'Der siebte Schwan' - Seiten 084 - 131

  • Was mich zu Beginn des Abschnittes etwas irritiert hat: müßte Mina nicht vollkommen durchnäßt sein? Davon ist jedoch keine Rede, nur davon, daß sie ziemlich schmutzig ist und einiges an blauen Flecken und Verletzungen davongetragen hat.


    Seite 89, Johannisbeergelee. Den gabs bei uns zuhause auch, weil wir die Sträucher im Garten hatten. Erst hieß es pflücken, und dann gab es dauernd diesen sauren Gelee. Brrrhhh.


    Seite 110: „Er ist,“ sagte Lilja, „wie das Land ist. (...)“ :gruebel Das Motiv kenne ich, nur fällt mir partout nicht ein woher. Könnte ein Buch von MZB* gewesen sein. Vielleicht erinnere ich mich noch.


    Seite 112, die Stelle gefiel mir: „Er herrscht nicht“, sagte sie sanft. „Er herrscht so wenig, wie das Land herrscht. Er ist. Und er erinnert sich.“


    Und auch dieser Absatz ist mir aufgefallen, Seite 119:(...) Die Häusermenschen sehen heute nicht mehr viel Wert in Liedern und bunten Tänzen, wenn sie nicht auf einer Bühne aufgeführt werden. Und manchmal glaube ich, sie denken, dass man es nur zum Vergnügen tut.“
    Das gilt ja heute immer noch. Ich glaube, da schwingt unterschwellig eine Menge über vieles, was im laufe der Zeit verloren gegangen ist, mit.


    Diesen Abschnitt bei den Zigeunern (Tatern - den Ausdruck kannte ich gar nicht) fand ich insoweit interessant, als in einem kürzlich gelesenen Buch (nämlich „Die verlorene Handschrift“ von Gustav Freytag) auch welche einen kurzen Auftritt auf einem Gut hatten. Das spielte etwa Mitte des 19. Jahrhunderts (und war auch damals geschrieben worden). Dort verhielten sie sich eher so, wie „man“ das halt von Zigeunern erwartet.


    Ansonsten entwickelt das Buch so langsam, aber sicher einen Lesesog, so daß es schwierig wird, es beiseite zu legen. In den letzten Wochen war ich lesemäßig meist im 19. Jahrhundert; erstaunlich, wie viel der mir von daher bekannten Ansichten und Einstellungen hier, zu Beginn des 20. - das Buch spielt lt. Klappentext ja 1913 - hier wieder, oder besser noch immer, begegnet.



    * MZB = Marion Zimmer Bradley

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier :


    Haha, das Johannisbeeren-Pflücken und -abstribbeln konnte ich auch immer nicht leiden ... ;-)


    Zum Durchnässt-Sein, es ist ja nun am nächsten Morgen, und Mina war die ganze Nacht am Feuer. Ich glaub, da ist man nicht mehr sehr feuchtelig.


    Zum Audruck "Tater", das ist ein altes norddeutsches Wort für Fahrende. Man hat sie wohl irgendwie für Tataren gehalten, und das wurde dann so etwas verschliffen.


    Und zu den Zeitumständen, Anfang des 20. Jahrhunderts war man, glaube ich, den Einstellungen und Ansichten des 19. Jahrhunderts wirklich noch sehr viel näher als "modernen" Dingen. Es mussten ja erst noch die beiden Weltkriege kommen, bevor sich auch in den Köpfen vieler Leute etwas änderte. Insofern, kein Wunder, dass Dich vieles vertraut berührt. Passt dann ja ganz prima! ;-)

  • Zitat

    Original von Lilach
    Und zu den Zeitumständen, Anfang des 20. Jahrhunderts war man, glaube ich, den Einstellungen und Ansichten des 19. Jahrhunderts wirklich noch sehr viel näher als "modernen" Dingen.


