Purpurmond - Heike Eva Schmidt

  • Bereits seit Monaten habe ich mich auf den Erscheinungstermin dieses Romans gefreut. Gründe davon gab es reichlich - eine deutsche Autorin, eine interessant klingende Kurzbeschreibung und - für mich der wichtigste Grund - endlich mal wieder ein sehr vielversprechender Zeitreiseroman ! Das das Cover auch noch richtig schön ist war, wie die kleine Kirsche auf der Sahne...
    Kaum hatte ich den Roman aufgeschlagen - der nächste Pluspunkt. Der Roman spielt in Deutschland, genauer gesagt in Bamberg, übrigens dem Geburtsort der Autorin. Nicht, dass ich mich besonders gut in Bamberg auskenne, aber ich freue mich einfach immer sehr, wenn es eben mal nicht England, Irland oder Amerika ist.
    Die Kapitel werden zum einen in der Ich-Form, aus der Perspektive von Cat, oder in Erzählform aus Dorotheas Sicht geschrieben. Dies ist der Autorin sehr gut gelungen und man fühlt sich nicht im Lesefluss oder der Geschichte unterbrochen. Bereits in Kapitel 3 reist Cat zum ersten mal in die Vergangenheit und ab da wechselt dann nicht nur die gerade erzählende Person, sondern eben auch die Zeit. Ebenfalls sehr schön finde ich, dass in diesem Zeitreiseroman nicht, wie üblich, eine Frau zu einem Mann, oder umgekehrt reist. Statt dessen zieht es Cat zu Dorothea. Wie die Puzzleteile in einem Krimi findet man als Leser immer mehr Details und kann alles zu einer stimmigen Geschichte zusammen fügen. Dies hat zur Folge, dass, dank des tollen Schreibstils der Autorin, nicht nur die Seiten einfach dahin fliegen, sondern auch sehr schnell eine Spannung entsteht, die während des gesamten Romans mühelos gehalten wird. Zum Schreibstil von Heike Eva Schmidt möchte ich noch sagen, dass sie jeder Zeit die angemesse Sprache gibt, ohne dabei in der Vergangenheit allzu "hölzern" zu werden. Ganz besonders die Mischung von Cats modernem Denken und ihrer Sprache in Kombination mit dem Leben und der Ausdrucksweise im 17. Jahrhundert sind häufig unglaublich witzig und haben mich sehr oft zum schmunzeln gebracht.
    Die Story ist einfach toll! Durch viele Details und Beschreibungen machte die Autorin es mir unglaublich leicht, meinen ganz privaten "Film zum Buch" in meinem Kopf entstehen zu lassen. Von der Spannung im Buch habe ich bereits erzählt, was ich aber auch nicht unerwähnt lassen möchte, ist die wundervolle Liebesgeschichte, die sich während des Romans entwickelt und ein sehr romantisches Ende findet. Ebenso findet aber auch die Grausamkeit der Hexenverfolgung, Furcht und Verzweiflung einen Platz in der Geschichte. Alle vorkommenden Personen sind lebendig und detailliert beschrieben und waren mir allesamt sehr sympathisch. Sicher auch weil man spürt, wie liebevoll jede einzelne ausgearbeitet und zum Leben erweckt wurde.
    Wie ihr also unschwer erkennen könnt hat mir "Purpurmond" nicht nur wirklich gut gefallen, ich liebe es!
    Ein ganz kurzes Zitat möchte ich hervorheben, dass nicht nur absolut wahr ist, sondern mich auch kurz hat inne halten und traurig werden lassen


    "Schweigend hatte grete ihr die tränenüberströmte Wange getätschelt und im gehen gemurmelt: >> Eine Mutter stirbt halt immer zu früh, Mädchen <<"


    Sehr schön und informativ fand ich auch die Anmerkungen am Ende des Romans sowie die Bezugsquellen.
    Die Tatsache, dass die Autorin eines meiner absoluten Top-3 Lieblingslieder in ihrem Roman erwähnte, war natürlich für mich ein toller Bonus.
    Natürlich gibt es eine Leseprobe zu diesem Roman und vielleicht habt ihr ja auch Lust, die Autorenhomepage von Heike Eva Schmidt zu besuchen. Dort findet ihr unter anderem auch die Info, dass sie am Samstag, 16. März, von 12.30 bis ca. 13.30 auf der Leipziger Buchmesse am Stand von Droemer-Knaur zu finden ist.


    Von mir gibt es aus vollem Herzen die volle Punktzahl

    CINEMAinMYhead


    Mein Buch-Blog
    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken" H.Hesse

  • Ein neuer Zeitreiseroman :freude ... die Kurzbeschreibung und vor allem deine Rezi klingen wirklich vielversprechend. Das Buch muss sofort auf meine Wunschliste :write


    Vielen Dank, CINEMAinMYhead, dass du mich auf den Roman aufmerksam gemacht hast. :-)

  • KLAPPENTEXT:
    Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuterkundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht …


    ZUM AUTOR:
    (Quelle: PAN)
    Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach einem Studium der Schulpsychologie wechselte sie direkt nach ihrem Abschluss zum Journalismus. Nach Stationen bei Radio, Fernsehen und Zeitschriften erhielt sie im Jahr 2000 ein Stipendium an der Drehbuchwerkstatt München. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als freie Drehbuchautorin, aktuell für eine Serie des Bayerischen Fernsehens. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben. Seitdem arbeitet sie vorzugsweise im bayerischen Voralpenland. Dort entstehen in ihrer kleinen „Schreibstube“ viele Ideen. „Purpurmond“ ist Heike Eva Schmidts erster Fantasyroman.


    EIGENE MEINUNG:
    „Hexe, Hexe, du sollst brennen“, ein Kinderreim, der dem ein oder anderen doch schon mal über den Weg gelaufen ist. Sei es in Filmen, Büchern oder im Geschichtsunterricht. Ich selbst habe in der Schule wenig über das Thema Hexenverbrennung gelernt, Bücher darüber haben mich aber schon immer angezogen. Obwohl das Thema so grausam ist.
    Protagonistin Caitlin – Cat genannt – zieht mir ihren Eltern nach Bamberg, einer Stadt voller Geschichte. Eine Geschichte, die Cat am eigenen Leib erfahren soll. Während ihre Eltern die Osterferien in Irland verbringen, versucht Caitlin Freunde zu gewinnen. Ein Versuch, der ihr nur so mittelmäßig gelingt. Stattdessen wird sie aufgrund eines verfluchten Halsreifens direkt ins 17. Jahrhundert katapultiert. Dort trifft sie auf die Hebamme Dorothea.
    Dorothea ist nicht nur bewandert in der Heilkunst, sondern auch wunderhübsch an zu sehen. Dies bemerkt auch der oberste Richter Förg, ein gieriger und gemeiner Raffzahn, dessen neuste Begierde darin besteht, Dorothea als Frau zu nehmen. Wenn es sein muss, auch gegen ihren Willen. Seine Rechnung hat er jedoch ohne Cat gemacht, die plötzlich aus der Zukunft auftaucht und ihm die Ausführung seiner geplanten Zusammenführung mit Dorothea schwer macht. Doch dadurch wird Förg noch wütender. Wenn er Dorothea nicht bekommt, dann soll sie auch kein Anderer bekommen. Und so nutzt er ihre roten Haare und ihr Wissen in der Kunst des Heilens, um sie als Hexe anzuklagen.
    Ich muss sagen, das Buch ist anders als erwartet. Ich habe das Buch mit etwas gemischten Gefühlen betrachtet, denn das Cover, mit all seinen Schnörkeln, ließ mich an eine geheimnisvolle, vielleicht etwas kitschige, Geschichte denken. Der Klappentext verspricht ein wenig geschichtliches Hintergrundwissen. Meine Angst: es könnte ein wenig zu verstaubt sein. All meine negativen Bedenken waren umsonst, denn „Purpurmond“ ist weder verstaubt noch verschnörkelt, es ist ein wunderbar spannendes und charmantes Buch, das mir fröhliche Lesestunden bereitet und mich sehr gut unterhalten hat.
    Heike Eva Schmidt hat nicht nur eine tolle Geschichte geschrieben, sie hat auch wundervolle Charaktere kreiert, die ich mit viel Herzenswärme gemocht und voller Inbrunst gehasst habe. Allen voran steht Cat: mutig, taff und mit einer ordentlichen Portion Humor. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, was mich oft zum Lachen, sie selbst eher in Schwierigkeiten gebracht hat. Sie selbst sieht vieles mit Ironie, was ich an ihr besonders mag. Sie steht zu ihren Freunden und ist hilfsbereit, auch wenn es für sie dadurch manchmal gefährlich wird. Mein Hassobjekt Nr.1 (und eigentlich auch das Einzige) ist Richter Förg, er ist so widerlich, schmierig und geht über Leichen. Ein Glück, dass es unsere Cat gibt, die ihm die Stirn bietet.


