Claudia und Nadja Beinert - Die Kathedrale der Ewigkeit

  • Droemer Knaur
    Taschenbuch: 720 Seiten
    erschienen am 3. November 2014


    zu den Autorinnen:
    Der Homepage der Schwestern ist nichts mehr hinzuzufügen.


    zum Inhalt:
    Die Markgräfin von Meißen Uta von Ballenstedt hat längst erkannt, dass sie nichts mit ihrem Mann Ekkehard verbindet, sondern ihr die große Liebe mit ihrem Schwager Hermann begegnet ist. Die beiden fassen den Entschluss, erst Ekkehard und dann den Kaiser um Auflösung von Utas Ehe zu bitten. Doch kaum haben sie den Markgraf gesprochen, verschwindet Hermann. Nach langer Suche wird ganz in der Nähe eine verstümmelte Leiche mit seinen Kleidern gefunden. Schlimmer noch, der untersuchende Abt ist überzeugt, Hermann habe den Freitod gewählt, indem er sich von wilden Wölfen fressen ließ. Fassungslos muss Uta mitansehen, wie seine sterblichen Überreste auf dem Schandacker bestattet werden. Um dieses offensichtliche Missverständnis aufzuklären, beschließt sie entgegen des Kaiserlichen Beschlusses eine Exhumation mit ihrer in diesem Thema bewanderten Freundin und Nonne Alwine vorzunehmen. Dabei machen sie eine unglaubliche Entdeckung.


    Ein weiterer Erzählstrang handelt von Gesa und Hans, die auf dem Moorhof im Thüringischen ein klägliches Dasein fristen. Die schweigsame Gesa kümmert sich auf dem Hof um die Hühner und Hans, der ein wenig einfältig ist, ist als zweiter Knecht behilflich. Die beiden leiden unter den Schikanen des ersten Knechts Emmerich. Als Gesa einen Säugling im Wald findet und ihn heimlich aufziehen will, kommt es mit den Bauersleuten zum Eklat. Den dreien gelingt die Flucht. Allerdings stehlen sie Emmerich sein Erspartes und werden von dem rachsüchtigen Knecht wochenlang durch den Wald verfolgt.


    meine Meinung:
    Dieses Buch setzt die Geschichte der Uta von Ballenstedt von der Kathedralenweihe in Naumburg fort. Auf über 700 Seiten taucht man in die Zeit des Hochmittelalters ein. Vor der beeindruckenden Kulisse der Fertigstellung der Kathedrale fühlt man mit den Charakteren mit. Nicht nur das Leben am Hof des Markgrafens wird bildhaft beschrieben, sondern auch das der ärmeren Bevölkerung in der Stadt und auf dem Land. Man zittert um die kleine Familie im Wald, genauso wie man in der schweren Zeit mit Uta leidet, die unermüdlich um die Wiederherstellung des Rufes von Hermann kämpft. Dabei eckt sie natürlich auch bei anderen an, die wiederum Intrigen spinnen, um die schönste Frau des Mittelalters zu entmachten.


    Die Schwestern Claudia und Nadja Beinert haben mit viel Liebe zum Detail und akribischer Recherche eine Zeit lebendig werden lassen, über die nur wenige Informationen vorhanden sind. Die sprachlich fulminante und doch verständlich erzählte Handlung entführt ihre Leser nach wenigen Zeilen ins 11. Jahrhundert. Wie nebenbei erfährt der Leser durch den Maler Simon die Kunst der Innenausmalung einer Kathedrale. Auch die weltliche und kirchliche Rechtsprechung ist ein Thema. Zu den historisch belegten Ereignissen und Personen haben sie notwendige Figuren hinzugefügt und die zeitlichen Lücken logisch geschlossen. Sie lassen die historische Zeit mit all ihren Gepflogenheiten und sozialem Gefüge lebendig werden, sodass man während des Lesens eine farbige Vorstellung davon bekommt, wie ein Alltag in der Mark Meißen ausgesehen hat. Fachausdrücke und nicht gebräuchliche Worte werden in einem Glossar erklärt. Ein Personenregister gleich auf den ersten Seiten ist hilfreich und rundet das Erscheinungsbild ab. Der zweite Teil der Trilogie um die Kathedrale zu Naumburg lässt bei Lesern historischer Romane keine Wünsche offen.

