Welcher Trend kommt als nächstes?

  • Vielleicht sollten die Verlage die Leser wählen lasse wie früher im Fernsehen bei den Wunschfilmen.


    Bücher könnten online vorgestellt werden und das Buch, das die meisten Stimmen/Anfragen erhält, wird fabriziert. :-)


    Da bestünde dann allerdings wohl die Gefahr, dass vielleicht auch auf diese Weise wieder nur Mainstream rauskommt. Vox populi...


    Was ich nach wie vor interessant finde: viele Leser bemerken es offenbar gar nicht, ob ein Buch sprachlich oder stilistisch gut ist. Denen geht es nur um die Story. Hauptsache es sind bestimmte bewährte Zutaten drin.
    Vielleicht finden auch deshalb manche Selfpublisher reißenden Absatz.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Leserinnen wählen lassen, wäre gar keine schlechte Idee.
    Nicht wenige Verlage für Kinder - und Jugendbücher arbeiten seit einigen Jahren mit TestleserInnen im entsprechenden Alter und fahren sehr gut damit. Die Buchauswahl ist dabei ziemlich breit, von Anspruchsvollem bis hin zu leicht konsumierbarer Unterhaltung.
    Aber es ist bedeutet schon Aufwand von Seiten der Verlage, die Kinder/Jugendlichen ansprechen, auswählen, sie betreuen etc.


    Für Erwachsene wäre die online-Vorstellung mit Wahl nicht schlecht. Daß der kleinste gemeinsame Nenner herauskommt, ist möglich, muß aber nicht. Publikumsabstimungen enden oft überraschend, selsbt bei diesem abseituiegn Bachmann-Preis-Zirkus.
    Oder bei Filmfestivals. Da hat das Publikum oft die bessere Nase, ohne daß ein 08/15-Film davon profitiert.


    Was die SelbstverlegerInnen, aber auch schlichte Verlagskost angeht:


    Leserinnen sind kritischer, als man denkt. Aber zum Kritischsein braucht man Erfahrung. Viele lobende Stimmen kommen von Leserinnen, die wenig Erfahrung mit unterschiedlichen Büchern haben. Die sind leicht zu begeistern.
    Irgendwann aber setzt der Überdruß ein, sie sind überfüttert und wollen etwas anderes. Dann sind sie blitzschnell weg.
    Das ist auch ein Faktor, den man beim Bücherverkaufen bedenken muß. Ein Publikum zu binden ist schwer. Vielleicht setzt man auch deswegen auf schiere Qunatität. Irgendetwas davon wird sich schon verkaufen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Wir hatten das ja an anderer Stelle schon mal. Mein Ziel als Leser ist nicht, sämtliche Neuerscheinungen zu kennen, sondern die für mich interessanten Rauszupicken. Natürlich ist das schwierig aufgrund der schieren Masse - aber gerade die Trends wie Vampirromane oder die neuen Auswanderergeschichten machen Berge von Büchern, die ich als Leser schon mal ohne zweiten Blick zur Seite schieben kann. Und was dann noch über bleibt, ist immerhin noch Auswahl genug, daß auch ich reichlich Lesestoff finde.


    Natürlich wäre es schön, diese Berge von Schund auszudünnen, aber ich fürchte, wenn man nicht nur die Menge der Neuerscheinungen reduzieren würde, sondern den Verlagen auch noch vorschreibt, was sie künftig produzieren sollen / dürfen, hätten wir hier sehr schnell eine Planwirtschaft, die an vielen Lesern vorbei produziert und die vielen Wenigleser damit gänzlich vom Lesen abhhält. Ich sehe schlechterdings einfach keine wirksame Möglichkeit, eine Marktbereinigung in Richtung weniger Massenschund durchzuführen.


