'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 160 - 241

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  • Da koennen wir uns die Haende reichen.
    Mein Bruder, der Arzt ist, hat mich vor kurzem gefragt: Schreibst du auch mal'n Buch, in dem niemand eine total elaborierte Krankengeschichte hat?

  • Ich habe gestern noch bis zwei Uhr gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Ich hoffe, ich spoilere nicht, weil ich etwas über den Abschnitt hinaus gelesen habe.


    Noch frage ich mich, warum Arman deutsch kann. Er ist ja ganz schön gebildet, obwohl er Amarna etwas anderes verkaufen will. Ich frage mich immer noch, ob er wirklich glaubt, dass er ein Wilder ist oder ob das seine Art des Spiels ist.


    Ganz schön krass, dass Amarna einfach mal eben so bei Arman geblieben ist. Ich an Pauls Stelle wäre total ausgerastet. Ich mag es ja selbst in der heutigen Zeit überhaupt nicht, wenn der Gatte einfach so irgendwo bleiben würde ohne mir zumindest bescheid zu geben. Dass das damals ohne Handys schwieriger war ist mir klar und dass die beiden ihrem Liebesrausch verfallen sind ebenfalls. Aber bisher kam sie mir schon recht verantwortungsbewusst vor. Obwohl es auch kein Zufall sein kann, dass ihre Alpträume das erste Mal ausbleiben, als sie die erste Nacht mit Arman verbringt. Das muss doch was bedeuten... Und ich frage mich, ob sie vielleicht bald (ungewollt) schwanger wird. Sowas drängt sich mir immer auf, wenn ein Liebespaar so kopflos im Bett landet ;-) Zumindest in Büchern.


    Warum hasst Puduhepa Urhi-Tesub so sehr? Ist da irgendetwas vorgefallen, was wir nicht wissen? Das Ritual war ja ganz schön spannend. Ich mag solche bildlichen Sagen sehr und war gespannt, wie Urhi-Tesub (uff) Illuyanka besiegt. Nun sorge ich mich, ob Puduhepa etwas zu befürchten hat, weil sie sozusagen in das Ritual eingegriffen hat. Ich könnte mir vorstellen, dass die Götter das nicht so toll finden. Und wie Hattusili das findet möchte ich auch gar nicht wissen.


    Tja und dann... Dr. Hähnlein macht also eine Expedition nach Hattusa. Da wird Amarna sich doch sicher irgendwie einschleichen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich die Chance entgehen lässt. Aber Arman will ja mit ihr dort hin. Ich bin gespannt...


    Merten wird mir auch immer seltsamer. Er ahnt sofort, dass Amarna bei Arman ist. Warum? Hat er ihn in der Stadt gesehen? Er nennt ihn Artsruni - ist das sein tatsächlicher Name und Arman nur ein Spitzname? Ich frage mich auch, warum Merten ihn so hasst... Was ist da passiert? Paul tat mir wirklich leid, als die in Armans Haus waren. Er war total hin und her gerissen und hat Paul sofort als den jungen Mann erkannt, den er in Berlin vor den Nazis gerettet hat. Ich hätte an seiner Stelle auch nicht gewusst, was ich tun soll. Vor allem, weil er die Geschichte zwischen Merten und Arman nicht kennt und beide auch einfach nichts sagen wollen. Verdammte Dickköpfe!
    Warum will Arman Tilman vernichten? Ich verstehe es einfach nicht. Es kann ja nicht daran liegen, dass Tilman zu den Menschen gehört, die Armans Familie getötet haben.


    Ich finde übrigens die Einstreuung der armenischen Worte total toll. Ich mag ja sowieso gern fremde Sprachen und man hat direkt ein Gefühl ganz wo anders zu sein, wenn man das liest. Auch, wenn ich nichts verstehe :lache
    Lajvard hört sich total toll an und ich habe so sehr gehofft, dass man eine Erklärung von dir dazu bekommt. Googeln und nüchtern einen Satz lesen kann jeder ;-)


    Zitat

    Original von Charlie
    Mich erschuettern diese Berichte seit vier Jahrzehnten - ob aus dem Osmanischen Reich oder zwanzig Jahre spaeter aus Deutschland: diese tiefe Ueberzeugung, so schlimm koenne es schon nicht werden, man sei ja unter zivilisierten Menschen, die Welt schaue ja zu, es werde schon alles rechtzeitig abgefangen und in normale Gleise zurueckgeleitet werden.


