'Der Kaufmann von Venedig' - Erster Akt

  • Hallole!


    Der 1. Akt ist recht kurz.


    Antonio wird vorgestellt, er ist schlechter Laune. Warum erfahren wir nicht.
    Nur, es liegt nicht daran, daß seine Schiffe in Gefahr seien (er ist Kaufmann), noch daß er, Gott behüte, verliebt sei.


    Bassanio hat über seine Verhältnisse gelebt, sieht das auch ein. Jetzt möchte er sich sanieren, indem er Porzia, eine reiche Erbin heiratet. Um sie freien zu können, bittet er seinen Freund Antonio um Geld. Der hat gerade keines, Bassaanio soll einen Geldverleiher finden, der die benötigte Summe verleiht.


    Porzia wird bereits umworben, hat aber an keinem ihrer Bewerber bei einer Beschreibung ein gutes Haar gelassen. Nur an Bassanio erinnert sie sich mit Freuden.


    Shylock ist jüdischer Geldverleiher. (Hintergrundwissen: Juden durften zur damaligen Zeit kein Handwerk ausüben, sie durften max. Händler oder Geldverleiher sein. Alles andere war ihnen verwehrt) Shylock ist auf Antonio sehr schlecht zu sprechen. Weil:
    - Antonio Geld ohne Zinsen verleiht (Hintergrundinfo: Christen war das Verlangen von Zinsen verboten, sie mußte immer zinslos verleihen) und ihm damit das Geschäft vermasselt.
    - Antonio hat ihn beleidigt, angespuckt, getreten und den Inhalt des Nachttopfes auf ihn ausgeleert. (Hintergrundinfo: Juden waren rechtlos, sie konnte sich bei den Obrigkeiten nicht beklagen, sonst hätte sie man der Stadt verwiesen.)


    Shylock überlegt zwar kurz, ob ein Hund (so wurde er von Antonio mal bezeichnet) überhaupt Geld haben kann zum Verleihen, oder ob er sich, wie üblich, ducken und ein nettes Gesicht machen soll. Aber er hat ja keine andere Wahl (Hintergrundinfo: Hätte er sich geweigert, hätte ihn Antonio denunziert, Shylock wäre der Stadt verwiesen worden und alle seine Besitztümer wären an Antonio gegangen) Also hat er sich überwunden und Bassanio Geld geliehen, wofür Antonio gebürgt hat.
    Die einzige Möglichkeit, die Shylock hat, um sich an Antonio zu rächen, sind die Bedingungen der Bürgschaft.
    Er legt also fest, wenn das Geld in 3 Monaten nicht zurückgezahlt werden kann, er sich aus Antonio ein Pfund seines Fleisches herausschneiden darf. Er beruhigt Antonio noch, was solle er mit Menschenfleisch... :-]
    Daß er einfach nur Rache für die erlittene Schmach haben will, erklärt er natürlich nicht, und die Dummen kommen von selber auch nicht drauf, für sie ist ein Jude ja kein Mensch. Solche Gefühle darf er gar nicht haben...


    :gruebel


    Ich mah Shylock immer noch am Liebsten :-]


    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von HeikeArizona ()

  • Ja bisher ist mir Shylock auch am liebsten. :-)


    Porzias verstorbener Vater macht die Wahl ihres Ehegatten zum Glücksspiel :rolleyes die Ärmste kann einem echt leid tun, gut, dass die erste Partie Freier unverrichteter Dinge wieder abzieht.
    Mit Bassanio würde sie aber bestimmt auch keinen guten Fang machen, der scheint ja nur hinter ihrem Geld her zu sein.

  • Puh, ich habe nun auch mit dem ersten Abschnitt begonnen, aber irgendwie komme ich gar nicht rein.
    Das "geschwollene Daherreden" ist gerade gar nichts für meine Leselaune.


    Aus diesem Grund finde ich Antonio und vor allem Bassiano, aber auch Porzia ziemlich anstrengend.