  • Die Naumburger Kathedrale ist fertiggestellt, jetzt soll sie noch verschönert werden. Uta von Ballenstedt und Hermann von Naumburg haben zusammen mit Simon, dem Maler, einen Gemäldezyklus entworfen, der die Innenwände schmücken soll und in dem die Besucher des Gotteshauses die Geschichte Jesus wie in einem (steinernen) Buch erleben können sollen.


    Gleichzeitig betreibt Uta die Scheidung von ihrem ungeliebten Gatten Ekkehard, damit sie ihren Schwager Hermann heiraten kann. Dazu benötigt sie nicht nur die Zustimmung Ekkehards sondern auch die des Kaisers. Doch dann verschwindet Hermann plötzlich und einige Tage später wird eine durch Tierbisse verstümmelte Leiche gefunden. Ist das Hermann?


    Schon das Cover zeigt, dass es sich hier um eine Fortsetzung des Romans „Die Herrin der Kathedrale“ handelt, beide Cover passen sehr gut zusammen, das gefällt mir sehr gut.


    Obwohl ich am Vorgängerroman viel Kritik geübt habe und zunächst auch gar keine Fortsetzung lesen wollte, hatte ich dann doch Lust, diese zu lesen. Und das war gut so, denn „Die Kathedrale der Ewigkeit“ gefällt mir deutlich besser, ich habe auch den Eindruck, als hätten sich die Autorinnen die Kritiken zu Herzen genommen und viele der Kritikpunkte beseitigt. Uta z. B. kommt mir jetzt viel zugänglicher und sympathischer vor – und sie hat sich ihr Gemurmel abgewöhnt. Auch sehr gut gefällt mir, dass nun Wörter wie „Reliquie“ benutzt werden und man nicht dauernd durch „Eindeutschungen“ wie „Überbleibsel“ aus dem Lesefluss gerissen wird. Auch die Sprache empfinde ich als immer noch zur Zeit passend aber weniger schwülstig als im Vorgänger.


    Interessant ist der historische Unterbau des Romans, zum Einen die damaligen medizinischen Kenntnisse, anschaulich durch Utas Jugendfreundin, der Nonne und Heilerin Alwine vermittelt, zum Anderen die Kirchenmalerei (besonders angetan hat mir die genaue Schilderung der Malereien und deren Enthüllung als Einheit – ich war erstaunt, im Nachwort zu lesen, dass dies reine Fiktion ist), die die Autorinnen dem Leser sehr kenntnisreich nahe bringen und diesen dadurch zum Recherchieren ermutigen. Auch der Regierungswechsel von Kaiser Konrad zu dessen Sohn Heinrich findet Einzug in das Romangeschehen. Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Beschreibung des Leichenzugs nach Speyer.


    Die Geschichte rund um Hermanns Verschwinden, dem Leichenfund und der Ermittlung Alwines und Utas, was wirklich dahinter steckt, entwickelt sich zu einem richtigen Kriminalfall und ist ziemlich spannend. Der Leser kann miträtseln, die Auflösung ist gelungen und logisch hergeleitet. Man muss sich natürlich klar machen, dass neben dem historischen Unterbau die Handlung nahezu durchgehend fiktiv ist, über Utas Leben ist fast nichts bekannt. Im Nachwort erklären die Beinert-Schwestern aber, inwieweit historische Überlieferungen (wie z. B. Hermanns Todesjahr) sich doch mit der hier erzählten Geschichte decken könnten.


    Sehr gut auch wieder das Zusatzmaterial, neben einer Karte des salischen Reiches gibt es einen Grundriss der Kathedrale, ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten, ein Glossar und ein interessantes Nachwort, in dem sich die Autorinnen auch darüber auslassen, was Fiktion und was Wahrheit ist. Gefehlt haben mir leider wieder genauere Zeitangaben, so ist ab und zu wieder nicht klar, wie viel Zeit vergangen ist. Da der Roman innerhalb eines Jahres spielt, ist das allerdings nicht so gravierend wie noch im Vorgänger.


    Die Autorinnen haben im Nachwort einen Nachfolgeband angekündigt, der allerdings offenbar nicht mehr von Uta handeln soll sondern von dem Bildhauer, der Utas Stifterstandbild im Naumburger Dom gefertigt hat. Ich bin gespannt.