    Ich finde das auch total schlimm. Aber ich glaube, eine Menge Leute waren auch ganz schön hilflos. Ich wüsste nicht, was ich in dieser Zeit getan hätte. Der Gruppendruck bewirkt doch einiges. Und wenn man mit dem Leben bedroht wird, weil man jemanden schützen will... Tja, da kann man vordergründig nicht viel tun.


    Zitat

    Original von nicigirl85


    Und juhu Amarna trifft den mir ungemein sympathischen Nathan Rosen wieder, der ihr etwas über die Armenier erzählt. Ich weiß über das Volk ehrlich gesagt auch so gar nichts. Die Geschichte über König Ara war schön und schrecklich zugleich.


    Nathan Rosen finde ich auch total nett. In meinen Gedanken ist er einer der Wenigen, der wirklich ein Gesicht hat. Er sieht aus wie Christopher Waltz in "Django Unchained" und hat auch die gleiche Stimme. Warum auch immer :lache


    Zitat

    Original von Bookworm


    Nathan Rosen taucht wieder auf und bringt uns, so sanft es geht, den Völkermord an den Armeniern näher. Doch die Andeutungen reichen aus, um ein brutales Kopfkino entstehen zu lassen. ich bin immer wieder zutiefst erschüttert, wozu Menschen fähig sind.


    Ich auch. Vor allem, weil man doch unmöglich ein ganzes Volk so sehr hassen kann. Ich meine, man kann seine Differenzen mit Einzelnen haben oder vielleicht auch mal jemanden von Anfang an total unsympathisch finden, aber direkt so viel Hass, dass man denen sowas antun muss? Ich verstehe es einfach nicht. Diese Szenen lese ich nicht so intensiv, weil ich darüber gar nicht so wirklich nachdenken möchte. Ich mag zwar blutige Thriller, aber dann bitte nur, wenn sie nicht tatsächlich geschehen sind.


    Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Die Idee der Seelenwanderung gefällt mir auch. Ich dachte "nur" an Vorfahren, aber das ist eine viel schönere Vorstellung. :-)


    Ach, für sowas hab ich ja auch ein Faible :grin


    Zitat

    Original von Maharet
    Naja, die Band heißt System of a down und macht(e) ziemliche Krach-Musik :lache ich bin mir nicht sicher ob das so dein Ding ist : htt*ps://w*ww.youtube.co*m/wat*ch?v=zUzd9*KyIDrM
    da ist nix mit armenischer Lyrik. ;-)
    Nach einem Interview mit dem Sänger über die Flucht seiner Großteltern (oder warens die Urgroßeltern?) hab ich dann mal angefangen gewisse Sachen zu googeln....
    (falls du wirklich rein hören willst musst du nur die adresse in deinen browser kopieren und dann die * entfernen)


    Ach? System of a Down haben armenische Wurzeln? Ich fand die jetzt nicht so gut, dass ich mich über sie informiert hätte, aber ich habe schon wieder was dazu gelernt.

  • Warum Adolf die Juden so gehasst hat, das er es schaffte aus einer stets (auch heute noch) vorhandenen Fremdenfeindlichkeit die Shoa zu erschaffen ut unbekannt, die Jungtürken hatten aber rationale Gründe die Armenier zu fürchten und zu hassen. Gründe, die so tief gehen, dass der Türkei die Kombination a Armenier b Genozid zu c Gefängnis führen kann.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Nathan Rosen finde ich auch total nett. In meinen Gedanken ist er einer der Wenigen, der wirklich ein Gesicht hat. Er sieht aus wie Christopher Waltz in "Django Unchained" und hat auch die gleiche Stimme. Warum auch immer :lache


    Bei mir hat sich, gerade als er beim zweiten Treffen den Geschichtenerzähler gegeben hat, das Bild (und auch die Stimme *g*) von Ben Kingsley als Itzhak Stern aus Schindlers Liste eingestellt.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von beowulf
    Warum Adolf die Juden so gehasst hat, das er es schaffte aus einer stets (auch heute noch) vorhandenen Fremdenfeindlichkeit die Shoa zu erschaffen ut unbekannt, die Jungtürken hatten aber rationale Gründe die Armenier zu fürchten und zu hassen. Gründe, die so tief gehen, dass der Türkei die Kombination a Armenier b Genozid zu c Gefängnis führen kann.


