Shortlist für den Man Booker Prize:
Nominiert sind die Bücher von
Julian Barnes, Carol Birch, Esi Edugyan, Patrick de Witt, Stephen Kelman und A.D. Miller.

Booker Prize 2011
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Ach, den Thread hatte ich bisher übersehen. Spontan habe ich mir gerade "The Sisters Brothers" von Patrick deWitt und "Snowdrops" von A.D. Miller gekauft.
Unabhängig davon, dass die beiden mit auf der Shortlist gelandet sind ...
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Der Booker Prize geht an Julian Barnes.
War zu erwarten, man kann ihn ja nicht jedes Mal leer ausgehen lassen.
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Langweilige Entscheidung!
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Zitat
Original von Herr Palomar
Langweilige Entscheidung!Aber gelesen hast du das Buch noch nicht, oder?
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nein, würde ich auch nicht!
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Zitat
Original von Herr Palomar
nein, würde ich auch nicht!Und wieso, wenn man fragen darf?
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Naja, das ganze ist so, als würde man Tranströmer den Literaturnobelpreis verleihen oder Eugen Ruge den deutschen Buchpreis.
Alle sicherlich vertretbar, aber es zeigt auch die fehlende Bereitschaft von Jurys mutige und riskante Entscheidungen zu treffen.
Die wichtigsten Preise versinken in Mittelmäßigkeit. Und das empfinde ich als langweilig! -
Ich fand diesen Artikel im Guardian zu diesem Thema sehr interessant.
ZitatThe shortlist may well be filled with fine novels – I think the Barnes is very good, and Stephen Kelman's Pigeon English better than some have claimed – but the issue is the equally fine, or even finer, novels that didn't get a look-in because of their experimentalism or non-zipalongability.
Ich mag die Grundaussage des Artikels. Was bringen Literaturpreise, wenn nicht auf Bücher oder Autoren aufmerksam zu machen, die sonst vielleicht nicht die breite Leserschaft erreichen würden, die eine Nominierung für einen Preis wie den Booker fast garantiert? Bücher, die diese Leser herausfordern und überraschen.
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Ja, das sehe ich schon auch so, aber ich würde es deshalb nicht kategorisch ausschließen, dass ich das Buch trotzdem lese.
(Eugen Ruge kam mir sowieso unsympathisch 'rüber, den DBP hätten sie also ruhig jemand anderem verleihen können :grin)
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Zitat
Original von Googol
Ich mag die Grundaussage des Artikels. Was bringen Literaturpreise, wenn nicht auf Bücher oder Autoren aufmerksam zu machen, die sonst vielleicht nicht die breite Leserschaft erreichen würden, die eine Nominierung für einen Preis wie den Booker fast garantiert? Bücher, die diese Leser herausfordern und überraschen.Praktisch also ein Preis als Werbung für Bücher mit geringem Werbe-Etat?
Ich verstehe durchaus die Aussage in Bezug auf die Langeweile des Gewinners, aber ich hoffe sehr, daß die Jurys sich künftig nicht ausschließlich darauf spezialisieren, nur Autoren aus Nischen herauszuziehen, um sie ins Rampenlicht zu zerren. Das würde nämlich auf die Dauer auch dem Ansehen des Preises schaden.
Edit: In Bezug auf den deutschen Buchpreis, der hier nebenher diskutiert wurde, sehe ich die obige Forderung erfüllt - es wurde auf ein Buch aufmerksam gemacht, daß diese Aufmerksamkeit sonst nicht bekommen hätte. Ob es diese Aufmerksamkeit allerdings verdient, scheint nach allem, was ich bisher gehört habe (habe es noch nicht selbst gelesen), eher zweifelhaft.
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Wobei sich für mich immer wieder die Frage neu stellt: Sind die jeweiligen Jurys wirklich frei und unabhängig in ihren Entscheidungen? Dürfen sie überhaupt den Mut zum Risiko haben?
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O, fein, es ist wieder Murmeltiertag. Geheule über irgendeinen angeblich grundfalsch verliehenen Preis. Der Blätterwald flappt grollend oder tränenfeucht und das Lesepublikum runzelt die Stirn und weiß es besser. Ganz sicher.
