Oleanderregen – Stefanie Gerstenberger

  • Oleanderregen – Stefanie Gerstenberger


    Klappentext:
    Als Valentina nach dem Tod ihres Vaters erfährt, dass ihre Cousine Irma in Wahrheit ihre Halbschwester ist, reist sie nach Sizilien, um sie ausfindig zu machen. Mehr als zehn Jahre haben sich die beiden nicht gesehen, zu tief verletzte es Valentina, dass ihr damaliger Freund Max sie verließ, um mit Irma nach Palermo zu gehen. Doch bei ihrer Ankunft muss Valentina erfahren, dass Irma nach einer scheinbar harmlosen Operation im Koma liegt. Während Valentina noch fürchtet, Max wieder zu begegnen, lernt sie Angelina kennen. Eine entfernte Verwandte, die ihr eine bewegende Geschichte erzählt. Von einem Jungen, der ohne Beine geboren wurde und dank der Fürsorge seiner Mutter trotz allen Unglücks die Liebe fand. Diese Geschichte ist der Schlüssel zum Geheimnis der Familie ihres Vaters, und Valentina erkennt, dass sich jetzt auch ihr Leben ändern wird …


    Über die Autorin:
    STEFANIE GERSTENBERGER, 1965 in Osnabrück geboren, studierte Deutsch und Sport, bis sie erkannte, dass sie keine Lehrerin werden wollte. Nach einem Wechsel in das Hotelfach lebte und arbeitete sie auf Elba und Sizilien, in der Karibik und in San Francisco. Während der folgenden Jahre als Requisiteurin für Film und Fernsehen musste sie viele Drehbücher lesen und begann selbst zu schreiben. Ihr erster Roman "Das Limonenhaus" (Diana, 2009) wurde von der Presse hoch gelobt und auf Anhieb ein großer Erfolg, gefolgt von ihrem zweiten Roman "Magdalenas Garten" (Diana, 2010). Heute lebt sie mit ihrer Familie in Köln.


    Mein Kommentar: Nach langer Zeit habe ich mal wieder die Ruhe gefunden/ mir die Zeit genommen, ein Buch nur mit einer Nachtschlafunterbrechung zu lesen. Diese Möglichkeit begeistert einen Lesefreund natürlich besonders. Doch wäre das Buch nicht spannend gewesen, hätte ich bestimmt es mal aus der Hand gelegt und pausiert. Ich war ungeduldig und wollte schnell von den vielen kleinen Geheimnissen erfahren.


    Es ist mein erstes Buch von dieser Autorin. Die ersten Seiten spielen in Deutschland. Ab der 105. Seite wird die Handlung begleitet durch die sehr lebendige Erzählung der ital. Familiengeschichte durch eine 20 Jahre ältere Cousine. Sie kann viel über die Italienzeit von Valentinas Vater berichten. Valentina erfährt eine packende Story und sie hört Unbekanntes über ihren Vater & die Familie, ein Leben in Sizilien in der Zeit, anschauliche Schilderungen. Zugegeben, manchmal war die Familienschilderung mir etwas zu detailliert, andererseits aufgrund der Ausführlichkeit erfährt der Leser dann auch später viele kleine Details, die sonst nicht gepasst hätten. Die Familiengeschichte bringt Valentina die väterliche Familie sehr nahe und erklärt ihr viele Ungereimtheiten im Umgang ihrer Eltern mit dieser. Ihre Trauer über den Tod des Vaters ist m. E. vielleicht unter Schockstarre, denn schnell kommt zu Recht Wut hinzu, sie setzt sich in Gedanken mit ihrem ital. Vater auseinander und ein Stück weit hat sie irgendwann auch Verständnis für manche Begebenheiten. Auch wenn diese Großfamilie sehr einnehmend ist, merkt sie auch, dass alle füreinander da sind und sie wie selbstverständlich – trotz wenig Kontakt in der Vergangenheit- dazu gehört. Sie hat keine Eltern mehr, doch ist Mitglied einer großen Familie mit viel Familiensinn. Viel muss sie während ihres Italienaufenthaltes verkraften, organisieren und agieren und sie trifft wichtige Entscheidungen. Auch sie trägt Geheimnisse mit sich und erkennt langsam wie sie mit sich umgehen muss und versucht zu verstehen warum sie so ist, wie sie ist und ob immer ihre Entscheidungen die richtigen waren.


