Torso - Wolfram Fleischhauer

  • Ich habe das Buch aus dem Amazon-Vine-Programm.
    Es erscheint am 01.10.2011


    Kurzbeschreibung
    Zwei Tote. Ein Rätsel. Keine Gnade. In einem leerstehenden Berliner Hochhaus macht die Polizei einen grausigen Fund. Ein makaber drapierter Frauentorso stellt alles in den Schatten, was Hauptkommissar Zollanger in seiner Laufbahn je zu sehen bekam. Anderswo in Berlin will eine verzweifelte junge Frau nicht an den »Selbstmord« ihres Bruders glauben – und sticht ahnungslos in ein Wespennest aus Gier, Verrat und Vertuschung übelster politischer Machenschaften. Der große Thriller von Wolfram Fleischhauer.


    Über den Autor
    Wolfram Fleischhauer, geboren 1961 in Karlsruhe, ist einer der wenigen deutschen Autoren, denen es gelingt, Anspruch und Spannung für ein großes Publikum zu verbinden. Nach vier Romanen über die Künste ("Die Purpurlinie", "Die Frau mit den Regenhänden", "Drei Minuten mit der Wirklichkeit", "Das Buch, in dem die Welt verschwand"), dem Familienroman "Die Inderin" und dem Universitätsroman "Der gestohlene Abend" ist "Torso" sein erster literarischer Thriller. Mehr Informationen zum Autor unter: www.wolfram-fleischhauer.de



    Meine Meinung:
    Das ging mal ordentlich in die Hose. Stände auf dem Buch nicht Fleischhauer drauf, würde ich nicht mal im Entferntesten auf die Idee kommen, daß dieser Autor eines meiner absoluten Lieblingsbücher (Die Frau mit den Regenhänden) diesen Text geschrieben hätte.
    Fleischhauers intelligent subtilen Anspielungen vermisst man auf jeder Seite, statt dessen wird dem Leser ein von vorne bis hinten durcschaubarer Plott geliefert, der ohne große Überraschungen zu einem dann noch weniger überraschendem Ende führt.
    Ich hatte mich auf dieses Buch gefreut, wie irre, wirklich ich habe gewartet und es ehrfurchtsvoll in Empfang genommen, als der Postbote es endlich brachte und dann hab ich mich tagelang durch diesen leider nicht besser werdenden Text gequält, auch die leider für ein Hardcover ausgesprochen häufig auftretenden Satz-/Rechtschreibfehler sicher nicht aufgewertet haben.
    Gut. es gelingt ihm die Figuren ganz ordentlich zu zeichnen und ihre Charaktereigenschaften herauszustellen, das wars dann aber auch schon, zumal eben diese Eigenschaft des Autors dazu führt, daß der aufmerksame Leser sehr früh weiß, oder zumindest vermutet, wer der Täter sein wird. (Ich wußte es nach dem ersten Zusammentreffen von Elin und Zollanger) Bei den Ermittlungsmethoden und seltsamen Schlüssen, bzw. die unpassenden Bezeichnungen für gewisse Dinge haben sich mir, die ja bei Krimis gesteigerten Wert auf authentische Geschehnisse legt, die Nackenhaare aufgestellt. Immer wieder hatte ich ein: "So läuft das ganz bestimmt nicht!" auf den Lippen und die Beschreibung der arrangierten Körperteile und Tierkadaver fand ich auch nur wenig gelungen. Geronnenes Blut, das fließt? Keine Insekten auf den Kadavern? Polizisten der Mordkommission, die sich allen ernstes über den Geruch beschweren?
    Nein, nein, nein, nein....
    Auch die bösen bösen kapitalistischen Banker und ihre Seilschaften, die verantwortungslosen Politiker wurden mir ein wenig zu überzeichnet dargestellt, sicher, das mag es geben, da fehlt mir der Einblick, aber mir persönlich behagte es einfach im Zusammenhang der Geschichte nicht und konnte mich eben nicht überzeugen.


    Einzig vor dem völligen Versagen gerettet hat dieses Buch die eigentlich gar nicht mal so üble Thematik. Wenn es mir auch da deutlich zu schwarzweiß gemalt wurde. Gesellschaftskritik in einem Thriller ist ja gut und schön, aber wenn die Moral einem von jeder Seite entgegentropft, dann ist es doch ein wenig zu viel des Guten.


    Eine eigentlich ganz gute Idee, leider nicht so gut umgesetzt, wie ich es von einem Wolfram Fleischhauer gewohnt bin.
    Sehr sehr schade

  • "Polizisten der Mordkommission, die sich allen ernstes über den Geruch beschweren?"


    Die gabs aber eben im "Tatort" auch! :lache :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich kann sagen, dass mir das Buch gefallen hat. Ich bin vielleicht kein aufmerksamer Leser. Ich lese und lass mich treiben. Ich denke nicht viel drüber nach, ich will ja nicht selbst ermitteln. Deswegen ist mir auch der Täter entgangen und ich hab am Ende doch eine Überraschung erlebt.


    Auch kannte ich den Autor noch nicht. Kann also keine Vergleiche zu vorherigen Büchern ziehen.


