Mini-LR d. Querbeet-Lesegruppe: Es geht seinen Gang - Erich Loest (ab 16.9.14)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Ich bin inzwischen auch durch.Ich habe das Gefühl, einen modernen Klassiker gelesen zu haben. Andere Bücher aus dieser Zeit haben mehr gelitten, manche sind heute kaum noch lesbar.


    Ja, es ist wirklich ein eigenwilliges Buch, aber auch ein ganz besonderes, da es den Alltag in der DDR so deutlich zeigt.


    Ja, ich stimme dir zu, ein moderner Klassiker. Es gibt ja wirklich reichlich DDR-Literatur, die wie du sagst heute kaum noch lesbar ist. Dieses Buch gehört definitiv nicht dazu.

  • Zitat

    Original von Clare
    Du hast doch bestimmt eine Biographie gelesen.


    Es gibt tatsächlich eine Autobiographie: Durch die Erde ein Riß: Ein Lebenslauf


    Dies ist Erich Loests Autobiografie zwischen seinem zehnten und seinem vierzigsten Lebensjahr.


    Das habe ich noch nicht gelesen, aber wer weiß, vielleicht kommt es ja irgendwann wieder zu einer Loest-Leserunde!


  • Würdest du da die Biographie lesen wollen?
    Ich könnte mir schon vorstellen, wieder zusammen ein weiteres Buch von Loest zu lesen. Vielleicht im nächsten Jahr.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Nicht unbedingt. Ich bin flexibel, es gibt z.B. auch noch Löwenstadt oder Lieber hundertmal irren. Die beiden klingen auch interessant!


    "Lieber hundertmal irren" hat meine Bibo auch. Ich halte mich bereit. :grin
    Klingt jedenfalls interessant.

  • Ich habe es nun auch endlich geschafft. Am Wochenende hatte ich leider auch nicht ausreichend Zeit zum Lesen. Insgesamt hat mir das Buch wieder recht gut gefallen, auch wenn mich Loest manchmal mit seinen Gedankensprüngen und halben Sätzen abgehängt hatte. Warum zum Beispiel hatte Brischidd die Abschusszahlen von Wilfried verändert?


    Ich hatte von meiner Erstlektüre ein ganz anderes Ende im Gedächtnis. Ich dachte, der Zelturlaub ist am Ende und er würde ihn mit Bianca verbringen. Da hatte ich dann leider doch bereits sehr viel vergessen.


    Auch beim Fremdgehen war ich auf dem falschen Dampfer und hatte auch Clares Andeutungen falsch verstanden. Letztlich ist Wolfgang in dem einen Jahr des Buches ja gar nicht fremdgegangen und hatte es nicht einmal in Gedanken so richtig vor. Es hätte irgendwie auch nicht so richtig zu ihm gepasst.


    Zitat

    Original von Clare
    Ein eigenwilliges Buch!


    Warum eigenwillig?
    Die DDR-Alltagsbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Auch die oft eingestreute Ironie fand ich gut.

  • Zitat

    Original von xexos
    ... Warum zum Beispiel hatte Brischidd die Abschusszahlen von Wilfried verändert?


    Sie selber sagt:
    "Ich wollte nicht, dass Wilfried ganz den Mut verliert...Wird sowieso nichts mit diesem Buch." (Seite 258)


    Ich habe es so verstanden, dass sie absichtlich die Abschusszahlen, also die Verluste der sowjetischen Armee, verringert hat. Ob das Wilfried, den Historiker, froher gemacht hat, wage ich zu bezweifeln. Der Sinn der Aktion erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht meinte sie, dass seine Chancen auf Veröffentlichung steigen könnten, wenn die Verluste der Sowjetarmee nicht so groß wären.


    Zitat


    Warum eigenwillig?
    ...


    Eigenwillig meinte ich durchaus positiv, ganz im Sinn von "nicht von der Stange", ungewöhnlich in der Wahl der Hauptfigur z.B., vom Üblichen abweichend...