    Beide Thesen finde ich bemerkenswert.
    Ich haette sie zwar nicht so ad absolutum gegeneinander gestellt, haette dies und das zu ergaenzen (Antisemitismus wie Hitler ihn vorfand, ist ja schon etwas anderes als generalisierte Fremdenfeindlichkeit, auch wenn sie verflochtene Wurzeln haben, diese Suendenbock-Einsetzung auch in Presse und Propaganda ist sehr vergleichbar, und ueber die Gruende, die "erfolgreichen" Teile beider Voelker zu fuerchten, koennte man lange diskutieren), aber so, um es leicht provozierend in den Raum zu stellen, finde ich es bestechend und hochinteressant.


    Ich hoffe, ich kann Dich becircen/bestechen (es gibt noch mehr schoene Enten ... ), beim Nachfolger wieder dabei zu sein. Hitlers Beschaeftigung mit dem Aghet war fuer mich eine der Initialzuendungen, ihn schreiben zu muessen.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Aghet war fuer mich eine der Initialzuendungen, ihn schreiben zu muessen.


    Ich seh gerade, dass es ja einen Dokumentarfilm gibt der "Aghet" heisst. Auf youtube kann man den sogar anschauen (kaufen kann man ihn wohl nicht mehr), das werde ich heute mal machen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich fand den Film am Anfang total aergerlich, Paradise. FALLS es Dir auch so geht - bitte durchhalten. Nach etwa 15 Minuten (bitte mich nicht nageln, bin ganz schlecht mit Zeitschaetzungen) ist das Aergerliche vorbei und der Film wird ... dazu fehlt mir jetzt das Wort. Jedenfalls war ich heilfroh, ihn gesehen zu haben.
    (Bitte - falls Du zum Thema noch keine Bilder gesehen hast - darauf vorbereiten, dass das sehr wehtut.)

  • Der Anfang ist natürlich ein bisschen reisserisch aufgemacht, ich denke um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber ich stelle mich durchaus auf Schlimmes ein, ähnlich wie die Bilder und Videos aus dem Geschichtsunterricht aus den KZs.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Der Punkt ist doch das die Jungtürken einen vollen Armenierhass vorfanden. Hitler hatte nur einen sehr latenten Antisemitismus. Die meisten Deutschen Juden waren voll assimiliert, deswegen auch das Himmlerzitat von jeder hat seinen Hausjuden.

  • Das wuerde ich beides nicht so diametral gegenueberstellen, da habe ich vermutlich einfach andere Quellen ausgewertet. Voll assimilierte Armenier gab es aufgrund der anderen religioesen Struktur des Reiches nicht, aber gut integrierte, gesellschaftlich erfolgreiche durchaus. Und der Armenierhass ist regional sehr unterschiedlich ausgepraegt.
    Den Antisemitismus des Kaiserreiches finde ich ueber weite Strecken auch nicht mehr latent, auch wenn der in Wellen kam (sehr interessant, was die jeweils ausloeste) und es in Weimar durchaus Zeiten gab, die - zumindest grob betrachtet - richtig gut aussehen.


    In der Tendenz widerspreche ich Dir nicht. Nur sind fuer mich die Parallelen viel staerker auffindbar als die Gegensaetze (ob ich den Satz stehen lassen will, weiss ich gar nicht, denn die Problematik von Vergleichen historischer Situationen ist mir bewusst. Stehen lasse ich ihn jetzt aber doch, vor allem, weil der Vergleich ja von Hitler selbst angestellt worden ist.)

  • Gruselige Vorstellung das hätte der Völkerbund die Türkei "bestraft", dass die Shoa nicht stattgefunden hätte


    Ich weis genau, das hätte, wäre, wenn in der Geschichte unzulässig sind.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Genau solche Gedanken - haette, wuerde, koennte - haemmern mir seit zwei Jahren taeglich und naechtlich im Kopf, Beo.


