Griechenland

  • Was ich an den Maßnahmenpaket das die Griechen der EU vorschlägt jetzt nicht verstehe ist, warum sie unbedingt eine Sonntagsöffnung haben wollen?
    Wenn ich kein Geld habe etwas zu kaufen werde ich das auch am Sonntag nicht machen.
    Wenn Geschäfte rote Zahlen schreiben werden sie kaum zusätzliche Angestellte anstellen.
    Wer schon bei so einem Arbeitgeber arbeitet wird nicht mehr Geld bekommen und trotzdem am Sonntag im Laden stehen müssen.
    Und wo kein Geld fließt da gibt's auch keine Steuern zu holen.
    Also total unnötige Maßnahmen die nichts positives bringen.
    Urlauber haben jeden Tag Zeit einzukaufen für die brauche ich nicht die Geschäfte jeden Tag öffnen, die sind flexibel.

  • Zitat

    Original von EmmaBzy
    Was ich an den Maßnahmenpaket das die Griechen der EU vorschlägt jetzt nicht verstehe ist, warum sie unbedingt eine Sonntagsöffnung haben wollen?


    Soweit ich das verstanden habe, ist die Sonntagsöffnung eine Forderung der EU (-Finanzminister), nicht der Griechen. Aus meiner Sicht sind solche Forderungen deutliche Anzeichen für die Hilflosigkeit, mit der die EU in der ganzen Krise agiert - wer soll denn kaufen, wenn man dem einfachen Volk über Rentenkürzungen und Mehrwertsteuererhöhungen sowieso nix zum leben läßt?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Das ist sicher keine Maßnahme, die jetzt irgendwas bewirkt. Genauer heißt es daher auch:


    - Langfristig fordern die Euro-Staats- und Regierungschefs zudem eine "ambitionierte" Reform des Pensionssystems, eine Reihe von Marktliberalisierungen (etwa bei der Sonntagsöffnung, Apotheken und Bäckereien), eine weitere Privatisierung des Energiemarktes sowie eine Liberalisierung des Arbeitsrechts ("modernisierte" Kollektivverträge und "Massenentlassungen").


    Mit der Sonntagsöffnung könnte man langfristig mehr internationale Anbieter dazu bringen, in Griechenland eine Filiale zu eröffnen. Dann muss man nur ebenso dafür sorgen, dass die dann erzielten Ertragssteuern ebenfalls in Griechenland bleiben.

  • Zitat

    Original von xexos
    Mit der Sonntagsöffnung könnte man langfristig mehr internationale Anbieter dazu bringen, in Griechenland eine Filiale zu eröffnen. Dann muss man nur ebenso dafür sorgen, dass die dann erzielten Ertragssteuern ebenfalls in Griechenland bleiben.


    Mal abgesehen davon, daß Dein letzter Satz bis auf weiteres eine Utopie bleibt, nur kurz zwei Punkte dazu:


    1. Warum sollten internationale Anbieter in der momentanen Situation in Griechenland Filialen eröffnen, weil die Sonntagsöffnung erlaubt ist? Oder soll die Maßnahme erst wirken, wenn die Krise überwunden ist und die Griechen wieder einigermaßen flüssig sind?


    2. Ist es wirklich zielführend, griechischen Händlern durch eine Marktöffnung für internationale Anbieter den Boden zu entziehen? Wäre es nicht in der momentanen Situation angebrachter, die griechische Wirtschaft zu stärken statt sie durch potente ausländische Anbieter in die Knie zu zwingen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Es geht generell um Marktliberalisierungen. Das mit dem Sonntag ist da sicher nicht das maßgebliche. Und da steht was von langfristig und nicht "momentanen Situation". Ich vermute einfach mal, dass sie generell Griechenland für ausländische Investoren interessanter machen wollen. Aus eigener Kraft werden es die Griechen wohl kaum schaffen.

  • Zitat

    Original von LeSeebär



    2. Ist es wirklich zielführend, griechischen Händlern durch eine Marktöffnung für internationale Anbieter den Boden zu entziehen? Wäre es nicht in der momentanen Situation angebrachter, die griechische Wirtschaft zu stärken statt sie durch potente ausländische Anbieter in die Knie zu zwingen?


    Lidl ist in Griechenland schon dick im Geschäft.

  • Zitat

    Original von xexos
    Es geht generell um Marktliberalisierungen.


