'Krieg und Frieden' - Band 1, Teil 1 - Kapitel 18 - 28

  • Speziell im Fall von Maria denke ich, dass sie die Ehe zwischen Andrej und Lisa als gottgewollt angesehen hat. Deshalb war sie der Meinung, dass man Gott um Hilfe bitten könne.


    Ansonsten denke ich, dass die jungen Leute so erzogen wurden, dass eine Ehe nur nebensächlich mit Liebe zu tun hat. Sie haben es von klein auf so erlebt und als sebstverständlich verinnerlicht.

    Auf diese Weise machte Macht und Geld durchaus attraktiv. Das soll es ja heute noch geben. Außerdem fühlten sie sich der Familie verpflichtet. Vermutlich hat man den jungen Leuten eingeredet, dass sich die Liebe schon mit der Zeit einstellen werde.

    Hauptsache es waren erst einmal Erben gezeugt, dann gingen sie ja oft getrennte Wege.

    Nicht umsonst hat man sie sehr früh verheiratet, so dass nichts, genauer niemand, dazwischen kommen konnte.

    Und wenn es dann doch schief ging, hat man sich anderweitig beholfen.


    Junge Leute hatten ja auch kaum die Möglichkeit, eine Liebesbeziehung weiter als bis zum ersten Sichverlieben gedeihen zu lassen. Treffen zu zweit waren nicht möglich. War die Beziehung den Eltern nicht genehm, wurde sie unterbunden, wenn doch, wurde sehr schnell geheirate, so dass das eigentlich Kennenlernen erst im Laufe der Ehe stattfand.

  • Ja, ich lese 'Krieg und Frieden' bisher sehr gerne. Und doch ist es immer noch irgendwie der Anfang. 140 Seiten, in denen ich die Figuren kennen lernen konnte. Am liebsten würde ich gerne sofort weiterlesen. Ich muss mich dazu zwingen, erst einmal hier etwas zu schreiben. Sonst schreibe ich noch irgendwas hier hinein, was nicht hineingehört.


    Meine Notizen:


    Ich finde es ja wirklich ulkig, dass früher kein Internet/Telefon benötigt wurde, um Nachrichten schnell "überall" zu verbreiten. "Armer" Pierre. Es weiß ja wirklich jeder Beschied, was er angestellt hat.


    Marja Dmitrijewna ist eine intressante Person, der offensichtlich viel Respekt gezollt wird. Sie ist eine etwas merkwürdige Person. Sie nennt Pierre Väterchen. :unverstanden

    Ich stoße gerade zufällig wieder auf diese Textstelle: "[...] die in der Gesellschaft den Spitznamen "le terrible dragon" hatte[...]" :chen Die Warnung hatte ich doch glatt wieder vergessen.


    Als dann alle bei den Rostowas am Tisch saßen, war ich ganz zufrieden mit der Situation. Ich liebe es, wenn sich die ganze Gesellschaft auf einem Haufen tummelt. Es wird dann richtig turbulent. Und als Nebeneffekt bekommt man noch einmal die wichtigsten Personen vorgeführt.


    Nikolai Andrejewitsch Bolkonskij: Hui, auch so eine merkwürdige Person. Manchmal habe ich mir gedacht, er hat vielleicht eine harte Schale, aber einen weichen Kern. Z.B. als er seinen Sohn verabschiedete. Aber als er dann seine Schwiegertochter so böse angeguckte, war ich mir dann nicht so sicher.

    Als Figur in einem Buch finde ich ihn richtig klasse. Im wahren Leben brauch ich das nicht.