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich weiß nicht, ob er selber Musikliebhaber war. Weißt du es vielleicht, Herr Palomar?


    Aus seinen Tagebüchern wird deutlich, dass er regelmäßig in die Oper gegangen ist oder zu Gewandhauskonzerten, Beethoven, Bach.


    Aber seine Begeisterung für Fußball war anscheinend noch viel enthusiastischer. :grin


    :fussball


  • Danke für die Information, Herr Palomar!
    Ich wusste, auf dich ist Verlass.


    Fussball kommt ja nebenbei immer mal wieder vor im Buch.

  • Die Leserunde ist zwar beendet, dennoch möchte ich an dieser Stelle meine Gedanken schildern. Vielleicht liest in der Zukunft noch jemand diesen "DDR-Klassiker" und interessiert sich für meine Bemerkungen.
    Bereits seit einigen Tagen lese ich "Es geht seinen Gang" und bin noch nicht sonderlich weit gekommen, was weniger am Roman als an dessen Aufarbeitung liegt.


    Clare sprach mich eingangs auf meine Ausgabe an. Es handelt sich tatsächlich um das Gelbe Buch, aber nicht um ein Exemplar aus dem Mitteldeutschen Verlag, in dem es 1978 erschienen ist. Meine Ausgabe stammt aus dem Linden Verlag, der von Erich Loest nach seiner Rückkehr nach Leipzig gegründet wurde und seine Werke herausbrachte. Eine Jahresangabe enthält mein Exemplar nicht.
    In diesem Zusammenhang möchte ich gleich auf das Thema Zensur eingehen.
    im Jahr 1978 erschien der Roman mit einer Erstauflage von 12.000 Exemplaren; eine Zahl von der heute wohl einige Autoren träumen dürften.
    Uni Leipzig
    Ein Nachdruck wurde verweigert und war wohl ausschlaggebend für die Ausreise des Autors im Jahre 1981.


    Beeindruckend ist aus meiner Sicht, wie Loest die Verhältnisse Ende der 70-er Jahre in der DDR beschreibt. Der Roman eignete sich aber meines Erachtens nur bedingt als Zeitzeugnis und Lektüre für Schüler in der damaligen Bundesrepublik, da der Wiedererkennungswert für sie kaum vorhanden und viele Gegebenheiten schwer vorstellbar gewesen sein müssen.
    Überaus beachtlich ist neben den Schilderungen der Lebensumstände auch die geübte Systemkritik, insbesondere als es um die Demonstration auf dem Leuschner-Platz geht, die auf einem wahren Hintergrund beruht und in die Geschichtsbücher als Leipziger Beatdemo eingegangen ist.
    Im Roman ist die Rede von den Old Kings, mit denen die Butlers gemeint waren.
    Wikipedia
    Als erstaunlich empfand ich neben der Demo auch die Zivilcourage der Oma von Hoschko, die sich auf Drängen des Lehrers weigerte, ihren Keller für die Jugendlichen dicht zu machen, nachdem ihre Teilnahme auf der Demonstration vermutet worden war.


    Ein anderer Aspekt, der mir aufgefallen ist, ist das Gespräch zwischen Wülff und seiner Mutter, die sich über die Beschwerlichkeiten am Arbeitsplatz auslässt. Die körperliche Anstrengung als Arbeiterin an der Werkzeugbank nimmt in ihrem Alter merklich zu, doch sie hält es für sinnlos, dagegen vorzugehen. Die Werkzeugbank ist umgestellt, es wird sich nichts ändern und die Arbeiterin wird weiterhin im Zug stehen und ihrer Tätgikeit nachgehen. Es geht eben sein Gang und die Mühen seiner Zeit.

