'Die Ketzerin von Carcassonne' - Seiten 313 - 411

  • In Kapitel 13 schließlich spitzt sich die Lage zu. Ein Heer kommt auf Carcassonne zu und verwüstet zahlreiche Orte in der Umgebung. Ich fand es wieder einmal ein erschreckendes Beispiel für die Heuchelei der katholischen Kirche, dass das Kreuzfahrerheer, das die "Heiden" bekämpfen soll auch vor Katholiken keinen Halt macht. Das zeigt wieder einmal nur, dass es nicht um Glaube geht, sondern um Macht.


    Marcia kommt schwer verletzt zu Adelind und endlich stellt sich heraus, dass Hildegard wirklich die ganze Zeit über gelogen hat. Drei Jahre lang hat sie ihrer Schwester nicht die Wahrheit gesagt! Selbst ich als Leser bin wütend darüber - ich will gar nicht wissen, wie sich Adelind fühlen muss. Sie verzeiht Hildegard allerdings, als sie nicht wissen, wie lange sie noch am Leben sein werden - ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aber glücklicherweise habe ich mich nie in einer solchen Situation befunden und kann das daher wahrscheinlich auch nicht wirklich nachvollziehen.
    Marcias Ende fand ich sehr traurig. Irgendwie fand ich sie sympathisch - sie hat einfach das Beste aus dem Leben gemacht, in das sie hinein geboren wurde. Wirkliche Abneigung gegen sie habe ich nie empfinden können und so ein Ende verdient niemand.


    Sehr gut hat mir der so treffend formulierte Satz auf S. 361 gefallen: "Die Welt war des Teufels, denn sie wurde von einer Kirche beherrscht, die sich nun als wahrhaft teuflisch erwies."


    Als die Frauen durch den Tunnel nach draußen fliehen wollten, als Carcassonne schließlich wirklich belagert wird, fand ich es ziemlich überraschend, dass Hildegard frewillig bei ihrer Schwester bleiben will. Anscheinend hat sie doch mehr Mut, als man ihr anfangs zutrauen würde. Vielleicht ist aber auch einfach ihr schlechtes Gewissen so groß, dass sie Adelind irgendwie Wiedergutmachung leisten will.


    Genervt war ich auch von Rosas Mundwerk. Warum nur hat sie nicht einfach den Mund halten können?! Ja, es ist einfach grausam, eine blinde alte Frau umzubringen und dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber was hat Ursanne denn davon, wenn auch die anderen sterben?!
    Rosas Tod war völlig unnötig und grausam. Ich hoffe nur, dass den anderen dieses Schicksal erspart bleibt...


    Dass Peyres bei Simon de Montfort ist heißt mit Sicherheit nicht, dass er die Seiten gewechselt hat. Warum sollte er das tun, wo er doch seine Schwester so sehr liebt, die zu den Katharern gehört? Ich habe die Vermutung, dass er wegen Adelind da ist - oder vielmehr hoffe ich das.
    Ich platze beinahe vor Neugier, wie es weitergeht! Deswegen werd ich auch schnell weiterlesen. ;-)

  • LadyTudor : Das war typisch Rosa, dass sie sogar in dem äusserst gefährlichen Moment den Mund nicht zugehalten hat. Für sie ging ihre Religion kompromislos vor allem anderen, selbst wenn es ihr Leben kostet. Sie hat die Gefahr gesehen und die anderen weitergeschickt, leider haben manche nicht gehorcht. Helfen konnten sie sowieso nicht mehr.


    Dass Marcia so schwer verwundet zu Adelind will, obschon sie sie nicht ausstehen kann, ist komisch. Irgendwie mochte sie die "Betschwestern" sicher trotz allem. Schade, aber auch verständlich, dass Adelind sich nicht näher mit Marcia angefreundet. Adelinde hätte Peyres also wirklich heiraten sollen, anstatt nach Carcassonne zu ziehen. Wieviele Jahre sind eigentlich inzwischen vergangen? Als sie geflüchtet sind war Adelind 15, ich glaube mich zu erinnern, dass sie 3 Jahre auf irgendetwas gewartet hat. Ist sie 18 oder aind mehr Jahre vergangen?
    Die unzähligen Toten, die vielen Verletzten und Flüchtlinge, die es nur gibt, weil der Papst keine andere Religion neben seiner dulden will. Das war doch einfach nur pervers! Rosas Tod fannt ich sehr traurig.


    Ich hoffe auf eine Flucht von Adelind zusammen mit Peyres.