    Die Tochter Marja: Ich habe ja echt ganz kurz geglaubt, dass sie bzw. ihre Freundin lesbisch ist, als ich anfing, den Brief ihrer Freundin zu lesen. 1. weil Marja rote Flecken im Gesicht bekam, als ihr Vater den Brief überreichte. Als ob sie sich schäme. So ungefähr, dass auf dem Brief zwar ein weiblicher Name stehe, es sich dabei eigentlich um einen heimlichen Geliebten handelt. 2. Und dann der Anfang des Briefes. Diese Wortwahl wie: "Wenn ich mir auch immer wieder sage, daß Sie die eine Hälfte meines Daseins und Glücks bilden und daß unsere Herzen trotz der räumlichen Trennung durch unauflößliche Bande miteinander verknüpft sind [...]" usw. Vielleicht bekam Marja solche Flecken, weil sie wusste, was ihre Freundin wieder schreiben wird, und schämte sich dafür, dass ihre Freundin solch Worte wählte. Auf jeden Fall hat mich das zum Nachdenken gebracht. Der Nächste Teil des Briefes ist nämlich dann in meinen Augen völlig normal. Als ob der erste Teil von einem heimlichen Verehrer geschrieben wurde.


    Graf Kiríll Wladímirowitsch Besúchow: Hat er wirklich nur einen Sohn? Und dann noch unehelich. Wer ist eigentlich Pierres Mutter. Und warum sollte Wasilli etwas erben, aber Pierre nicht. Inwieweit hat Wasilli etwas mit dem Grafen zu tun, außer, dass der Graf Pierre damals mit einem Brief und Geld zu Wasilli geschicht hatte. Und warum hatte Ánna Micháilowna Drubezkája ein Interesse daran, dass Pierre alles erbt? :gruebel Fragen über Fragen.


    Ich bin jetzt sehr gespannt, wie es im zweiten Teil weitergeht.

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende


  • Graf Kiríll Wladímirowitsch Besúchow: Hat er wirklich nur einen Sohn? Und dann noch unehelich. Wer ist eigentlich Pierres Mutter. Und warum sollte Wasilli etwas erben, aber Pierre nicht. Inwieweit hat Wasilli etwas mit dem Grafen zu tun, außer, dass der Graf Pierre damals mit einem Brief und Geld zu Wasilli geschicht hatte. Und warum hatte Ánna Micháilowna Drubezkája ein Interesse daran, dass Pierre alles erbt? :gruebel

    Bei Röhl bekommt man die Infos dazu in Teil 1 mitgeliefert. Zum Beispiel, dass der Graf (zumindest laut Klatsch und Tratsch) viele uneheliche Kinder hatte. Wassili ist ein Cousin oder so von Besuchow. Normalerweise würden die unehelichen Kinder wohl nichts oder nur wenig erben, aber Pierre ist Besuchows Lieblingssohn. Drubezkaja hat natürlich Interesse daran, dass Pierre ihren Sohn Boris unterstützt.

    Als dann alle bei den Rostows am Tisch saßen, war ich ganz zufrieden mit der Situation. Ich liebe es, wenn sich die ganze Gesellschaft auf einem Haufen tummelt. Es wird dann richtig turbulent.

    Dann solltest du Dostojewski lesen. :)

    Marja Dmitrijewna ist eine interessante Person, der offensichtlich viel Respekt gezollt wird. Sie ist eine etwas merkwürdige Person. Sie nennt Pierre Väterchen. :unverstanden

    Die Abschnitte, in denen Dmitrijewna vorkommt, habe ich bisher nur in der Lorenz-Version gelesen; da wurde sie wohl weitgehend wegrationalisiert. Die Anreden mit Väterchen, Mütterchen, Täubchen etc. waren (bzw. sind heute noch?) in Russland so üblich, soviel ich weiß.

  • Dann solltest du Dostojewski lesen.

    Das sollte ich mir mal merken. :-)

    Die Anreden mit Väterchen, Mütterchen, Täubchen etc. waren (bzw. sind heute noch?) in Russland so üblich, soviel ich weiß.

    Ja, so muss es wohl sein. Im nächsten Abschnitt sagen das auch andere Personen. Marja Dmitrijewna ist also nicht verrückt im Kopf, wie ich zunächst dachte. ^^

    Sasaornifee :eiskristall



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  • Nein, Marja Dmitrijewna ist nicht verrückt, nur sehr exzentrisch, also eine Person, von der zu lesen unterhaltsam ist.