Ich verstehe das nicht. Auszeichnungen für Bücher sind grundsätzlich eine heikle Angelegenheit, eben weil nur eine kleine Gruppe von Personen Entscheidungsfunktion hat.
Heutzutage, wo diese Preise wesentlicher Bestandteil des Marketing sind, und zwar gleichgültig, ob es sich um Literatur oder Unterhaltung handelt, hat ein Preis doch nahezu jede Aussagekraft über die innerliterarische Qualität verloren. Der Preis bedeutet: kauft das Buch.
Die Preisverleihung ist das Ampelgrün für die BuchkäuferInnen und zwar mit deutlichem Blinken in Richtung derjenigen, die wenig Bücher kaufen.
Wie sehr der Buchmarkt inzwischen daran beteiligt ist, zeigt sich schon daran, daß z.b. Beim MAN Booker Preis seit 2001 auch die Vorauswahl ('Longlist') veröffentlicht wird. Das war vorher nicht üblich.Die Behauptung, daß solche Preise der Orientierung dienen und Leserinnen und Leser auf Bücher aufmerksam machen, halte ich für eine Ausrede. Die Bücher 'mit Buchpreis' werden ihnen als 'etwas Besonderes' unter die Nase gehalten. Es ist keine echte Auswahl.
Wer sich später umhört, wird viele enttäuschte Stimmen hören, weil das Buch eben doch nicht ankam. Die Erwartungen sind falsch ausgerichtet. Es wird einer weisgemacht, daß ein Buch mit einem Preis ein Kriterium für eine breite LeserInnenschicht sei.Tatsächlich ist der Rummel um Preisverleihungen von einer beträchlichen Heuchelei gerade des Publikums begleitet. Auf der einen Seite erwartet man von einer kleinen Gruppe von Menschen, die in der Regel nach unkontrollierbaren Auswahlkriterien zusammengesetzt wird, ein Wunder, nämlich daß sie das definitiv ultimative Buch des Jahres herausfischen, das alle begeistert.
Für einige Woche ist die Jury Göttin und wird atemlos angebetet.
Dann kommt die Entscheidung und die gleiche Jury besteht aus IdiotInnen, Feiglingen, Voreingenommenen, NichtskönnerInnen.
Vom Sessel aus schießt man bekanntlich einen Elfemeter am besten.Über einen Preis für ein Buch kann man streiten. Worüber man nicht streiten kann, ist, daß ein solcher Preis gerade für Literatur ein gebildetes Publikum braucht. Ein Publikum, das sich mit Kriterien der Einschätzung von Literatur auskennt. Die Texte zu lesen reicht nicht.
Ich bedauere es z.B. sehr, daß die Bemühung der Königlich-Schwedischen Akademie seit einigen Jahren Texte zu ehren, in denen das Arbeitsmaterial der SchriftstellerInnen, die Sprache, auf besondere Weise eingesetzt wird, es also nicht nur um Inhalte geht, so wenig gewürdigt wird.
Die Maulerei über die geehrten Autorinnen und Autoren zeigt überdeutlich, daß sich breite Kreise von LeserInnen gar nicht mehr über das Mittel im Klaren sind, das eingesetzt wird, sondern nur noch 'Geschichten' wollen.
Wir leben also in interessanten Zeiten. Es lesen mehr Menschen als je zuvor in der Geschichte der Menschheit, aber die Lesenden haben keine Ahnung mehr von dem Grundstoff, aus dem Lesen am Ende hervorgeht.Buchpreise als Auswahlkriterium schaffen mehr und mehr unselbständige Leserinnen und Leser, eben das, was man eigentlch nicht braucht. Will man nun aber Urteile von Jurys kritisieren, wäre es doch das mindeste, sich die Auswahlbücher wengstens ab der Vorauswahl genauer anzusehen? Wie anders soll man einschätzen können, ob es überhaupt ein 'Risiko' gab? Worin es bestehen könnte?
Wer Mitglied der Jury ist, wo deren Schwerpunkte im Einzelnene liegen, das sind weitere der zig Fragen, die man beantworten müßte, um zu verstehen, wie Preisverleihungen zustande kommen.
Aber der eigenen Enttäuschung Luft zu machen, die im übrigen auch ihre ureigenen Gründe hat, vom abgewiesenen Jurybewerber über die Unfähigkeit, bestimmte AutorInnen zu verstehen bis zum Schnupfen am Entscheidungstag, ist immer das einfachste.
