Ursula Neeb: Die Hurenkönigin

  • Klappentext:
    Frankfurt 1511: Am Gedenktag von Maria Magdalena wird die Leiche der Hübscherin Roswitha entdeckt. Ursel Zimmer, die Vorsteherin der städtischen Hurengilde, findet heraus, wer der letzte Freier war. Doch als man seiner habhaft wird, beteuert der verzweifelte Mann, er habe nur einen Auftrag erfüllt. Er erwähnt einen geheimnisvollen Ring, der die Hurenkönigin zwar auf eine heiße Spur bringt, sie aber auch höchster Gefahr aussetzt …


    Dieses Buch war das zweite, das ich über Vorablesen bekommen habe. Netterweise musste ich urlaubsbedingt keine Frist für die Rezension einhalten.


    Zum Buch: Die Geschichte spielt in Frankfurt zu Beginn des 16. Jahrhunderts und in der Zeit gab in der größeren Stadt ein Frauenhaus, was nichts anderes war als ein Bordell. Prostitution war eine Zunft und es gab eine Gildemeisterin, die umgangssprachlich als Hurenkönigin bezeichnet wurde. Heute würde man sicher Puffmutter sagen. ;-) In diesem Fall ist es Ursel Zimmer, eine Frau in den Fünfzigern, die das Gewerbe zwar aufgegeben hat, aber das Frauenhaus leitet und für ihre „Mädels“ immer ein offenes Ohr hat, sich für sie einsetzt und im Ernstfall wie eine Löwin für sie kämpft. Als nach Roswitha weitere Hübscherinnen verschwinden, ahnt Ursel, dass die Verantwortliche dem falschen Täter auf der Spur sind und nimmt die Sache selbst in die Hand. Eine wirklich mutige Frau, die ich von Anfang an mochte. Seit vielen Jahren liebt sie einen bürgerlichen Mann, dem es nichts ausmacht, mit einer ehemaligen Hure zusammen zu sein. Auch Josef, der zwar ein bisschen naiv ist und der Henker Jerg sind sympathische Charaktere.


    Von der Obrigkeit zwar geduldet, von den „braven“ Bürgern der Stadt aber verachtet, haben die Huren kein leichtes Leben. In der Öffentlichkeit müssen sie sich und ihr Gewerbe durch gelbe Gewänder zu erkennen geben. Ganz schlimm wird es, als erste Fälle von Syphilis, auch Geschlechtspest genannt, in Frankfurt bekannt werden, denn natürlich werden die Huren dafür verantwortlich gemacht.
    Interessant fand ich, dass ein Frauenhaus damals vom städtischen Henker verwaltet wurde. Aber wenn man es näher betrachtet, passt es ja ganz gut. Beide Berufe werden eher negativ angesehen, ein Scharfrichter hatte genau wie eine Hure keinen guten Ruf in der Bevölkerung.
    Die Geschichte ist gut recherchiert und flüssig erzählt und nach und nach nimmt die Spannung immer mehr zu. Man erfährt viel über das damalige Leben, die Hierarchien und den Einfluss der Stadt und der Kirche.
    Irgendwann ahnt man zwar, wer der Täter ist, aber das fand ich nicht negativ für den Verlauf. Das letzte Drittel fand ich besonders fesselnd und gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
    Insgesamt ein spannender historischer Krimi, der mal wieder zeigt, dass es Hass und abgrundtiefe Bosheit unter den Menschen immer schon gab und leider auch immer geben wird.
    „Die Hurenkönigin“ war mein erstes Buch von Ursula Neeb, aber ganz sicher nicht mein letztes. ;-)