    FAZIT:
    Heike Eva Schmidts Zeitreiseroman begeistert auf allen Ebenen. Voller Witz und Spannung erzählt die Autorin eine spannende Geschichte mit Protagonisten, die einfach nur begeistern, Ich hoffe, dies war nicht Cats letzte Zeitreise ...

  • Die Autorin hat verlauten lassen, dass dieses Buch nicht einmal speziell als Jugendbuch gedacht sei. Seine eigentliche Botschaft sei übergreifend gültig. Das mag wohl sein - dennoch finde ich, dass es seine höchste "Spannkraft" und Wirkung wohl unter jugendlichen Lesern entfalten wird.


    Das liegt für mich in erster Linie an der Protagonistin. Cat ist süße 17, mit ihren Eltern gerade zwangsweise nach Bamberg gezogen, und mit einer herrlichen "Schnauze" gesegnet. Sie erzählt uns die Begebenheiten aus ihrer Sicht, ganz in ihrer eigenen Sprache. Zu keinem Zeitpunkt wirkt diese Sprache aufgesetzt, sie ist immer lebendig, und durch die zahlreichen überdrehten Vergleiche mit Pop- und Alltagskultur auch noch oft lustig. Zudem wird die "Botschaft" des Buches durch Cats Erleben erst gefiltert und begreifbar gemacht - durch das Erleben einer 17jährigen von Liebe und Freundschaft. Das macht es für mich doch ganz entschieden zu einem Jugendbuch! Die Vermittlung von Sachinformationen zu der damaligen Zeit, in die Cat reist, tritt für mich deutlich hinter die emotionalen Aspekte der Handlung zurück.


    Doch ich sollte das wohl erstmal näher erläutern. Cat landet durch ein verfluchtes Halsband, das sie zufällig findet (und auch noch anlegt!), im Jahre 1630 in Bamberg. Zu dieser Zeit hatte die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt erreicht, was auch den Hintergrund für die Story abgibt. Die damals lebende 15jährige Dorothea soll, weil sie sich dem Werben eines Richters widersetzt, "aus Rache" als Hexe angeklagt und verbrannt werden. Cat lernt Dorothea kennen, und es entwickelt sich schnell eine Freundschaft. Und Cat merkt, dass sie die Hinrichtung nicht nur um Dorles willen verhindern muss. Ihrer beider Leben sind durch den Fluch, über die Jahrhunderte hinweg, miteinander verbunden...


    Mehr braucht man über die Handlung im Grunde nicht zu wissen. Ich finde, dass der Autorin gekonnt dieser Spannungsaspekt der Handlung (also Verhinderung der Hinrichtung, sowie Lösen des Fluchs zur rechten Zeit) in Verbindung mit typischen Jugendbuch-Elementen gelungen ist. Beide, sowohl Cat als auch Dorothea, erleben im historischen Bamberg ihre große Liebe. Beide erleben, wie wichtig es ist, als Freunde zusammenzuhalten, um schwierige Situationen zu lösen und zu meistern. Und beide sind eigentlich "starke Frauen", die gerade ihren Charakter zu entwickeln beginnen. Ich finde, gerade die historische Perspektive hat hier verdeutlicht, dass es auch über die Jahrhunderte hinweg doch letztlich immer auf die gleichen Werte ankommt. Sicher eine tolle Botschaft für Jugendliche!