    Insgesamt habe ich den Roman sehr gerne gelesen und fand ihn ziemlich spannend. Ich kann ihn allen empfehlen, die gerne gut recherchierte historische Romane lesen und mit einem guten Quantum Fiktion leben können. Man muss den ersten Band nicht unbedingt vorher gelesen haben, es erleichtert allerdings den Zugang zu den Charakteren.

  • Über das Buch:
    Naumburg im 11. Jahrhundert. Uta ist überglücklich: Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen und die Kathedrale von Naumburg vollendet worden. Nun darf sie sich auch Hoffnungen machen, endlich mit ihrem geliebten Hermann vereint zu leben. Schließlich hat ihr die Kaiserin selbst die Zusage gegeben, ihre Eheauflösung mit dem ungeliebten Ekkehard zu unterstützen. Doch dann verschwindet Hermann spurlos. Kurz darauf wird eine unkenntliche Leiche auf den Burghof gebracht, die seine Kleider trägt. Uta kann nicht glauben, dass Hermann für immer verloren ist, und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. (Quelle: http://www.droemer-knaur.de)


    Über die Autorinnen:
    Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Erfurt und Würzburg.
    Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause. (Quelle: http://www.droemer-knaur.de)


    Meine Meinung:
    Mir hat auch der zweite Teil der Trilogie um Uta von Naumburg wieder sehr gut gefallen, die „Beinertschwestern“, wie sie sich selber nennen, haben wieder einen richtigen Historienschmöker geschrieben. Als Leser gelangt man wieder sofort in die Geschichte, Uta ist einem wieder so nah wie in „Die Herrin der Kathedrale“, es ist so als wäre man nie aus Naumburg weg gewesen.
    Das Cover knüpft wunderbar an den ersten Band an, sodass es einen sehr hohen Wiedererkennungswert hat, welches rein optisch schon ein Vorteil ist. In den Innenklappen des Taschenbuches befinden sich zwei Karten: (vorne) Das salische Reich um 1040 und (hinten) Bildprogramm in Utas Naumburger Kathedrale. Ein Inhaltsverzeichnis, das Vorwort, das Personenverzeichnis, ein Nachwort und ein Glossar runden den ersten positiven Eindruck ab. Gerade das Nachwort fand ich sehr interessant und informativ.
    Die Geschichte ist gut und spannend erzählt. Dieses Buch hat alles was das Herz von Lesern historischer Romane begehrt: ein lebhaftes historisches (soweit ich dies beurteilen kann) Fundament, das uns ganz selbstverständlich ins 11 Jahrhundert entführt, eine Geschichte gespickt mit Intrigen, Freundschaft und Liebe. Aber auch ein Mord muss aufgeklärt werden, sodass auch die Fans von historischen Kriminalromanen auf ihre Kosten kommen.
    Wer die Angst hegt, dass man merkt, welchen Teil der Eine und welchen der andere Zwilling geschrieben hat, so kann ich nur sagen, ich habe es nicht bemerkt. Für mich war dieses Buch wie aus einem Guss, auch wenn es zwei Autorinnen hat.
    Die Konstruktion des Romans ist wohl durchdacht und steuert stringent auf den Höhepunkt zu, sicherlich sind einige Passagen ausführlicher erzählt als andere, aber auch sie habe ich mit großem Interesse gelesen, da sie ihre Berechtigung haben und zu einem gelungen Gesamteindruck beitragen.
    Die Hauptfiguren kennen wir ja bereits aus „Die Herrin der Kathedrale“, sie sind dieselben und dennoch habe ich das Gefühl gehabt, dass sie sich in ihrem Charakter gefestigt und sich weiterentwickelt haben.
    Ich kann dieses Buch nur allen Lesern von historischen Romanen empfehlen. Allerdings empfehle ich allen, die „Die Herrin der Kathedrale“ noch nicht gelesen zu haben, dies zu tun. Sicherlich kann man dieses Buch auch ohne das Vorwissen von Teil 1 lesen, mehr Spaß macht es aber definitiv wenn man Teil 1 schon gelesen hat. So bleibt mir nur eines, vergnügliche Lesestunden mit Uta zu wünschen.
    P. S.: Teil 3 der Trilogie „Der Sünderchor“ erscheint im September als TB bei Dromer Knaur.