    Thematik fand ich äußerst interessant und die Umsetzung hat mir auch gut gefallen. Ich werde sicherlich wieder einmal zu einem Buch von diesem Autor greifen.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Wolfram Fleichhauer: Torso. Roman
    Droemer Verlag. 4. Oktober 2011. 432 Seiten
    ISBN 978-3426198537. 19,99€


    Zum Inhalt:
    Einen Kriminalroman mit dem Titel "Torso" hätte ich sicher nicht aufgeschlagen, wenn Fleischhauers Die Frau mit den Regenhänden mir nicht als außergewöhnliches Buch in Erinnerung geblieben wäre, das sich nicht in ein Genre pressen lässt. Die Geschichte makaber drapierter Leichenteile wird vom Autor zurückhaltend als Roman, nicht als Thriller bezeichnet. Bei Hauptkommissar Martin Zollanger von der Berliner Kripo wundern sich die Kollegen schon länger, welche besonderen Fähigkeiten oder Beziehungen dem ehemaligen Volkspolizisten der DDR seinen Posten als Leiter einer Mordkommission im wiedervereinigten Berlin eingebracht haben. Zollanger zählt bereits die letzten beiden Jahre bis zur Pensionierung, in letzter Zeit wirkt der Chef verändert und gesundheitlich angeschlagen. "Das Ding", das in einer Abrissplatte, einem leerstehenden Mehrfamilienhaus, gefunden wurde, der Torso, diese die tote Frau entwürdigende Anordnung aus Teilen von Leichen und Tieren hat Zollanger gerade noch gefehlt. Zollangers Team, mit dem zweiten Fund einer Schimäre aus Mensch- und Tierteilen konfrontiert, arbeitet fieberhaft und mäßig erfolgreich an der Aufklärung beider Fälle. Nach dem zweiten Fund von Leichenteilen vermutet Zollinger hinter den Taten die direkte Botschaft eines im Bereich der Mythologie und der bildenden Kunst bewanderten Täters.


    Parallel zu den Ermittlungen im Fall Torso im Plattenbau kommt das Mädchen Elin nach Berlin, deren Bruder sich hier das Leben genommen haben soll. Die Staatsanwaltschaft hat den ungeklärten Tod Erics zum Selbstmord erklärt und den Fall innerhalb weniger Wochen eingestellt. Elin hat erhebliche Zweifel an dieser Sichtweise und will sich zur Widerlegung der Selbstmordthese der Behörde umfangreiche Datenbestände von Erics PC und Sicherungslaufwerken zugänglich machen lassen. Elin braucht Beweismittel, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen. Das hört sich leichter gesagt an als getan; denn Elin lehnt Autos, Fleichverzehr und den Geldkreislauf des kapitalistischen Wirtschaftssystems ab. Wenn das Mädchen, das seit dem 14. Lebensjahr auf der Strasse gelebt hat, Waren oder Dienstleistungen benötigt, erarbeitet es sich bei Zeittauschringen eine fiktive Währung, die sie in das Erwünschte tauscht. Um die PC-Nutzung in einem Berliner Internet-Café "bezahlen" zu können, muss Elin erst "Promessen" verdienen. Hagen, der Hacker, der für Elin Erics sorgfältig gesicherte Daten lesbar machen soll, hat schon bald vermutet, dass die Datenmengen von Erics letztem Arbeitsplatz stammen, wo er das Computersystem entwickelte und betreute. Hagen findet die Angelegenheit für die in IT-Fragen recht blauäugige Elin viel zu gefährlich, die mit jeder Aktivität an Erics PC evtl. darauf installierter Spyware neue Spuren präsentiert.


    In einem dritten Handlungsstrang wird Inga Zieten entführt. Sie ist die Tochter des Bankers Hans-Joachim Zieten, der sich beim Handel mit Schrottimmobilien an den Töpfen des Aufbaus Ost bereichert und seine Verluste stets in kleinen Portionen der öffentlichen Hand oder viel zu gutgläubigen Anlegern untergejubelt hat. Zietens von Außenstehenden kaum zu durchschauendes Imperium kränkelt gerade, ein waghalsiger Rettungsplan erfordert höchste Geheimhaltung. In dieser Situation will Zieten das Einschalten der Kripo in des Verschwinden seiner Tochter dringend vermeiden. Zieten lässt sich von höchster Stelle direkt informieren und setzt einen seiner Lakaien als Sonderermittler darauf an, welche Symbolbedeutung Nachrichten haben könnten, die der noch unbekannte Entführer Ingas direkt für Zieten gestaltet hat.


    Fazit:
    Zollangers Team ermittelt im Wettlauf mit Zietens Privatschnüffler an der Schnittstelle zwischen betrügerischen Finanzgeschäften, der Rolle Erics und dem auffälligen Verhalten Zollangers während der Ermittlungen. Berlin, die Frontstadt der Vetternwirtschaft, das Milliardengrab westlicher Transferleistungen, dient Fleischhauers circa im Jahr 2002 spielenden Roman als Kulisse. Versatzstücke wie die Leichenteile, der nur nachlässig recherchierte angebliche Selbstmord Erics und auch der gesundheitlich angeschlagene Ermittler wirken zunächst vertraut aus Kriminalromanen. Die Bedeutung von Bildern mittelalterlicher Mythen, als interessante Persönlichkeiten Zollangers patente Kollegin Sina, Elin und ihr ritterlicher Unterstützer Mirat können diese geringen Schwächen jedoch ausgleichen. Die befürchtete klischeehafte Darstellung eines Ermittlers ostdeutscher Herkunft blieb im Rahmen.