    Hier noch ein Zitat zu den Verniedlichungsformen im Russischen:


    "Generell, die Russen mögen ALLES verniedlichen. Als Kinder lernen die Russen keine Wörter wie: кот и мышь [kot i mysch] (Katze und Maus), sondern котик и мышка [kotik i myschka] (Kätzchen und Mäuschen). Statt нос [noss] und глаза [glasa] (Nase und Augen) - носик [nossik] und глазки [glasski] (Näschen und Äugelchen). (…)

    Nennt man sich beim Vornamen, so wird selten der volle Name verwendet, sogar wenn man sich siezt. (…) Maria ist Mascha, Maschenka, Marussja, Mussja und Manjetschka. (…) Kätzchen, Fischchen und Schwälbchen sind die meistgebräuchlichsten Tierbezeichnungen für eine Person als Kosename."

    Nikolai Andrejewitsch Bolkonskij: Hui, auch so eine merkwürdige Person. Manchmal habe ich mir gedacht, er hat vielleicht eine harte Schale, aber einen weichen Kern. Z.B. als er seinen Sohn verabschiedete. Aber als er dann seine Schwiegertochter so böse angeguckte, war ich mir dann nicht so sicher.

    Als Figur in einem Buch finde ich ihn richtig klasse. Im wahren Leben brauch ich das nicht.

    Nochmal zu Nikolai Bolkonskij: Ich denke schon, dass er entweder seine Kinder liebt oder zumindest fest davon überzeugt ist. Von seinem Sohn Andrej hat er jedenfalls eine sehr hohe Meinung, wenn er zu sich sagt:

    "Da hat Lisa nun Andrei geheiratet (ein besserer Mann dürfte jetzt schwer zu finden sein), und ist sie etwa mit ihrem Schicksal zufrieden?"

    Über seine Tochter Marja würde er vielleicht Ähnliches sagen.


    Als er die Nachricht vom wahrscheinlichen Tod Andreis bekommt, sieht man, wie er extrem emotional und traurig reagiert, sich das aber wieder durch die überzogene Härte äußert:

    >>"Lieber Vater! Andrei?" fragte sie [Marja], und die anmutlose, unbeholfene Prinzessin sah in ihrem Kummer und in ihrer Selbstvergessenheit so unsagbar rührend und lieblich aus, dass der Vater ihren Blick nicht ertragen konnte und sich schluchzend abwandte.

    "Ich habe Nachricht erhalten. Unter den Gefangenen ist er nicht; unter den Toten hat man ihn auch nicht gefunden. Kutusow hat geschrieben", schrie er so laut und scharf, als ob er mit diesem Schreien die Prinzessin hinaustreiben wollte. "Er muss tot sein!"<<

  • Hallo Ben ,

    es ist interessant, was du hier so schreibst. :-)

    Ich fühle mich allerdings etwas in der Pflicht dich darauf aufmerksam zu machen, dass Inhalte, die in den späteren Abschnitten erst vorkommen, besser in einen Spoiler gesetzt werden sollten, damit andere Leser nicht versehentlich gespoilert werden. Das Symbol für den Spoiler-Kasten findest du dort, wo du auch z.B. zitieren kannst. Es ist das vorletzte Symbol; ein durchgestrichens Auge.

    Sasaornifee :eiskristall



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  • OK, sorry, ich werde versuchen, daran zu denken.