  • Nach der Lektüre weiterer Kapitel sind mir Gedanken gekommen, die ich lose ansprechen möchte.
    Erich Loests Beziehung zur Musik ist ein Punkt, der bereits erwähnt wurde.
    Namentlich nennt er in seinem Buch Manfred Krug, der einen größeren Bekanntheitsgrad als Schauspieler und Werbefigur für die T-Aktie erlangt haben dürfte. Dass Manfred Krug in der DDR auch als Jazzmusiker tätig war, wissen sicherlich die wenigsten. Nach der Wiedervereinigung kam es u.a. zu einer musikalischen Zusammenarbeit mit Till Brönner, die dieser in seinem Buch "Talking Jazz" beschreibt.


    Überraschend sind darüberhinaus Loests kritische Anmerkungen, die ganz offensichtlich eine erste Zensur überstanden haben. An einer Stelle äußert sich Brischidd oder ihr Ehemann darüber, dass der Sohn froh über die lange Abwesenheit der Eltern sein werde und er bestimmt das Wort zum Sonntag verfolgt habe. Der Konsum von Westfernsehen wird deutlich angesprochen, obwohl es sich um ein Tabuthema in der Öffentlichkeit handelt.


    Einen besonderen Einblick in das Arbeitsleben gibt die Diskussion von Wolfi und seiner Mutter, als sie über die Produktivität ihrer Betriebe sprechen. Auch die nicht ausgesprochene Planwirtschaft bezüglich der Plätze für ein Fernstudium macht deutlich, wie die sozialistische Wirtschaft funktionierte.
    Warum Wolfi Jutta anlügt und sich nicht für ein Fernstudium bewirbt, wird deutlich als sein Vorgesetzter zusammenbricht. Wolfi stellt sich die Frage nach den Mühen, die nach Abschluss der Ausbildung 50 Mark zusätzlich einbringen, aber möglicherweise einen gesundheitlichen Ruin bedeuten.
    In diesem Zusammenhang wird ein weiterer und nicht unwesentlicher Aspekt angesprochen: Wolfi ist das Kind eines Vaters, der in den Westen geflohen ist.
    Dieser Makel haftete viele Menschen in der DDR an, die mit einem Flüchtigen verwandt waren und bedeutete nicht nur einen Verlust sozialen Ansehens, sondern auch massive Nachteile in der schulischen Bildung, in der Karriere und im gesellschaftlichen Umfeld.

  • Danke für deine Anmerkungen, Frau Salonlöwin! So kehre ich gleich noch einmal gedanklich ins Buch. zurück.


    Zitat

    Original von Salonlöwin
    Nach der Lektüre weiterer Kapitel sind mir Gedanken gekommen, die ich lose ansprechen möchte.
    Erich Loests Beziehung zur Musik ist ein Punkt, der bereits erwähnt wurde.
    Namentlich nennt er in seinem Buch Manfred Krug, der einen größeren Bekanntheitsgrad als Schauspieler und Werbefigur für die T-Aktie erlangt haben dürfte. Dass Manfred Krug in der DDR auch als Jazzmusiker tätig war, wissen sicherlich die wenigsten. Nach der Wiedervereinigung kam es u.a. zu einer musikalischen Zusammenarbeit mit Till Brönner, die dieser in seinem Buch "Talking Jazz" beschreibt.


    Ein Freund von mir hat eine regelrechte Krug-Plattensammlung, daher war mir das nicht so neu. Allerdings muss ich bei Manfred Krug immer an den Film "Spur der Steine" denken.


    Zitat

    Überraschend sind darüberhinaus Loests kritische Anmerkungen, die ganz offensichtlich eine erste Zensur überstanden haben. An einer Stelle äußert sich Brischidd oder ihr Ehemann darüber, dass der Sohn froh über die lange Abwesenheit der Eltern sein werde und er bestimmt das Wort zum Sonntag verfolgt habe. Der Konsum von Westfernsehen wird deutlich angesprochen, obwohl es sich um ein Tabuthema in der Öffentlichkeit handelt.


