Die englische Freundin [The last runaway] - Tracy Chevalier

  • Kurzbeschreibung (amazon)
    New York Times bestselling author of Girl With a Pearl Earring Tracy Chevalier makes her first fictional foray into the American past in The Last Runaway, bringing to life the Underground Railroad and illuminating the principles, passions and realities that fueled this extraordinary freedom movement.
    In New York Times bestselling author Tracy Chevalier’s newest historical saga, she introduces Honor Bright, a modest English Quaker who moves to Ohio in 1850, only to find herself alienated and alone in a strange land. Sick from the moment she leaves England, and fleeing personal disappointment, she is forced by family tragedy to rely on strangers in a harsh, unfamiliar landscape.
    Nineteenth-century America is practical, precarious, and unsentimental, and scarred by the continuing injustice of slavery. In her new home Honor discovers that principles count for little, even within a religious community meant to be committed to human equality.
    However, drawn into the clandestine activities of the Underground Railroad, a network helping runaway slaves escape to freedom, Honor befriends two surprising women who embody the remarkable power of defiance. Eventually she must decide if she too can act on what she believes in, whatever the personal costs.
    A powerful journey brimming with color and drama, The Last Runaway is Tracy Chevalier’s vivid engagement with an iconic part of American history.


    Autoreninfo (amazon)
    Tracy Chevalier is the New York Times bestselling author of six previous novels, including Girl with a Pearl Earring, which has been translated into thirty-nine languages and made into an Oscar-nominated film. Born and raised in Washington, D.C., she lives in London with her husband and son.


    Allgemeines
    Großformatiges Taschenbuch mit 301 Seiten
    Erschienen am 8.Januar 2013 beim Dutton Adult Verlag
    Erzählung in der dritten Person, Briefe als Ich-Erzählung



    Zum Inhalt
    Die englische Quäkerin Honor Bright begleitet, nachdem sie von ihrem Verlobten Samuel verlassen wurde, im Jahr 1850 ihre Schwester Grace nach Ohio, Amerika. Grace will dort Adam Cox heiraten, einen Mann, der schon vor Jahren aus ihrem Heimatort Bridport nach Amerika ausgewandert war. Kurz nach der Ankunft in Amerika stirbt Grace an Gelbfieber, Honor muss allein zu ihrem Beinahe-Schwager weiterreisen, der gemeinsam mit Abigail, der Witwe seines Bruders , in einem Haus lebt. Honor hilft in Adams Laden aus, zuhause wird ihr das Leben von Abigail, die sie als Störenfried empfindet und Absichten auf Adam hat, ziemlich unangenehm gemacht. Eine Freundin findet sie in der Hutmacherin Belle Mills. Deren Bruder Donovan ist jedoch ein unsympathischer Mann, denn er verdient sein Geld als Sklavenfänger. Der kleine Ort Faithwell liegt an der sogenannten Underground Railroad, einem Weg, den flüchtige Sklaven aus den Südstaaten auf ihrer Flucht in die nördlichen Staaten, bzw. nach Kanada nehmen. Donovan interessiert sich für Honor und sie fühlt sich auf eine "animalische" Weise ebenfalls von ihm angezogen, doch eine Beziehung zu ihm verbietet sich für sie durch die Prinzipien ihres Glaubens: für die Quäker sind alle Menschen vor Gott gleich, deshalb darf es keine Sklaverei geben. Als Honor den Farmer Jack Haymaker heiratet und beginnt, entlaufenen Sklaven Hilfe zu gewähren, gerät sie nicht nur mit Donovan, sondern auch mit ihrer neuen Familie aneinander. Ihre Schwiegerfamilie gehört zwar auch der "Gesellschaft der Freunde" an, sie wollen sich jedoch nicht mehr für die Schwarzen engagieren, nachdem sie zuvor bereits für derartige Hilfe teuer bezahlen mussten. Honor gelingt es dagegen nicht, ihr Gewissen zu beruhigen und sich den Nöten der gejagten Schwarzen zu verschließen, durch ihre unbeugsame Haltung gefährdet sie ihre neu aufgebaute Existenz.