    Vielleicht wäre es besser, die kleinen Perlen durch mediale Aufmerksamkeit mehr zu pushen, z.B. mit einem viele Gelegenheitsleser ansprechenden TV-Format. Ich habe leider jedoch keine Ahnung, wie dieses aussehen könnte.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Bücher könnten online vorgestellt werden und das Buch, das die meisten Stimmen/Anfragen erhält, wird fabriziert. :-)


    Da bestünde dann allerdings wohl die Gefahr, dass vielleicht auch auf diese Weise wieder nur Mainstream rauskommt. Vox populi...


    Wenn man es richtig macht, könnte das schon funktionieren. Siehe die Beispiele von magali: Der Wahl des Bachmannpublikumspreises ist beschränkt auf wenige Stunden (man muß also den Termin im Kopf haben) und es wird auch noch eine kleine Begründung erwartet. So werden meines Erachtens nur wirklich interessierte angesprochen. Ähnlich bei den Filmfestivals: Dort trifft man doch auch überwiegend Zuschauer, die sich auch ansonsten nicht auf die Hollywoodschiene festlegen, sondern das örtliche Programmkino auch von innen kennen. Auch hier ist aufgrund der sehr interessierten Wählerschaft eine gute Wahl wahrscheinlich.


    So könnte die von Dir vorgeschlagene Wahl auch funktionieren. Allerdings ist die Frage: Was will man damit erreichen? Am Ende muß sich das Buch verkaufen, und die Publikumsgewinner der Filmfeste sind meines Wissens nach nicht unbedingt Filme, die am Ende die großen Kassenschlager werden (Berlinale lasse ich jetzt mal außen vor).


    Ich könnte mir vorstellen, daß eine solche Wahl durchaus Aufmerksamkeit erzeugt und das Buch am Ende tatsächlich eine nicht geringe Käuferschicht findet. Aber reicht ein einziges Buch, um den Buchmarkt zu verändern? Müßte nicht jeder Verlag so eine Wahl durchführen? Und das nicht nur einmal, sondern, sagen wir, 2-3 mal pro Jahr (große Verlage vielleicht sogar noch öfter?). Dann wäre jedoch der Aufmerksamkeitseffekt futsch und die gewählten Bücher würden sich einfach in die Masse der Neuerscheinungen einreihen wie jedes andere Buch auch.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • LeSeebär


    Du hast recht, daß man als Leserin nicht alle Neuerscheinungen kennen muß, aber angesichts der publizierten Menge wird der Anteil, der einer unter die Augen kommt, immer kleiner. Daraus ergibt sich die Frage, wie groß der Anteil der Bücher ist, die dem Gewünschten genau entsprechen, aber nicht entdeckt werden.
    Mir geht es nicht selten so, daß ich nach, sagen wir z.B. drei Jahren in einem Modernen Antiquariat über ein Buch stolpere, das 'meins' ist, und mich dann ärgere, daß ich das nicht früher entdeckt habe. Ich bin also mehr denn je auf Zufälle angewiesen.


    Stapel beiseiteschieben ist gut und schön, aber ich gebe zu, daß es mir ähnlich geht wie Alice Thierry. Ich entwickle eine Abneigung gegen Buchhandlungen. Ich stöbere nicht mehr gern. Ich finde die Büchermassen bedrückend.


    Jenseits von persönlichen Neurosen :grin :