    Die abziehenden Briten, die nach den Todesurteilen die Sache fuer geregelt hielten.
    Und alle moeglichen oder auch nicht moeglichen Vergleiche und Fragen, 2014/15 betreffend.
    Das hoert nicht mehr auf.


    Gruselig.
    In der Tat.


  • Die abziehenden Briten (nichts gegen sie) haben ja auch in Israel 1948? ein Chaos und aufsteigenden Bürgerkrieg hinterlassen.


    Seit ich meine ersten Bücher zur Shoa las, das war noch Exodus von Leon Uris, danach Mila 18, QBII, weil es damals noch nichts anderes zu dem Thema gab, dann mit Peter Balakians "Die Hunde vom Ararat" und Werfels erschütterndem Buch vom Schicksal der Armenier erschlagen wurde geht mir das durchs Herz und Hirn. Wohlgemerkt, das waren alles Zufälle, dass ich diese Bücher las, erst danach wurde das auch mal öffentlich also in der Presse oder durch Filme usw. bekannt gemacht.

  • Der Vergleich ist jetzt aber nicht so ganz gerecht, sondern kommt durch meine - nicht sehr verstaendliche ... - Satzbruchstueck-Hinschmeisserei zustande, fuerchte ich.


    Die Situation, die ich meine, ist die der in Konstantinopel zurueckbleibenden Truppen, die abwarteten, dass Todesurteile verhaengt wurden - und dann vor einer Vollstreckung, die nie erfolgte, abzogen, in der Annahme, sie haetten ihrer Pflicht Genuege getan. (Arman nimmt das auch an.)


    Ob eine Vollstreckung an der nachfolgenden Bewertung bis heute etwas geaendert haette, bleibt natuerlich zu diskutieren. Eine historische Tatsache und Arbeitsgrundlage waere aber zumindest damit geschaffen worden. (Denke ich.)

  • Um nicht noch einmal so einen ewig langen Beitrag wie beim letzten Abschnitt zu produzieren und da ich gerade so perfekt beim Ende des 2. Teils angelangt bin, schreibe ich lieber gleich meine bisherigen Eindrücke. Ich hab somit eure bisherigen Beiträge noch nicht gelesen, sollte ich mich also wiederholen oder Fragen aufwerfen, die schon längst beantwortet sind, bitte ich um Entschuldigung!


    Amarna geht ihren Weg konsequent weiter und der führt sie ins Haus und Bett von Arman. Das ging unerwartet schnell! Hätte ich so wirklich nicht von ihr erwartet! Aber gut, wenn es sich für Amarna richtig anfühlt, ist das auch für mich so okay. Nicht okay fand ich ihr völliges Ausblenden von Paul. Sie hätte zumindest mal kurz an ihn denken können und an die Sorgen, die er sich vermutlich macht. Schade, dass sie momentan nur auf sich selbst schauen kann. Auch wenn sie Paul nicht liebt - ein guter und treuer Freund ist es zumindest.


    Was mich als Leserin sehr stört ist die Namensgleichheit von Amarna und Arman. Ich nehme an, dass ist mehreren aufgefallen und da bin ich sehr gespannt, was ihr dazu geschreiben hat und ob es dafür eine Erklärung gibt.


    Den "historischen" Teil fand ich diesmal noch besser als den ersten. Die Schilderung des Rituals war sehr anschaulich und spannend! Mittlerweile sind die beiden Liebenden ein Paar, doch Puduhepa hegt Gefühle für ihren Schwager, die sie (noch) nicht richtig deuten kann. Meine Idee einer Dreiecksbeziehung verdichtet sich, ich fürchte, das wird in einer Tragödie enden. Aber ich hoffe immer noch das Beste!


    So, genug des Zwischenberichts, ich komme wieder, wenn ich im Buch weitergelesen habe und eure Meinungen kenne!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina


    Was mich als Leserin sehr stört ist die Namensgleichheit von Amarna und Arman. Ich nehme an, dass ist mehreren aufgefallen und da bin ich sehr gespannt, was ihr dazu geschreiben hat und ob es dafür eine Erklärung gibt.