    Sinn und Ziel des Romans war für mich nicht das Ermitteln des Täters, damit die Bösen bestraft werden und die Opfer Genugtuung erhalten, sondern stärker die der Handlung unterlegten ethischen Fragen nach der Rolle des Organisiertes Verbrechens als etabliertem Bestandteil eines Regierungssystems. Elin als Verweigerin des Wirtschaftskreislaufs von Industriestaaten kommt in "Torso" die Rolle der Bürgerin zu, die aus dem gesellschaftlichen Wertekonsenz ausgestiegen ist. Elin fühlt sich von der staatlichen Justiz nicht geschützt und handelt u. a. deshalb selbst. Für einen Roman, der so viele brisante Fragen kritisch aufnimmt, fand ich zu Beginn die Sprache etwas zu einfach und die Anzahl zufälliger Wendungen zum Schluss hin wenig glaubwürdig. Insgesamt hat mich die Geschichte um Gier und Größenwahn, deren Ereignisse u. a. auf Elemente der Stasivergangenheit der DDR aufbauen, gut unterhalten.

  • Zum Inhalt:


    Martin Zollanger, Hauptkommissar bei der Berliner Mordkommission, wird zu einem ungewöhnlichen Leichenfund gerufen. Die Polizei ist völlig ratlos, worum es sich bei der makabren Zurschaustellung von menschlichen und tierischen Körperteilen handelt und was für eine Art Täter dahinterstecken könnte. Zollanger, als ehemaliger DDR Volkspolizist und überzeugter Sozialist, sieht sich einmal mehr in seiner Abneigung gegenüber dem westlichen System und den Auswüchsen, die es hervorbringt, bestätigt.
    Die Handlung spielt übrigens nicht, wie ich zuerst angenommen habe, in unserer Zeit heute, sondern vor gut 10 Jahren.


    In einem parallelen Handlungsstrang sucht die junge Elin nach den wahren Hintergründen im Tod ihres Bruders. Von der Polizei als Selbstmord zu den Akten gelegt, kann seine Schwester diese Version nicht glauben und kommt nach Berlin, um auf eigene Faust zu ermitteln.
    Elin ist ein interessanter Charakter, lehnt das System ab, benutzt keine Verkehrsmittel außer ihrem Fahrrad und zahlt nur im Notfall mit Geld, ansonsten ist sie in einer Tauschgemeinschaft organisiert.
    Ein durchaus interessanter Aspekt, über den ich bei Gelegenheit gerne mal mehr nachlesen möchte.


    Im dritten Teil der Handlung geht es um Finanzgeschäfte in Berlin in den Jahren nach der Wende. Der Autor zeichnet hier ein sehr düsteres Bild vom Kapitalismus allgemein und von den Machenschaften der Banken im Speziellen.


    Natürlich stehen all diese Dinge in irgendeiner Verbindung zueinander, doch wie genau, bleibt lange unklar.



    Meine Meinung:


    Ich tue mich recht schwer mit einer Bewertung. Einerseits hat mir das Buch gefallen, es hat sich auch gut lesen lassen. Ich habe noch in dunkler Erinnerung, vor Jahren ein Buch des Autors abgebrochen zu haben, weil ich damals mit dem Schreibstil gar nicht klargekommen bin. Derartige Probleme hatte ich bei Torso nicht.
    Ich hatte mir anhand der Buchbeschreibung eigentlich etwas mehr Thriller erwartet.
    Die eigentliche Story war spannend, wurde aber meiner Meinung nach durch zu viele „Nebenschauplätze“ verwässert. Der Autor spricht dermaßen viele Themen an, dass es schwerfällt, sich auf die eigentliche Handlung zu konzentrieren. Zwischen Kapitalismus-Kritik, öffentlichen Sex-Orgien, Leichenschändung, DDR-Vergangenheitsbewältigung, Korruption in Wirtschaft, Politik und Justiz, Internet-Kriminalität, etc fehlte mir da ein bisschen der rote Faden. Und obwohl einige dieser Themen sicher sehr interessant sind, geht das Buch nur bei sehr wenigen davon in die Tiefe, viele werden einfach nur so nebenher erwähnt. Für mich ergab sich daraus ein sehr negatives und frustrierendes Bild unserer Gegenwart.
    Die von einigen Rezensenten bemängelte zu frühe Identifizierung des Täters kann ich für mich nicht bestätigen, ich habe bis zum Ende im Dunkeln getappt. Was aber auch wieder an der Vielzahl der angesprochenen Details liegen könnte, vielleicht habe ich dadurch einfach nicht genau genug gelesen.
    Die Auflösung am Ende des Buches fand ich daher nicht unbedingt vorhersehbar, aber in der Nachbetrachtung erscheint es als eine allzu praktische Erklärung, und stellt mich daher zwar inhaltlich zufrieden, aber nicht unbedingt stilistisch.