    Die Hexenverfolgungen, sowie die Beschreibung dessen, was eine "Hexe" eigentlich war, bilden nicht den Hauptaspekt der Handlung - laufen aber auch nicht nebenher. Auch dies ist für mich Jugendbuch-typisch: Hintergründe sind so eingearbeitet worden, dass sie an den handelnden Personen gut begreifbar werden. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin die verzweifelte Lage für damalige Frauen deutlich macht, ohne zu vereinfachen. "Hexen" waren nichts weiter als charakterstarke, kluge, oft heilkundige Frauen. Und das konnte in einer Zeit, in der männliche Macht beinahe nichts unversucht gelassen hat, natürlich nicht gut gehen.


    Auch den Spannungsbogen habe ich genossen. Zu Beginn des Buches befinden wir uns noch mehr mit Cat in der Gegenwart, doch ihre Zeitsprünge nehmen zu und werden länger. Das steigert sich ganz immens zum Ende hin, als es wirklich um Stunden und Minuten geht, um das Schlimmste zu verhindern. Der Schlussteil war von der Spannung her einfach toll. Doch die Autorin lässt das Buch nicht einfach mit der Lösung enden. Auch Cats Leben im "Danach" wird - mit einem heftigen Augenzwinkern - geschildert, was ich bei einem so ernsten Thema auch gerechtfertigt finde.


    Dieses Buch habe ich insgesamt als eine "richtig runde Sache" empfunden. Ich würde das Buch bedenkenlos mehreren Arten von Lesern empfehlen: Jugendlichen, die Spannung und Witz suchen, Liebhabern von Liebesgeschichten, aber auch allen denen, die gerne vor historischer Kulisse über allgemeingültige Inhalte nachdenken.

  • Was für ein tolles Buch.
    Aufgrund eurer Buchvorstellung hier war es auf meine WL gewandert und ich habe der Bücherei - natürlich völlig uneigennützig :grin - den Vorschlag zum Erwerb gemacht.
    Ich bin sicher, dass es den anderen Lesern genauso gut gefallen wird wie mir.
    Als reines Jugendbuch würde ich es nicht einordnen. Es wird sicherlich von erwachsenen Lesern ebenso gern gelesen.


    Zum Inhalt wurde hier ja schon einiges gesagt. Dem schließe ich mich jetzt einfach mal an. Ebenso der Aussage, den Richter Förg betreffend.


    Ich bin schon die ganze Zeit am überlegen, ob die Geschichte fortgesetzt werden könnte. Aber eigentlich ist sie zu Ende erzählt und bekanntlich soll man aufhören wenn es am Schönsten ist. Auch wenn mir Cat und ihre Freunde so gut gefielen und ans Herz gewachsen waren.


    Gut gelungen und nachvollziehbar fand ich Cats Situation nach dem Umzug. Dieses Gefühl alleine zu sein, alleine in der Masse der Menschen.
    Auch die Anpassung in der Vergangenheit, die Mühe mit der Kleidung und der Sprache fand ich gut beschrieben. Musste oft grinsen, wenn Cat in Umgangssprache verfiel und komische BLicke erntete. Ich war so in der Geschichte drin, dass ich die Blicke der anderen förmlich sehen konnte.


    Ein tolles Buch und ich werde es den LEsern auf jeden Fall weiter empfehlen. Gerne verteile ich 8 Punkte.

  • Inhalt - in eigenen Worten
    Caitlin, die von allen nur Cat genannt wird, ist Sylt nach Bamberg gezogen und will unbedingt neue Freunde finden. Während einer Party im städtischen Drudenkeller wird sie von ihren Mitschülern "zum Spaß" dort eingesperrt und findet zufällig ein Lederstück mit einem seltsamen Gedicht sowie ein altes Kupferhalsband, das sie sich vor lauter Langeweile umlegt. Kurz darauf findet sich die rothaarige Cat zur Zeit der Hexenprozesse im Bamberg des 17. Jahrhunderts wieder und zu allem Überfluss lässt sich der Halsreif nicht mehr abnehmen. Schließlich besucht Caitlin eine Hexe, die vermutet, dass das alte Schmuckstück mit einem Fluch belegt wurde und dass die Schülerin erneut in die Vergangenheit reisen muss, um das Rätsel rund um das enger werdende Kupferhalsband zu lösen...


