"Ich und die Menschen" - Matt Haig

  • Originaltitel: "The Humans"



    Auf einem kleinen blauen Planeten namens Erde, der sich in einer Galaxie befindet, in der ansonsten nicht viel los ist, gelingt es dem Cambridger Mathematik-Professor Andrew Martin, die Riemannsche Hypothese zu beweisen, eines der bedeutendsten ungelösten Probleme der Mathematik.


    Die Vonnedorianer, die dieses aus der Ferne beobachten, meinen, dass die Menschheit noch nicht reif ist für die Implikationen, die dieser Beweis mit sich bringt. Als logische Folge töten sie Andrew Martin und beschließen, dafür zu sorgen, dass sein mathematischer Beweis nie öffentlich bekannt wird. Deshalb schicken sie einen Vonnedorianer auf die Erde, der seine Stelle einnehmen und sämtliche Beweise für die Lösung des Problems zu vernichten und alle Menschen, die vielleicht von Andrew Martins Entdeckung wissen könnten, zu töten. Zuletzt seine Frau und seinen Sohn.


    Über Vonnedoria selbst erfahren wir nicht viel, außer dass es ca. 9 Milliarden Lichtjahre entfernt liegt, die Vonnedorianer uns technologisch weit überlegen sind, dass es kein "Ich" gibt, sondern nur ein "Wir", Entscheidungen rein aufgrund logischer Begründungen getroffen werden, und es keine Angst, keinen Schmerz, kein Leid und keinen Tod gibt. Und keine Unvollkommenheit.


    Die Handlung wird von dem namenlosen Vonnedorianer in der Ich-Form erzählt, so als würde er sich an andere Vonnedorianer richten. Dem Vonnedorianer, der Andrew Martins Gestalt annimmt - und sein Leben übernimmt, hasst die Menschen, von ihren Nahrungsmitteln wird ihm schlecht, seine Frau findet er hässlich, mit seinem Sohn kann er nichts anfangen, die Menschheit insgesamt egoistisch, irrational und gewaltliebend. Nur mit Newton, seinem Hund kann er sich zunächst anfreunden. Im Verlauf der Geschichte lernt er den Reiz der Unvollkommenheit zu schätzen. Und Erdnussbutter. Was es bedeutet Schmerz zu empfinden, zu lieben, ein endliches Leben zu haben und menschlich zu sein.


    Dadurch, dass wir die Handlung durch Andrews Augen sehen, hält der Autor uns Menschen so manches Mal den Spiegel vor, letztendlich ist das Buch aber auch eine Liebeserklärung an die Menschheit.


    Ich fand die Botschaft teilweise sehr dick aufgetragen und plakativ, aber gleichzeitig ist das Buch sehr humorvoll, hat mich hier und da nachdenklich gemacht und ich habe es in einem Rutsch verschlungen. Außerdem mag ich Andrew.


    Und jetzt muss ich ein Buch über Primzahlen lesen. :konfus


    Über den Autor


    Matt Haig wurde 1975 in Sheffield geboren und lebte für einige Zeit abwechselnd in London und auf Ibiza. Er arbeitet als freier Journalist für diverse Tages- und Wochenzeitungen, unter anderem für den »Guardian«, die »Sunday Times« und den »Independent«. 2004 erschien in England sein erstes Buch, »Für immer, euer Prince«, das dort zu einem Bestseller avancierte. Inzwischen hat Matt Haig mehrere Romane sowie Kinderbücher, die auf Deutsch bei cbj erscheinen, veröffentlicht. Der Autor lebt in York.