    Du befürchtest eine Art 'Planwirtschaft' bei der Buchproduktion, wenn regulierened eingegriffen wird. Das ist richtig.
    Aber die Planwirtschaft gibt es bereits. Die Verlage wenden sie an. Manuskripte werden auf den Massengeschmack zurechtgetrimmt, seit einigen Jahren setzt man schon auf sog. 'Schnelldreher' und Bestseller. Die solide Mitte wird ausgedünnt.
    Es ist das auch in anderen Wirtschaftsbereichen geübte Spiel um den höchsten Gewinn.
    Zerrieben werden die AutorInnen, die sich mehr und mehr dem Druck ausgesetzt sehen, für einen angenommenen Massengeschmack zu produzieren. Die Dummen am anderen Ende sind die Leserinnen, denen keine/r mehr einen Anspruch zutraut.
    Die vielberufene Vielfalt auf dem Unterhaltungsmarkt ist keineswegs gegeben. Es gibt eine bestimmte Zahl von Schubladen, für die wird nach längst festgelegten Mustern produziert. Das bringt die Stapel, bei denen es egal ist, ob man das rosa-blaue Buch vom zweiten, das rosa-grüne vom fünften oder doch das rosa-weiße Buch vom dritten Stapel nimmt.
    Daß Menge Vielfalt generiert, halte ich für einen Irrtum. Wie man der schieren Menge begegnet, weiß ich deswegen trotzdem nicht.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Du hast recht, daß man als Leserin nicht alle Neuerscheinungen kennen muß, aber angesichts der publizierten Menge wird der Anteil, der einer unter die Augen kommt, immer kleiner. Daraus ergibt sich die Frage, wie groß der Anteil der Bücher ist, die dem Gewünschten genau entsprechen, aber nicht entdeckt werden.
    Mir geht es nicht selten so, daß ich nach, sagen wir z.B. drei Jahren in einem Modernen Antiquariat über ein Buch stolpere, das 'meins' ist, und mich dann ärgere, daß ich das nicht früher entdeckt habe. Ich bin also mehr denn je auf Zufälle angewiesen.


    Stimme Dir zu - fragt sich nur, ob Du zufriedener wärst, wenn Du die Bücher nicht finden würdest, weil sie einfach nicht mehr produziert werden.


    Zitat

    Du befürchtest eine Art 'Planwirtschaft' bei der Buchproduktion, wenn regulierened eingegriffen wird. Das ist richtig.
    Aber die Planwirtschaft gibt es bereits. Die Verlage wenden sie an. Manuskripte werden auf den Massengeschmack zurechtgetrimmt, seit einigen Jahren setzt man schon auf sog. 'Schnelldreher' und Bestseller.


    Müssen wir wirklich über Begrifflichkeiten diskutieren? Was Du beschreibst, ist Marktwirtschaft - das Produkt, von dem man erwartet, das es möglichst gut verkauft wird, wird viel produziert. Natürlich ist das in gewisser Weise auch ein Plan...


    Zitat

    Die solide Mitte wird ausgedünnt.
    Es ist das auch in anderen Wirtschaftsbereichen geübte Spiel um den höchsten Gewinn.


    Keine Ahnung, was "die solide Mitte" ist, aber Du hast vollkommen recht, der Buchmarkt befindet sich, wie mittlerweile so ziemlich jeder Produktionszweig, im Turbokapitalismus, wo es nicht mehr um Qualität oder allgemeinen Wohlstand geht, sondern nur noch um Drehtürkonsum - rein, kaufen, raus und was nicht bei drei beim Kunden ist, wird entsorgt, um Platz zu machen für den nächsten Hype. Meiner Ansicht nach funktioniert gerade deshalb Einkaufen im Internet so gut. Man muß die Sachen nicht mehr im Geschäft an- oder ausprobieren, reinlesen und ähnliches, die Qualität ist ziemlich egal, Hauptsache, es sieht irgendwie nett aus (und man kann mitreden - auch ein Verkaufsargument, das man seltsamerweise immer häufiger hört).


    Zitat

    Daß Menge Vielfalt generiert, halte ich für einen Irrtum.


    Ich auch, wenn es bedeutet: Je mehr Menge, desto größer die Vielfalt. Das trifft auf die gesteigerte Menge im Buchhandel eindeutig nicht zu. Aber gerade angesichts dieser Entwicklung ist der Spruch andersherum richtig: Wenn wir die Menge beschneiden, leidet weniger der sich ständig wiederholende Einheitsbrei als die Vielfalt = während die Menge nur gering abnimmt, nimmt die Vielfalt um ein vielfaches ab. Das ist jedenfalls meine Befürchtung.

