Dösende Möwen - Claudia Brendler

  • Dösende Möwen - Claudia Brendler
    Knaur Verlag 2014, Preis €12,99


    Klappentext:
    "Die Möwe war's und nicht die Trottellumme, die grad durchdrang dein banges Ohr." Clara bemühte sich um einen wissenden, erhabenen Blick. Was angesichts von Peachys vorgegebener Antwort nicht allzu einfach war: "Nach Island ziehn wir und auch dort / gibt es Amorr! Amorr! Amorr!"
    Nicht nur, dass Clara unsägliche Verse sprechen und dabei ein Nixenkostüm tragen muss, sie ist auch dem zweifelhaften Charme ihres Bühnenpartners ausgeliefert. Peachy, the Peacock, Salsa-Vulkan aus der Pfalz, bringt die Chicas zwischen 25 und 95 zum Kreischen - zumindest versucht er es. Als wäre das nicht genug, muss Clara sich auch noch mit dem zwanghaft zaubernden Kulturmanager Val, ihrer feindseligen Kabinengenossin Sunny und dem abweisenden Bordzeichner Simon rumschlagen. Insbesondere Letzterer, ebenso attraktiv wie mysteriös, geht Clara bald nicht mehr aus dem Kopf. Aber hat er sein Herz nicht längst verschenkt an die geheimnisvolle Jane? Und ist ihr eigenes überhaupt noch frei, oder gehört es doch ihrem Dozenten Dr. Adrian Steinhöfer, der sie bis ans Nordkap mit Liebesbotschaften verfolgt? Als der liebeskranke Kapitän das Schiff direkt in ein Sturmtief steuert, droht eine Havarie der Gefühle bei Leidenschaftsstärke 12!


    Die Autorin:
    Claudia Brendler studierte Gitarre und Klavier in Darmstadt und ist Teil des Comedy-Duos Queens of Spleens, das aus Fernsehsendungen wie Ladies Night, Ottis Schlachthof oder Spaß aus Mainz bekannt ist. Außer Texten für die Bühne schrieb und veröffentlichte Claudia Brendler Kurzprosa und Artikelin verschiedenen Literaturzeitschriften sowie mehrere urkomische Romane. Die Autorin lebt und schreibt in Frankfurt.


    Meine Meinung:
    Clara Abraham alias Clara Tümmler, Metzgerstochter und engagierte Schauspielschülerin Ende 20, bekommt überraschend ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff angeboten. Obwohl sie keine Ahnung hat, was sie erwartet, sagt Clara sofort zu - nicht nur wegen der Bühnenerfahrung, die sie auf dem Schiff zu sammeln hofft, sondern auch, um etwas Abstand zu ihrem Dozenten und Liebhaber Dr. Adrian Steinhöfer zu gewinnen, dessen Vokalfetischismus sie auf die Dauer doch etwas anstrengend findet. Doch kaum hat das Schiff abgelegt, kommt die große Ernüchterung - nicht sie ist der große Star der Kreuzfahrt, sondern Peachy Peacock aus der Pfalz, die Texte sind unter ihrer Würde, die gesamte Unterhaltungscrew ist genervt und zerstritten und überhaupt ist alles ein heilloses Chaos. Dazu eine buntgewürfelte Schar an Passagieren aus allen Ecken Deutschlands, die von Clara und ihren Kollegen bei Laune gehalten werden müssen, was bei zunehmend rauher See nicht einfacher wird...


    Was Claudia Brendler ist hier bietet, ist sozusagen die Slapstick-Variante vom "Traumschiff". Ernsthaftigkeit oder gar Tiefsinn darf man hier nicht erwarten, dafür werden alle Klischees des Kreuzfahrt-Tourismus ausgiebigst bedient. Sowohl die Crew wird völlig überzeichnet dargestellt wie auch die Passagiere, die aus allen Regionen Deutschlands kommen und klischeehafter nicht sein könnten, was Dialekt, Verhaltensweisen und Ansichten angeht. Auch die Handlung ist teilweise nicht wirklich glaubwürdig, sondern manchmal fast schon absurd, und je höher die Wellen werden, desto turbulenter werden auch die Ereignisse.


    Wer niveauvolle Unterhaltung sucht, ist bei diesem Buch falsch. Nicht umsonst ist die Autorin in erster Linie Comedian und auch ihr Buch soll den Leser unterhalten und zum Lachen bringen - und das tut es! Das Buch ist etwas für Leute, die einfach mal lachen wollen, die etwas Lustiges lesen wollen, ohne sich dabei Gedanken zu machen, ob das jetzt glaubwürdig, gut recherchiert oder politisch korrekt ist. Ich habe beim Lesen mehrmals herzhaft lachen müssen einfach aufgrund der Situationskomik... Vor allem Leser, die auch etwas für Sprachspielereien übrig haben, werden hier auf ihre Kosten kommen!


    Wer ein Buch sucht, mit dem er sich für eine Weile vom grauen Alltag ablenken kann, wer einfach mal etwas mit wenig Anspruch, aber viel Vergnügen lesen will, der ist mit diesem Buch gut beraten. Mir hat das Buch ein paar sehr kurzweilige Stunden bereitet und dafür gibt es von mir 8 Eulenpunkte!


    LG, Bella

  • Tja - was kann man belladonnas Rezi noch großartig hinzufügen? Eigentlich ist schon alles gesagt, ich teile belladonnas Leseeindruck voll und ganz.


    Die erzählte Geschichte lebt von Situationskomik und skurrilen Begebenheiten. Realitätsnähe? Kaum vorhanden. Dafür habe ich mehrfach laut auflachen müssen und ich habe die Figuren, jede für sich, liebgewonnen. (Nun ja, die meisten - Peachy the Peacock ist mir auch schon mal auf die Nerven gegangen. ;-)) Aber es ist nicht nur Slapstick, der Humor der Autorin zeigt sich noch im kleinsten Detail. Das Buch ist durch und durch komisch, aber keineswegs platt. Die Figuren sind alle überzeichnet und klischeebeladen, was der komischen Seite der Erzählung wiederum förderlich ist.


    Schön war auch die eingepflegte sprachliche Komponente. Da treffen Sachsen auf Hessen, es wird gesächselt und gebabbelt was das Zeug hält und dennoch gibt es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten (auch bezogen auf das Verstehen seitens des Lesers). Am Ende des Buches findet sich für einige der verwendeten Begriffe der jeweiligen Dialekte ein Glossar - schöne Idee, auch wenn die meisten Begrifflichkeiten bekannt waren (der Lesefluss wird also nicht durch unerklärliche Worte unterbrochen).


    Die Protagonistin selbst, Clara, ist unterschwellig selbstbewusst, hat ihren Platz aber noch nicht wirklich gefunden. Dabei ist sie weniger tolpatschig als z.B. ihre Kinsella'schen Kolleginnen, bugsiert sich aber regelmäßig selbst in Fettnäpfchen (oder wird bugsiert, auch das kommt vor). Es hat Spaß gemacht, ihre Entwicklung im Zuge der Kreuzfahrt zu begleiten. Und natürlich nimmt alles ein glückliches Ende, ist doch klar.


    Fazit: Alles in allem ein locker-fluffiges Buch als leichte Sommerlektüre für zwischendurch - und mir 8 Eulenpunkte wert.

  • Haarsträubend unrealistisch, klar, aber es soll ja unterhalten. Und das tut es. Claras verzweifelte Entschlossenheit, der Metzgerstochtervergangenheit zu entkommen, die gesammelten Beklopptheiten der Crew ... einfach herrlich. :rofl