    Meine Meinung
    "Purpurmond" ist mir wegen des schön gestalteten Covers und der vielen begeisterten Bewertungen aufgefallen, obwohl ich eigentlich kein Fan von historischen Romanen bin. Doch seit Kerstin Giers Edelstein-Trilogie mag ich Zeitreisen-Romane sehr gern und so konnte ich auch an "Purpurmond" nicht vorbei gehen. :) Ich nehme mal an, dass der vorliegende Roman ein Einzelbuch ist, obwohl ich noch gern mehr über Cat lesen würde. Den Schauplatz hat die Autorin in ihre Heimat Bamberg verlegt, wobei die Handlungsorte in den unterschiedlichen Zeiten wunderbar bildhaft beschrieben wurden. Die Geschichte pendelt zwischen den Jahren 1630 und 2012 hin und her, beginnt im Frühling 2012, dauert ca. 10 Tage und endet mit dem Epilog im Herbst.


    Die 16-jährige Caitlin Mahr wird von allen nur Cat genannt und kann es gar nicht glauben, als sie während einer Party plötzlich allein in einem alten Drudenkeller zurückbleibt, wo die Schülerin mit der großen Klappe zufällig ein altes Halsband und ein Lederstück mit einem eigenartigen Gedicht findet. Neugierig, wie die rothaarige, hellhäutige Cat nun mal ist, legt sie das Kupferhalsband um und traut ihren Augen nicht, als sie sich im Jahr 1630 wieder findet. Dort lebt die gleichaltrige, bildhübsche Dorothea Flock, die wie ihre verstorbene Mutter Heilerin ist. Dorothea denkt für ihre Zeit schon sehr fortschrittlich und ist heimlich in Daniel Förg verliebt, was der Vater ihres Galans nicht gutheißt. Und dann wäre da noch Dorotheas Bruder Jakobus Flock, der es Cat angetan hat, obwohl sie für einen Novizen des Klosters eigentlich keine Gefühle hegen sollte...


    Cat und Dorothea sind reizvolle Hauptpersonen mit Ecken & Kanten, in denen viel Potential steckt. Aber auch die Nebencharaktere, wie Daniel Förg, der niederträchtige Richter Förg und Jakobus Flock wurden ansprechend gestaltet und fügen sich wunderbar in die Handlung ein. Es ist äußerst interessant, mitzuerleben, wie hier zwei vollkommen konträre Welten bzw. Zeiten aufeinanderprallen und wie die vorlaute Cat versucht, sich in der Vergangenheit zurechtzufinden. Denn ihre unpassende Wortwahl, die vollkommen unweibliche Kleidung und ihre Ausdrucksweise fallen im 17. Jahrhundert natürlich auf. Man kann sich wunderbar in die Mädchen einfühlen, fiebert & leidet mit ihnen mit und hofft natürlich auf einen guten Ausgang. Neben dem Geheimnis um das mysteriöse Halsband, das gut in die düstere, oftmals beklemmende Atmosphäre des 17. Jahrhunderts eingeflochten wurde, kommt auch die Romantik bzw. das obligatorische Teenager-Gefühlschaos nicht zu kurz, obwohl mir manche Szenen ein klein wenig zu kitschig geraten sind.


    Wenn ihr wissen wollt, was Caitlin im "alten" Bamberg erlebt, ob die beiden unterschiedlichen Mädchen aufeinandertreffen und was es mit dem Halsreif auf sich hat, dann müsst ihr unbedingt diesen Zeitreise-Roman lesen. :) Erzählt werden die rasanten Geschehnisse hauptsächlich aus der Sicht der Ich-Erzählerin Cat, die restlichen Passagen schildert Dorothea aus ihrem Blickwinkel, wobei uns beide Mädchen an ihren intensiven Gedanken und Gefühlen teilhaben lassen. Durch den Perspektivenwechsel und den trockenen Humor von Cat wird zu einem richtigen Lesevergnügen, sodass ich dieses Buch innerhalb von 3 Stunden ausgelesen hatte. Die Romanidee sowie die Umsetzung finde ich wirklich gelungen, damit hat Heike Eva Schmidt sogar mich als Anti-Fan von historischen Romanen wirklich überzeugt.


