Fragen an Daniel Wolf

  • Ganz herzlichen Dank, daß Du die Leserunde begleitest, und uns die Möglichkeit gibst, Fragen stellen!


    Eigentlich ist dieser Thread für Fragen außerhalb des Buchs, aber mit drängen sich ein paar Fragen zum Buch auf, die nicht gut in die anderen Threads passen:


    • Wie enstanden Idee und Setting des Romans?
    • Wie entsteht so ein "Monster" (ich habe schon mal in die Danksagung geschaut) bei Dir bzw. wie bist Du bei der Arbeit am Buch vorgegangen?
    • Wie viel Zeit ist von der Idee bis zum Abschluss der Romans vergangen?
  • Liebe Pelican,


    die Idee zu dem Roman ist schon recht alt, ich hatte sie vor etwa fünf bis sechs Jahren. Für die Arbeit am Roman habe ich alles in allem etwa zwanzig Monate gebraucht.


    Mittelalterliche Städte haben mich schon immer fasziniert, besonders die Kämpfe des Bürgertums gegen Bischof und Obrigkeit im Hochmittelalter. Sei es in Speyer, Köln, Mainz, Lübeck – fast jede alte deutsche Stadt hat diese Bürgerkämpfe zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert erlebt. Da ich das sehr spannend finde, war es naheliegend, darüber zu schreiben. Weil ich aber keine realen Ereignisse nacherzählen, sondern erzählerisch freier sein wollte, habe ich das fiktive Varennes-Saint-Jacques in Lothringen erschaffen, damit ich die Story nicht zu sehr an historische Ereignisse anpassen musste.


    Bevor ich mit dem Schreiben anfing, habe ich erst einmal ein paar Monate nur recherchiert und jede Menge Bücher, Fachzeitschriften und Internetartikel zu meinen Themen gelesen. Außerdem fuhr ich nach Lothringen und sah mir das Moseltal, Metz und einige andere Schauplätze an. Dann habe ich Figuren, Handlung und Setting ausgearbeitet, meinen Plot mit den realen Ereignissen der Epoche abgeglichen bzw. verzahnt und den Roman von Kapitel zu Kapitel geschrieben.


    Wenn ich das hier so schildere, klingt es, als wäre das ein geordneter, aufgeräumter Prozess gewesen. Tatsächlich ging es dabei teilweise recht chaotisch zu, weil ich meinen Plot immer wieder änderte, Passagen umschrieb und ganze Handlungsstränge und Figuren rauswarf, bis die Geschichte endlich so war, wie ich sie haben wollte – und wie sie nun vor euch liegt. :-)


    Daniel

  • Ich hab jetzt versucht Varenne-St. Jacques zu finden, ist das eine wirkliche Stadt oder fiktiv?


    Dass ne Menge Recherche dahinter steht ist wohl von vornherein klar. Man muss ja immer damit rechnen, dass sich Leser auch in der Geschichte auskennen.

  • Zitat

    Original von RichieEs fällt dem Leser gleich auf, daß hinter dem Buch eine Menge Recherchearbeit steckt und für mich liest sich die Geschichte sehr anschaulich und bildhaft, vor allem ohne oberlehrerhaft zu sein :wave


    Danke, das freut mich sehr! :-)


    Mir war es beim Schreiben wichtig, dass die historischen Details stimmen und so in den Text eingeflochten sind, dass sie die Geschichte nicht erschlagen, da ich "dozierende" Passagen in historischen Romanen selbst nicht gerne lese.


    Daniel

  • Zitat

    Original von Findus
    Ich hab jetzt versucht Varenne-St. Jacques zu finden, ist das eine wirkliche Stadt oder fiktiv?


    Wie Katerina schon schrieb, Varennes ist fiktiv. Es liegt im heutigen Lothringen an der Mosel zwischen Metz und Épinal, ungefähr da, wo sich das reale Charmes befindet – übrigens ein schönes Städtchen und eine Reise wert. :-)


    Ich hoffe, die Bewohner von Charmes nehmen es mir nicht übel, dass ich ihre Heimat gewissermaßen von der Karte getilgt habe, um Platz für Varennes zu schaffen ...


