'Verachte nicht den Tod' - Seiten 082 - 146

  • Eigentlich finde ich noch niemanden so richtig verdächtig. Arzt, Ehemann und Pfleger scheinen von nichts etwas zu wissen. Saskia und Morton haben zwar mit Sterbehilfe zu tun, was allerdings auch noch nicht illegal ist. Sie wären doch eigentlich dumm eine Straftat zu riskieren, nur um die Kranken nicht zu transportieren.

  • Ich weiß jetzt nicht, ob es verquer ist, wenn man zu einem sterbenden Vater geht und es stehen einem die Tränen in den Augen. Das ist jetzt ein Punkt, den ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich habe meine Tränen jeden Tag vor meinem Vater verborgen. Das ändert zwar an der Situation des Sterben nichts, aber wenn er mich darauf angesprochen hätte, wäre ein Sturzbach losgegangen.

  • Richie : genau das ist ja verquer; nicht, dass einem die Tränen in den Augen stehen, sondern dass man diese verbergen möchte.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Saskia scheint ja ein bewegtes Leben zu haben. Vielleicht ist sie ein nebenberufliches Callgirl und dadurch mit einer dritten Person, die wir noch nicht kennen, an der Sterbehilfe beteiligt. Nach der Kündigung hat sie doch sofort ihren Ex bei der Zeitung angerufen. An einer Stellensuchanzeige glaube ich fast weniger bei Saskia :lache


    Das die Polizei sich die ganze Krankenakte so einfach aushändigen lässt und darüber hinaus noch die Namen anderer Verstorbenen verlangt hat fand ich auch eigenartig.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich meine, dass die ANgehörigen eigentlich glücklich über die Stabiltität und Ruhe des Kranken sein müssten und daher Tränen unsinnig sind.


    Man kann aber doch die Tatsache nicht ausblenden, dass ein Mensch, der einem sehr wichtig ist, bald stirbt. Klar freut man sich, wenn er damit gelassen umgeht. Aber Tränen sind doch nicht unsinnig. Wenn der Kranke gestorben ist, dann beginnt doch für die Angehörigen erstmal die schwierigste Zeit. Denn so schwer es ist, einen Kranken zu begleiten, noch schwieriger ist es, wenn dieser Mensch dann ganz fort ist.
    Da finde ich die Darstellung in dem Buch schon sehr realistisch. ich kenne das jedenfalls aus eigenen Erfahrungen nur so, dass man da schon sehr traurig ist, wenn ein Mensch mit einem Witze macht über seinen Tod oder einem erklärt, wie man Dinge zu machen hat, die er sonst immer gemacht hat, wenn er dann gestorben ist. Ich finde aber beides authentisch. Sowohl Johannes Umgang mit seiner Krankheit, als auch Evelyns Traurigkeit. Und verquer finde ich nur, dass sie ihre Tränen nicht zeigt. Denn in so einer Situation zu weinen, ist normal. Und vielleicht kämen dann ja auch noch mal ganz andere Gespräche zum Abschied zustande mit ihrem Vater, wenn er sehen würde, wie traurig sie ist.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen


    Man kann aber doch die Tatsache nicht ausblenden, dass ein Mensch, der einem sehr wichtig ist, bald stirbt. Klar freut man sich, wenn er damit gelassen umgeht. Aber Tränen sind doch nicht unsinnig. Wenn der Kranke gestorben ist, dann beginnt doch für die Angehörigen erstmal die schwierigste Zeit. Denn so schwer es ist, einen Kranken zu begleiten, noch schwieriger ist es, wenn dieser Mensch dann ganz fort ist.
    Da finde ich die Darstellung in dem Buch schon sehr realistisch. ich kenne das jedenfalls aus eigenen Erfahrungen nur so, dass man da schon sehr traurig ist, wenn ein Mensch mit einem Witze macht über seinen Tod oder einem erklärt, wie man Dinge zu machen hat, die er sonst immer gemacht hat, wenn er dann gestorben ist. Ich finde aber beides authentisch. Sowohl Johannes Umgang mit seiner Krankheit, als auch Evelyns Traurigkeit. Und verquer finde ich nur, dass sie ihre Tränen nicht zeigt. Denn in so einer Situation zu weinen, ist normal. Und vielleicht kämen dann ja auch noch mal ganz andere Gespräche zum Abschied zustande mit ihrem Vater, wenn er sehen würde, wie traurig sie ist.


    :write


    Allerdings kann ich Evelyn wiederum auch verstehen, wenn sie ihre Tränen beim Vater unterdrückt. Darüber zu sprechen, was nach dem Tod eines Angehörigen zu geschehen hat, ist sehr sehr schwer. Man will es dem Kranken nicht schwerer machen darüber zu sprechen, ihm nicht die eigene Trauer zeigen.
    Aber spätestens für sich sollte man auch Weinen können. Auch starke Männer sollten sich ihrer Tränen nicht schämen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Jäde zu verhaften fand ich überflüssig. Solange der Mann ein wasserdichtes Alibi hat und das hat er ja wohl, kann man ihm bestenfalls damit ein wenig Angst einjagen. Was soll er denn gestehen, wenn die Polizei nichts gegen ihn in der Hand hat? Dass er jemanden angeheuert hat, seine Frau umzubringen? Wohl kaum.