  • Meinen Vorschreibern möchte ich nichts mehr hinzufügen, was den Inhalt des Buches betrifft. Meine abschließende Meinung:


    "Torso" hat mich an drei Lese-Tagen gut unterhalten. Der Schreibstil Wolfram Fleischhauers liest sich sehr flüssig und es ist ihm gelungen, dass ich voll in die Geschehnisse eingetaucht bin.
    Sehr gut gefallen hat mir die außergewöhnliche Idee des Leichen-Arrangements nach einem künstlerischen Vorbild. Auch die Botschaften, die der Täter hinterlassen hat, zu entschlüsseln und in Beziehung zu den Gemäldeteilen zu setzen, hat mir große Freude bereitet. Geschickt hat der Autor Hinweise in den Text einfließen lassen, die mir zwar aufgefallen sind, die ich aber erst am Ende zu einem Verdacht zusammensetzen konnte.


    Mehrere gesellschaftlich brisante Themen werden in dem Buch angesprochen und leider nicht so vertieft, wie ich mir das gewünscht hätte.
    Zum einen spielt moderne Wirtschaftskriminalität im Banken-Milieu eine große Rolle. Die Verzahnung von Wirtschaft und Politik, von Bankwesen und staatlichen Geldern wurde eindrücklich vor Augen geführt. Gerade in diesem Umfeld hätte ich mir kompromisslose Killer gut vorstellen können und dieses eine Thema hätte eigentlich schon gereicht.
    Ein zweites Thema ist, in wie weit die Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit in der eigenen Biografie gelingt - oder auch nicht. Auch dies ist ein sehr weitgreifendes Thema, das einen eigenen Roman verdient gehabt hätte.
    "Menschen auf der Suche"- so bezeichne ich mal das dritte Thema, das mir im Gedächtnis geblieben ist. Auf der Suche nach dem Kick durch Drogen, durch Befriedigung durch das Ausleben sexueller Neigungen, durch unausgesprochene familiäre Probleme, ein immer wieder für Konflikte sorgendes Thema.
    Der Autor hat sich für eine Verknüpfung entschieden und überlässt es so der Fantasie des Lesers, sich noch seinen Teil auszumalen.


    Es war mein erster Roman, den ich von Wolfram Fleischhauer gelesen habe, und so fehlen mir Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe das Buch gerne gelesen, habe der Auflösung entgegen gefiebert und mich glänzend unterhalten lassen.
    Vielen Dank dafür!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zwei Tote. Ein Rätsel. Keine Gnade.


    In einem Hochaus wird ein Torso gefunden. Schrecklich aufgebahrt, wird er von Kommissar Zollanger und seinen Kollegen gefunden. Zur gleichen Zeit, denkt Elin darüber nach, warum ihr Bruder "Selbstmord" begangen haben sollte. Ihr fällt kein vernünftiger Grund ein und außerdem stimmen einige Dinge nicht überein. Aber was soll sie tun? Und desto weiter sie herum schnüffelt, desto weiter gerät sie in einen Strudel aus Gier, Verrat und Vertuschung. Doch was haben diese beiden Geschichten miteinander zu tun?


    Tatsächlich ist der Thriller am Anfang sehr spannend. Der Torso gibt einige Rätsel auf. Vor allem, weil es noch einige weitere Überraschungen gibt. Zollanger ist ein etwas spröder Charakter. Über das ganze Buch hinweg, habe ich es nicht geschafft, ihn zu mögen. Er ist eher ein unleidlicher Mensch, der zwar eine gewisse Pechsträhne hat, aber er bleibt eine blasse Figur ohne viel Vergangenheit. Auch wenn einiges bestimmt davon beabsichtigt war, fehlt mir eine Eigenschaft oder eine Ecke & Kante, die man lieb gewinnen kann, etwas warum ich mit ihm ermitteln möchte. Da kommt mir seine Kollegin gerade recht, die zwar weniger Auftritte hat, aber wenn sind ihre Gefühle nachvollziehbar, offen und ehrlich. Sie sucht die Wahrheit und ist dabei sympathisch, authentisch und gleicht die Kühle des Kommissars an einigen Stellen aus.


    Die Geschichte selbst ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Einmal verfolgen wir die Torsi und ihren Täter und sonst befinden wir uns mit Elin auf der Wahrheitssuche. Elin ist schon etwas besonderes. Am Anfang sehr findig, interessiert und wachsam, wird sie im Verlauf der Geschichte immer dümmer. Sie ist unvorsichtig und ihr Leben scheint ihr nicht mehr viel wert. Die Frage ist: Warum verändert sie sich in die falsche Richtung?


    Die Morde haben mir also gefallen. EIne Mischung aus Blut, Irritation und Dummheit. Was hat mir also nicht gefallen? Ehrlich? Die politischen Machenschaften, die Geldangelegenheiten. Schon wieder ein Thriller über Gier und Verrat und vor allem Geld? Ich empfand es nicht als interessant, gewisse Dinge immer und immer erklärt zu bekommen und gleichzeitig fast die Leichen zu vergessen. Am Ende hat der eine Handlungsstrang für mich zu viel Aufmerksamkeit erhalten, auch wenn sie, wie ich weiß, zusammen gehören. Die Auflösung ist, mit Verlaub, gut strukturiert und durchdacht, aber ich habe den Tipp am Anfang, wer nun der Täter ist, Gott sei Dank überlesen.