    Die Vergleiche, die Cat zwischen dem Bamberg von 1630 und dem heutigen Leben zieht, sind einfach herrlich. Wenn sie z.B. Richter Förg an den Hauptdarsteller von "Tanz der Vampire" erinnert oder wenn sie meint, dass in ihrem ungeschminkten und zerzausten Zustand Heidi Klum sicher kein GNTM-Foto für sie hätte. :) Dank der mitreißenden Schreibweise, der oftmals herzerfrischenden Situationskomik und der ausdrucksvollen Schilderungen lässt sich "Purpurmond" wunderbar schnell lesen. Allerdings würde ich dieses Buch wegen der Szenen mit den Hexenverbrennungen und Folterungen nicht unbedingt für 12-jährige Leser empfehlen.


    Fazit
    "Purpurmond" bietet den jugendlichen und junggebliebenen LeserInnen eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Spannung, Magie & zarter Romantik, die abwechselnd im Jahre 1630 und 2012 spielt. Dank des interessanten Plots mit jeder Menge Überraschungen, der sympathischen Hauptpersonen und des herrlich trockenen Humors lässt sich "Purpurmond" rasant und überaus flüssig lesen. Ich freue mich auf weitere Bücher von Heike Eva Schmidt und vergebe für diesen unterhaltsamen Zeitreise-Jugendroman 10 PUNKTE.

  • Die Geschichte:
    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Mischung aus geschichtlichen Daten, der Hexenverbrennung, Zeitreise und der Gegenwart ist sehr gut gelungen und gut durchdacht.
    So kann Cat zum Beispiel kein Pfefferspray mit auf die Reise ins Jahr 1632 nehmen, da es dann ein undefinierbarer Klumpen wird. Hätte sie so etwas mitnehmen können, hätte zu schnell die Geschichte verändert werden können. Generell wirkt alles schlüssig und Heike Eva Schmidt hat sich Gedanken gemacht, was die Handlungen in der Vergangenheit in der Zukunft verändern können. Das ist leider nicht bei allen Zeitreiseromanen so gut gelungen.
    Dazu gefällt mir die Thematik der Hexenverfolgung sehr gut und die geschichtlichen Aspekte sind gut recherchiert und dargestellt.
    Natürlich darf in einem Jugendroman eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Oft rückt diese dann in den Vordergrund, doch das ist hier nicht der Fall. Die Liebesgeschichte zwischen Cat und Jakob, Dorotheas Bruder, ist sehr schön in den Haupterzählstrang eingeflochten, nimmt aber nicht zu viel Bedeutung ein. So etwas ist genau nach meinem Geschmack.


    Einzig der Wechsel zwischen Cats Geschichte und der von Dorothea ist mir am Anfang etwas schwer gefallen. Cats Teil ist aus der Ich-Perspektive geschildert und ihre Gedanken und Gefühle sind wunderbar beschrieben, dann wechselt es plötzlich zum Er-Erzähler und Dorotheas Geschichte wird geschildert. Am Anfang hat mich das etwas verwirrt und die Geschichte von Dorothea hätte etwas besser beschrieben sein können, da die Liebe zu Daniel relativ kurz abgehandelt ist.
    Nachdem Cat und Dorothea sich getroffen haben, fiel mir der Wechsel der Perpektiven deutlich leichter und ich konnte nicht aufhören zu lesen und habe es regelrecht verschlungen.


    Die Protagonisten:
    Cat ist eine wunderbare Protagonistin, sehr humorvoll, liebenswürdig, mutig und ganz und gar nicht auf den Mund gefallen. Ihr viel es schwer sich in der Vergangenheit einzufügen und sorgt mit ihrem Humor und losem Mundwerk des öfteren dazu, dass ich schmunzeln musste. Ihr Gedankengänge waren sehr interessant zu verfolgen und ich musste einfach mit ihr mitfiebern.
    Dorothea ist ebenfalls eine tolle Figur für einen Roman. Sie weiß, dass sie Daniel nicht lieben darf, aber kann nichts daran ändern. Sie ist nur eine einfache Frau und allein der Standesunterschied macht es nicht einfach. Dazu kommen diverse andere Probleme. Trotz allem lässt sie sich nicht unterkriegen.
    Jakob ist mein Lieblingsprotagonist. Er ist Mönch und darf eigentlich keinerlei Kontakt mit Frauen haben. Doch er ist nur ein Mann und verliebt sich. Dieser Zwiespalt zwischen Glaube und Liebe hat mir sehr gut gefallen.
    Alle Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und beschrieben.
    Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.