    Es ist immer wieder erstaunlich, welche Dinge durchgingen und welche nicht. Manchmal denke ich, dass die Zensoren manche Bemerkung durchgehen ließen, um den Schein zu wahren, denn offiziell wurde nicht zensiert, und dass sie andere Bemerkungen dafür streichen konnten, ohne dass es so sehr auffiel. Dass Westfernsehen geschaut wurde, war ja allgemein bekannt, und jeder der konnte und nicht im Tal der Ahnungslosen (Osten der DDR, da komme ich her :grin) wohnte, guckte es.
    Mir sind im Roman auch die Hinweise auf die sehr unterschiedliche Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln und Gütern der täglichen Bedarfs, so hieß das, aufgefallen. In Städten wie Leipzig war diese schon schlechter als in Berlin, aber mit der Bestückung der Geschäfte auf den Dörfern immer noch nicht zu vergleichen.


    Zitat

    Dieser Makel haftete viele Menschen in der DDR an, die mit einem Flüchtigen verwandt waren und bedeutete nicht nur einen Verlust sozialen Ansehens, sondern auch massive Nachteile in der schulischen Bildung, in der Karriere und im gesellschaftlichen Umfeld.


    Viele Wege waren den Angehörigen von Flüchtlingen verschlossen. Sie galten als Verräter am System, an den Zielen und Werten des Sozialismus. Ein Fleck auf der weißen Weste, ein Makel.
    Ich bezweifle, dass man hätte Wolfi überhaupt hätte sein Fernstudium machen lassen, es sei denn, dass gerade großer Mangel an Studierten auf diesem Gebiet geherrscht hätte.

  • Zitat

    Original von Clare
    Allerdings muss ich bei Manfred Krug immer an den Film "Spur der Steine" denken.


    Und ich an die Fernsehserie Auf Achse, die ab 1980 im Vorabendprogramm der ARD lief. Da spielte Manfred Krug einen LKW-Fahrer.
    Die Serie war sehr beliebt.
    Mir war damals nicht einmal richtig klar, das Manfred Krug aus der DDR kam.

  • @ Herr Palomar:
    An die Serie erinnere ich mich schwach, jetzt wo Du sie erwähnst.


    @ Clare:
    Ich habe nur darauf gewartet, dass wir auf die "Spur der Steine" zu sprechen kommen ;-). Manfred Krug hat die Figur des Poliers Balla hervorragend verkörpert, insbesondere erinnere ich mich daran, dass er eine Perle im Ohr trug und er sah auf die ihm eigene Art sehr besonders aus.


    Was das Westfernsehen betrifft, so erging es mir besser, da wir sehr grenznah und nur 80 Kilometer von Hamburg entfernt gewohnt haben. Ob der Empfang von RTL und Co. ab Mitte der 80-er Jahre allerdings notwendig war, bezweifle ich.
    Eine Freundin von mir hatte das Glück gänzlich vom Fernsehen verschont zu werden, ohne im Tal der Ahnungslosen zu wohnen. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich eine russische Garnison, die durch Störsender jeglichen Fernsehempfang zunichte machte. Nicht mal DDR 1 oder 2 konnte gesehen werden.


    Zurück zum Buch:
    Noch nicht erwähnt habe ich die Fadenheftung, die mir spät aufgefallen ist.
    Beschäftigt man sich näher mit dieser Art der Buchbindung, dann stellt man zum einen die Hochwertigkeit dieser Bindung fest, zum anderen verzweifelt man schier an den Erklärungen zur Technik dieses Verfahrens. Jedenfalls habe ich den entsprechenden Wikipedia-Artikel kaum verstanden; möglicherweise fehlt mir das Vorstellungsvermögen, um die Erläuterungen nachzuvollziehen, wenn keine Zeichnungen vorhanden sind.