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  • :lache


    An dem Puinkt enden wir ja meist.
    Und ich kann immer noch nicht richtig erklären, warum ich Deine Befürchtung, daß bei Reglementierung der Produktion die Vielfalt leidet, nicht teile. Ich arbeite daran.


    Zu den Begriffen: um Himmels Willen, nein. Keine Begrifflichkeitsdiskussion.
    Zumal beide Begriffe hier nicht ganz korrekt angewendet wedren, es geht nämlich weder um Zentralverwaltungswirtschaft noch um Marktwirtschaft per se als Gegensatzpaar.
    Drosselung der Produktion wegen akuter Überproduktion?
    Oder so.


    :-)


    magali

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    K. Kraus

  • Zitat

    Original von LeSeebär Je mehr Menge, desto größer die Vielfalt.


    Ich glaube, dass eine größere Menge eher die Wahrscheinlichkeit von gleichen oder zumindest ähnlichen Produkten erhöht.


    Schließlich sind die Kombinationsmöglichkeiten nicht unendlich und bestimmte Ideen werden gern und immer wieder aufgegriffen. Vergleichbar mit Erfindungen, die unabhängig voneinander in verschiedenen Teilen der Welt aufkommen.

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  • Zitat

    Original von Leseschildkröte
    Ich glaube, Selfpublishing wird seine wachsende Bedeutung in Zukunft weiter ausbauen, weil es die Möglichkeit bietet, Herzensprojekte fern ab von Trends und Verlagen zu veröffentlichen.


    Zitat

    Original von magali
    Inhaltlich waren die 'Renner' das übliche. Chick.lit., Krimi, Erotik.


    Sorry, wenn ich das nochmals aufgreife, aber das ist etwas, das schon lange an mir nagt. Ich habe mir früher in aller Naivität diese Selbstveröffentlicher-Welle als eine Chance vorgestellt, die Buchwelt noch ein bißchen bunter und verrückter zu machen. Anders als Verlage und Berufsschriftsteller sind Hobby-Autoren zunächst mal nicht darauf angewiesen, zu verkaufen. Sie bestreiten nicht ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben. Wenn es in ganz Deutschland nur fünf Leute gibt, die sich für ihr Thema und ihre Art zu erzählen begeistern können (und die dafür vielleicht auch über manche handwerklichen Mängel hinwegsehen), dann ist das völlig okay. Tut ja niemandem weh (außer der Eitelkeit des Autors.) Für einen Verlag wäre das eine Katastrophe.


    Stattdessen produziert ein großer Teil der Self Publisher dieselbe Sorte Bücher, die ohnehin schon stapelweise auf den Auslagen von Thalia und Hugendubel liegen. Es ist verständlich, einerseits. Das ist offenbar, was "die Käufer" suchen: klare Schubladen, professionelle Aufmachung (mithilfe derselben Cover-Designer und Lektoren, die auch die Verlage nutzen). Trotzdem finde ich es schade, wie auf diese Weise schon wieder die Gleichförmigkeit einzieht.


    Mir kam das Ganze früher irgendwie spielerischer vor.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Die Cover-Verschubladung finde ich auch sehr störend.


    Ein buntes Cover schön und gut, aber ich finde, dass Cover von Büchern wie "Der Lavendelgarten" (das macht sich vielleicht nett auf der Toilette zwischen den Seifen und Gästehandtüchern, aber dennoch) oder auch allerhand Tropenstories in Sachen Kitsch vielen Nackenbeißern in nichts nachstehen. Bei den Thrillern/Krimis muss dafür der Einband so dunkel wie möglich sein. Und "Frauenbücher" frisch und pastellfarbig wie Diät-Fruchtbonbons.


    Wie wäre es mal mit Holzschnitten oder Tuschezeichnungen?