    Das stimmt. :-) Da fällt mir eine Episode aus dem "Königlich Bayerischen Amtsgericht" ein, in dem der unvergessene Hans Baur den Herrn Rat spielte. Die Gerichtsszenen spielen um 1910 und einmal wettert er so richtig los: "Wir sind im 20. Jahrhundert!" :chen



    Zitat

    Original von Lilach
    Insofern, kein Wunder, dass Dich vieles vertraut berührt. Passt dann ja ganz prima! ;-)


    Das habe ich nie bestritten. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Heute Morgen habe ich mich geärgert, dass ich zur Uni musste, aber vorhin empfing mich das Buch wie ein alter Freund und ich war wieder versöhnt.


    Die Stelle, die SiCollier erwähnt: "Er ist..." hat mir sehr gefallen und ich hoffe uaf noch mehr solche Stellen, die mich berühren, nur mit ihren Worten und den Gedanken, die sie in mir hervor rufen.


    Ich bin angetan von all den winzigen Geheimnisse, die Mina umgeben und auch der Schleier über dem Taternkönig hat es mir angetan.



    Man merkt, ich glaube es zumindest, dass viel Herzblut in dieser Geschichte steckt :-]

  • Ich bin ja eigentlich ein ziemlich geschwätziger Leserunden-Teilnehmer und nehme gerne jeden Abschnitt sehr ausführlich auseinander.
    Hier möchte ich das gar nicht.
    Und das ist ein Knicks vor diesem Buch (und der Autorin).


    :unschuld


    Ich hab gar keine Lust darüber zu schnacken, ich mag einfach in diese märchenhafte Zauberwelt abtauchen und dort in Ruhe gelassen werden.
    Wirklich, bislang gefällt es mir ganz, ganz wunderbar, ich versinke richtig in diesem Märchen (es ist schon ein Märchen, oder? - Für mich ist es ein Märchen.)
    Auch die Sprache gefällt mir. Das ist eine sehr besondere Sprache, die mir in einer anderen Geschichte vermutlich schnell lästig werden würde. Aber hier muss sie hin! Eine Sprache, die nur für dieses Buch gemacht zu sein scheint. Passt alles zusammen, wie einzelne Töne ein Lied ergeben.
    :lesend


  • :write :anbet


  • stimmt schon, das klingt wirklich verdammt nach ihr. Würde gut in die ganze Avalon/Göttinnen Sache reinpassen, vermutlich haben wir diesen Satz da das ein oder andere mal gelesen...

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich hab gar keine Lust darüber zu schnacken, ich mag einfach in diese märchenhafte Zauberwelt abtauchen und dort in Ruhe gelassen werden.


    Und bei mir ist es eher ein Zeitproblem. Am Wochenende komme ich in einem Roman meist weit, weil ich einige Stunden am Stück lesen kann. Während der Woche (wie in dieser) komme ich bisweilen kaum voran.



    @ Maharet


    Ja, daran hatte ich auch gedacht. Könnte aber auch ein mythologisches Motiv sein (bzw. ist es), aber ich habe den Zusammenhang nicht präsent. Oder aber zu manchem, was ich über Indianer und/oder Kelten gelesen habe, könnte es auch passen. Wie gesagt, ich kann es derzeit nicht zuordnen, wo mir das begegnet ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Maharet
    @Si:
    Naja, ich vermute mal das dieses "Zitat" in jede erdgebundene Religion gut reinpassen würde, so auch Indianer, Germanen oder Kelten...


    Ja, so habe ich es mir auch gedacht. Es gibt sehr viele alte Religionen, die eine Art personifizierte Verbindung zum Land an sich herstellen. Und natürlich auch entsprechend viele Bücher, die damit arbeiten. Ich habe es bei Karol nur ein kleines bisschen weiter getrieben, diese Verbindung.

  • Zitat

    Original von Lilach
    Ja, so habe ich es mir auch gedacht. Es gibt sehr viele alte Religionen, die eine Art personifizierte Verbindung zum Land an sich herstellen.