    Auch die Beschreibungen des sizilianischen Lebens und die Wesensart der Bewohner dieser Insel gelingen überzeugend. Der Buchtitel ist schön gewählt, auch wenn der Oleander nur ein Begleitthema ist. Doch der Oleanderregen hat eine wichtige Begebenheit in einer Nacht begleitet.


    Ich habe das Buch sehr gern gelesen und habe mir „Das Limonenhaus“ schon vom RUB zu einem der SUB gelegt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Vielen Dank für die Buchvorstellung!


    Magdalenas Garten hatte ich ausgelassen, weil sehr viele in der Rezi den trockenen Anfang bemängelt hatten...


    Mit dem Limonenhaus hast du aber noch einmal solide Unterhaltung vor dir :-), und ich werde mir den Oleanderregen notieren, aber auf das Taschenbuch warten.


    Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • KLAPPENTEXT:
    Als Valentina nach dem Tod ihres Vaters erfährt, dass ihre Cousine Irma in Wahrheit ihre Halbschwester ist, reist sie nach Sizilien, um sie ausfindig zu machen. Mehr als zehn Jahre haben sich die beiden nicht gesehen, zu tief verletzte es Valentina, dass ihr damaliger Freund Max sie verließ, um mit Irma nach Palermo zu gehen. Doch bei ihrer Ankunft muss Valentina erfahren, dass Irma nach einer scheinbar harmlosen Operation im Koma liegt. Während Valentina noch fürchtet, Max wieder zu begegnen, lernt sie ihre Verwandte Angelina kennen. Diese erzählt ihr eine bewegende Geschichte: von einem Jungen, der ohne Beine geboren wurde und dank der Fürsorge seiner Mutter trotz allen Unglücks die Liebe fand. Diese Geschichte ist der Schlüssel zum Geheimnis der Familie ihres Vaters, und Valentina erkennt, dass sich jetzt auch ihr Leben ändern wird.
    AUTORIN:
    (Quelle: Diana)
    Stefanie Gerstenberger, 1965 in Osnabrück geboren, studierte Deutsch und Sport, bis sie erkannte, dass sie keine Lehrerin werden wollte. Nach einem Wechsel in das Hotelfach lebte und arbeitete sie auf Elba und Sizilien, in der Karibik und in San Francisco. Während der folgenden Jahre als Requisiteurin für Film und Fernsehen musste sie viele Drehbücher lesen und begann selbst zu schreiben. Ihr erster Roman "Das Limonenhaus" (Diana, 2009) wurde von der Presse hoch gelobt und auf Anhieb ein großer Erfolg , gefolgt von ihrem zweiten Roman "Magdalenas Garten" (Diana, 2010). Heute lebt sie mit ihrer Familie in Köln.
    EIGENE MEINUNG:
    Valentina hat schon viele Enttäuschungen erlebt. Immer wieder ist sie von Menschen, die sie geliebt hat, verlassen worden. Dies hat sie so sehr herunter gezogen, dass sie kaum noch jemandem trauen kann. Als ihr Vater plötzlich verstirbt, ist sie gezwungen in dessen Heimat Sizilien zu fliegen und dort ihre italienische Familie näher kennen zu lernen.
    Dies war eigentlich nicht geplant, Valentina wollte endlich die Unabhängigkeit vom väterlichen Haushalt anstreben. Gemeinsam mit ihrem Freund Eric hatte sie sich bereits eine Eigentumswohnung angeschaut.
    Eric ist die Figur der Geschichte, die mir am unsympathischsten ist. Er und Valentina stehen irgendwie in einem Kontrast zueinander, aber es gibt auch eine Art Verbindung zwischen ihnen. Während Valentina nichts von sich preis geben möchte, ihr Innerstes gut behütet, ist Eric als Arzt so zu sagen täglich damit konfrontiert in den Menschen hinein zu schauen. Allerdings nur auf physischer Ebene und so bleibt er für mich immer recht oberflächlich und egoistisch. Er hält Valentina bewusst klein, indem er ihr immer wieder Spitznamen gibt, die das Adjektiv "klein" als Beiwort tragen.
    Valentina ist schon deswegen eine sympathische Protagonistin, da sie nicht perfekt und somit sehr authentisch ist. Sie ist ein Mädchen von nebenan, dass sich mit Problemen herumschlägt, die viele andere Menschen auch haben. Am meisten Sorgen macht ihr die Liebe, die sie irgendwie verlernt hat und der sie größtes Misstrauen entgegen bringt. In Sizilien lernt sie nicht nur die Geschichte ihrer Familie kennen, sondern auch viel über sich selbst und vor allem etwas über die Liebe. Denn die lohnt sich immer.
    "Trau dich, es ist ein Risiko, aber ohne Liebe, ohne Trauer, ohne Schmerz ist das Leben nichts. Wenn du nichts fühlst bist du tot!"
    FAZIT:
    Gern lauscht man Stefanie Gerstenbergers Erzählungen, denn sie hat einen angenehmen Erzählton und die Gabe das Meer im Kopf des Leser rauschen zu lassen und den Duft des Oleanders ins Zimmer zu zaubern. Allerdings muss man auch ein wenig Geduld mitbringen, denn der Stammbaum der Vitales ist umfangreich, ebenso wie all die Geschichten, die sie erlebt haben und für diese sollte man sich eben ein wenig Zeit nehmen. Dennoch sind Valentinas italienische Verwandte eine Familie, mit der man sich gerne umgibt.