  • Inhalt:
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    Ursel Zimmer ist die Gildevorsteherin der Hurenzunft und wird schlicht die Hurenkönigin genannt. Als eine Hure aus ihrem Freudenhaus verschwindet macht sie sich große Sorgen. Zu recht! Denn wenig später wird die verstümmelte Leiche von Rosi gefunden. Ursel ist außer sich und versucht den Mörder selbst zu finden. Aber nicht nur der Mord an Rosi sorgt bei Ursel für Kopfzerbrechen, auch der Umstand, dass die Geschlechtspest grassiert, macht ihr Leben nicht gerade leichter. Für die wöchentliche Untersuchung wird die Nonne Theodora bereitgestellt, die die Huren verabscheut und dies unmissverständlich klarmacht. Hat Theodora etwas mit dem Mord an Rosi zutun? Die Lohnsetzerin des Hurenhauses lässt sich daraufhin im Kloster nieder und versucht Theodora auszuhorchen. Währenddessen verschwindet aber noch eine Hure. Als sich Ursel wieder einigermaßen gefangen hat, macht sie sich auf nach Sachsenhausen, um den Mörder selbst zu stellen.


    Meine Meinung:
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    Das Buch spiegelt die Zeit aus dem 16. Jahrhundert gut wieder. Mein erhält gute Eindrücke, wie das Leben früher war und über manches muss man den Kopf schütteln. Nicht weil die Autorin Käse geschrieben hätte, sondern weil das Verständnis in dieser Zeit einfach von sehr wenig Freigeist zeugt. Ich bin froh nicht in so einer Zeit leben zu müssen. Die Stimmung kommt gut rüber und als Frau hatte man damals ein schweres Los.


    Die Autorin nimmt beim Schreiben kein Blatt vor den Mund und manche Szenen überraschen mit einer gewissen Brutalität und Freizügigkeit. Jedoch würde man von dem Buchtitel auch nichts anderes erwarten.


    Das Buch ist großteils aus der Sicht von Ursel Zimmer geschrieben. Nur leider werde ich mit der Ursel nicht so warm. Einerseits ist sie eine Kämpfernatur und lässt sich nichts gefallen, andererseits zerfließt sie in Selbstmitleid und steckt den Kopf in den Sand. Sobald sie Herzschmerz verspürt flüchtet sie sich in ihr Zimmer und betäubt sich mit Theriak, einem Beruhigungsmittel. Alles Kämpferische ist wie von ihr gewichen und man möchte sie am liebsten Schütteln. Die erste Flucht in den Theriak kann man ihr noch verzeihen, aber beim zweiten Mal hätte es nicht mehr sein müssen. Es ist schon recht, wenn man sieht, dass eine gestandene Frau auch Gefühle hat, doch grenzt es eben hier sehr viel an Selbstmitleid und macht keinen guten Eindruck.


    Unnötig fand ich auch, dass sich ihr Geliebter sofort von ihr abwendet. Gut, nach dem ersten Theriak-Missbrauch hat Ursel ihm das Versprechen gegeben keines mehr zu nehmen, aber nach dem Rückfall macht er mit ihr sofort Schluss. Mir fehlt hier ganz einfach etwas Tiefe und Emotionalität. War mir persönlich etwas zu schnell abgetan, für die weitere Geschichte zuträglich aber mir nicht ganz so passend. Da ja großteils von Ursel berichtet wird, bleibt für die anderen Figuren nicht soviel Platz und sie bleiben eher blass und wirken wie Randfiguren. Auch von Ursel erfährt man nicht allzu viel.


    Die Geschichte ist zwar gut erdacht, nur leider wusste ich schon früh, wer für die Morde verantwortlich ist. Das Motiv ist gut gewählt und überzeugend. So richtig Spannung wird aber nicht erzeugt.


    Insgesamt sehe ich das Buch eher durchschnittlich, da mir die Personen zu blas bleiben und weil zwar viel passiert, dies jedoch irgendwie als Lückenfüller präsentiert wird und sich in der Geschichte eigentlich verläuft. Ursel ist mir einfach etwas überzogen und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihr. Es ist ein solides Buch, das gute Ideen hat, mir jedoch zu viel an der Oberfläche bleibt. Es ist gut zu lesen, aber das I-Tüpfelchen hat mir gefehlt.

  • Ich hab es auch schon gelesen und fand es einfach nur genial. Erst nach Beenden des Buches habe ich aufgrund der Werbung auf der letzten Seite mitbekommen, dass es dazu einen ersten Band gibt...