    Der Schreibstil:
    Der Schreibstil ist frisch und flüssig zu lesen. Dazu einfach gehalten und durch die Hauptfigur Cat oft in Jugendsprache gehalten. Im Jahre 1632 wird dann allerdings dem Jahrhundert entsprechend gesprochen und aus Dorotheas Sicht auch beschrieben. Diese Mischung ist sehr stimmig.
    Der Schreibstil ist keineswegs kitschig, sondern spannend und humorvoll.


    Das Cover/der Buchtitel:
    Das Cover ist so wunderschön und mal was ganz anderes, als bei den vielen anderen Jugendbüchern. Es fällt direkt ins Auge und ist sehr detailliert. Ich liebe solche Cover, ohne Mädchengesicht.
    Der Titel macht einfach nur neugierig und passt, wenn man das Buch gelesen hat sehr gut. Dazu möchte ich nicht mehr sagen, um nicht zu viel zu verraten.


    Fazit:
    Dieses Buch ist ein wirklich erfrischendes, wundervolles Buch unter den Zeitreiseromanen. Ich habe es verschlungen und würde es jedem empfehlen zu lesen. Es entspricht mit den tollen Protagonisten und der gut durchdachten Geschichte genau meinem Geschmack.

  • Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuter kundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht …


    "Purpurmond" ist das Debüt der deutschen Autorin Heike Eva Schmidt und bedient das Thema Zeitreisen auf eine neue Art und Weise; durch einen Fluch.
    Dabei ist die Handlung strukturiert und sehr interessant aufgebaut. Es spielt in zwei Zeiten, die mal zusammen geführt und dann wieder auseinander gehen, dabei aber nie den Fokus auf die Geschichte verlieren.
    Die Spannungkurve ist konstant hoch angelegt, was zum Einen auch am straffen Handlungsablauf liegen mag, da sich die Autorin mit Nebensächlichkeiten beschränkt hat und so das eigentliche Thema nie außer Acht gelassen wird.
    Dennoch sind alle wichtigen Informationen vorhanden, die für "Purpurmond" relevant sind. Sie sind schlüssig in die Handlung mit eingeflossen und ergeben einen tollen Roman.
    Die historischen Fakten sind authentisch, aber auch wirklich interessant in die von Heike Eva Schmidt erdachte Handlung mit eingearbeitet worden und bedienen ein ebenso interessantes wie dramatisches Thema.
    Aufgrunddessen ist "Purpurmond" oft auch ein Stück weit brutal, was die Handlung dadurch umso authentischer gestaltet, da das Thema der Hexenverbrennung in all seinen Facetten geschildert wurde.


    Cat ist eine sympathische Heldin, die nicht auf den Mund gefallen ist und sehr tough mit ihrer neuen Situation umzugehen weiß. Durch ihre verschiedenen Facetten besitzt sie den nötigen Tiefgang und schafft Authentizität im Bezug auf ihren Umgang mit ihren Halsreif und die daraus resultierenden Schwierigkeiten.
    Die verschiedenen Charaktere in den verschiedenen Epochen wurden gut an die jeweilige Zeit angepasst. Vorallem das harte Los der ärmeren Personen des 17. Jahrhunderts wurde sehr gut transportiert.


    Der Schreib-, und Sprachstil der Autorin ist innerhalb der Erzählungen gewählt und innerhalb der Dialoge frisch. Durch Cat's sarkastische Art und Weise wird dem dramatischen Thema ein wenig an Schärfe genommen, ohne es dabei zu bagatellisieren. Es ringt dem Leser das ein oder andere Schmunzeln ab, kann aber auch zu Lachsalven führen.
    "Purpurmond" ist flüssig und authentisch zu lesen und bringt dem Leser das Thema der Hexenverbrennung näher.


    Das Cover ist wirklich hübsch. Das Purpur und die verschiedenen Ornamente schaffen die passende Stimmung für das Buch und sind auch optisch ein echter Hingucker, der zum Lesen einlädt.

