Barbara Wersba: Ein Weihnachtsgeschenk für Walter [ab 7 Jahre]

  • Barbara Wersba: Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
    Tulipan 2007. 61 Seiten
    ISBN-13: 978-3939944065. 14,90€
    Illustratorin: Donna Diamond
    Übersetzerin: Barbara Küper
    empfohlen ab 7 Jahre


    Verlagstext
    Walter ist keine gewöhnliche Ratte, denn er kann lesen. Kein Wunder, dass er sich nach Sir Walter Scott benannt hat! Er lebt im Haus von Miss Pomeroy, einer alten Dame, die Kinderbücher schreibt und eine herrliche Bibliothek besitzt. Dort macht Walter jedoch eines Tages eine erschütternde Entdeckung: Der Held in Miss Pomeroys Kinderbüchern ist ausgerechnet eine Maus! Walter, der als kultivierte Ratte sehr unter dem schlechten Ruf seiner Artgenossen leidet, ist zutiefst gekränkt und beschließt, Miss Pomeroy einen Brief zu schreiben. So beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft. Und am Weihnachtstag wartet eine wunderbare Überraschung auf Walter ... Eine poetisch erzählte Weihnachtsgeschichte mit filigran-schönen Federzeichnungen von Donna Diamond.


    Autorin
    Barbara Wersba war viele Jahre für die New York Times Review of Books als Theater- und Fernsehautorin tätig. Sie hat 30 Kinderbücher geschrieben und war u.a. für den National Book Award nominiert. Sie lebt in New York und leitet dort einen kleinen Verlag namens The Bookman Press.


    Inhalt
    Der Mäuserich hatte als Jungmaus auf der Müllhalde ein Buch von Sir Walter Scott gelesen. Seitdem nennt er sich Walter. Die Autorin Miss Amanda Pomeroy, in deren Haus Walter lebt, weiß nichts von ihrem Untermieter, da Walter nur nachts aktiv ist. Der Mäuserich ist ausgesprochen ordentlich und penibel, putzt und striegelt sein Fell und hält seinen Mäusebau sauber. Walter ist auch sehr wissbegierig; mit der Zeit liest er sich durch Miss Pomeroys Bibliothek. Allmählich beginnt Walter, sich um Miss Pomeroy zu sorgen. Ist die alte Dame eigentlich glücklich? Eine ungewöhnliche Korrespondenz zwischen einsamer Autorin und rücksichtsvollem Mäuserich beginnt.


    Fazit
    Walters Geschichte punktet damit, dass der Mäuserich auf seinem literarischen Höhenflug von Donna Diamond mit feiner Feder wie ein Tier gezeichnet und dabei nicht verniedlicht wird.


    9 von 10 Punkten

  • Ich habe dieses Büchlein innerhalb eines Tages gelesen.


    Obwohl die Grundstimmung eher melancholisch ist, handelt es sich hierbei meiner Meinung nach um eine wunderbare Geschichte, nicht nur für Kinder.


    Die beiden Hauptfiguren haben ihr hohes Lebensalter und das leidenschaftliche Interesse an Literatur gemeinsam. Ansonsten könnten sie nicht unterschiedlicher sein, mal abgesehen davon, dass Walter eine Ratte ist. Er ist sehr ordentlich und sauber, Miss Pomeroy lebt unebkümmert im Chaos. Walter ist sehr rücksichtsvoll und immer darum bemüht, andere nicht zu verletzen. Miss Pomeroy sagt geradeheraus, was sie denkt, auch wenn sie andere damit vor den Kopf stößt.


    Durch einen Gedankenaustausch via Briefen lernen sie sich langsam besser kennen und freunden sich am Schluss sogar an.


    Es ist ein Buch über Einsamkeit, Literatur und Freundschaft.


    Außerdem kann ich mich der vorherigen Rezension nur anschließen: die Illustrationen sind wunderschön. Das Titelbild ist ein Beispiel dafür.

  • Letztes Jahr zur Weihnachtszeit habe ich dieses Büchlein gelesen. Vielleicht braucht ja noch jemand ein Weihnachtsgeschenk. Demjenigen kann ich dieses empfehlen.


    Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht einer echten Leseratte namens Walter. Walter ist eine hochbetagte Ratte. Er lebt jetzt schone eine Weile bei der Schriftstellerin Amanda Pomeroy.
    Mit der Gabe, lesen zu können, ist Walter schon auf die Welt gekommen. Als er auf einer Müllhalde zwei Bücher eines gewissen Sir Walter Scott gelesen hatte, benannte er sich nach ihm. Scott muss ein bedeutender Mann gewesen sein, da die Bücher in Leder gebunden waren.
    Über das, was Walter in Miss Pomeroys Haus erlebt, wie er sie näher kennenlernt, ja sich sogar Briefe mit ihr austauscht, schweige ich, da das Buch nur 60 Seiten hat. 60 wundervolle Seiten Lesevergnügen. Zu meinem Glück ist es auch noch schön bebildert.

  • Ich hatte das Buch auch schon in der Hand, konnte aber nicht beurteilen, ob es wirklich für Kinder geeignet ist? Wie sieht ihr das: ist es ein Buch, das Kinder auch über den Text anspricht und nicht nur über Bilder? Und für welches Alter ist es tatsächlich geeignet?