    In der Leserunde hat ihn tatsächlich jemand entdeckt. Ist das nicht zu früh, für den schlauen, aufmerksamen Leser? Darüber kann man streiten. Und ich kann dazu nichts sagen, denn ich habe ihn überlesen oder anders verstanden.


    Ein Buch, dass mittelmäßig war und deswegen 5 von 10 Punkten bekommt.

  • Meine Meinung: Ich war erst ein wenig skeptisch, als ich las, worum es in „Torso“ geht, denn arrangierte Leichen scheinen zurzeit in Mode und so finden sich in vielen Thrillern frisch gemeuchelte Opfer, die ein meist psychopathischer Täter zu einem netten Bilderrätsel für irgendeinen gestressten (alleinerziehenden, alkoholabhängigen) Kommissar hinterlässt. Der Name des Autors war es dann, weshalb ich das Buch las, denn ich verbinde ihn mit einem flüssigen und gut zu lesenden Stil – und so war es dann auch bei diesem Buch.


    Zu Beginn fragt man sich, wie das alles zusammen passen soll: Ein Torso, der grausam dekoriert auf Kommissar Zollanger wartet, eine entführte junge Frau und deren Vater, der ein rücksichtsloser Finanzhai zu sein scheint und ein undurchsichtiger Staatsanwalt, spielen eine nicht unerhebliche Rolle in diesem Fall. Allein schon die Verfolgung der einzelnen Handlungsfäden war interessant und so las sich das Ganze sehr spannend und auch wenn sich irgendwann in der Mitte des Buches ein leiser Verdacht regte, so war ich dann doch von der gut erklärbaren Lösung überrascht.


    Die einzelnen Figuren hätten etwas intensiver ausgearbeitet sein können. Bis auf Elin, eine der Hauptpersonen erschienen mir alle ein wenig zu blass und dabei hätte gerade Zollanger etwas mehr Aufmerksamkeit und Profil verdient, doch irgendwie war er zu wenig greifbar und so ließen mich die Protagonisten eher distanziert und ungerührt das Geschehen miterleben.


    Mein Fazit: Gut gemacht, gut durchdacht, doch nicht so überragend, wie ich es mir erhofft hatte…


    7 Eulenpünktchen von mir. :wave

  • Wolfram Fleischhauers Genre-Palette ist weit gefächert. Mit „Torso“ gab er sein Debüt als Thriller-Autor. Mit viel Thrill begann er auch die Handlung, die um das Jahr 2002 in Berlin angesiedelt ist. Die Beschreibung des makaber in Szene gesetzten Torsos ist sicher nichts für Zartbesaitete und Leser mit schwachen Nerven, sie ist ungeschönt, grauenhaft und dabei sehr gut vorstellbar. Dann baut er um die drei Handlungsstränge eine intelligent konstruierte, vielschichtige und gleichzeitig komplexe Geschichte auf. So werden Machenschaften in der Finanzwelt, Korruption, organisiertes Verbrechen, Stasivergangenheit thematisiert, ohne den Thriller damit zu überladen. Im Mittelpunkt von „Torso“ steht nicht wie üblich die Ermittlungsarbeit der Polizei, sie wird zwar nie aus dem Auge verloren, es geht aber um mehr, es geht um Moral, Ethik und Verantwortung. So ist auch die auf den ersten Blick recht skurril erscheinende Elin Hilger für diesen Roman in ihrer Andersartigkeit ein Glücksgriff. Weitgehende Konsumverweigerung steht konträr zu der Skrupellosigkeit und der maßlosen Gier der Banker. Auch an anderen Stellen kommt Fleischhauer in seinem Thriller – ungewohnt für dieses Genre, aber deshalb um so bemerkenswerter – ins Philosophieren. Die Charakterisierung der Personen fand ich sehr gelungen. Alle wirkten in ihrem Auftreten ehrlich, echt und glaubwürdig, wenn auch mitunter kauzig, sonderbar und bizarr. Ein wenig vermisst habe ich diesem Thriller den von mir so geschätzten ausgefeilten Sprachstil des Autor, das ist aber wohl eher dem Genre anzulasten als der Schreibkunst Wolfram Fleischhauers. Mich hat dieser Thriller, einschließlich des Nachwortes, sehr gut unterhalten. Lediglich das Ende fand ich etwas zu konstruiert und auch etwas zu schnell herbeigeführt. Nicht alle Fragen wurden direkt geklärt, aber da sei es der Fantasie des Lesers überlassen, die eigenen Schlüsse zu ziehen.

  • „Torso“ war das erste Buch von Wolfram Fleischhauer, das ich gelesen habe.
    Cover, Titel, und besonders die Inhaltsangabe hatten mich neugierig gemacht.