    Im Theater mag ich Shakespeare ziemlich gern, aber zum lesen (das ist mein erster Klassiker, den ich außerhalb der Schule konsumiere).... hm. Ich glaube, ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt :lache

  • Der 1. Akt (mehr werde ich heute nicht lesen - ich muß' das erst mal "sacken" lassen) hat mir sehr gut gefallen. Wobei ich nicht verstehe, warum Antonio so schlecht gelaunt ist.... :gruebel
    Porzia tut mir wirklich leid... - den Ehemann im "Glücksspiel" zu gewinnen - ob sie sich das so ausgesucht hat? Oder ob der Vater mit dieser Idee einen Fehler gemacht hat? Ich bin neugierig, wie es weitergeht! :wave


    edit: Shylock kann ich noch nicht einschätzen - ich bin neugierig, wie er sich weiterentwickelt!

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Der 1. Akt (mehr werde ich heute nicht lesen - ich muß' das erst mal "sacken" lassen) hat mir sehr gut gefallen. Wobei ich nicht verstehe, warum Antonio so schlecht gelaunt ist.... :gruebel
    Porzia tut mir wirklich leid... - den Ehemann im "Glücksspiel" zu gewinnen - ob sie sich das so ausgesucht hat? Oder ob der Vater mit dieser Idee einen Fehler gemacht hat? Ich bin neugierig, wie es weitergeht! :wave


    edit: Shylock kann ich noch nicht einschätzen - ich bin neugierig, wie er sich weiterentwickelt!


    Ich glaube, es ist nicht wirklich schlechte Laune. Antonio scheint schwermütig zu sein und seines Handels und aller Geschäfte überdrüssig, der Last des Alltags.


    Ich kann nicht so recht nachvollziehen, was ihr an Shylock findet. Ich mag ihn jedenfalls nicht. Er ist berechnend, listig - solche Menschen mag ich nicht.
    Es ist mir klar, dass er von Shakespeare völlig und absichtlich überspitzt dargestellt wurde.
    Im Vorfeld habe ich schon gelesen, dass das Stück wegen seiner vermeintlichen Judenfeindlichkeit angeprangert wurde. Ob das zutrifft, kann ich nach diesem ersten Aufzug noch nicht einschätzen, aber gewisse Tendenzen sind da. Wie gesagt, es könnte auch Ironie und absichtliche Überzeichnung sein.

  • Bisher gefällt mir Porzia am besten - auch wenn sie unter den Grillen ihres Vaters leiden muß!


    Shylock ist wirklich sehr überzeichnet. Antonio wird sicher noch unter ihm leiden müssen, da er ja sehr überheblich ihm gegenüber ist (und das kann einfach nicht gutgehn..., hoffentlich kann er seine Schulden bezahlen).

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Bisher gefällt mir Porzia am besten - auch wenn sie unter den Grillen ihres Vaters leiden muß!


    Shylock ist wirklich sehr überzeichnet. Antonio wird sicher noch unter ihm leiden müssen, da er ja sehr überheblich ihm gegenüber ist (und das kann einfach nicht gutgehn..., hoffentlich kann er seine Schulden bezahlen).


    Bei den Bedingungen, auf die er eingegangen ist, kann man ihm das nur wünschen. Tut mir Leid, aber wer hat das mit dem Pfund Fleisch verstanden?
    Bassanio pumpt also Antonio an, der so viel Geld auch nicht flüssig hat. Deshalb nimmt Antonio Schulden auf, um dem Freund zu leihen. Selber bekommt er wohl keinen Kredit, da er beträchtliche Außenstände hat und nicht vermögend ist wie Antonio.
    Trotzdem seltsame Freundschaft...

  • Zitat

    Original von Clare Tut mir Leid, aber wer hat das mit dem Pfund Fleisch verstanden?


    Ich verstehe das so:


    Shylock möchte Antonio am Liebsten umbringen. Aber was kann er machen?
    Er kann nicht einfach sagen: Wenn Du nicht zahlen kannst, will ich Deinen Tod!
    Ein Pfund Fleisch aus dem Körper schneiden, heißt eigentlich auch, ihn umbringen.
    Das hat er damit auch vor, aber so verschlüsselt, daß es Antonio und Co. nicht verstehen.


    @ Bibliocat:


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    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was für Texte lest ihr den so? Prosa oder Versmaß? Ich komme so schnell nicht voran, weil ich doch ab und an leo bemühen muss.