    Anbei meine Bewertung:


    Titel: Frankfurts Hübscherinnen in Gefahr


    Wir schreiben das Jahr 1511 und befinden uns im mittelalterlichen Frankfurt am Main. Ursel Zimmer ist die Vorsteherin des städtischen Hurenhauses, herzensgut und hat für jede ihrer Frauen ein offenes Ohr. Sie achtet stets darauf, dass alle Frauen sauber und gesund bleiben und sich nicht unnötigen Gefahren aussetzen. Das Leben einer Hübscherin ist nicht leicht, gebrandmarkt mit dem gelben Hurengewand und jedwedem schmierigem Lüstling ausgesetzt, aber als die Lustseuche ausbricht sind die Frauen noch weniger gern gesehen. Am Hurenhaus und in dessen Umgebung tauchen Verschmähungen der Gilde auf, wie beispielsweise eine tote Katze. Als dann aber plötzlich die begehrte Hure Roswitha, kurz Rosi, verschwindet und wenig später tot gefunden wird, ahnt Ursel, die Hurenkönigin, dass jemand etwas gegen ihre Mädchen hat. Die Suche nach dem Täter, der es bald nicht nur bei einem Opfer belässt, beginnt. Dabei gerät alsbald auch Ursel selbst in Gefahr...


    Bei dem Roman "Die Hurenkönigin" handelt es sich um einen herrlichen, historischen Schmöker, der auf leichte Weise spannend zu unterhalten weiß. Ursula Neebs Schreibstil lässt sich so flüssig lesen, dass der Leser regelrecht durch das Buch fliegt. Die geschilderten Ereignisse, insbesondere die Schmähungen, denen die Frauen, egal ob Hure oder Kaufmannsfrau ausgesetzt sind, wirken äußerst realistisch und versetzen einen in eine Zeit zurück, in der man lieber nicht gelebt haben möchte. Auch die Wortauswahl der Autorin finde ich äußerst gelungen und erfrischend, denn das Wort Hübscherin war mir bis dato gar nicht bekannt.


    Positiv hervorheben möchte ich außerdem das hübsche Cover, sowie die äußerst angenehme Schriftgröße des Textes. Die Kapitel sind zwar recht lang gehalten, da die Geschichte aber so spannend ist, stört dies nicht weiter.


    Fazit: Ein historischer Schmöker mit Krimieinfluss, der sehr gut zu unterhalten weiß. Ideal um nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten. Empfehlenswert!


    Bewertung: 10/10 Eulenpunkte

  • Ich habe das Buch von Anfang an verschlungen - schade, dass ich zwischenzeitlich so wenig Zeit zum lesen hatte.


    Sehr gern habe ich mit Ursel ermittelt. Ich muss zugeben, dass sie eine sehr symapthische Protagonisitin ist. Sie ist für die Huren wie eine Mutter und man kann sich immerzu auf sie verlassen. Sie beschützt ihre Schäfchen und vertritt ihr Rechte sehr dominant. Bernhard ist ein sehr lieber Gefährte und man kann nur sagen, dass sie mit diesem Mann wirklich einen guten Griff gemacht hat.


    Ich bin der Meinung, dass man den ersten Teil nicht gelesen haben muss, da auch dies wieder ein Buch ist, welches abgeschlossen ist und nur ab und an Hinweise auf den ersten Band erfolgen. Wenn man jedoch den Band gelesen hat, will man unbedingt auch noch die nächsten lesen. :-)


    Das Ende war mir dann ein bisschen zu schnell herbei geholt und wurde auf den letzten 10 Seiten mehr oder weniger abgefertigt. Das fand ich sehr schade und dafür muss ich auch einen Punkt abziehen. Das Buch an sich überzeugt durch eine spannende Handlung, durch einen flüssigen Erzählstil & durch sehr nette Protagonisten.


    Die Kapitel fand ich nicht zu lang, da in den Kapiteln auch immer wieder Umbrüche erfolgten und der Handlungsstrang ab und an gewechselt hat.


    Ich vergeb 9 von 10 Punkten für das Buch.