    9/10 Eulenpunkten.
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  • Es ist schon faszinierend: der Blick auf den Alltag des Menschen aus externer Sicht. Auf seine Gewohnheiten, sein Verhalten, seine Rituale. Auf das Leben, das wir führen. Wir sind es gewohnt und registrieren das meiste Geschehen nur noch unbewusst. Wenn wir es uns bewusst machen würden, könnte uns tatsächlich eine ganze Menge unserer Handlungen merkwürdig oder komisch vorkommen. Aber wir könnten auch dann oft noch einen Grund erkennen, warum wir uns so verhalten. Ein Außerirdischer, der den Grund nicht kennt, muss das noch merkwürdiger finden. Wenn er es verstehen will, muss er schon ein Mensch werden, oder zumindest so fühlen können wie ein Mensch.
    Andrew Martin war ein Mensch, denn auch Mathematiker können Menschen sein. Er fand die Lösung eines bisher noch ungelösten mathematischen Problems, das die Entwicklung der Menschheit voranbringen würde. Doch eine hochentwickelte außerirdische Spezies, die anscheinend das Universum überwacht, sieht eine Gefahr darin, dass sich die Menschheit so schnell weiterentwickelt. Die Menschen seien noch nicht reif für dieses Wissen. Also schickt sie einen der ihren auf die Erde, der in den Körper von Andrew Martin gesteckt wird. Der reale Martin existiert nicht mehr. Der Alien-Martin soll nun die Unterlagen über den mathematischen Beweis vernichten und alle Personen, denen der reale Martin davon erzählt hat, umbringen. Klingt schwierig, ist für die außerirdische Intelligenz aber kein großes Problem. Anfangs überheblich und die Menschen als überaus abstoßend empfindend, macht sich der Typ an die Arbeit. Und dann erfährt er etwas von Gefühlen und einigen anderen Seiten des Menschseins. Nicht ohne innere Konflikte gibt er schließlich seine Unsterblichkeit auf und wird zum Menschen.
    Die Geschichte liest sich gut und flüssig, sie ist toll geschrieben! Und sie entbehrt nicht der Komik und der Tragik. Allerdings merkt man am Ende doch, dass sie von einem Menschen stammt, und nicht von einem Außerirdischen. Die Aufgabe seiner unsterblichen Existenz, die ja durchaus ihre schönen Seiten hatte, lief mir zu menschlich ab. Ich glaube, der logische Verstand des Alien-Martin hätte das nicht wirklich so zugelassen. Es hätte da noch andere Möglichkeiten gegeben. Abgesehen von dieser kleinen Schwäche, aus menschlicher Sicht durchaus verständlich, hat mir das Buch gut gefallen. Und es enthält auch ein paar interessante Hinweise auf reales Geschehen, zum Beispiel auf den Mathematiker Perelman, der ja tatsächlich auf die Fields-Medaille und auf eine Million Dollar verzichtet hat. Von Riemann und den Primzahlen ganz zu schweigen.
    Empfehlenswert, bringt Spaß beim Lesen, was will man mehr?!

  • Ich habe das das Hörexemplar gehabt, gelesen von Christoph Maria Herbst.
    Ich fand es großartig!
    Die Geschichte ist sicherlich nicht ganz neu, die Grundidee, dass sich außerirdische Besucher, die sich heimlich auf die Erde begeben unerkannt einnisten und sich umsehen, ist definitiv nicht auf Herrn Haigs kleinen grauen Zellen gewachsen, aber die Umsetzung den Leser bzw. Hörer durch die vollkommen lakonischen Augen des Neuankömmlings schauen zu lassen, hat mir persönlich richtig gut gefallen.
    Und die konsequent umgesetzte Idee, dass die Menschheit mit all ihren Fehlern aber auch guten Dingen neu entdeckt wird, hat mir sehr viel Spaß gemacht.


    Eine absolute Empfehlung



    angetane Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Oh, danke für die Rezis. Ich hatte das Buch mal wieder im Buchladen gesehen, hätte das Cover aber niemals bei SciFi eingeordnet. Jetzt schaue ich es mir gleich nochmal näher an... :wave
    edit sagt, ich hatte es verwechselt, aber nun ist es auf meiner WL...

  • Ich habe das Buch gestern beendet und bin hin und hergerissen. Der Anfang hat mir sehr gut gefallen - der Außerirdische schlüpft in den Körper des Mathematik-Professors, um zu verhindern, dass der seine Entdeckung veröffentlicht, da man auf dem Heimatplaneten Vonnedoria die Menschheit noch nicht reif genug für diese Entdeckung hält.
    Leider führt das dazu, dass der angesehene Professor plötzlich nackt und spuckend auf der Straße aufgegriffen wird und kurz in der Psychiatrie landet.


    Der Auftrag mit dem der Außerirdische den Körper von Andrew übernommen hat, lautet, alle zu töten, die von der Entdeckung gewusst haben könnten. Dazu gehört auch Andrews Familie. Mit der Übernahme des Körpers aber, "erbt" der bisher Unbekannte auch das Leben und die Familie seines Opfers und lebt sich gegen seinen Willen auf der Erde ein. Immer wieder berichtet er seinen Auftraggebern von dem, was er sieht. Somit wird seine "bemüht fremde" Sicht auf die seltsamen Erdenbewohner deutlich.