  • Claudia und Nadja Beinert – Die Kathedrale der Ewigkeit

    Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Uta von Ballenstedt ist überglücklich: Nicht nur ist ihr Traum in Erfüllung gegangen und die Kathedrale von Naumburg vollendet worden, sie darf sich auch Hoffnungen machen, endlich mit ihrem geliebten Hermann vereint zu leben. Doch dann verschwindet Hermann spurlos, und kurz darauf wird eine fast nicht mehr zu erkennende Leiche auf den Burghof gebracht, die Hermanns Kleider trägt. Für Uta bricht die Welt zusammen, und es kommt der Tag, an dem sie sich entscheiden muss: für den Kampf um ihre Liebe oder ihr Lebenswerk - die Kathedrale! Eine einzigartige Reise in das deutsche Mittelalter und ein beeindruckender Roman über die schönste Frau ihrer Zeit. Nach Die Herrin der Kathedrale der zweite Teil der großen Trilogie


    Autorinnen (Quelle: amazon)

    Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Erfurt und Würzburg.

    Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.


    Allgemeines

    2.Band der Uta von Naumburg-Trilogie, erschienen 2015 im Weltbild Verlag als HC mit 658 Seiten

    Gliederung: Vorwort – Personenverzeichnis – drei Teile mit insgesamt zehn langen Kapiteln – Nachwort – Glossar, Karte des Salischen Reichs um 1040 im vorderen Einband, Grundriss der Naumburger Kathedrale im hinteren Einband

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Naumburg, in den Jahren 1038 und 1039


    Inhalt

    Der Roman schließt inhaltlich an den ersten Band, „Die Herrin der Kathedrale“, an und es ist sinnvoll, diesen zuvor zu lesen.

    Uta von Naumburg und ihr Schwager Hermann möchten Utas Gatten, den Markgrafen Ekkehard von Naumburg, bitten, einer Ehetrennung zuzustimmen, damit sie heiraten können. Doch bevor Ekkehard eine Entscheidung treffen kann, verschwindet Hermann spurlos. Eine in der Nähe Naumburgs aufgefundene, durch Bisswunden von Wölfen schwer entstellte Leiche, die die Kleidung Hermanns trägt, wird auf dem Schandacker vergraben, da man in der gräflichen Burg davon ausgeht, dass es sich um Hermann handelt, der aus Schwermut die Todsünde des Suizids auf sich genommen habe. Uta glaubt jedoch daran, dass Hermann noch lebt, sie schreckt auch nicht davor zurück, mithilfe einer heilkundigen Klosterfrau den Leichnam gegen das ausdrückliche Verbot König Heinrichs III zu exhumieren, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

    Ihre Tat wird entdeckt und fortan wird Uta beschuldigt, einen Fluch auf die Kathedrale herabbeschworen zu haben, denn bei der Fertigstellung der Wandbemalung im Gotteshaus kommt es zu mysteriösen und verstörenden Zwischenfällen.


    Beurteilung

    Der Roman beschäftigt sich neben der fiktiven Liebesgeschichte zwischen Uta und Hermann, die manchmal etwas zu „gefühlsbelastet“ erscheint, vor allem mit der Geschichte und den Techniken der Wandmalerei in der Naumburger Kathedrale. Im Hinblick auf die mittelalterliche Wandmalerei wurde sehr gründlich recherchiert und der Leser erfährt Interessantes zu den verwendeten Farben und ihren - von der jeweiligen Auftragstechnik abhängigen – Effekten.

    Außerdem gibt das Buch einen lebhaften Einblick in das Leben der Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten (Adelige, Geistlichkeit, Bauern) in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts,

    auch die mittelalterliche Rechtsprechung wird thematisiert. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die veränderte Einstellung zur Ehe(scheidung), die mit dem zunehmenden Einfluss der Kirche auf Eheschließungen einhergeht.

    Der Leser begegnet in diesem anschaulich und flüssig geschriebenen Roman vielen Figuren aus dem ersten Band wieder, außerdem lernt er hier König Heinrich III näher kennen, den Sohn Konrads II und der Gisela von Schwaben, die in Utas Leben vor ihrer Hochzeit eine wichtige Rolle spielte.

    Ein umfangreiches und sehr informatives Nachwort zu Fakten und Fiktion rundet den Roman ab, außerdem bietet ein ebenfalls umfängliches Glossar Erläuterungen zu den mittelalterlichen Techniken der Wandbemalung.


    Fazit

    Ein unterhaltsamer und auch informativer Roman, der dem Leser das Leben und die sakrale Kunst im Hochmittelalter näherbringt!

    8 Punkte