Wie oben geschrieben: aus dem Sessel schießt man die besten Elfmeter.magali
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Schöner Beitrag, liebe Magali - gezügelter, verhaltender Zorn.
ZitatÜber einen Preis für ein Buch kann man streiten. Worüber man nicht streiten kann, ist, daß ein solcher Preis gerade für Literatur ein gebildetes Publikum braucht. Ein Publikum, das sich mit Kriterien der Einschätzung von Literatur auskennt. Die Texte zu lesen reicht nicht.
Aber so ist das eben, der Mensch ist dumm und der Leser ist halt noch ein wenig dümmer.....
......und die Steigerung dazu sind Menschen wie ich, die sogar zum Vergnügen lesen......
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Ich verstehe nun wieder nicht, wieso Du daraus schließt, daß Leserinnen und Leser dumm sind?
Um etwas genau beurteilen zu können, muß man sich informieren. Über das Thema, zu dem man sich äußern will. Tut man es nicht, ist man unwissend. Aus Unwissenheit gibt man Fehlurteile ab.
Dummheit und Unwissenheit sind doch zwei paar Stiefel?
Für mich jedenfalls.magali
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Zitat
Original von magali
O, fein, es ist wieder Murmeltiertag. Geheule über irgendeinen angeblich grundfalsch verliehenen Preis. Der Blätterwald flappt grollend oder tränenfeucht und das Lesepublikum runzelt die Stirn und weiß es besser. Ganz sicher.Aber genau darum gehts doch? Literaturpreise werden imho nicht verliehen, um das objektiv beste Buch zu küren, weil das gar nicht möglich ist, sondern vor allem, um die Literatur im Gespräch zu halten. Und da muß man dann eben in Kauf nehmen, daß erstens nicht alle mit der Wahl einverstanden sind und zweitens auch Hans Wurst aus Vegesack an der Weser seinen Kommentar abgibt, obwohl er nicht eines der in der engeren Wahl befindlichen Bücher gelesen hat. Ist das wirklich das / ein Problem?
Ich denke, daß die Jurys sich durchaus im klaren sind, das sie es eigentlich nicht richtig machen können. Wenn sie, wie hier im Falle Barnes, einen Autor auswählen, der in mehrheitstauglicher Art Geschichten erzählt, wird verlangt, man solle doch mehr wagen und besonders anspruchsvolle Werke auszeichnen. Umgekehrt wird aber (selbstverständlich von anderen Personen) erwartet, daß das Buch eben ein "must-have" für alle Leser ist, daß sich in Buchläden entsprechend verkauft.
Daß Buchpreise als Auswahlkriterium unselbstständige Leserinnen und Leser schaffen, halte ich für nicht ganz richtig. Wie Du selbst sagst, kaufen bestenfalls Gelegenheitsleser Preisbücher, ohne sich vorher damit zu beschäftigen. Und diese Gelegenheitsleser lassen sich vielfach sicher auch nicht darauf ein, sich im Buchladen ein interessantes Buch auszusuchen, sondern lassen sich von anderen Kriterien wie Werbung und Bestsellerlisten leiten - kurz, sie sind auch ohne die Buchpreise unselbstständig und da ist der Buchpreis doch in aller Regel das bessere Auswahlkriterium als die Aufkleber "Buch des Monats, ausgezeichnet von der Sesamstrasse"....
ZitatWir leben also in interessanten Zeiten. Es lesen mehr Menschen als je zuvor in der Geschichte der Menschheit, aber die Lesenden haben keine Ahnung mehr von dem Grundstoff, aus dem Lesen am Ende hervorgeht.
Mir ist zwar nicht so ganz klar, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber viel mehr drängt sich mir die Frage auf, ob die Masse der Lesenden früher tatsächlich mehr auf die Sprache geachtet haben und weniger auf die Geschichte?
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Wo wird denn, bitteschön, die Literatur im Gespärch gehalten? Ich wäre die este die darüber jubeln würde.
Die Jurys, das Feuilleton, Marktechnisches, von mir aus noch die Schreibenden werden endlos bequakt, aber doch die Bücher nicht?