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  • Es war auch spielerischer, das sehe ich ich auch so.
    Mit der Möglichkeit, ein eigenes ebook herauszubringen, sind aber ganz andere Möglichkeiten aufgetaucht, mit Schreiben Geld zu verdienen. Man hat mit einem Mal Zugang zu einem großen Publikum. Das war vorher in dem Ausmaß nicht möglich.
    Auch nicht, wenn man aus Versehen an einen Dienstleister geriet, der übernahm den Vertrieb eben nicht.


    Daß SelbstverlegerInnen wenig bis nichts Originelles produzieren, hat für mich nicht nur seinen Grund darin, daß man sich an Publikumsinteressen orientiert, weil man verkaufen möchte.
    Es liegt in meinen Augen eher an der Frage nach der Originalität an sich. Woher soll sie denn kommen?
    Die Geschichten ähneln sich doch stark, eine liest sieben Dutzend Chick-lits oder sieben Dutzend Krimis oder sieben Dutzend Historische Unterhltungsromane. Im Fernsehen sieht sie genau die gleichen Geschichten, ebenso im Kino. In Zeitschriften stehen sie ebenfalls, ein Gutteil der Werbung für Alltagsprodukte basiert auf standardisierten Geschichtchen.
    Woher soll aus dem Ewiggleichen, das uns auf dem Unterhaltungsmarkt umgibt, denn etwas Originelles kommen? Woher neue Ideen?


    Selbst etwas ausdenken ist eine Eigenleistung, die die wenigsten, die schreiben wollen, erbringen. Viele, sehr viele Geschichten sind doch 'Me-toos', also: ich kann das auch, Fan Fiction im weitesten Sinn. Nachahmen von geliebten Vorbildern.


    Ich bin der Ansicht, daß viele zu schreiben beginnen, weil sie das, was sie aufgenommen haben, reproduzieren. Für originell halten sie es deshalb, weil es in ihren Worten geschieht - beim genaueren Hinsehen sind es oft nicht einmal ihre eigenen Worte, wohlbemerkt - , sie schreiben also etwas aus sich heraus, was sie gar nicht erdacht haben, sondern andere.
    Sie produzieren nicht, sie reproduzieren.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Woher soll aus dem Ewiggleichen, das uns auf dem Unterhaltungsmarkt umgibt, denn etwas Originelles kommen? Woher neue Ideen?


    :write


    Die "Inspiration" ist immer die gleiche...

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  • Epigonen. Doch, ich stimme dir zu, zumindest bis zu einem gewissen Grad (und nehme mich selbst ausdrücklich nicht aus; ich bin mir sogar bewußt, wen ich kopiert habe ;) ). Die meisten von uns Hobby-Schreibern ahmen nach. Das ist eigentlich auch ein Aspekt von dem, was ich im "Schreiben als Hobby"-Thread gesagt habe: "Ich schreibe mir selbst die Geschichte, die ich selbst gerne lesen würde." - Ich bin nur leider auch nicht besser als die meisten anderen Leser, die in den Buchladen gehen und "Nochmal sowas wie ..." verlangen. :rolleyes


    Wobei ich dasselbe Problem auch bei Verlagsprodukten sehe. Was der Originalität mit Sicherheit keinen guten Dienst erweist, ist die aktuelle Schnelllebigkeit. Früher hat man einem Autor doch auch zwei, drei Jahre Zeit gelassen, um seine nächste Geschichte zu erzählen? Heute muß nach einem halben Jahr der zweite Band draußen sein. Und dann ist es eben oft eine Geschichte aus "Fertigbauteilen".


    Ich weiß, ich bin naiv, aber wenn jeder Aspekt des Literaturbetriebs einzig nach dem Kommerz ausgerichtet wird ... es tut mir in der Seele weh, das zu sehen.


    Wobei ich fast sicher bin, daß Klagen über die Kommerzialisierung der Literatur auch schon zu Goethes Zeiten die Runde gemacht haben. Und die Literatur hat trotzdem überlebt. ;-) Die kriegen auch E-Book, Self Publishing und Shades of Grey nicht klein.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von magali
    ...
    Woher soll aus dem Ewiggleichen, das uns auf dem Unterhaltungsmarkt umgibt, denn etwas Originelles kommen? Woher neue Ideen?


