Wie geht ihr mit dem thema Krebs um?

  • Als meine Mutter mir vor gut anderthalb Jahren mitteilte, dass sie Brustkrebs habe, war das für mich, als würde die Welt untergehen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich erstmals ernsthaft damit auseinandergesetzt, dass meine Eltern nicht ewig leben werden und dieser Gedanke war absolut erschreckend. Hinzu kam als Antwort von einem befreundeten Arzt, den ich um Rat fragte, die Antwort: "Jetzt ist das Risiko, dass du selbst an Krebs erkrankst um 30% gestiegen!", was mich auch nicht gerade ermutigte und mich augenblicklich zu meiner Frauenärztin trieb, wo ich hysterisch nach einem Gentest verlangte.


    Mit der Zeit, die mit vielen Ängsten, Alpträumen und Gedanken über den Sinn und Unsinn des Lebens/von Krankheiten vergangen ist, habe ich mich wieder eingekriegt. Meiner Mutter geht es nach der OP, der Chemo und den Bestrahlungen wieder recht gut. Aber sie hat sich verändert - ich spüre, dass sie Angst hat, auch wenn sie es nicht aussprechen kann. Und ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, wie Katja. Wie haben ein deutlich liebevolleres Verhältnis zueinander.


    Aber die Sorge bleibt!



    Dir, Nekoelschekrat wünsche ich viel Kraft.


    Liebe Grüße
    carola

  • Krat, dein Vater kennt dich und weiss bestimmt, dass du jetzt nicht vor Mitleid zerfließen wirst. Das wäre bestimmt auch das Letzte, was er wollte.
    Es wäre auch völlig daneben, jetzt zu erwarten, dass eine Woge von Betroffenheit und Mitgefühl über dich hereinstürmen müsste, wenn du nie der Typ dazu warst. Also mach dir darüber keine Gedanken.
    Dein Vater könnt etwas Zuspruch und Aufmunterung gebrauchen. Das wirst du ihm doch auch geben können, oder? Viel besser, als Betroffenheit und (geheuchelte) Gefühlsduseleien!

  • Liebe Beatrix,


    ich kann wie gesagt nur von unserem Fall sprechen- nicht von der Allgemeinheit. Wir gehen alle regelmäßig (mag daran liegen das meine Ma, Tante und ich Arzthelferin sind :-)), wie andere es machen- weiß ich nicht.


    Ja, ich mußte in Jever die Vorsorge bezahlen (wobei der Konkurrent das Doppelte nahm!).
    Hier in unserer Heimatstadt (wo wir seit 2 Jahren wieder wohnen) hab ich noch nicht eine bezahlt. Und auch nicht die zweite, weil meine Ärztin (eine super kompetente, menschliche, nette Frau) sehr viel Verständnis hatte, dass ich durch die Diagnose meiner Ma eine 2.te Untersuchung im Jahr haben möchte.


    Meiner Mutter geht es super. Dadurch das sie eine Freundin im OP hat, durfte ihc schon im Aufwachraum bei ihr sein. Sie hat am Abend der OP schon wieder normal gegessen und ist ab dem nächsten Tag rumgelaufen- als wäre nie was gewesen.


    Sie kann mittlerweile auch sehr gut mit der Diagnose umgehen. Anfang Dezember war die OP, ab dem Wochenende arbeitet sie wieder.


    Bis auf heben und schwimmen durfte sie in den letzten Wochen ganz normal leben, und hat sich auch nicht groß hängen lassen.


    LG Katja

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Zitat

    Original von Nekoelschekrat
    Und meine Unfähigkeit hier etwas zu empfinden stinkt mir mehr als die Krankheit meines Vaters.


    Stimmt doch gar nicht. Du bist wütend und hilflos. Würdest am liebsten was kaputt schlagen. DAs hört sich doch nach recht handfesten Empfindungen an. Wo steht denn, dass man in Tränen ausbrechen muss und klassisches Mitleid (weiß jetzt nicht, wie ich das anders ausdrücken soll) empfinden muss.
    Sag ihm doch einfach ehrlich, wie es dir geht. Vielleicht kommt ihr so in ein Gespräch, welches ganz anders verläuft, als ihr bisher gewohnt ward.

  • Gebaermutterhalskrebs ist hier im letzten Jahr sehr viel in den Medien gewesen. Und daher bin ich mir ob der Fakten schon ziemlich sicher. Man kann in der Tat durch den PAP schon Veraenderungen feststellen BEVOR der Krebs ausbricht und daher wirklich vorbeugen. Und diese Vorbeugung hilft ungemein. Daher ist jetzt hier ein System aufgebaut worden, wo sich Frauen eintragen lassen koennen und dann bekommen sie jedes Jahr ein Kaertchen per Post ins Haus geschickt, das sie an die Vorsorge erinnert. Und da wird wirklich jeder Haushalt angeschrieben und aufgefordert sich an der Aktion zu beteiligen - daher eben auch die grosse Medienaktionen.