    Mir gefällt das besonders, diese Verarbeitung - wie drücke ich mich aus - allgemein bekannter, teilweise mythologischer, Motive. Das gab letztlich den Ausschlag, das Buch zu lesen, denn - wie an anderer Stelle erwähnt - * no offence / nichts für ungut * Schleswig Holstein an sich vermag mein Interesse so gar nicht zu wecken (höchstens als Durchreiseland auf einer hoffentlich irgendwann kommenden Reise nach Schweden). :schnellweg


    :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nun, bei mir wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis wir nach Schweden kommen. Februar aber eher weniger, da sind keine Schulferien. (Wenngleich ich nix gegen Winter habe - mir reichts jetzt schon wieder mit der Wärme und der Sonne, zumal ich eine leichte Sonnenallergie habe).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich komme leider zur Zeit nicht so viel zum Lesen, wie ich gerne wollte, habe aber jetzt endlich den zweiten Abschnitt beendet. Mina ist bei den Tater(n) und dort trifft sie nicht nur auf hilfsbereite, natürliche Menschen, sondern auch den Drehorgelmann. Was für eine Erleichterung für Mina und für mich. Mina hat sich den Drehorgelmann nicht eingebildet. Es ist Karol in seinem Weidenbett. "Sie hörte sein Schweigen im Wind, der das Gras zauste." Schön :-]

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Lilach


    Ja, so habe ich es mir auch gedacht. Es gibt sehr viele alte Religionen, die eine Art personifizierte Verbindung zum Land an sich herstellen. Und natürlich auch entsprechend viele Bücher, die damit arbeiten. Ich habe es bei Karol nur ein kleines bisschen weiter getrieben, diese Verbindung.


    Genau das gefällt mir an diesem Buch auch so sehr!! :)


    Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich lange nicht über den 1. Abschnitt rausgekommen bin, aber das lag daran, dass ich schon wieder voll im Uni-Stress bin! :fetch


    gestern hab ich dann im Zug weitergelesen und promt vergessen auszusteigen :grin Zum Glück musste ich keine 40 € zahlen, weil ich ja schwarz gefahren bin... auch wenn ich da gar nicht hinwollte!
    Naja, ging alles gut aus, aber man sieht daran, dass mich das Buch und das Thema sehr fesseln! :anbet

  • @ Nightflower, so leid es mir tut, dass Du Deine Station verpasst hast - ich freu mich wahnsinnig, dass es wegen des Schwänchens war! Gut aber, dass Du nix bezahlen musstest. Das wäre Mina bestimmt sehr peinlich ;-)

  • Nach diesem Abschnitt geht es mir erstmal ähnlich wie Mulle. Meine Gedanken und Vorstellungen stecken so tief in der Geschichte drin, dass es schwierig ist, sie hier so einfach zusammen zu fassen.


    Obwohl dieser Abschnitt recht kurz war, stecken wieder so viele Details drin und es werden immer mehr Fragen aufgeworfen. Aber gerade das liebe ich an einem Buch, wenn es mich auch dann nicht loslässt, wenn ich es mal beiseite lege. :-)


    Ihr habt ja schon ein paar sehr schöne Stellen hervorgehoben. Aber eine meiner absoluten Lieblingsstellen möche ich dennoch noch erwähnen: "Aber das Gedächtnis in ihen Büchern ist zu kurz. Früher, Mina. Viel früher...." (S. 111) - da steckt soviel Wahrheit drin. Wieviel haben wir Menschen mit der Zeit verdrängt oder gar vergessen... :-(


    Schade fand ich, dass wir uns schon so schnell wieder von den Tatern verabschieden mussten. Ich hoffe, dass wir ihnen nochmals begegnen.


    Ich versuche mich ja weiterhin an der Entschlüsselung der Zinken. ;-) Das Zeichen zu diesem Abschnitt könnte den Taterlock symbolisieren. Hmm, ist aber nur so ein Gedanke... :gruebel

  • Zitat

    Original von Lilach
    @ Ayasha, Deine "Zinkenkundigkeit" macht eindeutig Fortschritte!! ;-)


    Oh, danke! Bin aber nicht sicher, ob ich "es" wirklich raus habe.... ;-)


    Da fällt mir ein, ich habe zum 2. Zinken noch gar nichts geschrieben - muss ich mir gleich mal Gedanken machen...