    Ein weiterer Aspekt, den ich bereits von Anfang an aufgreifen wollte, ist die Sprache. Erich Loest schreibt für meine Begriffe sehr ostdeutsch und mischt meines Erachtens gesprochene und Schriftsprache.


    Der Roman ist im Jahr 1978 erschienen und ein immerwährendes Thema ist die Gentrifizierung, auch wenn das Kind sicherlich zur damaligen Zeit so noch nicht bei Namen genannt wird. Wolfs Mutter lebt in einer wenig bis unsanierten Altbauwohnung, an der kein Interesse besteht, den Standard zu verbessern, während die Jugend danach strebt, in einen neuen Block mit Fernwärme zu ziehen. Loests Kritik an dieser Wohnungspolitik wird unterschwellig deutlich, wenn er die Zustände der Altbauten beschreibt.


    Interessant ist auch die Erwähnung des Exqui(sit). Jutta hat ein Auge auf eine 700 Mark teure Jacke geworfen, die sie in in einem Exquisit gesehen hat. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein Arbeiter in den 80-er Jahren einen Lohn von 800 Mark erhielt, dann werden die Relationen schnell klar. Die westlichen und exklusiven Waren ließ sich die Wirtschaft anständig vergolden.


    Als herrlich empfand ich den Wunsch von Frau Kummet, sie würde gern einen Cognac zum Kaffee trinken. Wenn ich an die späten 70-er Jahre denke
    - zumindest soweit ich mich erinnern kann - , dann habe ich spezielles Geschirr mit Kaffee, Cognac und Mokkabohnen vor Augen.
    Heute sind geistige Getränke zu Kaffee doch eher verpönt, nicht politisch korrekt. Genauso wenig wie es heute legitim ist, dass männliche Protagonisten ihre Gegenspielerinnen nach ihrer Oberweite und weiteren attraktiven Attributen beurteilen. Wolf zeigt offensichtlich keine Scheu, den weiblichen Figuren mit Augenmaß zu begegnen. Diese Offenheit im Erzählen und im Lebensstil weckt ein wenig (N)Ostalgie in mir.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    ...
    Der Roman ist im Jahr 1978 erschienen und ein immerwährendes Thema ist die Gentrifizierung, auch wenn das Kind sicherlich zur damaligen Zeit so noch nicht bei Namen genannt wird. Wolfs Mutter lebt in einer wenig bis unsanierten Altbauwohnung, an der kein Interesse besteht, den Standard zu verbessern, während die Jugend danach strebt, in einen neuen Block mit Fernwärme zu ziehen. Loests Kritik an dieser Wohnungspolitik wird unterschwellig deutlich, wenn er die Zustände der Altbauten beschreibt.


    Für Altbau hatte man nicht viel übrig. Das wird bei Loest auch sehr deutlich. Für die Wohnungsplaner der DDR war es einfacher und schneller neue Plattenblöcke zu bauen als die marode Altbausubstanz zu sanieren.


    Zitat

    Interessant ist auch die Erwähnung des Exqui(sit). Jutta hat ein Auge auf eine 700 Mark teure Jacke geworfen, die sie in in einem Exquisit gesehen hat. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein Arbeiter in den 80-er Jahren einen Lohn von 800 Mark erhielt, dann werden die Relationen schnell klar. Die westlichen und exklusiven Waren ließ sich die Wirtschaft anständig vergolden.


    Als herrlich empfand ich den Wunsch von Frau Kummet, sie würde gern einen Cognac zum Kaffee trinken. Wenn ich an die späten 70-er Jahre denke
    - zumindest soweit ich mich erinnern kann - , dann habe ich spezielles Geschirr mit Kaffee, Cognac und Mokkabohnen vor Augen.
    Heute sind geistige Getränke zu Kaffee doch eher verpönt, nicht politisch korrekt. Genauso wenig wie es heute legitim ist, dass männliche Protagonisten ihre Gegenspielerinnen nach ihrer Oberweite und weiteren attraktiven Attributen beurteilen. Wolf zeigt offensichtlich keine Scheu, den weiblichen Figuren mit Augenmaß zu begegnen. Diese Offenheit im Erzählen und im Lebensstil weckt ein wenig (N)Ostalgie in mir.