    Ich kann mich da nur immer wieder und sehr eindringlich wiederholen: Das tut mir ganz furchtbar leid. Es war NICHT so beabsichtigt, wirklich nicht, ich schrecke eigentlich schon davor zurueck, zwei Figuren Horst und Hansi zu nennen, und Arman und Amarna ist so bescheuert wie Reno und Rena, das haette ich nie und nimmer absichtlich gemacht.
    Demzufolge gibt es im Buch leider leider auch keine Erklaerung.
    Sondern nur - ausserhalb des Buches - die, dass der doofe Autor das so nicht geplant hatte und dass es dazu gekommen ist, weil diesem Buch der massivste PLANUNGSFEHLER meiner gesamten Schreibselei zugrunde liegt. Fuer den Planungsfehler, der mich, als ich ihn bemerkt habe, schlaflose Naechte gekostet hat, moecht' ich heut meinem Schoepfer stuendlich danken, aber ebenso stuendlich rauf ich mir die Haare wegen des bloeden Namens-Muells, der dadurch entstanden ist.


    Das ist einfach so ein Problem fuer mich: Namen sind heikel. Manche Figuren bekommen bei mir nie Namen. Ich weiss einfach nicht, wie die heissen, krame in den entsprechenden Archiven, bis ich die Namen, die sich anbieten, alle auswendig kenne, und noch immer passt keiner. Schliesslich nenn ich die dann Gregor oder Michi oder weiss-nicht und fertig, und dabei weiss ich: Das ist ein ganz uebles Zeichen. Figuren, die keinen Namen bekommen, werden nie lebendig.
    Und: Ich kann mir die nie merken.
    Das schlimmste war in einer Auftragsarbeit, in der ich die Protagonistin aus der Not heraus schliesslich Iris genannt habe. Irgendwann, so auf seite 400 von 500 schrieb ich dann ploetzlich immer Nathalie. Und erst beim ersten Ueberarbeitungsgang hab ich mich mal dunkel gefragt: Nathalie? Hiess die nicht mal irgendwie anders?
    Ich merk das auch (sehr peinlich), wenn mich mal irgendwer auf solche Figuren aus alten Buechern anspricht: "Du der Rufus, der war aber ein doofer." Und ich denk: Rufus? Hae? Kenn ich den?


    Aus diesen Gruenden bin ich immer enorm froh, wenn eine Figur (zumal eine wichtige) praktisch automatisch einen Namen bekommt, und ich hab enorme Manschetten davor, den auszutauschen. Meistens passt ein einziger. Und wenn ich den auswechsle, bricht die Figur auseinander.


    Lange Rede kurzer Sinn: Das ist so und hat sich im Grossen und Ganzen bisher bewaehrt, auch wenn der eine oder andere komische Name dafuer in Kauf genommen werden musste. Aber hier ist es einfach keine Rechtfertigung. Ich haette das aendern muessen, und momentan denk ich taeglich mindestens fuenfmal: Wieso-hab-ich-sie-nicht-Susanne-genannt-wieso-hab-ich-sie-nicht-Susanne-genannt-wieso-hab-ich-sie-nicht-Susanne-genannt ...


    Ich nenn sie jetzt manchmal Marnie. Das hilft ein bisschen.


    ABER ICH WUENSCHTE, SIE HIESSE SUSANNE!


    Really, Sorry, Lese-rina. Dass das nervt, kann ich so sehr nachvollziehen, und ich hoffe, es troestet zumindest ein bisschen, dass der doofe Autor, der dran schuld ist, mitleidet. Taeglich!


    (Fuer mich ist es mein Buch der Extreme: Mein schoenstes Buch mit den doofsten Namen.)


    Herzlich,
    Charlie

  • Ach, so schlimm fand ich das gar nicht. Nur beim hier in der Leserunde schreiben. Ich wusste nie, wo das "r" bei wem hin kommt. Die Namen passten ganz wunderbar zu den beiden. Ich hätte keine Amarna haben wollen, die Susanne heißt, das hätte gar nicht zu ihrem Umfeld und zu ihrem Leben gepasst. Nee, das ist schon ok so.


    Aber ich mag ja auch ausgefallene Namen - wenn es nicht gerade Urhi-Tesub (muss ich immer noch nachschlagen). :lache