    Ich probier's gleich mal aus:


    Ein etwas ähnlicher Charakter wie Nikolai Bolkonski ist später im Buch (hier ist aber wohl kein Spoiler nötig ;) ) der französische Marschall Davoust; seine Schilderung finde ich ziemlich humorvoll:


    "Sicherlich hätte er ein besseres Quartier finden können, aber Marschall Davoust gehörte zu den Leuten, die absichtlich unangenehme Lebensbedingungen suchen, nur, um das Recht zu haben, selber unangenehm zu sein. Aus ebendemselben Grund sind sie auch immer hastig und hartnäckig beschäftigt. Wie kann ich an die glücklichen Seiten des Lebens denken, wenn ich, wie Sie sehen, hier in einem schmutzigen Schuppen auf einem Fass sitze und arbeite! schien sein Gesicht zu sagen. Das hauptsächliche Vergnügen und Bedürfnis dieser Leute besteht darin, wenn sie mit lebenslustigen Menschen zusammentreffen, diesen ihre eigne und hartnäckige Geschäftigkeit vor Augen zu halten."

  • Da ich meine Ausgabe nur anhand der einzelnen Bände unterteilen kann, schreibe ich nur im letzten Abschnitt jedes Bandes.


    Mir gefällt es eigentlich ganz gut und es gibt einige amüsante oder nachdenkenswerte Szenen. Und das, obwohl ich so meine Probleme habe, die Charaktere, vor allem die Frauen, zu unterscheiden. Da wird jede zweite "Die Fürstin" genannt. Die Männer kann ich größtenteils viel klarer unterscheiden. - Mag aber auch daran liegen, dass es mein Drittbuch und meine Pendellektüre ist, und ich jeden Tag nur ca. 30 Minuten darin lese. Aber, wie gesagt, ich fühle mich unterhalten.


    Ich finde die Zeit interessant, in der der Roman spielt und ich freue mich, auch einmal einen Blick auf die russische Sicht zu bekommen.


    Gut gefällt mir auch, dass meine Ausgabe einen kurzen Abriss über Tolstoi selbst enthält, leider fehlt dafür ein Personenregister, vielleicht drucke ich mir auch das von Wikipedia aus, eine andere Liste habe ich im Internet nicht gefunden.


    Dass mitten im Gespräch gestartet wird und das Treffen im Salon einen guten Einblick auf das Gesellschaftsleben gibt, ließ mich gut in den Roman starten. In meiner Ausgabe wird nur wenig Französisch geschrieben, hin und wieder einmal ein paar Worte, sonst wird nur erwähnt, dass jemand Französisch spricht.


    Der Tod von Peters Vater und die Erbschaft ist schon fast tragikomisch. Aber auch sonst gibt es einige Szenen, die in diese Richtung gehen, schon allein deshalb gefällt mir die Lektüre.

  • Zur Unterteilung: In Teil 1 beginnt Kapitel 18 mit dem Diner bei den Rostows und damit, dass Marja Dmitrijewna dort ankommt.

    In Teil 2 besteht Kapitel 10 aus dem Gespräch zwischen Andrej und dem Diplomaten Bilibin. Kapitel 11 beginnt mit dem Diplomatentreffen bei Bilibin, bei dem neben Andrej unter anderem auch Fürst Ippolit anwesend ist.


    Wegen den Fürstinnen hab ich mal versucht (basierend auf den Übersetzern Hauff und Röhl), eine Übersicht zu machen:

    - kleine Fürstin: Lisa Bolkonskaja (geb. Meynen); bei Bolkonskis zu Hause manchmal auch nur 'Fürstin' genannt

    - (ältere/mittlere/junge) Fürstin: Katharina/Olga/Sophie Besuchowa (bei Röhl 'Prinzessinnen')

    - Fürstin: Anna Drubezkaja

    - Gräfin: Natalja Rostowa (die Mutter, nicht die Tochter)

    - Prinzessin (bei Röhl): Marja Bolkonskaja; Helene Besuchowa (geb. Kuragina)

    Der Tod von Peters Vater und die Erbschaft ist schon fast tragikomisch. Aber auch sonst gibt es einige Szenen, die in diese Richtung gehen, schon allein deshalb gefällt mir die Lektüre.

    Stimmt, manche Stellen sind richtig sarkastisch, vor allem später manchmal, wenn es um militärische Strategien und Intrigen um die Strategie geht. Oder auch darum, verlorene Schlachten und Manöver schönzureden.