Die Wasserratte von Wanchai - Ian Hamilton

  • Band 1 Kriminalroman
    Originaltitel: The Water Rat of Wanchai
    gebunden, 434 Seiten
    Format 11,6 x 18, 5 cm
    ISBN: 978-3-0369-5605-3
    Preis 19.90 €, 28.90 CHF


    Autor


    Ian Hamilton, geboren 1946 in Toronto, war Journalist und schrieb für zahlreiche kanadische Tageszeitungen und Magazine, bevor er für die kanadische Regierung und als Geschäftsmann in unterschiedlichsten Bereichen arbeitete. Über 20 Jahre lang hatte er geschäftlich mit dem asiatischen Raum zu tun und war stets weltweit unterwegs. Heute lebt er mit seiner Frau in Burlington, Ontario, und sitzt unterdessen am sechsten Band der Krimireihe.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Die Wasserratte von Wanchai ist der Auftakt zu Ian Hamiltons weltweit gefeierter Krimireihe mit der hinreißenden, chinesisch-kanadischen Agentin Ava Lee


    Die Kosmopolitin und auf Geldeintreibungen spezialisierte Agentin Ava Lee lässt sich von niemandem einschüchtern. Mit messerscharfem Verstand und unkonventionellen Ermittlungsmethoden hat sie bisher noch jeden Fall gelöst. Ihr Auftraggeber: ein mächtiger, dubioser und im Untergrund weltweit vernetzter Mann aus Hongkong. Ihr Auftrag: Sie soll einem alten Freund helfen, dessen Neffe um fünf Millionen Dollar betrogen wurde. Ian Hamilton schickt uns mit seiner Figur Ava Lee rund um den Globus, deckt die internationale Verflechtung diverser Finanzmärkte auf und hat eine moderne Heldin geschaffen, deren Ausstrahlung sich weder Männer noch Frauen entziehen können.


    Meine Inhaltsbeschreibung


    Vorhang auf für eine neue Krimireihe rund um die smarte, attraktive chinesisch-kanadische Doppelbürgerin Ava Lee. Ava ist Anfang dreissig sieht aber dank ihrem für Asiatinnen typisch zierlichen und durch viele sportliche Aktivitäten durchtrainierten Körper bedeutend jünger aus. Sie ist Absolventin des renommierten Havergal-College in Toronto, spricht Englisch, Mandarin und Kantonesisch und ist eine Meisterin in Bak Mei, einer uralten asiatischen Kampfkunst die ebenso unspektakulär wie ausgesprochen effektiv ist. Mit wenig Körperkraft, blitzschnellen Reflexen und einer unheimlichen Präzision erzielt sie eine verheerende Wirkung beim Gegner. Avas Persönlichkeit strahlt Intelligenz und Klasse aus wobei sie sich immer betont zurückhaltend gibt. Sie besitzt die Gabe Menschen zum reden zu bringen, insbesondere Männer, die sie als höfliche, exotische junge Frau mit leiser Stimme betrachten, die man nicht ernst nehmen muss. Bemerken sie später ihren Irrtum, ist es meist schon zu spät...


    Ava bezeichnet sich selbst als Wirtschaftsprüferin ist aber darauf spezialisiert Wirtschaftsverbrecher zu finden die Geld abgezweigt bzw. gestohlen haben und sich mit diesem aus dem Staub gemacht haben. Sie ist eine Agentin im Netzwerk von "Onkel", ihrem Boss und Auftraggeber, der über ein weit verzeigtes Beziehungsgeflecht verfügt und von dem sie ihre Aufträge und Instruktionen erhält. Er steht ihr auch immer zur Verfügung falls sie Hilfe oder Unterstützung jeglicher Art benötigt. Wenn sie erfolgreich ist darf sie 15 % der wiederbeschafften Summe behalten und falls sie es nicht schafft bleibt sie auf ihren Spesen und Auslagen sitzen. Ava besitzt eine schicke Eigentumswohnung in einem renommierten Viertel im Herzen Torontos, hier sieht der Leser das sie ihr Handwerk beherrscht.


