Lieneke Dijkzeul: Vor dem Regen kommt der Tod

  • Inhalt


    Die rothaarige Polizistin Renée Pettersen wird eines Nachts vor ihrer eigenen Haustür von einem maskierten Mann überfallen. Nur durch glückliche Umstände überlebt sie den Überfall mit schweren Verletzungen. Ihre Kollegen, allen voran Inspektor Paul Vegter, der -seit zwei Jahren verwitwet - nicht nur beruflich, sondern auch privat an Renée interessiert ist, ermitteln zunächst im Hinblick auf das Tatmotiv "Rache" und durchforsten Renées Fälle der letzten Zeit. Erst als es zu einem weiteren, diesmal tödlichen Überfall auf eine Studentin kommt, gehen die Ermittlungen in eine neue Richtung: die Studentin war ebenfalls rothaarig und sie wurde skalpiert, wie es auch bei Renée versucht wurde. Außerdem ist ihr mit einem Messer die römische Zahl II auf den Bauch geritzt worden, Renées Bauch hatte eine zunächst nicht eindeutig erkannte I aufgewiesen. Vegter und seine Kollegen sind einerseits erleichtert, weil es sich offenbar nicht um einen Angriff speziell auf Renée gehandelt hat, andererseits haben sie es jetzt mit einem psychisch Gestörten zu tun, der einen Hass auf rothaarige Frauen hat und der Nummerierung seiner Opfer nach noch weitere Taten plant.
    Rothaarig ist auch die 37-jährige Galeristin Vivienne, die die Zeitungsberichte über die Überfälle mit Unbehagen verfolgt. Die äußerst wohlhabende Frau ist seit einem Jahr mit dem attraktiven, einige Jahre jüngeren John verheiratet. Sie leidet an mangelndem Selbstwertgefühl, da sie nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal entspricht und außerdem wegen ihrer Gehbehinderung, die die Benutzung eines Gehstocks erfordert, sehr gehemmt ist. Sie fragt sich, welche Reize sie für John gehabt hat und verdächtigt ihn der Untreue. Um sich Gewissheit zu verschaffen, beginnt sie, ihn zu beschatten und bald beschleicht sie der Verdacht, dass er noch wesentlich Schlimmeres zu verbergen hat.


    Aufbau


    "Vor dem Regen kommt der Tod" erzählt die Romanhandlung aus wechselnden Perspektiven. Der Einstieg lässt den Leser unmittelbar zum Zeugen von Renées Kampf um ihr Leben werden und entspricht damit einem gängigen Thriller. Anschließend beschäftigen sich die Kapitel abwechselnd mit den Ermittlungen der Polizei, mit der allmählich vertrauter werdenden Beziehung zwischen Paul Vegter und Renée, die auch nach ihrer physischen Genesung psychisch sehr labil und bis ins Innerste verunsichert ist und mit der Ehe von Vivienne und John.
    Im Gegensatz zu den Romanfiguren kennt der Leser bereits den Täter und muss sich nur noch über das Motiv der Mord(versuch)e klar werden.
    Dieser etwas andere Ansatz nimmt dem Krimi jedoch keineswegs die Spannung. Es ist atemberaubend, mitzuverfolgen, wie die sympathische Vivienne zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und herpendelt und nach einem Ausweg aus ihrem Dilemma sucht. Zum Ende hin werden die Kapitel immer kürzer und der Perspektivwechsel immer rasanter.


    Meine Beurteilung
    Dieser Krimi, den man mit Recht auch als Psychothriller bezeichnen kann, bietet ein eigentlich recht gängiges Motiv im neuen Gewand dar. Die Figuren sind keine Superhelden, sondern realistisch als ganz normale Menschen dargestellt, auch die Handlung ist glaubwürdig und beruht auf soliden Ermittlungen, wobei die Ermittlungen der Ehefrau Vivienne mich qualitativ mehr beeindruckt haben als die der Polizei.
    "Vor dem Regen kommt der Tod" ist ein unglaublich spannendes Buch, das sich von der Masse des Genres erfreulich abhebt. Sowohl Freunde üblicher (blutiger)Thriller als auch Fans eher psychologisch ausgerichteter Krimis können sich von diesem Roman angesprochen fühlen. Für mich war es das erste, aber sicherlich nicht letzte Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe/lesen werde.
    10 Punkte

  • Katz und Maus Spiel


    Die Polizistin Renee Pettersen wird vor ihrer Haustür von einem Mann überfallen. Sie wehrt sich nach Kräften und überlebt die Attacke, dank eines Nachbarn der an der Wohnungstür klingelt und den Täter so zum Abbruch zwingt. Der Mann hatte versucht, Renee zu skalpieren und kann mit einem Teil ihrer Haarpracht fliehen. Renee kann ihren Kollegen Paul Vegter verständigen, bevor sie bewusstlos wird. Dieser findet Renee und sie wird schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht.


    Meine Meinung:
    Schon bei der Leseprobe war ich skeptisch, ob es sich wirklich um einen Serienkiller handelt, denn welcher Serienkiller wirft seine Trophäe, in dem Fall den Skalp, angeekelt weg?
    Recht bald weiß man wer der Täter ist und welches Motiv ihn zu diesen Taten veranlasst. Das eigentliche Opfer ist auch bald ausgemacht, doch dieses ist misstrauisch. Die Polizeibeamten bleiben recht blass und sind irgendwie nur Beiwerk. Hauptsächlich geht es wirklich um Opfer und Täter.
    Und genau dieses Katz und Maus-Spiel gestaltet sich extrem spannend.