    Der Roman startet vielversprechend und gibt sofort Rätsel auf. Als in Berlin kurz nach der Wende ein Frauentorso, dem ein Ziegenkopf aufgesetzt wurde, entdeckt wird, sehen sich Kommissar Zollanger und sein Team mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert und ermitteln in die unterschiedlichsten Richtungen. Zeitgleich stellt die junge Elin Nachforschungen zum Selbstmord ihres Bruders an, an den sie nicht glauben will.


    Die Handlung wird in einfacher Sprach- und Erzählweise durch kurze Kapitel, Cliffhänger und immer neue Informationen, die nach und nach auf den Leser einprasseln, vorangetrieben. Man ahnt schnell, dass es Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen geben muss, und findet sich bald in der Banken- und Finanzwelt wieder, in illegalen Machen- und Seilschaften, die bis in die Kreise von Wirtschaft und Politik reichen, die für mich als Laien trotz der sicherlich gut gemeinten Erklärungsversuche des Autors nicht vollkommen zu verstehen und zu durchschauen sind. Aufgrund der häufigen Szenenwechsel ist es mir zudem bisweilen schwer gefallen, den roten Faden nicht zu verlieren.
    Ins eigentliche Geschehen, das sich manchmal zu verlieren scheint, werden eine Menge gesellschafts- und sozialkritischer Themen eingebaut, aktuelle und brisante Probleme, die nur angeschnitten und nicht vertieft werden, was bei mir einen unbefriedigenden Eindruck hinterlässt, denn wer gackert, muss auch legen, bei dieser Fülle hingegen schier unmöglich. Hier wäre vermutlich weniger mehr gewesen.
    Obwohl sich Wolfram Fleischhauer bemüht, seine ziemlich eigenwilligen Figuren glaubwürdig und echt darzustellen, herrscht aus meiner Sicht eine gewisse Emotionslosigkeit und Distanziertheit zwischen den Zeilen, so dass mir die Personen überwiegend fremd und unnahbar geblieben sind.
    Zum Ende hin wirkt die durchdachte Handlung etwas überkonstruiert und zusammengeschustert, überrascht hat mich dann aber doch die in sich logische Auflösung, mit der ich so nicht gerechnet habe.


    „Torso“ ist meiner Meinung nach ein Roman, der durchaus spannend aufgebaut ist, der die Aufmerksamkeit des Lesers fordert, in den aber einfach zu viel hineingepackt wurde.
    Da mich Wirtschaftskriminalität an sich und ihre Auswirkung auf Politik und Gesellschaft, mit der sich die Geschichte ja nun hauptsächlich beschäftigt, nur wenig interessiert, konnte mich der Thriller, den ich in keinem Abschnitt des Buches als solchen empfunden habe, leider nicht in dem Maße begeistern, wie ich es erhofft habe.

  • Spannende Mordfälle, schaurige und skurille Plätze, Verfolgungen, Verstrickungen und ein bunt gemischter Haufen an interessanten Charakteren, eigentlich ist schon alles zum Inhalt und Geschehen gesagt. Ich möchte dennoch ein paar Sätze zum Buch loswerden.


    Wolfram Fleischhauer bleibt seinem Stil auch in dem Thriller treu, eine gut recherchierte, interessante Geschichte mit Irrungen und Wendungen zu schreiben.


    Torso ist meiner Meinung nach aber eher ein spannender Roman mit Thriller Elementen, die nur zu Beginn stark zum Einsatz kommen, sich aber in den sachlichen Themen um Wirtschafts und Bankenkriminalität, Intrigen und Macht etwas verlieren.
    Der intelligenten und insgesamt logischen Spannung tut das sicher keinen Abbruch, ein Thriller Kenner wird jedoch nicht auf seine Kosten kommen. Wer die bisherigen Bücher von Wolfram Fleischhauer kennt, weiß jedoch, das seine Bücher einen gewissen Anspruch haben und er diesem auch in Torso gerecht werden wollte.


    In dieser spannenden Geschichte bleibt jedoch das Tempo auf der Strecke, belohnt aber dafür mit sehr eigenwilligen und tollen Charakteren. Auch in Torso kann man wieder zwischen den Zeilen lesen, es werden sehr viele Dinge angerissen wie Moral, Anstand, Integration, Politik, Verflechtungen etc und als Leser wird man aufgefordert, hier die Folgen und Konsequenzen gedanklich auszuführen. Der Sprachstil und Ausdruck ist wie immer sehr angenehm und gut verständlich, die Aufklärungen bis zum Schluss logisch aufgebaut und realistisch, nachvollziehbar.


    Ich persönlich, hätte mir ein wenig mehr Action und Thrill gewünscht, halte Torso aber für einen sehr intelligentes und anspruchsvolles Buch, das insgesamt überzeugt und habe mich sehr gefreut es lesen zu können.