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Zitat

    Original von Nell
    Ich hatte das Buch auch schon in der Hand, konnte aber nicht beurteilen, ob es wirklich für Kinder geeignet ist? Wie sieht ihr das: ist es ein Buch, das Kinder auch über den Text anspricht und nicht nur über Bilder? Und für welches Alter ist es tatsächlich geeignet?


    Die einsame Kinderbuchautorin und ein Mäuserich, der Walter Scott liest, sind meiner Ansicht nach Figuren, die sich an Erwachsene richten. Wenn in der Geschichte nur zwei Figuren auftreten, sollte wenigstens eine Kindern Identifizierungsmöglichkeiten bieten. Es kann passieren, dass Kinder, denen man die Geschichte vorliest, vorwurfsvoll fragen: Und wo ist die Mama vom Walter?, weil die Besetzung ihrer Lebenswelt widerspricht.

  • Danke, Buchdoktor. Ich denke, dann ist das Buch als Weihnachtsgeschenk für Kinder (mein Großer ist 9) nicht wirklich geeignet, sondern richtet sich tatsächlich eher an Erwachsene. Vielleicht hole ich das Buch ja dann doch für mich selbst, der schönen Grafik wegen... ;-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Vorweg eine Frage an Buchdoktor: Wieso schreibst du Mäuserich? Es handelt sich doch um eine Ratte. Ich finde, das kann man ruhig ehrlich sagen.
    Ratten sind wundervolle Tiere, wir haben selbst welche. Und das Cover erinnerte mich an unseren Fynn, der leider gestern verstorben ist. :-(


    Jedenfalls habe ich mir das Buch gekauft und werde es in den nächsten Tagen lesen, geblättert habe ich schon ein bisschen und die Zeichnungen sind wunderschön. :-)

  • Ich konnte nicht anders und habe es heute Abend in einem Rutsch gelesen.


    Was für ein wunderbares Buch, eine herzerwärmende Geschichte und gerade jetzt in der Weihnachtszeit einfach ein Vergnügen zu lesen. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch zufällig entdeckt habe.
    Walter hat sich schon mit den ersten Sätzen in mein Herz geschlichen. Eine bibliophile Ratte. *g* Für ihn muss es ein Paradies sein, im Haus einer Schriftstellerin mit einer großen Bibliothek zu leben. Nacht für Nacht liest er dort die Bücher, große Werke der Literatur und zitiert diese gerne für sich. Denn Walter ist einsam, seine gesamte Familie ist bereits tot oder lebt woanders, nur er ist noch da. Genauso alleine wie Miss Pomeroy, die anscheinend auch keine Freunde oder Verwandte hat.
    Durch die Briefe entwickelt sich eine Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt beruht und als Weihnachten näher rückt, möchte Walter Miss Pomeroy unbedingt etwas schenken.


    Die Figuren, besonders Walter, sind sehr liebevoll beschrieben. Die Autorin hat eine wundervolle Geschichte geschrieben mit viel Herz und auch Humor. Die Zeichnungen ergänzen das Ganze wunderbar.
    Oft musste ich darüber schmunzeln, welche Gedanken sich Walter so macht. Sie regt aber auch zum Nachdenken an, besonders als Walter sich fragt, warum die Menschen Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde, Katzen und sogar Mäuse mögen, aber Ratten ganz offenkundig hassen. Eine Sache, die ich selbst nie verstehen werde, denn Ratten sind etwas Wunderbares und sie sind intelligent, sozial und sauber. Wir sind es schließlich, die den Müll wegschmeißen und können es den Tieren wohl kaum vorwerfen, dass sie sich davon ernähren. Aber das ist ein anderes Thema.


    "Ein Weihnachtsgeschenk für Walter" wird zwar als Kinder- und Jugendbuch geführt, aber ich finde es auch wunderbar für Erwachsene. Und sicher werden sie auch eher den Sinn der Geschichte verstehen.

  • Dieses Buch habe ich zu Nikolaus geschenkt bekommen und mich sehr darüber gefreut.
    Der Schreibstil ist sehr schön, die Illustrationen auch.


    Meine Gefühle Ratten gegenüber sind etwas ambivalent. Wir hatten mal eine in der Zwischendecke und es war sehr schwierig, sie da wieder rauszubekommen, denn Gift ist nicht so unser Ding. Seither... Nagetiere... na ja...


    Als Bücherheld mochte ich aber Firmin z. B. ganz gern (der in diesem Buch erstaunlicherweise nicht erwähnt wird), und auch Walter und Miss Pomeroy konnten mein Herz erwärmen. Leider ist es nur so furchtbar kurz.


    Am Ende freut man sich, wenn zwei alte Seelen zusammenfinden und sich Gesellschaft leisten können.
    Walter wäre allerdings sehr traurig, wenn er wüsste, dass Buchdoktor einen Mäuserich aus ihm gemacht hat ;-)


    8 Punkte gebe ich sehr gern.


    P.S. Für einen geübten Leser ab 10 Jahren denke ich, ist das Buch auch für Kinder zum Selberlesen ganz schön. Wie es der 7-Jährigen gefällt, wissen wir noch nicht...

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“