    Persönliche Beurteilung
    Dieser Roman behandelt eine schändliche Epoche der amerikanischen Geschichte. Ein Jahrzehnt vor dem Sezessionskrieg, der die Abschaffung der Sklaverei brachte, versuchten bereits viele Sklaven von den Plantagen ihrer weißen Herren zu fliehen und sich nach Norden abzusetzen. Bei diesem Unterfangen erhielten sie Unterstützung von weißen Amerikanern, die aus religiösen/weltanschaulichen Gründen gegen die Sklavenhaltung eingestellt waren. Für viele Schwarze war die Underground Railroad , eine Route, auf der den Flüchtigen systematisch geholfen wurde, der Weg in die Freiheit.
    "The last runaway" ist ein Roman der leisen Töne. Obwohl keine spektakulären Ereignisse geschildert werden, wird deutlich, wie sehr sich Menschen schon durch kleine Hilfsaktionen (Essen oder vorübergehender Unterschlupf für Flüchtige) mit den Gesetzen in Konflikt und damit in Gefahr bringen konnten.
    Die Hauptfigur Honor Bright steht stellvertretend für die Mitglieder der Quäker-Bewegung. Sie tritt in Briefen an ihre in England zurückgebliebenen Eltern und ihre Freundin Biddy als Ich-Erzählerin auf. Dies gewährt einen Einblick in ihre Psyche, wie sie die Erzählung in der dritten Person allein nicht bieten kann.
    Der Erzählstil ist größtenteils ruhig und eindringlich, stellenweise kommt auch Spannung auf, wenn der Sklavenjäger bereits das ganze Haus auf den Kopf stellt und der Leser mit Honor hofft, dass den in Scheunen und Kellern versteckten Schwarzen die Flucht gelingt. Sehr gut hat mir Honors Entwicklung gefallen: Will sie zuerst den Schwarzen um theoretischer, religiöser Werte willen helfen, so kommt sie diesen schließlich menschlich nahe, entwickelt Respekt vor ihnen und erkennt, dass sie Menschen wie sie sind, die die gleichen Sehnsüchte und Wünsche an das Leben haben.


    Fazit
    Eine glaubhafte Darstellung einer traurigen Epoche der amerikanischen Geschichte mit einem bisher wenig beachteten Schwerpunkt: nicht der Sezessionskrieg /die Politik, sondern die kleinen und doch so wirkungsvollen Hilfsaktionen der kleinen Leute stehen im Mittelpunkt.
    Sehr lesenswert! 9 Punkte


    Edit: Titel und ISBN der deutschen Ausgabe eingefügt, damit diese im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe

  • Danke für die Empfehlung, bei mir wartet es noch auf dem MP3-Spieler und wird hoffentlich nächste Woche drankommen. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Inhalt:
    Die junge Quäkerin Honor verlässt 1850 aus Liebeskummer ihre Heimat, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie von einer harten Realität eingeholt, die Frage der Sklaverei spaltet die Nation. Zu ihrer einzigen Vertrauten wird die temperamentvolle Hutmacherin Belle. Dass sich ausgerechnet der Sklavenjäger Donovan für Honor interessiert, bringt sie in eine schwierige Lage, und sie muss sich zwischen schönen Worten und mutigem Handeln entscheiden.


    Über die Autorin:
    Tracy Chevalier, 1962 in Washington, D. C. geboren, zog 1984 nach England. Sie arbeitete zunächst als Lektorin, begann dann aber zu schreiben. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Zuletzt erschien bei Knaus ihr Roman „Zwei bemerkenswerte Frauen“. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in London.


    Meine Meinung:
    Honor Bright wandert mit ihrer Schwester nach Amerika aus und landet in Ohio. Als gläubige Quäkerin gerät sie durch entlaufene Sklaven, denen sie hilft, schnell in Konflikte mit den Menschen und ihrem Gewissen. Dennoch geht sie ihren Weg ruhig und gelassen und findet eine neue Heimat in diesem fremden Land.
    Dieser historische Roman sticht für mich aus dem großen Pulk dieses Genres wohltuend hervor. Dies liegt zum einen daran, dass er ein Setting gewählt hat, welches ich schon lange nicht mehr gelesen habe, nämlich Nordamerika zur Zeit der Sklavenhalter und Plantagenbesitzer. Zum anderen ist es der Erzählstil, der mich sehr angesprochen hat, der aber sicherlich nicht für jedermann ist. Tracy Chevalier berichtet vom Leben ihrer Protagonisten mit einer ruhigen sachlichen Art, frei von Zuckerguss und teilweise sehr nüchtern und knapp. Sie versteht es dabei aber dennoch, im Leser Emotionen zu wecken und Spannung zu erzeugen. Man fiebert mit Honor mit und wünscht, dass die Geschichte ein glückliches Ende nehmen möchte. Schön ist auch, wie unaufdringlich hier geschichtliches und gesellschaftliches Wissen in die Story miteingeflochten sind und das Ganze harmonisch abrunden. Zwei Punkte ziehe ich lediglich dafür ab, dass an mancher Stelle die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu schnell voranschreitet und mir Abschnitte und Erklärungen etwas fehlen. Dadurch wird das Tempo zwar hochgehalten aber meiner Meinung nach, hätte das Buch gerne noch etwas ausführlicher und dicker sein dürfen. Aber das ist wirklich mäkeln auf hohem Niveau.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Habe das Buch ebenfalls kürzlich beendet und bin ganz deiner Meinung. Den Erzählstil empfand ich als angenehm unaufgeregt, aber ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte eventuell ganz gut getan.Dennoch hatte ich eigentlich nicht wirklich das Gefühl, daß mir etwas gefehlt hat. Alles in allem sehr empfehlenswert!