  • Titel: Torso
    Autor: Wolfram Fleischhauer
    Verlag: Droemer
    Erschienen 4. Oktober 2011
    Seitenzahl: 429
    ISBN-10: 3426198533
    ISBN-13: 978-3-426-19853-7
    Preis: 19.99 EUR


    Klappentext:
    Zwei Tote. Ein Rätsel. Keine Gnade.
    In einem leerstehenden Berliner Hochhaus macht die Polizei einen grausigen Fund. Ein makaber drapierter Frauentorso stellt alles in den Schatten, was Hauptkommissar Zollanger in seiner Laufbahn je zu sehen bekam.
    Anderswo in Berlin will eine verzweifelt junge Frau nicht an den „Selbstmord“ ihres Bruders glauben – und sticht ahnungslos in ein Wespennest aus Gier, Verrat und Vertuschung übelster politischer Machenschaften


    Der Autor::
    Wolfram Fleischhauer, geboren 1961 in Karlsruhe, ist einer der wenigen deutschen Autoren, denen es gelingt, Anspruch und Spannung für ein großes Publikum zu verbinden. Nach vier Romanen über die Künste ("Die Purpurlinie", "Die Frau mit den Regenhänden", "Drei Minuten mit der Wirklichkeit", "Das Buch, in dem die Welt verschwand"), dem Familienroman "Die Inderin" und dem Universitätsroman "Der gestohlene Abend" ist "Torso" sein erster literarischer Thriller. Mehr Informationen zum Autor unter: www.wolfram-fleischhauer.de
    Meine Meinung:
    Nach den historischen Romanen dachte ich einen Thriller: Und wurde belohnt. Ich war gleich von Anfang an gefesselt. Die Spannung stieg und stieg. Das Buch weglegen? So gut wie unmöglich! Der Schreibstil ist flüssig und die Schrift hat eine angenehme Größe.
    Hauptkommissar Zollanger ermittelt mit seinem Team gegen politische und wirtschaftliche Größen in einem Mordfall.
    Letztendlich: Mit einfühlsamen Worten wird alles erklärt. Der Leser erfährt nicht nur wer was getan hat, sondern auch warum.
    Von mir bekommt der Autor 10 Punkte!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Dies war mein erstes Buch von Wolfram Fleischhauer, sodass ich seinen ersten Ausflug in die Thrillerwelt in keiner Weise mit seinen anderen Werken vergleichen kann.


    Die Ausstattung des Buches ist sehr gelungen, das Cover ansprechend, und es gibt sogar ein Lesebändchen.


    Martin Zollanger, ehemaliger Volkspolist und jetzt Hauptkommissar bei der Mordkommission in Berlin, wird zu einem makabren Tatort gerufen: ein Frauentorso ist aufwändig mit einem Ziegenkopf in Szene gesetzt worden, und kurze Zeit später gibt es einen weiteren Tatort, der nicht weniger makaber ist.


    Und dann ist da noch Elin, die jeglichem Kapitalismus abgeschworen hat und versucht, Licht hinter den angeblichen Suizid ihres Bruders zu bringen, an den sie nicht zu glauben vermag.


    Wolfram Fleischhauers Schreibstil fesselt sofort, und so fiel es mir nach den ersten Kapiteln immer schwerer, das Buch aus der Hand zu legen. Und obwohl Fleischhauer seinen Leser kontinuierlich zum Mitdenken fordert, denn die Krimihandlung ist sehr komplex, wurde es mir nie zu anstrengend, im Gegenteil, zum Ende hin entfaltete das Buch geradezu einen Lesesog, dem man sich nur schwer entziehen konnte.


    Es geht um viel in diesem Thriller, der mehr ist als das: man kann ihn auch lesen als Studie unserer Gesellschaft: Es geht um Geld, Macht und politische und wirtschaftliche Verstrickungen jenseits moralischer Grenzen.


    Erzählt wird die Geschichte ein mehreren Handlungssträngen, die der Wolfram Fleischhauer geschickt zusammenführt. Auch die Figurenzeichnung ist gelungen, auch wenn es ein paar richtig schwarze Charaktere gibt, so sind die meisten nicht nur schwarz oder weiß, sondern es gibt viele Grautöne. Und schließlich gibt es einige Wendungen, die ich so nicht vorhergesehen habe.


    Insgesamt ein überaus spannender Lesegenuss, der mich neugierig auf weitere Werke Fleischhauers gemacht hat.


    9 Punkte

  • Bis auf Die Verschwörung der Engel und Schule der Lügen habe ich jeden Roman von Fleischhauer gelesen und sehe mich schon als kleinen Fan des Autors.
    Zumindest hüpft mein Herz jedes Mal, wenn ich von einem neuen Buch erfahre. In diesem Fall war es ein ganz großer Hüpfer, eher ein Riesensatz, weil Torso auch noch in meinem Lieblingsgenre angesiedelt ist.


    Um es kurz zu machen:
    Die ganz große Liebe war es nicht, aber ich hatte ein paar unterhaltsame und spannende Stunden mit dem Buch.
    Für mich persönlich war die Wirtschaftsthematik eine gewisse Herausforderung, auch steige ich bei politischen Verstrickungen gerne mal aus, aber hier war das freundlicherweise so gestaltet, dass auch ich mit meinem Spatzenhirn einigermaßen mitgekommen bin :grin


    Die Inszenierung der Torsi hat es mir sehr angetan, auch hinsichtlich der späteren Auflösung des Symbolgehalts. Das fand ich wirklich raffiniert gemacht und überzeugend. Wie überhaupt den gesamten Plot, obwohl doch insgesamt ein wenig zu überladen für meinen Geschmack.