  • “Die Liebe bewegt die Sonne und alle Sterne.”


    Gegenwart trifft auf Vergangenheit. Historie und Liebe verbinden sich. Ein außergewöhnliches Zeitreiseabenteuer, das einen sofort gefangen nimmt und in seinen Bann zieht.


    Die Geschichte wird uns aus Sicht der Protagonistin Cat erzählt. Wir haben es hier mit den typischen Themen eines Jungendlichen zu tun: Beliebtheit in der Schule, Rivalität unter Schüler und natürlich die große Liebe. Die Ich-Perspektive hat mir den Einstieg in die Geschichte sehr erleichtert, weil mir die Gedankengänge von Cat sofort sympathisch waren. Sie besitzt eine erfrischende Art von Humor und hat mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht.


    Die Spannung baut sich von Anfang an kontinuierlich auf. Wir befinden uns, nach einem kurzen Prolog, mitten im Geschehen. Das Buch ist ein echter Page-Turner und man kann sich gar nicht davon losmachen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Auflösung für mich persönlich zu früh kommt. Der Nachspann ist dann ein bisschen zu lang bzw. konnte mich dann nicht mehr richtig fesseln.


    Cat hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Sie war spritzig und hat die Vergangenheit mit ihrem Temperament gehörig aufgemischt. Trotzdem hat sie ziemlich viel Mut bewiesen als es darauf ankam (teilweise auch, weil sie keine andere Wahl hatte). Auch die restlichen Charaktere waren insgesamt stimmig und sehr liebevoll ausgearbeitet.


    Das historische Bamberg, was die Autorin erschafft, muss eine Menge Recherchearbeit nach sich gezogen haben, denn ich hatte fast einen Film vor Augen, wenn die Umgebung beschrieben wurde. Die Details werden sehr geschickt mit der Handlung verwoben, sodass es keine längeren Passagen von Beschreibungen gibt, was ich positiv empfunden habe.


    Wer sich zusammen mit Cat auf eine Zeitreise ins Bamberg zu Zeiten der Hexenverbrennung begeben und darüber hinaus noch einen gefühlvollen Roman mit einer Prise Humor lesen möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.

  • Ich kann mich der positiven Stimmung hier leider nicht anschließen.
    Einerseits ist es zwar spannend geschrieben, andererseits musste ich es zwischendrin einige Zeit weg legen, weil ich genervt war.


    Vor allem von Cat. Dafür dass sie als 17 jährige urplötzlich in einer fremden Zeit steht ist sie mir einfach schon zu taff, oder besser, zu frech. Nein ich konnte dieser Protagonistin leider gar Nichts abgewinnen.


    Ich komme aus Bamberg und kenne es daher natürlich gut und habe auch schon das ein oder andere Buch gelesen, dass hier spielt. Aber dies ist das erste bei dem ich mich nicht an die beschriebenen Orte begeben konnte. Schon allein die Existenz des Malefizhauses im heutigen Bamberg war ein großer Störfaktor.


    Lange vor Ende ahnte ich worauf es hinausläuft und hatte doch gehofft das ich mich irre, weil das eine totale Verfälschung der Geschichtsschreibung wäre. Leider kam es trotzdem so. Für mich der negative Höhepunkt. Das sie im Nachwort dann erklärt hat das sie diesen Verlauf der Geschichte schöner fand und dass sie das Malefizhauses für den Verlauf der Story gebraucht hat, hat mich entsetzt. Wenn man schon eine Story in geschichtlichem Hintergrund schreibt, dann hat man sich auch an die gegebenen Rahmenbedingungen zu halten. Ansonsten schreibt man besser ohne Bezug zu historischen Ereignissen und Personen inkl. deren belegtem Ableben/Überleben.


    Auch die Sache mit Frau Hahn am Ende war für mich unpassend. Wozu sollte das gut sein?


    Vielleicht gehöre ich einfach nicht zur passenden Zielgruppe. Am Jugendbuch kann es nicht liegen, lese ich sonst eigentlich gern. Evtl. hatte ich auch aufgrund des Themas auch etwas anderes erwartet

    :lesend Sabrina Qunaj - Das Blut der Rebellin
    :musik Hörbuch:
    :licht Diverse Sachbücher

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