    Es gab viele Stellen im Buch, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, einiges war aber auch ziemlich unlogisch und zeitweise wurde es mir ein wenig zu kitschig. Man erkennt den Zweck, nämlich das Leben aus einer gewissen Distanz zu betrachten, recht schnell und wird zum Ende hin mit einer dicken Keule nochmals darauf hingewiesen.


    Vielleicht hätte ich zuerst die Lebensgeschichte des Autors lesen sollen, bei der mir meine Hausfrauen-Psychologie sagt, dass er sehr viel von sich selbst darin verarbeitet hat. Möglicherweise hätte ich das Buch dann mit anderen Augen gelesen. Es hat mich zwar gut unterhalten, doch irgendwie war es mir zuviel Liebeserklärung an das Leben und die Menschen...

  • Klar war am Ende ein wenig viel Lobhudelei auf die Menschen, aber wir haben ja zuvor auch ganz schön Lack bekommen von der Führungsspitze der Vonnedorianer :grin


    Mich hat das im Gesamtkonzext nicht gestört :-]


    trotzdem zufriendene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Lesenswert, aber etwas fad im Abgang


    Weil der britische Mathematiker Andrew Martin die "Riemannsche Vermutung" bewiesen hat, schicken die Vonnadorianer einen der ihren auf die Erde, um alle Beweise für diesen Beweis zu vernichten. Denn mit der Entschlüsselung dieses größten mathematischen Rätsels - es geht um Primzahlen - wären die Menschen dazu in der Lage, einen so gewaltigen technologischen Entwicklungssprung zu machen, dass sie zur Bedrohung für die restliche Galaxis würden. Wo man die Menschen für gewalttätig und missgünstig hält. Irgendwann nämlich war schon einmal ein Vonnadorianer auf dem Planeten und ist exakt zu dieser Schlussfolgerung gekommen.


    Im nackten Körper seines inzwischen beseitigten Originals kommt nun also das Double auf die Erde, um die Position des Professors einzunehmen, die Mitwisser zu finden und zu liquidieren, bevor sie über die Entdeckung plaudern können. Dazu gehören vor allem Martins elegante Frau und der eigenbrötlerische, pubertierende Sohn. Doch der Ersatzprofessor weiß anfangs wenig, lernt immerhin die englische Sprache in Minutenschnelle durch die Lektüre einer Ausgabe der "Cosmopolitain", weiß aber auch danach noch nicht viel (ihm fehlt beispielsweise noch das Wissen, das man nicht nackt in Tankstelleshops Frauenmagazine lesen sollte). Im Buch begleitet man das Alien bei seiner Erforschung der menschlichen Eigenarten, und obwohl relativ vorhersehbar ist, wie das ganze enden wird, macht das auch überwiegend Spaß. Matt Haig macht sich auf sehr liebevolle Weise über den Hang der Menschen zu Ordnung und rechtwinkliger Geometrie lustig, aber es geht durchaus auch in die Tiefe.


    "Ich und die Menschen" ist keine SF-Geschichte, sondern eine Metapher - und ein Manifest dafür, die Strukturiertheit und Egozentrik des menschlichen Daseins zu hinterfragen, die Schönheit im Detail zu erkennen, den Mitmenschen vorurteilsfrei und liebenswürdig zu begegnen und das Leben zu genießen. Das funktioniert über weite Strecken auch ganz vorzüglich, aber gegen Ende wird es dann ziemlich pathetisch und fast ein bisschen peinlich. Bis dahin allerdings hat man es mit einem witzigen, schlauen und recht originellen Buch zu tun, obwohl die Idee nicht ganz neu ist.


    Vom letzten Drittel abgesehen haben mir zwei Aspekte gewisse Probleme bereitet: Mathematik spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle, aber die Anmerkungen zum Thema überschreiten selten Laienniveau - und die Vorlesung, die der falsche Andrew Martin über die "Drake-Gleichung" hält, mit der man vermeintlich die Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens ermitteln kann, stinkt ganz fürchterlich ab, wenn man David Brins großartigen Roman "Existenz" gelesen hat, in dem es um eben dieses Thema geht. Und dann gibt es da kurz vor Schluss eine Liste aus 97 Positionen, die mich wirklich geärgert hat. Mit einer ganzen Wagenladung Holzhämmer bewaffnet versucht der Autor an dieser Stelle, die Botschaft seines Romans auch dem merkbefreitesten Leser einzuimpfen, und, klar, es mussten aus bestimmten Gründen 97 Positionen sein, aber trotzdem hat sich Haig hier keinen Gefallen getan.