    Im aktuellen Fall geht es um Jackson Seto der eine Finanzierungsfirma für Meeresfrüchte für die grösste amerikanische Supermarktkette Nordamerikas um fünf Millionen Dollar betrogen hat. Ava Lee wird darauf angesetzt Jackson Seto und das entwendete Geld zu finden. Sobald sie Seto mit viel Feingefühl und Hartnäckigkeit aufgespürt hat, ist es ihr überlassen, mit welchen Methoden sie ihn "überzeugt" das Geld zurückzuzahlen. Ihre Vorgehensweise ist dabei nicht immer gesetzeskonform...


    Meine Meinung


    Ich bin etwas unschlüssig was diesen Krimi anbetrifft. Die ersten rund zweihundert Seiten finde ich ganz ehrlich gesagt nicht besonders prickelnd. Bei mir spielt sich die Einführung der Figuren und die Sachlage des Inkassofalls ziemlich emotionslos ab. Ich hab zwar im Kopf alles registriert konnte aber keine wirkliche Bindung zur Geschichte und Ava Lee aufnehmen. Ich habe circa bei Seite zweihundert gedanklich bereits eine Rezension verfasst die dem Roman alles andere als schmeichelt, solide aber äusserst unspektakulär waren die Kernaussagen. Mit der Ankunft in Guyana und dem Erscheinen von Captain Robbins auf der Bildfläche hats mich dann gepackt und ich war nun auch emotionell voll bei der Sache und habe mit fiebrigem Interesse ziemlich schnell bis zum Schluss durchgelesen. Die Gespräche/Verhandlungen, das Geplänkel an sich und die Gedanken mit und um Captain Robbins sowie die Situation in der sie sich befindet sind klasse geschrieben und dargestellt. Man soll einen Roman halt nicht zu früh abschreiben bzw. seine Meinung ändern und in diesem Falle lohnt sich das Lesen bis zum Ende.


    Die Figur Ava Lee ist durchaus sympathisch angelegt aber wegen ihrer durchwegs positiven Eigenschaften wirkt sie stereotyp und es fehlt an Ecken und Kanten. Andererseits ist bzw. muss sie in ihrem Beruf äusserst gut und erfolgreich sein da sonst jemand anders ihrem Platz einnehmen würde. Somit ist ihre Charakterisierung und ihre Zeichnung als realitätsnah einzustufen und wirkt glaubhaft.


    Vieles an dieser Geschichte erinnert mich an "Drei Engel für Charlie" wobei es hier bloss einen "Engel" gibt, nämlich Ava Lee. Bei der Figur Ava hatte ich stets die Schauspielerin Lucy Liu vor Augen die in den neueren Verfilmungen mitwirkt. Der stets im Hintergrund bleibende "Onkel" nimmt die Rolle von Charlie ein, der strippenziehende Auftraggeber im Hintergrund.


    Fazit


    Der Roman und ich hatten einen holprigen Start. Die Geschichte wollte mich nicht recht ansprechen und lies mich gefühlsmässig mehr oder weniger kalt. Dann passiert das was in der Kurzbeschreibung versprochen wurde, Ava Lee entfaltete mit ihrer Persönlichkeit eine Wirkung bei mir der ich mich nicht mehr entziehen konnte. (Bin halt ein Mann... :grin) Ich empfand den zweiten Teil als spannend und interessant, es hat mich sogar so gepackt das ich mir vorstellen kann den 2. Roman der im Mai 2012 erscheint zu kaufen und zu lesen, aber das werde ich entscheiden wenn es soweit ist. Eine Wertung von 7 oder 8 Punkten dürften dem Roman in etwa gerecht werden.


