'Ein Mann will nach oben' - Seiten 373 - Ende

  • So, ich bin durch. Ich hatte heute Morgen bis 6 Uhr gelesen. Gegen Ende eines Buches kann ich meist nicht aufhören. :grin


    Ich bin begeistert von dem Buch und könnte noch stundenlang weiterlesen. Wunderbar, dass am Ende dann auch wieder Rieke und Kalli auftauchen. Die Art der beiden ist so richtig schön natürlich und unverstellt.


    Mit einer Frau wie Hertha wäre ich wohl verrückt geworden. Sicher ist sie für sich genommen sehr liebenswert, aber halt irgendwie auch nicht greifbar und immer auf der Flucht. Irgendwie hat sie auch was depressives an sich. Der Autor hat sie sich sicher als Bestrafung von Karl ausgedacht, so dass er sein Verhalten Rieke gegenüber am eigenen Leib zu spüren bekommt.

  • Interessant, dass du Hertha so siehst. Ich bin mehr der Meinung, dass er nur deshalb bei ihr bleiben kann, weil sie so weit von ihm weg ist. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, völlig unabhängig von ihm. Nur deshalb kann er sie auf Dauer lieben.
    Alles andere wäre für Karl viel zu eng.


    Das Ende hat mir auch gut gefallen. Kein Happy-End im üblichen Sinn, aber Rieke und Kalli haben ein Leben gefunden, in dem sie zufrieden sein können. Und Karl kann seinem Sohn in die Welt helfen. Er muss nicht alleine dastehen.

  • Irgendwo hatte Karl aber sich selbst die Frage gestellt, ob Hertha für ihn eine Bestrafung (es wurde im Buch ein anderes Wort gewählt) sein soll.


    Ich hatte ja die ganze Zeit den Gedanken, dass sie noch andere Affären hat und dass sie bspw. auch mit dem von Senden was anfängt nach dem Weinabend. Auch in der Nacht vor der Hochzeit, als von Senden zunächst alleine ins Hotel geht. :schaem

  • Ich bin ja noch nicht fertig. Aber das wollte ich doch schon mal loswerden:


    Kap. 97


    Im diesem Kapitel erfährt man sehr viel über Hertha. Sie sagt Karl ganz offen: "Nein, ich liebe dich nicht immer, lange nicht immer."
    Hertha macht das Gegenteil wie Rieke. Sie bindet sich nicht an ihn. Im Gegenteil, sie lässt ihn zappeln, bei ihr ist nichts vorhersehbar, nichts worauf sich Karl verlassen kann. Wenn sie mit ihm unzufrieden ist, lässt sie es ihm merken. Warum will er sie unbedingt heiraten? Weil er sich ihrer sonst nicht sicher sein kann? Bei Rieke war das anders. Und Karl sucht eigentlich genau das, was er bei Rieke hatte. Das war ja auch bequem für ihn. Da musste er sich keine Gedanken machen, sich nicht anstrengen. Sucht er wieder eine Heimat, einen einzigen festen Punkt in seinem Leben, der immer da ist, zuverlässig? Das wird er bei Hertha nicht finden.
    Hertha verschwindet auch über mehrere Tage, ohne dass er weiß, wo sie steckt. Sie macht genau das, was Karl bei Rieke getan hat.
    Hertha erzählt von ihren Gefühlen, die sie wie eine Woge überrollen und dann bleibt eine Leere zurück, wie der Tod. Mich hat das auch an Depressionen erinnert. Spätestens jetzt muss Karl wissen, dass ein Leben mit Hertha nicht leicht sein wird.

  • Zitat

    Original von made
    Sie macht genau das, was Karl bei Rieke getan hat.


    Genau, sie ist irgendwie Falladas Therapie für Karl. Auch ihm wird die Anerkennung durch Hertha versagt. Äußert er gegenüber Hertha seine Bedenken, wird er von ihr als Karlchen verspottet. :grin


    Was aber zunächst als Stärke von Hertha erscheint, offenbart sich irgendwann immer mehr als ihre Schwäche. Sie hat letztlich eher Angst vor dem (inneren) Verlassen werden als es Freiheitsdrang ist.