    Natuerlich ist keine Vorbeugeuntersuchung eine Garantie. Die tollen Statistiken zum starken Rueckgang bei dieser Krebsart helfen der betroffenen Frau, die nun doch dran erkrankt ist, wenig. Deine Mutter ist ja leider auch ein Beweis dafuer. Und auch Nichtraucher koennen Lungenkrebs bekommen. Aber jedes bischen hilft eben. Und daher werb ich eben auch wenn es nur moeglich ist fuer den PAP.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich kann gut verstehen, was Krat gerade mitmacht und ich möchte auch gewiß nicht in ihrer Haut stecken.


    Krat,


    ich wünsche Dir aber die Kraft, um Deinen Lieben beistehen zu können. Sie werden Dich brauchen. Deine Nerven, Deinen Mut, Deine Schulter... alles, was Du ihnen geben kannst. Sei an ihrer Seite - viel Kraft dafür wünsche ich Dir. :knuddel1

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Krat, du zeigst gerade sehr viel Gefühl -- unter dem scheinbaren Deckmantel der Anonymität, den das Internet bietet. Aber was viel wichtiger ist für dich: Du zeigst sie, läßt sie raus, thematisierst sie.


    Was wie ein Ventil aussieht, ist wahrscheinlich ein Schritt, falsch gelaufene Dinge noch rechtzeitig zu korrigieren. Man kann nichts rückgängig machen, aber man kann die Zeit die einem bleibt, nutzen.


    Oder wie Horaz so schön knapp formulierte: Carpe diem!


    Hier darüber zu reden ist der zweite Schritt, nachdem dein Vater dich angerufen hat. Der nächste ist, zu ihm zu gehen und einfach mal für ihn dazusein.

  • Punkt 1. @ Batcat: ich bin keine SIE! :kiss


    2.Man kann mitdiesem Mann nicht über Emotionen sprechen,das liegt nicht in seinem Naturell.
    3. Ich wünsche mir keine Kraft beizustehen.


    4. @ Iris: Es geht hier nicht um die Anonymität des Internet sondern schlichtweg um die Tatsache,dass bei den Eulen viele unterschiedliche Charaktere sind,die durch Lebenser5fahrung und Objektivität ,für mich, gern gesehene Meinungen vertreten.
    Von daher hab ich dieses Dilemma hier gepostet.
    Und zum Thema Gefühl: Ich lasse EIN Gefühl raus,aber ist es das Gefühl,das ich empfinde?
    Oder ist es nur diese Aggressivität der Hilflosigkeit?
    Ich wette auf das zeite!

  • Zitat

    Original von Nekoelschekrat
    Punkt 1. @ Batcat: ich bin keine SIE! :kiss


    Echt nicht? Für mich warst Du das aber immer. :lache


    Sorry!


    Mach doch mal bitte diesen "Kreis mit Pfeil" ins Profil... für so Dummies wie mich.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Nekoelschekrat
    Und zum Thema Gefühl: Ich lasse EIN Gefühl raus,aber ist es das Gefühl,das ich empfinde?
    Oder ist es nur diese Aggressivität der Hilflosigkeit?
    Ich wette auf das zeite!


    Aber wie kommst denn du darauf, daß da ein Widerspruch bestünde?

  • Zitat

    [i]


    Echt nicht? Für mich warst Du das aber immer. :lache


    Argh...... :lache


    Iris : Ok, ich hab was getankt und kann deinen teils zu intellektuellen Diskussionen (für mich) wohl bald eh nicht mehr folegn.
    Wenn mir jemand,der mir nahe steht,sagt,dass er Krebs hat,reagiere ich auf 2 Arten:
    Ich habe tiefstes Mitgefühl und versuche die Ängste zu evrstehen
    oder
    Ich rege nich nur über meine Unzulänglickeit Emotionen zu empfinden auf.
    Klar,beides kann man als Gefühl auslegen,aber mein Gefühl galt nicht meinem Vater.
    Und ob das normal ist,bezweifle ich.

  • Zitat

    Original von Nekoelschekrat
    Ok, ich hab was getankt und kann deinen teils zu intellektuellen Diskussionen (für mich) wohl bald eh nicht mehr folegn.


    War gar nicht intellektuell und tanken tu ich grad auch!


    Der Zorn geht sicher nicht gegen deinen Vater, sondern eher etwas ziellos gegen ... das Schicksal? den Krebs? was auch immer?