    Diese ostalgischen Gefühle kommen auch in mir auf, allerdings ohne Wehmut oder Bedauern. Ich denke, dass man mir unverkärtem Blick in die Vergangenheit schauen kann und auch ein Bisschen Nostalgischen werden darf, denn das sind Kindheits- und Jugenderinnerungen, und viele davon, nicht alle, sind auch schön.


    Ich habe nach dem Lesen des Romans richtig Lust bekommen, mich mal wieder der DDR-Literatur zu widmen. Mal schauen, ob ich die Zeit finde. Es gibt so viele Bücher, de gelesen werden wollen.

  • Danke Clare und Salonlöwin für eure Beiträge und Erinnerungen. Ich lese und höre sowas gerne, wie DDR-Bürger ihre damalige Zeit nun erleben und reflektieren.



    Zitat

    Original von Clare
    Ich habe nach dem Lesen des Romans richtig Lust bekommen, mich mal wieder der DDR-Literatur zu widmen. Mal schauen, ob ich die Zeit finde. Es gibt so viele Bücher, de gelesen werden wollen.


    Ich hätte "Franziska Linkerhand" noch im Regal. ;-)
    "Erstmals ungekürzt: jetzt im Taschenbuch Zehn Jahre schrieb Brigitte Reimann an diesem Roman über die lebenshungrige, kompromißlose, von einer Vision und einer Liebe besessene junge Architektin Franziska Linkerhand. Obwohl unvollendet, ist dies eines der wichtigsten und schönsten Bücher der deutschen Gegenwartsliteratur. Die ungekürzte Ausgabe liefert ein illusionsloses Bild der DDR der 60er Jahre und zeigt eine freimütigere Franziska Linkerhand, so radikal wie ihre Autorin in den Tagebüchern."

  • Zitat

    Original von xexos
    ...
    Ich hätte "Franziska Linkerhand" noch im Regal. ;-)


    Ich müsste mal schauen, ob es die Bibo hat. Im Onlinekatalog ist es zwar angezeigt, aber ohne Status. Mitlesen würde ich es gerne, aber extra kaufen dann doch nicht.
    Hast du noch mehr Vorschläge?

  • Kleine Link-Auswahl. Mir würden Geschichten in den 60ern und 70ern am besten gefallen, also Beschreibungen des DDR-Alltags.


    Und von Erich Loest hätte ich noch "Nikolaikirche" und "Völkerschlachtdenkmal" ungelesen im SUB.



    http://de.wikipedia.org/wiki/DDR-Literatur


    http://www.buecher-wiki.de/ind…BuecherWiki/DDR-Literatur


    http://www.mdr.de/damals/archiv/artikel75310.html


    http://www.literaturwelt.com/epochen/ddr.html


    http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Becker/ddr.htm

  • Hallo xexos,


    eigentlich bin ich nicht leserundentauglich, aber für "Franziska Linkerhand" würde ich eine Ausnahme machen. Die Tagebücher von Brigitte Reimann habe ich bereits im letzten Jahr gelesen und sie haben mich nicht nur nachhaltig beeindruckt, sondern ich habe unglaublich viel über das Leben in der DDR Ende der 50-er bis Ende der 60-er Jahre gelernt. Eigentlich kann nach Reimanns Tagebüchern, die sich auch als Schreibtagebuch ihres größten Romans lesen, nicht mehr viel kommen.
    "Franziska Linkerhand" liegt allerdigns bei meiner Mutter und ich komme wohl erst Anfang November wieder nach Hause. Wenn es also nicht eilt, wäre ich bei einer LR dabei.