    Prosa, gibts das als Prosa???


    Ich lese die dt. Fassung, übersetzt von Schlegel.
    Im Orginal habe ich es in der Schule gelesen :rolleyes

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  • Ich weiß noch nicht, was ich von diesem Stück halten soll.


    Im Moment finde ich noch keine der Personen symphatisch.
    Antonio ist schwermütig, aber es gibt keinen wirklich Grund dafür, denn eigentlich scheint er alles zu haben. Er wird mir ein bißchen zu edel dargestellt.


    Bassanio ist eine Art "Lebemann", der Porzia nur wegen ihrem Geld heiraten will und sich für sie auf Kosten von Antonio herausputzt. Das kann einfach nicht gut gehen.


    Shylock wird hier als der typsiche böse Jude dargestellt, der die "armen" Christen in den Ruin treibt, weil er ja Zinsen nehmen darf. Er wird mir zu berechnend dargestellt.
    Ihn und Porzia finde ich bis jetzt noch am interessantesten.


    Ich kenne das Stück nicht und weiß auch nicht worum es geht. Wenn es aber so weitergeht, wie es sich gerade abzeichnet (typsiche Christen-Juden-Geschichte, in der der Jude nur verlieren kann), glaube ich nicht, daß es mir auch wirklich so gefallen wird, wie die anderen Werke von Shakespeare, die ich bis jetzt gelesen habe. :gruebel

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was für Texte lest ihr den so? Prosa oder Versmaß? Ich komme so schnell nicht voran, weil ich doch ab und an leo bemühen muss.


    Ich lese die deutsche Übersetzung von Schlegel aus meiner Gesamtausgabe.
    Das Stück wäre im Nu durchgelesen, aber ich möchte mir auch ein wenig Zeit lassen. Shakespeare sollte man nicht so runterrattern.
    Du liest bestimmt im Original, oder? :anbet

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich lese auch die deutsche Übersetzung von Schlegel (Kindle-eBook). :wave


    Diese Ausgabe lese ich auch!


    Das mit dem Pfund Fleisch habe ich auch so verstanden, daß Shylock Antonio am liebsten Tod sehe....


    Danke für den Spoiler Heike! :kiss


  • Die Frage ist, welches Pfund Fleisch Shylock haben will.
    Das menschliche Herz wiegt in Belastung z.B. durchschnittlich 500g, also ein Pfund. :gruebel

  • Ich lese auch eine Übersetzung von Schlegel und bin ganz gut damit zurecht gekommen :wave


    Zitat

    Original von HeikeArizona



    Shylock ist jüdischer Geldverleiher. (Hintergrundwissen: Juden durften zur damaligen Zeit kein Handwerk ausüben, sie durften max. Händler oder Geldverleiher sein. Alles andere war ihnen verwehrt) Shylock ist auf Antonio sehr schlecht zu sprechen. Weil:
    - Antonio Geld ohne Zinsen verleiht (Hintergrundinfo: Christen war das Verlangen von Zinsen verboten, sie mußte immer zinslos verleihen) und ihm damit das Geschäft vermasselt.
    - Antonio hat ihn beleidigt, angespuckt, getreten und den Inhalt des Nachttopfes auf ihn ausgeleert. (Hintergrundinfo: Juden waren rechtlos, sie konnte sich bei den Obrigkeiten nicht beklagen, sonst hätte sie man der Stadt verwiesen.)


    danke für die Hintergrundinfos :wave wieso war Christen es verboten, mit Zinsen zu leihen?

  • Zitat

    Original von Clare
    Die Frage ist, welches Pfund Fleisch Shylock haben will.
    Das menschliche Herz wiegt in Belastung z.B. durchschnittlich 500g, also ein Pfund. :gruebel


    Huhu!


    Jetzt weiß ich nicht mehr, in welchem Akt, dürfte wohl der 4te sein, da sagt Shylock, daß er das Herz will...


    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Mia08
    danke für die Hintergrundinfos :wave wieso war Christen es verboten, mit Zinsen zu leihen?


    So bibelfest bin ich nicht. Aber es wurde mit der Bibel begründet.


    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)