  • Hätte ich gewusst, dass mich das Buch so fesseln und begeistern würde, wäre es vom Briefkasten wahrscheinlich direkt in die Leselotte gewandert. So musste es sich aber noch ein bisschen im Regal gedulden und wurde im grauen Herbst gelesen - sozusagen als kleiner Kurzurlaub in den warmen Süden.


    Also als erstes muss ich sagen, dass ich mich sowohl über den Klappentext als auch über die Kurzbeschreibungen auf der Verlagshomepage ziemlich geärgert habe, da sie - meiner Meinung nach - mehr verraten, als ich zu Beginn des Buches wissen wollte. Deshalb verzichte ich hier auf die Inhaltsangabe und werde auch nicht mehr als nötig auf die Handlung eingehen - ich hoffe, das ist okay. Die Deutsch-Italienerin Valentina reist in die väterliche Heimat Sizilien (sehr sympathisch, dass bei Stefanies Schilderungen Sizilien auch weiterhin in Italien bleiben darf ;) ), um familiäre Angelegenheiten zu klären. Deren Aufklärung bedürfen intensivstem Herumkramen in der Vergangenheit ihrer Familie. Damit der Leser auch wirklich alles versteht (Familienverhältnisse können auch in Italien äußerst schwierig sein), schlüpft die Autorin in die Rolle von Valentinas Cousine Angelina, die uns ins Sizilien der 30er-Jahre entführt und beginnt zu erzählen und ich kann nur eins sagen: sie tut dies meisterlich! Die Flashbacks in die Vergangenheit wechseln sich immer mit den Geschehnissen in der Gegenwart ab, was die ganze Handlung zwar
    abwechslungsreich gemacht hat und auch situationstechnisch immer ganz gut passte, aber ich muss sagen, dass ich regelrecht an Angelinas Lippen hing und immer sofort wissen wollte, wie es mit der Familie Vitale weitergeht.


    Doch das Buch lebt nicht nur vom Geschichtenerzählen. Als ich weiter oben von einem Kurzurlaub auf Sizilien sprach, war das tatsächlich so gemeint, denn man kann als Leser gar nicht anders, als in den Gedanken tatsächlich dort zu leben. Der Geruch des Oleanders und der Gewürze, der Lärm der Familie beim gemeinsamen Essen, die Sonne und das Haus an der Klippe, all dies bekommt man hautnah mit, so detailliert und lebensecht schreibt Stefanie Gerstenberger.