Nicht nur GelegenheitsleserInnen kaufen Preisbücher. Auch VielleserInnen. In meinen Augen ist es zu verlockend, auf eine einzig Stimme zu hören. Kritische LeserInnen schafft das nicht.
Du findest, Lesen hat nichts mit Sprache zu tun? So sieht das Angebot auch aus.
magali
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Zitat
Original von magali
Wo wird denn, bitteschön, die Literatur im Gespärch gehalten? Ich wäre die este die darüber jubeln würde.Wenn ich die Foren-Beiträge zu den Wettbewerben, insbesondere beim deutschen Buchpreis hier verfolge, finde ich schon, daß da die Bücher im Mittelpunkt stehen (wenn auch im Falle Ruge nicht unbedingt besonders positiv]. Es findet immerhin eine Auseinandersetzung mit den Werken statt, während die Bücher ohne den Preis imho weit unbeachteter geblieben wären, ohne daß andere Bücher die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten.
ZitatNicht nur GelegenheitsleserInnen kaufen Preisbücher. Auch VielleserInnen. In meinen Augen ist es zu verlockend, auf eine einzig Stimme zu hören. Kritische LeserInnen schafft das nicht.
Da gilt doch das gleiche wie ich oben schrieb: Wer Preisbücher kauft, ohne sich vorher mit dem Buch zu beschäftigen, der wird auch der allgemeinen Bücherwerbung und ähnlichem Schnick-Schnack auf den Leim gehen. Ich glaube nicht, daß die Käufer durch die Buchpreise kritischer werden, aber auch nicht, daß sie dadurch unkritischer werden. Wer nur kauft, weil ein Buch gerade in ist oder einen Buchpreis gewonnen hat, wird sich nicht dadurch ändern, daß Buchpreise abgeschafft werden.
Zitat
Du findest, Lesen hat nichts mit Sprache zu tun? So sieht das Angebot auch aus.Nein, so war das nicht gemeint. Falls Du meinen Satz "Mir ist zwar nicht so ganz klar, was das eine mit dem anderen zu tun hat," meinst, der bezog sich auf etwas anderes. Du hast geschrieben, daß es mehr lesende Menschen als je zuvor gibt, aber dass die Lesenden keine Ahnung mehr vom Grundstoff haben. Und da fehlte mir irgendwie der Zusammenhang. Nur weil die Anzahl bei etwas größer wird, läßt das doch keinerlei Rückschlüsse auf die Ahnung der Leute zu.
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Ich bin durchaus der Ansicht, daß man Rückschlüsse ziehen kann. z.B. aus dem Umstand, daß sich weit mehr Unterhaltungsliteratur verkauft als Literatur. Ein Geschichte steht im Mittelpunkt des Interesses, handelnde Personen, etwas Schlüssiges, Fortlaufendes.
Lesende auf weniger glatt gebaute Texte zu bringen ist schwierig. Der Extremfall ist Lyrik. Aber schon Erzählungen oder Kurzgeschichten sind nicht leicht an Lesende zu bringen.
Mein Problem - das war auch mein Ausgangspunkt - ist eben, daß sich auch Menschen, die sich wenig mit Texten auseinandersetzen und zwar eben mit der Frage, wie das Mittel, Sprache, eingesetzt wird, trotzdem jederzeit bereit stehen, um Urteile über Literatur abzugeben.
Daher meine Aussage, daß die Beschäftigung mit Literatur ein literarisch gebildetes Publikum braucht und nicht nur Lesende.Vergleichbare Probleme gibt es in der klassischen Musik. Es gibt viele KonzertbesucherInnen, aber nur wenige, die verstehen, was sie hören. Man geht halt hin, weil man ins Konzert geht. Die späteren Meinungsäußerungen dazu treiben einer eher die Tränen in die Augen.
Musikalische Bildung fehlt.
So ist es auch beim Lesen. Bildung fehlt.magali
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Zitat
Original von magali
So ist es auch beim Lesen. Bildung fehlt.
Dieses Urteil ist mir zu pauschal.
Was ist Bildung? Wie ist sie in dem von dir genannten Zusammenhang zu verstehen?
Ist der Leseeindruck nicht etwas ganz Persönliches? Etwas das auch ohne Vorgaben erfüllend sein kann?
Kann man nicht auch Bildung erst durchs Lesen überhaupt bekommen?