    Edit: Dieser Roman ist übrigens nichts für blutrünstige, gemetzelliebende, quälerisch veranlagte, folternde, psychopatische, gerichtsmedizinisch leichenaufschneide und horrorliebende Eulen. ;-) :chen

  • ASIN/ISBN: 3036959297

    Ava Lee arbeitet freiberuflich als Wiederbeschafferin großer Geldsummen, die im Zuge privater Geldgeschäfte veruntreut worden sind. Wer sich privat Geld leiht oder einem Geschäftspartner eine Gegenleistung schuldig bleibt, kann das kaum auf juristischem Weg durchsetzen, wenn die Geschäftspartner in diversen asiatischen Ländern leben oder es kaum Belege für den Deal gibt.


    In ihrem ersten Fall der Reihe geht es um den veruntreuten Betrag von 5 Millionen Dollar, der bei einem Geschäft mit Shrimps für eine US-Supermarktkette unter die Räder gekommen zu sein scheint. Ava fordert vom Aufraggeber/Geschädigten keine Anzahlung, sie wird erst dann bezahlt, wenn sie das Geld wiederbeschafft hat. Ihr Geschäftsmodell funktioniert, weil sie ein fein ausgelegtes Netz von Beziehungen pflegt, in dem Geben und Nehmen immer wieder ausgeglichen werden müssen. Es funktioniert, weil Ava sich chinesisches Denken wie einen Handschuh angezogen hat – obwohl sie in Kanada zur Schule gegangen ist - und absolut überzeugend auftritt.


    In der Familie Lee gibt es eine chinesisch denkende und eine kanadisch sozialisierte Tochter. Ava spricht Kantonesisch, Mandarin und Englisch und hat ein Studium als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin absolviert. Sie hält geduldig die Marotten ihrer Mutter aus, die samt den Töchtern und einer äußerst großzügigen finanziellen Grundlage von Vater Lee als Außenposten in Toronto in Position gebracht wurde. Die ältere Schwester Marian hat einen Kanadier geheiratet und 100% kanadische Kinder in die Welt gesetzt. Wie Marian zukünftig in Avas Mobile platziert wird, darauf bin ich wirklich neugierig.


    Die Familienverhältnisse der Lees und Avas Beziehung zu „Onkel“ ihrem Geschäftspartner und Mentor in Hongkong schildert Ian Hamilton sehr ausführlich. Wer vorhat, die Reihe zu lesen, sollte sich das Lee’sche Geschäftsnetz fotografisch genau merken. Hier kommt es darauf an, wer aus welcher Stadt stammt, wer mit wem gemeinsam zur Schule gegangen ist oder bei welchem Kampfkunstmeister ausgebildet wurde. Hamilton geht mit dieser Gewichtung klassisch chinesisch vor: er nähert sich seinem Thema vom Rand allmählich zur Mitte, bewegt sich vom vermeintlich Nebensächlichen zum Kern der Sache, den er als China-Kenner einem Asiaten gegenüber niemals so direkt ansprechen würde. Ganz anders dagegen die Verhältnisse in Guyana, wo Ava auf der Jagd nach den 5 Millionen Station macht, dort gibt es ein einfaches Nein. Nein, es gibt hier kein sauberes Trinkwasser und nein, die Straßen werden hier nicht repariert. Ava hätte das sicher diplomatischer ausgedrückt …


    Ian Hamilton hat jahrelang Geschäfte in Asien gemacht und verarbeitet sein profundes Wissen über asiatische Denkweisen in der Krimi-Reihe um Ava Lee. Vielleicht überschätzt er seine europäischen Leser damit etwas; denn die Beziehung zwischen Ava und Onkel, auch sie typisch chinesisch, könnte eine interkulturelle Erläuterung gebrauchen, die in den folgenden Bänden evtl. noch folgt.