  • Kap. 103 - 105
    Wie Karl Hertha zur Hochzeit überredet, war schon sehr raffiniert. Er malt ihr deutlich ein Bild von ihrer Beziehung, wie sie es möchte. Sie ist frei und er wartet als ihr Anhängsel zu Hause, auf ihre Kosten. Und Karl hatte tatsächlich vorgehabt, das auf sich zu nehmen, wenn Hertha es so gewollt hätte. Wie lange hätte er das durchgehalten?
    Aber er kann ihr klar machen, dass es im Leben keine Sicherheit gibt, dass man vertrauen muss.


    Aber warten muss er dennoch lange.


    Ist Karl wirklich therapiert? Es sind schon große Worte, wenn er sagt, lieber würde er unglücklich werden, als nochmal eine Frau unglücklich zu machen.

  • Kap. 112 - 120
    Mir ist unklar, was die Episode mit Maria Molina bei Karl bewirkt hat. Ilse bewahrt ihn vor einer großen Dummheit, nämlich Herthas Scheck für private und geschäftliche Angelegenheiten zu zweckentfremden.
    Aber Karl scheint mir jetzt eine Entscheidung getroffen zu haben, nämlich mit Hertha ins Reine zu kommen.
    Am nächsten Tag beginnt Karl seine finanziellen Angelegenheiten regeln. In der Zwischenzeit hat Ilse von Hertha verlangt, Karl freizugeben. Hertha riskiert alles und gewinnt alles.


    Karl bleibt bei Hertha, weil sie einfach zu ihm gehört, weil er sie liebt, weil sie ihm für sein Leben notwendig ist.
    Ilse hat er immer nur als Traum geliebt. Aber das hatte er ja schon lange erkannt.


    So ein wunderschöner Schluss!
    "Er ist heimgekehrt. Er ist wieder da... Ja, es war gut, heimzukehren. Irrtümer, Gefahren, Versuchungen, Zeiten der Schwäche: sie bleiben keinem erspart. Aber dann kehrte man heim in sein Haus, in sein Eigenstes, in die Heimat, in das, was man aus sich heraus geschaffen hatte, das zu einem Stück des eigenen Ichs geworden war, mochte es nun ein Haus sein, eine Frau oder eine ganze Stadt."


    Das Nachspiel hätte ich jetzt eigentlich nicht gebraucht. Es war aber auch ganz nett!


    Was für ein schönes Buch!

  • Freut mich, dass es Euch gefallen hat!
    Die TV - Serie ist übrigens am Ende anders: Eine Hertha tritt gar nicht auf, Karl ist erst mit Ilse zusammen, das geht aber auf Dauer nicht gut und sie heiratet später ihren Onkel, Bodo von Senden. Beide adoptieren den ältesten Sohn von Rieke und Kalli, der einst ihr Landgut übernehmen soll. Karl hat kein eigenes Kind, bleibt zumindest vorerst allein und wendet sich der Fliegerei zu.
    Ich kenne außer diesem Buch nur das hier auch bereits erwähnte "Jeder stirbt für sich allein", allerdings nur als grandiosen Film mit Hildegard Knef.
    In den einzelnen Abschnitten melde ich mich später.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Vielleicht interessiert es hier noch:
    "Jeder stirbt für sich allein" soll neu verfilmt werden.
    Brendan Gleeson und Emma Thompson spielen darin die einst von Carl Raddatz unde Hildegard Knef verkörperten Otto und Anna Quangel, die dem realen Schicksal des Ehepaares Otto Hermann und Elise Hampel nachempfunden wurden.
    Mag einer von Euch eine Leserunde initiieren?
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Die mit großem Aufwand und Staraufgebot produzierte 13-teilige Aufsteiger-Saga "Ein Mann will nach oben" war das Fernsehereignis des Jahres 1978.


    Es gibt hier eine Eulin, die hat soviel von dieser Fernsehserie geschwärmt, dass ich mir die DVD's gekauft habe. Ich habe es nicht bereut. Es hat sich gelohnt. Es sind drei wunderbare Hauptdarsteller: Mathieu Carriere, Ursula Monn (zauberhaft) und Rainer Hunold - alle drei ganz jung. Aber auch alle anderen Darsteller - bis in die letzte Nebenrolle - ist großartig besetzt. Es ist fantastisch und glaubhaft umgesetzt worden.


    Die Titelmusik hatte ich tagelang im Ohr!


    Ich habe mir so manche Nacht um die Ohren geschlagen ...


    Eine unbedingte "Guck"-Empfehlung!