  • Bei Rosa wußte ich nicht soll sie mir Leid tun oder soll ich wütend sein :fetch


    Lange Zeit habe ich überlegt, ob der Cousin nicht Peryes ist. :chen Aber zwischenzeitlich gibt es ja den Cousin Bernhard.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Bei Rosa wußte ich nicht soll sie mir Leid tun oder soll ich wütend sein :fetch


    Weder noch, denke ich. Sie wollte den Märtyrertod. Fanatische Katharer betrachteten es als Erlösung zu sterben, da ihre Seele so von der teuflischen Hülle befreit wurde und in das Reich Gottes einging. Es waren aber nicht alle so extrem.


    Viele Grüße


    Tereza

  • es ist schon unwahrscheinlich, wie viel Adelind in der doch sehr kurzen Zeit und für ihr Alter geleistet hat. Was muß die Kurie doch für Angst gehabt haben, daß ihnen die Schäfchen weglaufen.
    Eigentlich hätten die Großen ja wissen müssen, daß sich da etwas zusammenbraut, das nicht so leicht aufzuhalten ist. Nach der Einnahme von Beziers war es wahrscheinlich zu spät für Gegenmaßnahmen.
    Von ihrer Seite war das Verhalten von Rosa natürlich das Richtige, aber sie hat ja noch nie an andere gedacht. Das hatte ja die Gräfin Esclarmonde schon vorher erkannt. Apropos Gräfin, warum erscheint sie nicht mehr?
    Sehr gut hat mir auch das kleine Bettlermädchen gefallen. Sie hat wirklich überlegt gehandelt.
    Peyres wird wahrscheinlich nicht wirklich konvertiert sein, sicher will er nur Adelind helfen... :rolleyes

  • Zitat

    Original von gealein
    es ist schon unwahrscheinlich, wie viel Adelind in der doch sehr kurzen Zeit und für ihr Alter geleistet hat.


    Die durchschnittliche Lebenserwartung war damals viel geringer als heute. Wer also etwas leisten wollte, musste sich beeilen. Aufgrund der harten Lebensbedingungen wurden Leute wahrscheinlich auch früher erwachsen.
    Adelind macht meines Erachtens einfach das Beste aus ihrer Lage.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Ich hatte gestern tatsaechlich mal ein wenig Zeit zum Lesen und musste das ausnutzen.
    Daher trage ich erst jetzt meine Anmerkungen nach ...



    Die Lage verhaertet sich. Carcasonne wird belagert und das Wasser wird knapp. Durch die Aufnahme von Fluechtlingen erfahren die Einwohner, was in den umliegenden Doerfern geschieht und auch, dass nicht zwischen Katholiken und Katharern unterschieden wird.


    Marcia taucht noch einmal auf. Aber sie ist schwer verletzt und voller Bitterkeit. Immerhin sagt sie Adelind, dass Hildegard die ganze Zeit gelogen hat und Marcia sie ebenfalls hinterging.


    Marcia stirbt und Adelind kuemmert sich weiterhin um die Verletzten und Kranken. Furch die Belagerung und die staendige Angst, vergibt Adelind ihrer Schweste die Tat. Immerhin koennte jeder Tag der letzte sein.


    Rosas Mundwerk hat alle in Gefahr gebracht und sie am Ende auf den Scheiterhaufen. Ursannes Tod fand ich traurig, abe fuer sie war es vielleicht eine Erloesung.


    Peyres taucht wieder auf. Ist von ihm Hilfe zu erwarten?


  • Wenn man die damaligen jungen Frauen mit den Mädels von heute vergleicht, liegen in der Tat Welten dazwischen. Ich denke, dass die damaligen Mädchen und Frauen viel früher Verantwortung übernehmen mussten. Trotzdem empfinde ich Adelind als eine aussergewöhnlich charakterstarke Person. Auch in ihrer Haltung Hildegard gegenüber und dass sie ihr die jahrelange Lüge verzeiht, beweist sie Stärke und Menschlichkeit. :anbet


    Rosa’s Verhalten sehe ich nicht ganz so extrem wie einige andere Eulen. Sie ist in dem Moment nur ihrem Impuls und ihrer inneren Einstellung gefolgt und konnte wahrscheinlich gar nicht anders. Auch wenn es in gewisser Weise töricht war, war es gleichzeitig sehr mutig von ihr.


    Was Peyres betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits glaube ich an seine Liebe zu Adelind, andererseits traue ich ihm noch nicht ganz über den Weg. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt….