Die wilde Geschichte vom Wassertrinker - John Irving

  • Eigentlich kann ich gar nicht glauben, dass dieser Roman noch nicht rezensiert wurde, aber ich bin tatsächlich nicht fündig geworden :wow


    OT: The Water-Method Man


    Kurzbeschreibung:
    Seine Frau will raus; seine Geliebte will ein Kind. Die Beschwerden, die er sich bei seiner einstigen Babysitterin geholt hat, machen ihm das Lieben zur Qual. Der Filmemacher, für den er arbeitet, will sein Leben verfilmen: als Dokumentation eines Fehlschlags. Dies ist die Geschichte des fluchbeladenen Fred Bogus Trumper, eines Schlawiners und Schwindlers, eines Nichtstuers voller Charme und guter Vorsätze.


    Über den Autor:
    John (Winslow) Irving, geboren am 2. März 1942 in Exeter, im Staat New Hampshire, als ältestes von vier Kindern. Seine Kindheit verbrachte Irving in Neuengland. 1957 begann er mit dem Ringen; 19jährig wusste Irving, was er werden wollte: Ringer und Romancier. Studium der englischen Literatur an den Universitäten von New Hampshire und Iowa, wo er später Gastdozent des Schriftsteller-Workshops war. Deutschkurs in Harvard. 1963-1964 Aufenthalt in Wien. 1964 Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Arbeit als Lehrer an Schule und Universität bis 1979. Lebt heute in Toronto und im südlichen Vermont.


    Meine Rezension:
    Die Geschichte von Fred "Bogus" Trumper ist tatsächlich wild, haarsträubend, bittersüß und tragikomisch. Der ewige Doktorand muss sich nämlich gleich mit einer ganzen Reihe von Problemen herumschlagen und dass er mit seiner Dissertation, der Übersetzung einer epochalen Sage aus dem Altniedernordischen (!) nicht weiterkommt, ist dabei eigentlich eines der kleineren. Abwechselnd in Ich-Form und in der dritten Person und in nicht-chronologischer Reihenfolge erzählt, nimmt der Leser an den alltäglichen und an den skurrilen Erlebnissen des sympathischen Antihelden teil, die ebenso hanebüchen wie fesselnd sind und dem Leser immer wieder ein breites Schmunzeln entlocken. Dazu tragen nicht zuletzt auch all die liebevoll ausgestalteten Nebencharaktere bei, die ihren ganz persönlichen Anteil an Trumpers Schicksal haben und sein Leben nachhaltig beeinflussen. Eine warmherzig-verschrobene Geschichte über die Tücken des Lebens, den Zauber der Freundschaft, das Glück, das erhebende Gefühl etwas Angefangenes zu beenden und natürlich - last but not least - das bislang zu Unrecht in Vergessenheit geratene Epos "Akthelt und Gunnel"!


    Satte 9 Punkte für dieses Lesevergnügen! :-]

  • Zitat

    Original von Pelican
    @ milla


    da erinnerst Du mich an ein schönes Lesevergnügen - zum Wiederlesen geeignet... :wave


    :write :write :write


    Herzlichen Dank für diese Erinnerung an ein wirklich tolles Buch. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Dieser Roman lässt sich am allerbesten mit Skurrilität umschreiben. Dieser Autor hat so genial verschobene außergewöhnliche Ideen, die er da zu Papier bringt, dass man sich so manches mal fragte, wie man auf solche Aneinanderreihung von Worten überhaupt kommt und es dann als Leser tatsächlich in den meisten Fällen noch absolut spaßig findet. :grin


    Ich habe für dieses Buch ganze 3 Anläufe gebraucht, die ersten beiden Male habe ich das Buch nach nur wenigen Seiten genervt zur Seite gelegt. Heute weiß ich, dass es das falsche Buch zur falschen Zeit war. Und nun, beim 3. Anlauf hat es dieses Buch geschafft, mich zu begeistern. John Irving schafft so absolut lebendige Figuren, dass sich ein richtiger Film in meinem Kopf abspielen konnte. Wie aber auch in einem anderen John Irving Roman (Garp) braucht es eine gewisse Anlaufzeit. Wenn man sich diese Zeit gönnt und ein wenig Geduld aufbringen kann, wird man in eine absolut geniale Geschichte geleitet, die in einem eine breite Palette an Emotionen hervorrufen wird.


    Der Schluß hat mir so einige Tränen entlockt, weil sich die Geschichte so sehr entwickelt hat, dass man mit dem Protagonisten richtig warm wurde. Man sollte sich auf diese Geschichte einlassen, denn die Geduld wird belohnt. Dieser Autor beweist vor allem mit den verschiedensten Figuren sein Können, die nicht nur als Schwarz-Weiß Menschen einen Auftritt haben, sondern tatsächlich lebendig und realistisch erscheinen. Das ist auch eines der wenigen Büchern, bei dem ich sagen würde, dass ich es bei Vollendung direkt von vorne lesen würde.


    Das war in diesem Monat und auch in diesem Jahr bereits mein absolutes Lese-Highlight.

  • Mir hat dieses Buch von Irving nicht so gut gefallen wie manch' anderes von ihm. Klar, es gibt einige Abschnitte, in denen man einfach grinsen muss (z.B. als Bogus in Österreich das erste Mal auf Skiern steht :lache), aber dafür fand ich andere Abschnitte zu abstrus und in die Länge gezogen.


    Von mir gibt's 7 Punkte.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Es hat einige Zeit gedauert, bis ich in diese Geschichte hineinkam. Das Buch hätte mir wesentlich besser gefallen, wenn es diese, teils verworrenen Wortspielereien nicht gegeben hätte.


    Deshalb ordne ich persönlich das Buch in die Kategorie "mittelmäßg" ein.

  • Ein schönes Buch - Irving eben. Aber von John Irving ist ja alles gut - bis auf wenige Ausnahmen, Eine Mittelgewichtsehe, Die vierte Hand - ; aber da bei John Irving ja jeder so seine Vorlieben hat, gebe ich diesem Roman:


    9/10 Eulenpunkten.


    Irgendwie muss ja der Unterschied hergestellt werden zu Owen Meany - meinem Irving-Liebling -, dicht gefolgt von Gottes Werk und Teufels Beitrag.

  • "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" gehört unbedingt zu Irvings schriftstellerischen Großtaten und steht für mich in einer Reihe mit "Owen Meany", "Das Hotel New Hampshire" sowie "Gottes Werk und Teufels Beitrag".
    Es gibt soviele kleine, köstliche Szenen in diesem Roman, die mich immer wieder zum Lachen brachten, ohne jemals in Slapstick abzurutschen. Die Figurenzeichnung ist einfach großartig, die Dialoge spritzig und realistisch und die skurrilen Einfälle bewundernswert.
    Ich mag auch den etwas bittersüßen Erzählton und die Atmosphäre in diesem tollen Roman.
    Und die Ballade "Akthelt und Gunnel" schlägt sowieso alles!