    Saskia überschätzt sich meiner Ansicht nach gewaltig. Eine schreckliche Person. Warum sie mit Morten schläft, erschließt sich mir immer noch nicht. Um ihn sexuell abhängig zu machen?


    Den Katzenmord fand ich nicht so sehr schockierend, eher überflüssig. Wieso muss immer ein unschuldiges Tier dran glauben und was hat das mit der Handlung zu tun? Todesarten gibt es viele, ja, aber diese Tierquälerszene musste nicht sein.


    Mit dem Sterben und dem Tod geht jeder Mensch anders um. Und jede Art finde ich in Ordnung. Es gibt in meinen Augen keine allgemeingültigen Regeln, wie man sich verhalten sollte.

  • War der Rückblick zum Katzenmord wirklich überflüssig :gruebel Was macht Peter heute :gruebel Auch fand ich das Gespräch zwischen Evelyn und Stephan merkwürdig beim Gespräch über Sterbehilfe.
    Ist Sterbehilfe im Hospiz möglich? :yikes

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Über Eure konstruktiv-kritische und dabei vielschichtige Diskussion freue ich mich sehr.


    Ich fange mal mit JaneDoes letztem Beitrag an:


    Saskia ist in der Tat eine schreckliche Person, und ich kann Clare gut verstehen, dass sie nicht mit ihr befreundet sein möchte. Morten bietet Saskia sicher eine Menge dessen, was sie sich wünscht. (Ob sie sich damit wirklich einen Gefallen tut, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Es ist die alte Geschichte von der Diskrepanz zwischen dem "want" und "need" einer Figur.)


    Den Katzenmord habe ich versucht (ob es mir gelungen ist, muss natürlich jede/r selbst beurteilen) in die Handlung einzubetten. Es ist ja eine Erinnerung, die Evelyn ihr Leben lang mit sich trägt und die sie in ihrer Berufswahl beeinflusst hat. Allen Katzenfreunden sei an dieser Stelle verraten: Ganz am Ende gibt es noch eine sehr versöhnliche Szene.


    JaneDoe, ich kann Dir nur zustimmen: Für den Umgang mit Tod und Sterben
    gibt es - über basale rechtliche und humane Grundsätze hinaus - keine allgemeingültigen Regeln. Auch das sollte das Buch aufzeigen


    Und Beowulf: Ich finde es bewundernswert, dass Du schon morgens um fünf solch wichtige Überlegungen anstellst: Tränen bedeuten nicht automatisch gelebte Trauer.


    Es war mir ein Anliegen, Evelyn in ihrer Depression zu zeigen. Am Anfang des Buchs kann sie den bevorstehenden Tod ihres Vaters noch nicht betrauern, sondern stürzt sich in Arbeit.

  • Das Thema Ärztliche Schweigepflicht habt ihr ja schon ausgiebig diskutiert, ich war da auch gestolpert, dass Saskia und der Arzt so völlig ohne Rückfrage einfach die Akte ausdrucken bzw. Auskunft geben.


    Und mit was für einer Argumentation die Öffnung der Handtasche erfolgt sein soll, hat sich mir auch nicht ganz erschlossen. Saskia war doch zu dem Zeitpunkt nicht verdächtigt oder irgendeiner Sache beschuldigt? Ich hätte mich da auch geweigert und es drauf ankommen lassen, ob die dafür einen Durchsuchungsbeschluss bekommen.


    Auch ein bisschen merkwürdig fand ich, dass sie dann den Arzt zu dem Saunatoten begleiten und hinterher auch noch die Frau vom Bestattungsinstitut besuchen. Irgendwie fühlt sich das für mich ziemlich unstrukturiert an...
    Ebenso die Verhaftung von Jäde. Eine Flasche Gorbatschow im Eisschrank ist ja nun wirklich nichts allzu ungewöhnliches und der Mann hatte doch sein Alibi. Ist ja nicht so, dass da eine gebrauchte Spritze daneben gelegen hätte.


    Die Katzenszene war echt grausig, das arme Tier. Wie kommt ein 8jähriger auf die Idee, eine verletzte Katze mittels aufhängen zu "erlösen"? Ist ja furchtbar!


    Die Beziehung zwischen Morten und Saskia durchschaue ich noch gar nicht. Was haben die denn voneinander? Der Sex scheint ja nicht so berauschend zu sein, Morten darf sich nicht überanstrengen, Saskia erwartet mehr - wieso machen die das?