    Daher, wo alle guten neuen Sachen herkommen? Aus der Kreativität und der Phantasie der Menschen! Und die ist meiner Meinung nach grenzenlos, auch wenn man es angesichts der am meisten gekauften Bücher und am meisten gesehenen Filme bezweifeln mag. Irgendwo da draußen ist immer noch wieder jemand, dem etwas tolles Neues einfällt.

  • Grenzenlose Phantasie & Kreativität?


    Schön wär's.
    Aber das Spektrum der zwischenmenschlichen Interaktion ist nun mal begrenzt und wir können nur verhackstücken, was wir uns mit unserer menschlichen Wahrnehmung vorstellen können. Gerade in unserer wahnsinnig medialen Welt war eigentlich alles schon mal da.


    Klar kommt ab und an mal etwas bei rum, das uns anders oder sogar neu erscheint, aber die Basisthemen sind immer die gleichen und präsentieren sich nur in unterschiedlicher/zeitgenössischer Aufmachung: Liebe, Tod und das Rätsel ums Dasein.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    ... aber die Basisthemen sind immer die gleichen und präsentieren sich nur in unterschiedlicher/zeitgenössischer Aufmachung: Liebe, Tod und das Rätsel ums Dasein.


    Ja.
    Das ist auch völlig okay, denn das geht uns an, unmittelbar.


    Die Frage, um die es geht, ist, wie wir diese großen Themen auslegen. An dem Punkt beginnen Phantasie und Kreativität und da haben jede Epoche, jede Gesellschaftsform, sogar die unterschiedlichen Geschlechter eine andere Antwort.
    Da wird's dann interessant.
    Oder sie beginnen eben nicht, dann werden einfach Stereotypen transportiert und Klischees zementiert und damit die jeweils bestehende Gesellschaftsordnung.



    Josefa


    wenn man sich gegen etwas ausspricht, ist das nicht naiv, im Gegenteil. Es zeigt, daß man sich Gedanken macht im Unterschied zu denen die unablässig 'Ja' sagen, bloß damit sie ihre Ruhe haben.


    Was die Literatur angeht - um die es hier im Thread nicht geht, hier geht es doch wohl um Unterhaltung? - , eben die Literatur hat sehr vieles im Lauf der Geschichte eben nicht überlebt. Es gab die Auslöschung ganzer Kulturen, immer wieder wurden Entwicklungen gewaltsam unterbrochen, etwa durch Dikaturen.
    Die Literatur gerade der zwanziger und frühen dreißiger Jharen wurde abgeschlachtet. Themen, Sichtweisen, Schreibstil waren nach dem Krieg tot und sind auch nicht wiederzubeleben. Es gibt einige engagierte Menschen, die versuchen, diese Literatur wiederzubeleben, die Bibliothek verbrannter Bücher, Ausgaben von so,. Exilliteratur, um die wichtigsten zu nennne, aber das lesen nur LiebhaberInnen. Es ist fremd, da gibt es keine Anknüpfungspunkte mehr, es ist vergessen. Getötete Literatur.
    Ein weniger gewaltsames Beispiel ist die deutsche Barockliteratur, eine wunderbare farbige, einfallsreiche, wortschöpferische, hochlebendige Literatur. Sie wurde zwei Generationen später nicht mehr als modern empfunden, als abgeschmackt, zu gefühlig, undeutsch, weil nicht nationalistisch nach den neuen Maßstäben, damit gezielt verdrängt und geriet so in Vergessenheit.
    Nein, nein, die Litearur stirbt viele Tode.


    Irgendetwas überlebt, weil es eben kreative Menschen gibt. Zum Glück.
    Trotzdem haben wir herbe Verluste.


    :wave


    magali

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    K. Kraus