    Ich denke halt, daß du angesichts der Situation völlig richtig handelst.

  • wogegen sich mein zorn richtet?
    gegen mich! schlicht und ergreifend.
    etwas für alle beteiligten sehr unangenehmes bricht herein und meine einzige sorge ist wie ich darauf reagieren soll.
    ok,ist ne schutzbehauptung.wird aber von mir nicht akzeptiert!
    vieleicht ist es wirklich die angst,meinem vater nie sagen zu können,welche gefühle ich in dieser situation hatte.
    aber wenn es wirklich diese gedanken sein sollten,dann will ich einfach "die schnauze halten"..
    als vater wird er mir nicht fehlen,als mensch wohl auch nicht.
    aber ich will ihn einordnen können....
    irgendwie bedeutet mir der mann etwas,aber ich habe nicht die geringste ahnung,in welcher position....

  • Huhu,


    Du darfst ja verdammt wütend sein, in so einer Situation!
    Aber warum hast du diese Schiene, dass du diese Wut auf dich richten musst? Was erlangst du denn damit?
    Mal erhlich, GAR NICHTS.
    Denn dann geht es dir selbst schlecht und somit hilfst du niemandem..


    Wenn du mit deinem Vater nicht reden kannst, ist das auch okay.
    Du kannst ja -- wenn du doch Redebedarf hast, einen Brief oder so schreiben..


    Ich musste das auch lernen, denn bei mir gibt es auch einige Verhältnisse, die absolut nicht gesrpächig sind, bei denen aber dennoch Worte vorhanden sind, die innerlich heftigst an mir nagen..


    Worte raus lassen! Gefühle raus lassen!


    Kein Gefühl ist schlecht und jedes hat seine Berechtigung.


    lg, Kathrin


    Viel KRAFT..

  • Ich bin selbst von der schrecklichen Krankheit betroffen. Als ich vor einigen Jahren die Diagnose bekam, dachte ich die Welt bricht zusammen.


    Mir hat geholfen:


    Mit jedermann (Freunde, Arbeitskollegen, Mithausbewohner, Ärzte, .. eigentlich mit jedem, der mir über den Weg lief) darüber zu reden, außer mit meinen Eltern!!!


    Im Internet nach möglichst viel Informationen zu suchen, damit ich den Ärzten auch mal Contra geben konnte.


    Bücher zu lesen, die sich mit dem Thema befassten. z.B. Siehe unten.


    Dann auf Reha zu gehen. Dort viele Betroffene kennenzulernen.


    Mir MEINE EIGENE MEINUNG über das Krankheitsbild zu machen.


    Zitat

    als vater wird er mir nicht fehlen,als mensch wohl auch nicht.
    aber ich will ihn einordnen können....
    irgendwie bedeutet mir der mann etwas,aber ich habe nicht die geringste ahnung,in welcher position....


    Krebs muss nicht gleich Tod bedeuten!!!


    Ich glaube, dein Vater braucht dich jetzt.

  • Ich hab auch eine wahnsinnige Wut auf diese Krankheit. Zwei enge Familienangehörige hab ich dadurch verloren u. eine liebe Nachbarin. Im Krankenhaus bei den Praktika war ich auf eine Station, wo viele Krabspatienten lagen- bei einigen war dieses gute Tage/schlechte Tage- Ding sehr stark ausgeprägt. Im Physikunterricht haben wir grad Kernphysik, und als einer bei einem Vortrag über die Folgen der Strahlung nicht Krebs erwähnt hat, war ich so wütend, dass ich ihn danach darauf angesprochen und es ihm erklärt hab. Ich kann es nicht ab, wenn jemand das einfach so ignoriert, dazu hab ich zu viel damit erlebt. Ich war 4, als mein Opa erkrankte und hab immer mitgeholfen, sagen meine Eltern heute.
    Und auch gerade eben muss ich fast heulen, wenn ich an alles denke. Am liebsten würde ich mal in die Onkologie-Forschung gehen, aber ich weiß nicht, ob ich gut genug bin etc. Durchhaltevermögen hätte ich jedenfalls.

  • nach der diagnose war ich bei mir völlig down und nur wenige wochen später ist auch mein arbeitgeber pleite gegangen und da wollte ich mich eigentlich schon ganz aufgeben.
    ich konnte meine empfindungen noch nie zeigen, erst recht nicht in dieser situation, mir hat allerdings geholfen, meine erlebnisse und gedanken in einem kleinen büchlein auszudrücken, schreiben geht bei mir besser als reden. allerdings ist es so mit dem abstand von gut einem jahr manchmal ganz schön hart, das zu lesen, was ich geschrieben habe, das tue ich mir nicht mehr an