    Doch nicht nur die Atmosphäre ist absolut greifbar, auch die Personen erscheinen nach einigen Seiten wie Menschen, die man persönlich kennt. Gerade die doch recht vielschichtige Persönlichkeit von Valentina ist super herausgearbeitet und ich konnte mich in deren Situation, die nun wirklich keine einfache ist, sehr gut reinversetzen. Womit ich auch schon bei der Handlung wäre: Es war einfach alles dabei, was für mich einen guten Roman dieses Genres ausmacht. Es ist von allem ausreichend (aber nicht zu viel!) da: Liebe, Leid, Leidenschaft, Trauer, Intrigen, Eifersucht, Freude, Freundschaft, Familie. Alles in allem einfach eine runde Sache!


    Ein tolles Buch, das ich allen, die Familiengeschichten mögen und vielleicht auch einen kleinen Kurzurlaub brauchen, wärmstens empfehle!

  • Valentina reist nach dem Tod ihres Vaters Enzo Vitale von Hamburg in dessen Heimat Sizilien. Dort soll der Vater die letzte Ruhe finden. Valentina geht mit gemischten Gefühlen an Bord der Maschine. Von der in Italien lebenden Großfamilie kennt sie eigentlich nur ihre Cousine Irma, zu der sie jedoch die letzten zehn Jahre auch keinen Kontakt hatte. Valentina ist nicht darüber hinweg gekommen, dass sich ihre große Liebe Max für Irma entschieden hat. Doch nun liegt diese auf der Intensivstation eines Krankenhauses im Koma und niemand weiß, ob sie jemals wieder erwachen wird. Zum Glück wird Valentina in allen Bereichen tatkräftig von der Familie unterstützt und sie findet sogar noch Zeit, einer anderen Cousine bei einer wirklich berührenden Geschichte zuzuhören. Angelina weiht Valentina langsam in die Familiengeheimnisse um Enzo ein, was Valentina anregt, über das Wichtige im Leben nachzudenken. Ihre Erkenntnisse über Liebe, Verzeihen und Unerreichbares verändern ihre Sicht auf die Dinge und setzen ein wahres Räderwerk an Veränderungen in Gang.


    Stefanie Gerstenberger lädt ihre Leser erneut zu einem literarischen Ausflug nach Italien ein. In diesem dritten Roman Mal geht es nach Sizilien, wo der Zusammenhalt der Familie einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland hat. Diese Mentalität wird nachfühlbar eingefangen. Darüber hinaus kann man als Leser das Zögerliche in Valentina spüren, bis sie sich in ihrer eigenen Familie eingelebt hat. Die Gedanken wechseln dabei von ihrem Leben mit Eric in Hamburg zu ihrer Vergangenheit mit Max und ihren Erinnerungen an ihre Eltern. Auch die Erzählungen ihrer Tanten und Cousinen ermöglichen einen Blick in die Vergangenheit, um die Gegenwart besser einschätzen zu können.


    Die Autorin widmet sich in ihren Büchern stets einer Hauptfigur, die ein Familiengeheimnis lüftet, ohne vorher überhaupt etwas davon geahnt zu haben. In diesem Fall macht die Protagonistin einen Reifeprozess durch, der zudem noch spannend zu lesen ist. Die Offenbarung, dass Irma nicht die vermutete Cousine, sondern Valentinas Halbschwester ist, weckte sofort die Neugier, was Enzo wohl veranlasst haben mag, seine erste Familie zu verlassen und hinterher nicht mehr über sie zu sprechen. Als weiteres ist auch die Geschichte um Pinu lesenswert, da sie nicht nur emotional berührt, sondern auch viel Lebensweisheit transportiert. Das Buch ist eine Aufforderung, sich seiner Wurzeln bewusst zu machen und nicht vorschnell über Menschen zu urteilen. Verpackt ist es im atmosphärischen Sizilien, sodass es zum Eintauchen in eine andere Welt einlädt. (8 von 10)