    Am Anfang war ich etwas verwirrt, weil viele Absätze mit Er oder Sie beginnen, und ich nicht gleich wusste, welche Person denn nun gemeint ist, das hat sich im Laufe des Thrillers aber gelegt.
    Auch hat mich der Name Mevrouw sehr verwirrt, irgendwie hatte ich angenommen, dass es sich um den Namen von Renee‘s Mutter handelt, musste dann aber im Verlauf feststellen, dass es aus dem Holländischen kommt und schlicht und einfach Frau heißt...
    Als ich endlich durchgeblickt habe, gestaltete sich der Thriller sehr spannend und ich war nur noch skeptisch, ob dieser ein plausibles Ende nehmen würde, ich wurde in letzter Zeit von anderen Büchern schwer enttäuscht.
    Meine Hochachtung der Autorin, sie hat ein packendes, geniales und überzeugendes Ende des Thrillers vollbracht und ich werde mir sicher weitere Bücher von Lieneke Dijkzeul kaufen.


    Fazit: Ein spannender Thriller, nicht allzu blutig, mit glaubwürdigen Charakteren, in die man sich gut hineinversetzen kann. Absolute Leseempfehlung!

  • Zum Buch:
    Die junge Polizistin Renée Pettersen wird beim Nachhausekommen brutal überfallen. Obwohl sie sich mit allen Kräften wehrt, bringt der Täter sie beinahe um, sie bleibt nur knapp am Leben. Ihr Kollege und Freund Inspektor Paul Vegter beginnt zu ermitteln, doch kurz darauf gibt es ein zweites Opfer. Dass es derselbe Täter war, steht schnell fest. Aber was haben diese beiden Frauen gemeinsam, außer dass sie rothaarig sind? Die Polizei steht vor einem Rätsel.
    Der Leser jedoch erfährt bald schon viel mehr, denn der Täter wird schon früh bekanntgegeben und das Buch teilweise aus seiner Sicht erzählt. Nur das Motiv bleibt länger unklar, wobei man als geübter Krimileser recht schnell darauf kommen kann. Interessant war die Entwicklung seiner Frau Vivienne.


    Meine Meinung:
    Es handelt sich nicht um einen typischen Krimi, auch wenn der schaurige Anfang das vermuten lässt. Vielmehr geht es um die Motive und Gedankengänge der Beteiligten. Das Buch hat sich gut lesen lassen, war auch nicht langweilig, blieb mir allerdings in einigen Aspekten zu oberflächlich. Die Empfindungen von Renée während ihrer Genesung zum Beispiel, werden zwar angesprochen, aber so wirklich mitfühlen konnte ich bei ihr nicht. Genauso wenig wird erklärt, wie und warum der Täter zu dem geworden ist, was er ist und was ihn letztendlich auf die Idee gebracht hat, seine Taten mit diesen speziellen Details auszuschmücken. Das Ende fand ich nicht so wirklich überzeugend und es ging mir dann alles etwas zu schnell, aber ok. Ich bin gespannt, ob das Privatleben von Paul und Renée in einem weiteren Band eine Rolle spielen wird.
    Dass das Buch in den Niederlanden spielt, wird zwar immer wieder durch kleine Details gezeigt, aber irgendwie fühlte ich mich wie in einem amerikanischen Psychothriller.
    Für mich ein spannendes Leseerlebnis, das aber noch ausbaufähig ist . Ich würde aber durchaus weitere Bücher der Autorin lesen!

  • Die junge Polizistin Renée wird brutal in ihrer Wohnung überfallen. Mehr tot als lebendig schafft sie es noch ihren Kollegen Paul Vegter zu alarmieren, bevor sie das Bewusstsein verliert. Als Inspecteur Vegter vor Ort auftaucht, deutet nichts auf ein Sexualverbrechen oder Diebstahl hin. Auch die der Kollegin Renée in den Bauch geschlitzte römische Ziffer eins, gibt dem Ermittlungsteam zunächst Rätsel auf.


    Während Renée sich im Haus von Paul Vegter, der ihr immer näher kommt, von dem blutrünstigen Überfall erholt, schlägt der Täter erneut zu. Und diesmal hat das Opfer, eine Studentin, nicht so viel Glück. Als sich auch auf ihrem Körper die fortlaufende Ziffer wiederfindet, befürchtet die Polizei das Werk eines Serienkillers und die roten Haare der beiden Frauen scheinen die einzige Gemeinsamkeit zu sein. Eine Gemeinsamkeit, die sie mit der gehbehinderten und reichen Galeristin Vivienne teilen. Nachdem Vivienne ihren Mann immer öfter beim Lügen erwischt, wird sie immer misstrauischer und befürchtet das nächste Opfer zu werden.


    Mit dem Überfall auf die Polizistin hat die Autorin einen rasanten Beginn geschaffen, der dem Leser einen schnellen Einstieg in die Geschichte ermöglicht. Eine Geschichte die zum Teil aus der Perspektive des Täters erzählt wird, was ich persönlich sehr interessant finde. Ein solider Thriller in dem es ausnahmsweise nicht darum geht in nervenaufreibenden Häppchen den Täter zu erraten. Die Spannung besteht in diesem Buch im Aufdecken des Motivs und der Entscheidung zwischen Gefühlen und Verstand. Fans von „Hartem“ werden wohl nicht ganz auf ihre Kosten kommen aber so ganz ohne ist das Buch nicht.