    Unterm Strich ist "Ich und die Menschen" jedoch ein liebenswürdiger, lebensbejahender und zuweilen verblüffend kluger Roman, dessen Lektüre man durchaus nutzen kann, um das eigene Verhalten zu überdenken. Oder sich wenigstens für ein paar Stündchen gut unterhalten zu lassen. Je nachdem.

  • Klappentext:
    In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?


    Der Autor:
    Matt Haig wurde 1975 in Sheffield geboren und lebte für einige Zeit abwechselnd in London und auf Ibiza. Er arbeitet als freier Journalist für diverse Tages- und Wochenzeitungen, unter anderem für den »Guardian«, die »Sunday Times« und den »Independent«. 2004 erschien in England sein erstes Buch, »Für immer, euer Prince«, das dort zu einem Bestseller avancierte. Inzwischen hat Matt Haig mehrere Romane sowie Kinderbücher, die auf Deutsch bei cbj erscheinen, veröffentlicht. Der Autor lebt in York.


    Meine Meinung:
    Ein Außerirdischer wird auf die Erde geschickt, weil der Mathematikprofessor Andrew Martin ein bedeutendes Rätsel gelöst hat: "Der Beweis der Riemannschen Vermutung" muss geheim bleiben, denn die Aliens wären durch diese Entschlüsselung in Gefahr. Also wird kurzerhand ein Doppelgänger des Professors geschickt, der sich mit dem irdischen Leben arrangieren muss, um herauszufinden, wer davon weiß.
    Dabei lässt er wahrlich kein Fettnäpfchen aus, denn Mensch zu sein bedeutet, ganz viele Charakterzüge und Emotionen zu haben, diese an den anderen Menschen nachempfinden zu können und dabei immer mehr zu lernen, um nicht aufzufallen. Doch was macht ein Wesen von einem anderen Planeten, wenn es plötzlich mehr fühlt, als vorgesehen war?


    "Ich und die Menschen" reflektiert gekonnt das menschliche Dasein.


    "In diesem Buch geht es darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Mit anderen Worten: In diesem Buch geht es um dich. Um all das Katastrophale, Sterbliche, Wunderbare, das dich ausmacht."


    Man wird sich dadurch bewusst, wie wir Menschen wirklich leben. Natürlich wissen wir das aus erster Hand, aber Matt Haig gibt so viele Denkanstöße, die man gern verschweigt, so hinnimmt oder sogar vergisst. Dabei appelliert er an das Zwischenmenschliche, die Liebe, das Kämpfen darum. Richtig leben und es zu nutzen etwas wiederzugeben, bedeutet so viel mehr, nur vergessen wir das leider öfter.


    Besonders zu Anfang musste ich oft lachen, denn die Gedanken des Außerirdischen waren einfach zu komisch. Menschen sind für ihn häßlich, besonders die Nasen, Hunde sind "beharrte Hausgötter".
    Natürlich wirkt Einiges von den Botschaften etwas überladen, aber das fand ich gar nicht schlimm, denn die Reflexion unseres Lebens war spannend verpackt, mit Ironie und Witz, mit viel Gefühl und reichlich Stoff zum Nachdenken.


    Natürlich kommen wir nicht gut weg, zu Beginn zumindest (und das manchmal auch völlig zu Recht, wie ich finde), aber nach eingehendem Studium an der menschlichen Rasse, findet der Vonnadorianer, dass wir doch mehr zu bieten haben, als er dachte.
    Besonders Isobel und Gulliver sind mir ans Herz gewachsen, und ich fand die Interaktionen des falschen Andrew und den beiden herzergreifend.


    Ein Buch, das nachdenklich macht, den Leser/die Leserin zum Schmunzeln bringt und viel Wärme ausstrahlt.