    Schon bei anderen Fleischhauer-Romanen habe ich festgestellt, dass die Figuren oftmals etwas in mir zum Klingen bringen. Auch hier war das wieder so. Besonders angerührt hat mich Hauptkommissar Zollanger in seiner Verlorenheit. Aber auch Elin finde ich als Figur, trotz oder vielleicht auch wegen ihrer Extremität, interessant und gelungen.


    Insgesamt für mich ein guter, fesselnder und erfreulicherweise anderer Thriller, der allerdings nicht an Romane wie Die Frau mit den Regenhänden und Das Buch in dem die Welt verschwand heranreicht.
    Herr Fleischhauer hat sich da die Messlatte aber auch sehr hochgelegt.


    7 Punkte.

  • So nun habe ich dieses Buch auch beendet und ich muss zugeben, es war richtig gut.


    Man schaue sich nur mal die derzeitige Situation in Deutschland und Europa oder noch besser der ganzen Welt an und vergleicht das mit den Geschehnissen in diesem Buch, der Autor hat es hier geschafft genau den Nerv der Zeit zu treffen. Wer hätte vor einigen Jahren geglaubt, das solche Dinge wie im Buch geschildert passieren könnten, eher wenige, heute würde das so gut wie jeder glauben.


    Fleischhauer hat es hier wirklich geschafft etwas plausibles und glaubwürdiges aufzubauen, das zu dem auch noch spannend und interessant war.


    Ich muss zugeben, ich bin bis zu letzt nicht auf die Lösung gekommen, ich möchte hier natürlich nicht Spoilern, aber mit der Auflösung wie sie kam, hätte ich nicht gerechnet oder auch nur vermutet, hier hat der Autor wirklich gezeigt, das er einen ganz schön an der Nase herum führen kann :lache


    Ich gebe dem Buch 8 Punkte für eine wirklich gute Unterhaltung :-)

  • Inhalt:


    Die Polizei findet in einem leer stehenden Berliner Hochhaus einen sonderbar hergerichteten Frauentorso. Hauptkommissar Zollanger, der noch in der ehemaligen DDR die Verbrecherjagd lernte, ermittelt. Zollanger ist frustriert von der ausufernden Kriminalität und wachsenden Dekadenz der Hauptstadt. Eine zweite Leiche wird gefunden. Der ewige Ossi gerät unter Zeitdruck. Welch perverses Hirn denkt sich eine derart makabere Inszenierung des Todes aus? Oder geht es gar nicht um den Tod, den der Täter inszenieren will? Langsam versteht er die Denkweise des Bösen, enträtselt die ihm präsentierten Bilder und entdeckt die überraschenden Zusammenhänge.


    Ihm begegnet Elin, eine junge Idealistin, die es ablehnt Autos zu benutzten und versucht sich der Konsumwelt zu entziehen. Die Vegetarierin und Außenseiterin benötigt Zollangers Hilfe. Elin glaubt nicht an den Selbstmord ihre Bruders. Schon bald befinden sich die beiden ungleichen Helden im Kreuzfeuer politischer Machenschaften. Ein Abgrund an Gier und Verrat tut sich auf.


    Meinung:


    Das Wichtigste vorweg: der Roman ist spannend erzählt, ein echter Pageturner mit interessanten Charakteren und einer sattelfesten Konstruktion versehen. Wolfram Fleischhauer wirft gleich Dutzendweise Ingredienzien einer kranken Gesellschaft in den Topf und kocht einen starken Thriller auf. Da wären unter anderem Stasi-Seilschaften, das Berliner Nachtleben in seinen buntesten Sexfacetten, die marodierende Finanzindustrie, Gesellschaftskritik, eine allgegenwärtige Korruption, das Thema Computersicherheit, Kunst und Kirche zu nennen.


    Großartig die Darstellung von Finanzdienstleister Zieten, der bestens verzahnt ist mit Staatsanwaltschaft, Politik und der Hochfinanz, die mit ihren weltweiten Geldströmen längst das Ruder im Staate übernommen hat. Fein auch, die ums Recht kämpfende Elin, die sich dem Wahnsinn der Welt entgegenstellt und mehrfach von den Ereignissen überrollt wird. Sie wird in all ihrer Schwäche zu Zietens stärksten Gegenspielerin. Logisch, dass er Elin zu einem asozialen Element erklärt, dessen Leben keinen Pfifferling wert ist, während der Bankster gerade dabei ist den Berliner Haushalt für die nächsten zwei bis drei Generationen zum Schornstein seiner Villa herauszublasen.


    Dieses Duo im Roman aufzubauen ist ein interessanter Schachzug von Wolfram Fleischhauer, zeigt er doch auf durch welche Methode, der Finanzwelt am leichtesten entgegenzutreten wäre, nämlich durch Bescheidenheit und ein gesundes Wertegerüst des Einzelnen.


    Natürlich liegt hier auch eine Schwäche des Romans, das schwarz, weiß denken, beim Thrillergenre allerdings nicht unüblich. Und die liebe Moral, die ich nicht zu dick aufgetragen fand.


    Insgesamt ein gelungener Roman. 8 von 10 Punkten.


    :wave