    Wenn Herr Sapperlot hier einen Kriminalroman rezensiert, soll man die Öhrchen spitzen …


    Die Reihe

    1. Die Wasserratte von Wanchai. Kein & Aber (2011)
    2. Der Jünger von Las Vegas. Kein & Aber (2012)
    3. Die wilden Bestien von Wuhan. Kein & Aber (2013)
    4. Der rote Stab von Macao. Kein & Aber (2014)

    5. Der schottische Bankier von Surabaya. Krug & Schadenberg (2018)
    6. Die zwei Schwestern von Borneo. Krug & Schadenberg (2019)


    7. The King of Shanghai (2015)

    8. The Princeling of Nanjing (2017)

    9. The Couturier of Milan (2017)

    10. The Imam of Tawi-Tawi (2018)

    11. The Goddess of Yantai (2018)

    12. Mountain Master Sha Tin (2019)

    0.5 The Dragonhead of Hongkong (2013) Prequel

  • Ich weiß gar nicht, weshalb ich diese Reihe aus den Augen verloren habe. Der erste Band hatte mir gut gefallen, so dass ich alle Folgebände gekauft habe - und da subben sie noch rum...

    Echt?!

    Auch die wilden Bestien von Wuhan?

    Du würdest das Buch nicht ganz vielleicht wandern lassen? :bluemchen Ich würde auch den Thread für dich eröffnen und betreuen :saint:.

    Aber fühl dich nicht genötigt. Ich kann sehr gut verstehen, wenn du es nicht rumschicken magst in der Republik. Es ist ein rares Buch und wenn es verschwindet, nicht so leicht ersetzbar :knuddel1.

    Es ist nicht mehr zu kriegen, außer als ebook oder als überteuertes Gebrauchtexemplar ;(.

    Ich hab gesucht und gesucht.

    Den vierten Teil würde ich mir ja wieder kaufen, den gibt es noch als ganz normales Printexemplar, glaub ich.

  • Zum Auftakt dieser neuen Serie bekommt Ava Lee den Auftrag, Andrew Tams verschwundene 5 Mio. Dollar wieder zu beschaffen. Er hatte mit einem Lebensmittelkonzern Geschäfte vereinbart und wurde betrogen. Der Kontakt kam über ihren Onkel zustande. Der Onkel ist nicht blutsverwandt, sondern im Sinne des chinesischen Verständnisses. Der Leser begleitet Ava auf ihrer äußerst spannenden und auch gefährlichen Tour durch Kanada, Asien und die Karibik. Die Reisen, ihre Kontakte, die Schauplätze und ihre Handlungen werden bildhaft beschrieben, man fühlt sich mit einbezogen. Die Erläuterungen zu dem Verschwinden der Shrimps und den finanziellen Zusammenhängen des Betruges werden gut nachvollziehbar beschrieben. Und auch beim endgültigen Abgang zeigt Ava ihre Cleverness.


    Ava Lee als Protagonistin ist eine Akteurin nach meinem Geschmack, ihr Privatleben spielt in diesem Krimi keine große Rolle, es wird nur in einigen Sätzen erwähnt. Kurz einige Details zu ihrer Person. Sie ist Wirtschaftsprüferin aus Toronto mit chinesischen Wurzeln, Anfang 30, gut aussehend, clever, tough, lesbisch, durchtrainiert, beherrscht die Kampfkunst Bak Mei, spricht diverse Sprachen, vor allem auch Kantonesisch und Mandarin. Sie ist gut situiert, dadurch klingen ihre Designerklamotten und der Schmuck authentisch. Einige Gewohnheiten ihrer Kindheit hat sie beibehalten, beispielsweise die gefüllte Thermoskanne, den Reiskocher, Frühgebete und Gymnastik, sowie Respekt und auch Achtung in der Zusammenarbeit mit Onkel. Sie ist gut ausgerüstet, hat zwei Pässe und diverse SIM-Karten. Ihre Mutter lernt man als verrückte Nudel kennen, die genau weiß was sie will, vor allem hinsichtlich des Vaters von Ava, denn sie ist seine Zweitfrau.


    Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen der chinesischen Mentalität sowie die Verpflichtungen und deren Einforderung unter Schicksalsfreunden, was immer wieder ein Thema darstellt.


    Es handelt sich hier um keinen 08/15-Krimi, sondern um ein fesselndes Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Die Serie ist für mich schon im Januar ein Highlight für 2019!