    9 Punkte.

  • Ich habe das Buch gerade auf dem Kindle gelesen und bin total begeistert. :-]


    Vor allem der Anfang ist einfach nur zum Schreien komisch, als dieser Vonnadorianer in Menschengestalt völlig befremdet durch Cambridge stolpert. Und das vollkommen nackt, da er den Sinn von Kleidung noch nicht entdeckt hat - weshalb er erstmal von der Polizei aufgegriffen wird und in der Psychiatrie landet. Sehr bald kommt er zu der Erkenntnis: „Blitzendes blaues Licht auf Erden = Ärger.“ :lache


    Außerdem: „Ehe war ein denkbar fremdes Konzept für mich. Wahrscheinlich reichte die Lektüre aller Zeitschriften des Planeten nicht, um es zu verstehen.“


    Er empfindet Menschen als hässlich und primitiv, jedoch freundet er sich recht schnell mit "seinem" Hund an. Auch für "seine" Familie (Frau & Sohn) beginnt er bald, eine gewisse Zuneigung aufzubauen.
    Das Problem an der Sache: Sein Auftrag ist es eigentlich, auf der Erde sämtliche Beweise dafür zu vernichten, dass der echte Andrew Martin ein bestimmtes mathematisches Problem gelöst hat - auch sämtliche Zeugen. Das bedeutet, dass "Andrew" sich irgendwann entscheiden muss, ob er seinen Auftrag zu Ende bringen kann/will oder nicht, denn das hieße, seine Familie töten zu müssen.
    Da er sich aber mittlerweile recht wohl unter den Menschen fühlt (und seine Vorliebe für Erdnussbutter entdeckt hat), entscheidet er sich letzten Endes dafür, seine "Gaben" (z.B. die Fähigkeit des Heilens) abzugeben und als Mensch auf der Erde zu bleiben. Aber nun muss er mit den Konsequenzen leben. Zum Einen muss er entscheiden, ob er seiner Familie jemals die Wahrheit über seine Herkunft sagen kann (und über den Verbleib ihres echten Familienvaters Andrew Martin). Zum Anderen muss er jederzeit damit rechnen, dass ein anderer Vonnadorianer auftaucht, der seinen Auftrag zu Ende führen soll.


    Eine sehr originelle Geschichte, auch wenn ich Elbereth Recht gebe, dass die Grundidee nicht ganz neu ist. Aber das macht ja nichts. :-] Dieses Buch hat mich gleichzeitig zum Lachen gebracht, aber auch zum Nachdenken angeregt. Vor allem "Andrews" 97 Tipps am Ende. Man sollte sich wirklich öfter bewusst machen, worauf es im Leben wirklich ankommt.


    Von mir bekommt dieses Buch volle 10 Punkte.

  • Ich hatte aufgrund der Empfehlung einer Freundin hohe Erwartungen, die das Buch um einiges übertroffen hat. Ab hier war ich ihm spätestens verfallen:


    Ich habe lange nicht mehr so sehr beim Lesen eines Buches gelacht. Gleichzeitig gab es einige Stellen, die mich zu Tränen rührten, und auch wenn die Idee keineswegs neu und die Botschaft sehr deutlich ausgedrückt ist, habe ich die Lektüre durchweg genossen.


    Das ganze Buch ist voller Post-its, mit denen ich meine Lieblignsstellen markiert habe :lache



    10 von 10 Punkten von mir :-)