    Daniel

  • Zitat

    Original von Pelican
    Wie bist Du zum Schreiben gekommen?


    Aus den üblichen Gründen: Narzissmus, krankhafte Wichtigtuerei, Geldgier etc. ;-)


    Im Ernst – ich fürchte, die Antwort ist sehr unspektakulär: Irgendwie habe ich schon immer geschrieben, ohne Sinn und Zweck zu hinterfragen. Ich mag es einfach, Geschichten zu erzählen, fiktive Welten zu erschaffen und meine Gedanken zu Papier zu bringen. Tatsächlich habe ich den Verdacht, dass ich überhaupt nur schreibend richtig denken kann ...


    Schließlich wurde der Wunsch immer stärker, das Ganze zu professionalisieren und meine Texte zu veröffentlichen. Und hier bin ich nun :-)


    Daniel

  • Hallo Daniel,


    zuerst einmal Respekt, dass Du Dir so ein zeit- und rechercheintensives Genre ausgesucht hast. Ich liebe Historienromane. Mir gefällt, wie Du schreibst.


    Welches sind denn Deine persönlichen Lieblingsautoren?


    Welche Autoren haben Dich persönlich inspiriert und gibt es welche, die Dir in Deinem Schaffen Vorbilder waren?

  • Liebe Pinky,


    Zitat

    Original von pinky75
    zuerst einmal Respekt, dass Du Dir so ein zeit- und rechercheintensives Genre ausgesucht hast. Ich liebe Historienromane. Mir gefällt, wie Du schreibst.


    Vielen Dank, das freut mich!


    Lieblingsautoren habe ich viele, ich zähle mal ein paar auf und hoffe, dass ich nicht wieder die wichtigsten vergesse: George Martin, Neil Gaiman, Terry Pratchett, Neal Stephenson, Alan Campbell und Dan Simmons mag ich sehr, im historischen Genre schätze ich besonders Ken Follett, Noah Gordon und Gisbert Haefs, eben die üblichen Verdächtigen, daneben noch den in Deutschland nicht so bekannten C.C. Humphreys ("Die Hand der Anne Boleyn"). Wie man sieht, lese ich genremäßig querbeet, gerade hat es mir Henning Mankells "Wallander" angetan.


    Vorbilder im Sinne von Autoren, denen ich gezielt nacheifere, habe ich nicht. Aber natürlich gibt es einige, die mich besonders geprägt haben. Das sind in etwa die oben genannten plus einige Klassiker, z.B. Ken Kesey ("Einer flog über das Kuckucksnest") und Erich Maria Remarque ("Im Westen nichts Neues").


    Daniel

  • Danke, Daniel, für Deine rasche Antwort.


    Mich würde auch interessieren, ob Du manche Charaktere in Deinem Buch oder in Deinen Geschichten, Dir bekannte Personen widmest...


    Ich meine damit verleihst Du manchen Charakteren z. B. einige Eigenschaften oder das Aussehen von Dir bekannten Personen aus Deinem Familien- oder Bekanntenkreis?

  • Zitat

    Original von pinky75
    Mich würde auch interessieren, ob Du manche Charaktere in Deinem Buch oder in Deinen Geschichten, Dir bekannte Personen widmest...


    Ich meine damit verleihst Du manchen Charakteren z. B. einige Eigenschaften oder das Aussehen von Dir bekannten Personen aus Deinem Familien- oder Bekanntenkreis?


    Nicht bewusst. Aber was da unterbewusst geschieht, steht natürlich auf einem anderen Blatt ;-)


    Soll heißen: Keine der Figuren aus "Das Salz der Erde" ist gezielt einer realen Person nachempfunden. Aber man beobachtet die Menschen um sich herum ja ständig, einige dieser Beobachtungen fließen sicher auch unbeabsichtigt in die Romanfiguren ein. Außerdem setzen meine Frau und ich uns manchmal in ein Café, beobachten die Leute, die vorbeilaufen, und überlegen uns, welche hervorstechenden Eigenschaften ich für meine Charaktere verwenden könnte. So ist zum Beispiel Aristide de Guillory entstanden.