt also nicht von ungefähr.


    Als Autor bzw für den Leser erachte ich es einerseits als interessant, in einem solchen Thriller mehrere Morde statt nur einen zu haben. Ich finde das bildhafte von fiktiven Taten und Zusammenhänge sinnvoll, damit der Leser gut miträtseln kann, Verbindungen zu Figuren des Romans und deren Bio herstellt und sich zusammen mit dem Ermittlerteam Pfade sucht, die man als Autor beeinflussen kann, um Spannung aufzubauen oder falsche Fährten zu legen. Und da ist man dann sehr schnell bei einem solchen Tätertyp.


    Das menschliche Gehirn sucht ja gerne nach Mustern - wenn da jetzt ein Mörder einfach nur wen erschießt, fragt man sich beim Romanpersonal - vereinfacht gesagt: Wer hat ein Motiv und Zugang zu Waffen? Ermordet da einer aber nur Rothaarige und das mit einer sehr speziellen Waffe wie einem Degen und legt zu jedem Opfer ein Gedicht - dann hat der Leser schon sehr viel mehr Parameter, um sich sein eigenes Bild vom Mörder zu entwerfen und beim Romanpersonal zu gucken: Mag da wer Lyrik, sammelt da wer spezielle Waffen oder ist Fechter und hatte eventuell eine rothaarige Mutter? Dann kann da jemand auftauchen, der Sportfechter ist, jemand anders hatte eine verstorbene Gattin mit langen roten Haaren, ein anderer zitiert gerne Schiller - zack, hat man ein ganzes Pokerblatt von Verdächtigen für den Leser auf der Hand...


    Zudem sind heute Horror-Roman und Thriller sehr verwoben. Es sorgt natürlich für mehr Gänsehaut, eine inszenierte Ritualtat wie etwa den Mord im Buffalos oder im Kornfeld zu zeigen - als einfach ein Opfer zu zeigen, das einen Messerstich hat. Wobei das letztere wiederum unrealistischer wäre - denn es ist nicht leicht, einen Menschen zu töten, und nicht selten sind tatsächlich erstochene Menschen mit 30 bis 50 oder mehr Messerstichen übersäht, weil es mit einem Mörder bei der Tat regelrecht mit ihm durchgeht bzw. er Panik schiebt, weil er feststellt: Das Opfer wehrt sich ja und schreit und stirbt gar nicht mit einem Stich, oder es geht um Mord aus Leidenschaft und so genannte Übertötung aus Rache. Im Ergebnis wäre man dann im Roman wieder bei der Darstellung einer sehr brutalen und extrem blutigen Tat.


    Weiter glaube ich auch, dass unsere Sehgewohnheiten heute anders geprägt sind - durch Filme, Serien, CSI... Da werden schon krasse Dinge im Vorabendprogramm gezeigt, die früher im Kino ab 18 gelaufen wären. Solche Bilder hat man als Leser und auch als Autor im Kopf. Man muss sie natürlich nicht im Roman generieren oder Erwartungen erfüllen, dazu gibt es keine Verpflichtung. Man kann auch Dinge sehr offen lassen. Oder auch nicht ;-) ;-)


    So etwas lang, aber ich hoffe, es kommt so in etwas rüber ;-)

  • Hallo Sven.


    Herzlichen Glühstrumpf auch von einem, der dein Buch schon gelesen (und hier bewertet) hat, aber nicht an der Leserunde teilnimmt :wave


    Alles Gute, Glück und Gesundheit im neuen Lebensjahr :knuddel1


    Bleib uns erhalten und gewogen und schreib deinen "Zweitling", damit wir dich wieder löchern können ;-)


    LG
    Dirk67 :wave

  • Uups! Gerade erst gesehen!


    Hallo Sven,


    herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gesundheit, Glück, viele kreative Einfälle und viel Erfolg mit deinem nächsten Buch (das wird doch sicher wieder ein Thriller?).


    :happygeburtstag


    LG
    Martina

    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten (Katharina von Siena).

  • Mir sind im Text ein paar Fehler aufgefallen, die ich ein bisschen ärgerlich finde und die bei einer nächsten Auflage des Buches bestimmt umgeändert werden könnten.
    Ich hoffe, dieser Thread ist der Richtige dafür, sonst bitte verschieben. :wave


    S. 220, letztes Drittel:
    - Alex beugte sich etwas vor, um Juliane Francks Nacken besser betrachten zu können. "Es übertötet seine Opfer, er bringt sie auf mehrere Weisen gleichzeitig um - ..."

    Das "Es" müsste ja wohl ein "Er" sein, oder spricht Alex hier bewusst von einem Neutrum als Killer?



    S. 325, 2. Zeile von oben:
    - Marlon lehnte an der Kühlerhaube seines Wagens und zuckte mit den Schultern.


    Es handelt sich hier um Marcus, nicht um Marlon. Marlon ist flüchtig und wird gesucht.



    S. 343, 5. Zeile von unten:
    "Gut, Dann sollten wir es beenden."


    Das "Dann" bitte klein, weil Komma davor.



    Schade, dass diese Sachen dem Lektorat durchgegangen sind. Mich stört so etwas in Büchern ziemlich. Aber bei der nächsten Auflage kann man das doch sicher verbessern. ;-)



    LG
    Martina

    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten (Katharina von Siena).

  • Erneut danke für die Glückwünsche - und auch für die Hinweise, Martina. Das ist wirklich dumm, irgendwie geht am Ende immer noch was durch. Bei der Zeitung - ich bin ja Redakteur - wird auch alles x-mal gelesen, und dann bleibt dennoch etwas übrig... Und so ein Buch wird wirklich x-fach von verschiedenen Personen Korrektur gelesen - natürlich auch die Fahnen von mir. Grrrr... Ärgerlich. Kürzlich hatte ich das bei zwei Büchern durchaus namhafter Autoren, da habe ich überall reichlich Kommafehler gesehen. Ich werde die betreffenden Stellen jedenfalls alle sammeln und weitergeben.


    PS: Ja, das zweite wird auch ein Thriller und steckt schon im Lektorat. Ein neuer Alex-Thriller ;-)