  • Eines Nachts löst Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, eines der größten mathematischen Probleme der Menschheit und ruft damit die Bewohnner eines weit entfernten Planetens, die Vonnadorianer, auf den Plan. Denn Andrew Martins Erkenntnis würde zu Fortschritten führen, denen die Menschen laut den „Außerirdischen“ nicht gewachsen sind. Aus diesem Grund wird ein namenloser Bewohner dieses Planeten auf die Erde geschickt, um Andrew Martins Platz einzunehmen und alle Spuren seiner bahnbrechenden Erkenntnis zu „eliminieren“.
    Im vorliegenden Roman werden die Erlebnisse dieses Wesens von überlegener Intelligenz auf einem Planeten, bevölkert von einer „zweibeinigen Lebensform von mittelmäßiger Intelligenz“, in einer Art Logbuch aus der Ich-Perspektive geschildert. Hier werden die zahlreichen Schwierigkeiten des „Gesandten“ auf der Erde beschrieben, beispielsweise die Erkenntnis, dass es nötig ist, Kleidung zu tragen und dass Spucken keine angemessene Begrüßungsart ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Hauptperson wider Erwarten immer mehr Gefallen am Leben auf der Erde findet, an der Musik, Erdnussbutter und nicht zuletzt „seiner“ Familie. Dies veranlasst ihn schließlich zu drastischen Maßnahmen bei der Erfüllung seines Auftrags...
    Mir hat dieser Roman gut gefallen, da er sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben ist. Es ist interessant, die Angewohnheiten und Verhaltensweisen der Menschen einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Dadurch ergeben sich viele witzige Situationen, die durch den ironisch/bissigen Tonfall des Erzählers noch hervorgehoben werden.
    Der mathematische Bezug im Roman hat mir gut gefallen, da er die sehr rationale Denkweise des Hauptcharakters verdeutlicht. Auch der Bezug zu einem konkreten aktuellen Problem der Mathematik, der Riemannschen Vermutung, ist in diesem Zusammenhand durchaus passend. Die Milleniumsprobleme sind natürlich in der Mathematik sehr populär. Deshalb hat es mich etwas irritiert, dass davon gesprochen wird, der Beweis der Riemannschen Vermutung sei das letzte große Rätsel der Mathematik, obwohl meines Wissen nach erst eins der Milleniumsprobleme gelöst wurde. Spielt der Roman womöglich schon in der Zukunft? Denn ich finde, wenn man sich auf Inhalte der Mathematik bezieht, sollte dies, genau wie in allen anderen Bereichen, gut recherchiert werden.
    Außerdem könnte man noch bemängeln, dass die Hauptperson die Erde völlig ahnungslos und scheinbar sehr unvorbereitet erreicht, was angesichts der überlegenen Intelligenz der Bewohner seines Heimatplanetens etwas unglaubwürdig erscheint. Auch muss man sich fragen, warum die Kreaturen dieses Planetens augenblicklich über die mathematischen Erkenntnisse der Menschheit informiert werden, sich ein Bewohner ihres Planeten aber so leicht ihrem Blickfeld entziehen kann. Dass man mit Vernunft alleine das Verhalten der Menschen nicht verstehen kann, wird durch diesen Umstand allerdings auch sehr passend verdeutlicht. Man sollte also darüber hinwegsehen, dass nicht alle Gegebenheiten in diesem Roman absolut schlüssig sind.
    Eine weitere Sache, die mich gestört hat, ist, wie leicht der Vonnadorianer selbst zu Gewalt greift, obwohl er diese zunächst als schlechteste Eigenschaft des Menschen anprangert. Außerdem hätte ich von ihm erwartet, dass er seine Mitmenschen zu einem umsichtigeren Leben anregt und nicht gedankenlos einfach selbst die Verhaltensweisen der Menschen annimmt.
    Auf der anderen Seite wird in diesem Roman aber auch gezeigt, was eigentlich das Menschsein ausmacht und wofür es sich zu leben lohnt und dabei hat mich besonders die Beziehung zu Andrew Martins Sohn Gulliver beeindruckt.
    Letztendlich kann ich aber sagen, dass dieses Buch lesenswert ist, da es unterhaltsam und kurzweilig ist und einen ganz ungewohnten Blick auf die Menschen zeigt. Alle Versprechungen, die im Vorwort gemacht werden, werden durch diesen Roman erfüllt.

  • Ich und die Menschen hatte ich vor längerer Zeit schon einmal abgebrochen. Irgendwie ist mir damals der Einstieg schwer gefallen. Was hätte ich da für eine Perle verpasst. Das Buch hat mich zum Nachdenken, zum Lachen und fast zum Weinen gebracht und vor allem dazu die kleinen und großen Dinge des Lebens aus einer etwas anderen Perspektive zu betrachten. Ein bezauberndes Buch, das ich mit einem wohlig-zufriedenen Gefühl zuklappen konnte. Ein Kandidat für einen Re-Read.


    Von mir gibt es volle 10 Punkte.


    Übrigens ist auch die Lesung von Christoph Maria Herbst einfach wunderbar.

  • Vielleicht bekommt es irgendwann mal eine 2. Chance, wie bei Salome.
    Für's erste aber habe ich es abgebrochen.
    Ich habe das HB angefangen, leider konnte es mich aber nicht packen.
    Die Idee des Buches fand ich nett, und die erste Stunde etwa fand ich
    Es amüsant. Das nutzte sich aber leider sehr schnell ab, und danach fand
    Ich es irgendwie langweilig.
    Vllt war es der falsche Zeitpunkt für das Buch und mich.
    Ach: gelesen ist es übrigens gut, daran lag es also nicht...