Mitten in der Stadt - Mechtild Borrmann

  • Die Autorin: Mechthild Borrmann ist Tanz-und Theaterpädagogin, ausserdem führt sie in Bielefeld ein Restaurant.


    Das Buch: Ein schwerer Wagen rast in die Front eines Juweliers, die Insassen springen raus und raffen zusammen was sie kriegen können.
    Einigen Zeugenaussagen zufolge haben die Gangster beim zurücksetzen den jungen Mann absichtlich umgefahren. War er einfach nur zu dicht dran, oder hat er tatsächlich den Fahrer erkannt?


    Zuerst nimmt die Polizei an das es sich bei dem Überfall um einen Teil einer auf immer dieselbe Art ausgeführten Serie von Raubdelikten handelt, doch der Polizei kommen schon bald Zweifel an dieser Theorie.


    Mühsam arbeiten sie sich durch eine Fülle von Indizien, bis sie einen Verdächtigen gefunden haben - als sie ihn in seiner Werkstatt aufsuchen finden sie allerdings nur seine Leiche, von der Beute fehlt weiterhin jede Spur. Doch auch die Ehefrau des Getöteten hat scheinbar eine Geschichte....
    Meine Rezension: Es ist ein kleines Buch, und es erzählt eine kleine Geschichte.... allerdings sind einige wertvolle Edelsteine auch nicht besonders groß!


    Erzählt wird in drei Handlungssträngen die (Vor-) Geschichte eines einfachen Verbrechens. Aber die Autorin tritt hier ausgesprochen überzeugend den Beweis an, das man mit Talent auch eine einfache Geschichte gut und spannend erzählen kann, ohne dass gleich die Welt untergehen und irgendein Held dieses verhindern muss.
    Die Arbeit der Polizei wird - für mich als Laien - sehr realistisch dargestellt. Es gibt keinen Superschlauen, der aus irgendwelchen Indizien einen abstrusen Fall zusammenbastelt, diese Polizei ermittelt wirklich, doch gerade diese - zumindest authentisch wirkende - "langweilige" Polizeiarbeit hebt diesen Krimi für mich wohltuend vom Groß der handelsüblichen 08/15-Krimis ab.


    Es ist ein kleines Buch... 9.90 Euro für knapp 220 Seiten - manch einem mag das teuer erscheinen, da man für weniger schon fast das Doppelte an Seiten kaufen kann.
    Der Pendragon Verlag ist ein kleiner, ambitionierter Verlag aus Bielefeld, die Höhe des Preises ist also unter Anderem auch der Auflagenhöhe geschuldet. Es sind aber Verlage wie dieser, die immer noch dafür sorgen dass die Buchlandschaft interessant und lebendig bleibt und nicht noch mehr von immer austauschbarerem Mist beherrscht wird.


    Ein kleines Buch... dessen Lektüre ich mehr als genossen habe, gerade weil es so "normal" ist. Und spannend! Und gut ausgedacht und erzählt!

  • Über "Mitten in der Stadt" von Mechthild Borrman bin ich auch irgendwo irgendwann mal gestolpert und habe es schon ewig auf der Merkliste.


    Danke für die Buchvorstellung. :wave Das hört sich ja gut an, um es auch käuflich zu erwerben - und zu lesen natürlich. ;-)



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  • Es sieht aus wie ein Unfall: ein Auto rast in ein Juweliergeschäft. Vittore und Luca rennen hin um zu helfen. Doch dann sehen sie, dass es sich um einen Überfall handelt. Beim Verlassen des Tatorts wird Luca angefahren und schwer verletzt.
    Das Team um Hautpkommissar Grube ermittelt. Gleichzeitig macht sich auch Lucas Onkel Vittore auf die Suche nach den Tätern. Und parallel dazu erzählt eine Frau ihre Lebensgeschichte, die irgendwie mit dem ganzen zusammenhängt.
    Viel mehr von der Handlung will ich garnicht verraten. Nur so viel: es war spannend und fesselnd erzählt.


    Von Mechthild Borrmann habe ich bereits "Der Geiger" und "Wer das Schweigen bricht" gelesen, beides keine typischen Krimis. "Mitten in der Stadt" entspricht da schon eher einem "normalen" Krimi mit Verbrechen zu Beginn und ermittelnder Polizei. Trotzdem ragt er aus dem üblichen Krimi-Einheitsbrei heraus, weil die Gefühle und Gedanken der einzelnen Personen so treffend beschrieben werden, dass einen die Geschichte noch nach dem Lesen verfolgt.
    Von mir gibt es 9 Punkte.

  • Kurz zum Inhalt
    In Kleve donnert ein Geländewagen in das Schaufenster eines Juweliers. Zwei Männer rauben den Laden aus, ein Mann chauffiert. Beim stürmischen Abgang verletzten sie einen Italiener, der gerade vor dem Lokal einen Blumenkübel transportiert. Der Chauffeur und der Italiener haben nur einen kurzen Blickkontakt scheinen sich aber erkannt zu haben. Die Ermittler finden den Hauptverdächtigen tot in einer Halle, aber von der Beute keine Spur. Sie müssen nun im weiteren Umfeld des Juweliers und des Toten nach Hinweisen suchen. Auch die italienische Familie wird unter die Lupe genommen, denn sie geben nur sehr zurückhaltend Auskunft und scheinen etwas zu verbergen.


    In einem zweiten Strang wird die tragische Geschichte der Familie Koller geschildert. Am Ende wird das Rätsel wie die beiden Teile zusammengehören restlos geklärt.


    Meine Meinung
    Es ist nur ein dünnes Buch mit 219 Seiten, aber die Autorin hat eine klare, schnörkellose Sprache ohne unnützes Füllmaterial oder Aufbauschungen. Sie schildert die einzelnen Personen sehr genau, so daß man sie bildhaft vor Augen hat und auch die Ermittlungsarbeit wird nachvollziehbar und authentisch beschrieben. Die kursiv gedruckte Geschichte der Familie Koller ist sehr bewegend, man leidet mit den einzelnen Figuren und hofft, daß es einen guten Ausgang nehmen wird.


    Ich hatte bereits mit Begeisterung zwei Bücher der Autorin gelesen „Wer das Schweigen bricht“ und „Der Geiger“. Und auch dieses dritte Buch war wieder ein echtes Highlight für mich. Eine tolle Geschichte, spannend und intensiv erzählt von der ersten bis zur letzten Seite.


    Eine ganz klare Leseempfehlung!

  • Das Buch habe ich von einer lieben Eule geliehen bekommen, und ich freue mich, dass ich es lesen durfte!


    Selten hat mich ein Kriminalroman emotional derart mitgenommen, und das bei gerade mal 219 Seiten.
    Ich wusste so manches Mal überhaupt nicht, was ich zuerst empfinden soll - Wut, Trauer, Mitleid, der vorletzte Satz des Epilogs löste dann nur noch blankes Entsetzen bei mir aus!
    "Mitten in der Stadt" war für mich ein intensives und bedrückendes Leseerlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde - und definitiv mein Monatshighlight!



    10 Punkte