    Also doch wieder Wettrüsten um jeden Preis: Wer schafft die prekärsten Arbeitsbedingungen, um damit die Investoren ins Land zu locken? Hat ja in Deutschland ganz hervorragend funktioniert, aber was wird aus Deutschland, wenn Griechenland oder andere Südeuropäer jetzt Arbeitsmarkttechnisch wirklich an uns vorbeiziehen? Agenda 2025 und Hartz 5? Um dann wiederum Griechenland / Spanien / Italien ähnliche Reformen aufzuzwingen? Teufelskreis.


    Vielleicht ist statt Liberalisierung um jeden Preis doch langsam mal angeraten, auch die Big Player angemessen an den Staatshaushalten zu beteiligen. Also z.B. mit der von Dir vorgeschlagenen Maßnahme, die Ertragssteuer in dem Land abzuführen, in dem sie erzielt wird.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ja, das geht in die Richtung, was ich am 14.07. bereits schrieb --->


    Zitat

    Original von xexos
    [...]
    Nachhaltiger Aufbau einer Industrie würde helfen, dauert aber ewig. Und letztlich verlagert man dann das Schuldenproblem lediglich in ein anderes Land, denn irgendwer wird immer einen Importüberschuss haben und diesen über Kredite finanzieren. Wohlstand für alle klingt schön, funktioniert aber leider nicht. Und die Welt schafft es nicht, diese Superreichen und supra-nationalen Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen und zu limitieren.

  • Zitat

    Original von made
    Lidl ist in Griechenland schon dick im Geschäft.


    Super, die sind ja bekannt als brave Steuerzahler. :grin

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    ... Wettrüsten um jeden Preis:
    ... Wer schafft die prekärsten Arbeitsbedingungen,
    Griechenland ... an uns vorbeiziehen?
    ... Agenda 2025 und Hartz 5?


    Aber um auch mal auf diese Begrifflichkeiten einzugehen: Wem bringen solche Formulierungen etwas? Mir persönlich steckt da zu viel Wutbürger und Polemik drinnen. Diese möglichen Folgen jetzt als potenzielles Szenario heraufzubeschwören ist doch völlig fehl am Platz. Aktuell wird überlegt, wie man Griechenland helfen kann und wie man dort irgendwann mal ein vernünftiges Wirtschafts- und Steuerwesen aufbauen kann. Das die Griechen an uns vorbeiziehen, hat sicher eine Eintrittswahrscheinlichkeit von unter einem Prozent.

  • Zitat

    Original von xexos
    Aber um auch mal auf diese Begrifflichkeiten einzugehen: Wem bringen solche Formulierungen etwas? Mir persönlich steckt da zu viel Wutbürger und Polemik drinnen. Diese möglichen Folgen jetzt als potenzielles Szenario heraufzubeschwören ist doch völlig fehl am Platz.


    :gruebel Heraufbeschwören? Sind wir nicht schon längst, spätestens seit der Agenda 2010, mittendrin? Die Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen läßt sich doch in täglichen Zeitungsberichten nachverfolgen. Alles nur Polemik?


    Zitat

    Aktuell wird überlegt, wie man Griechenland helfen kann und wie man dort irgendwann mal ein vernünftiges Wirtschafts- und Steuerwesen aufbauen kann.


    Das wird jedenfalls behauptet, aber genau das ist doch das Problem: Es geht bei den aktuellen Vorschlägen meines Erachtens nicht darum, eine vernünftiges Steuerwesen aufzubauen, sondern im marktliberalen Sinne den Staat weitestmöglich abzuschaffen und die griechische Wirtschaft von außen zu übernehmen - letzteres hat schon in Ostdeutschland nicht wirklich funktioniert.


    Zitat

    Das die Griechen an uns vorbeiziehen, hat sicher eine Eintrittswahrscheinlichkeit von unter einem Prozent.


    Griechenland ist gar nicht unser Maßstab, aber es geht doch nicht nur um Griechenland - wenn Italien und Spanien, die noch lange nicht durch sind und über extreme Jugendarbeitslosigkeit klagen, oder auch Frankreich diese "Marktliberalen" Kurse mitmachen, könnte ich mir schon ein Szenario vorstellen, bei dem sich in Deutschland wieder Kräfte durchsetzen, die eine sofortige Wiederabschaffung des Mindestlohns fordern mit Begründungen wie "Deutschland muß wieder wettbewerbsfähig werden"...

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Manche Griechen sind auch total sauer auf die Deutschen. "Barbaren" haben sie uns teilweise genannt. Da wurde doch sicherlich irgendwie gegen die Deutschen gehetzt in Griechenland, oder? Wisst ihr was drüber?


    Grüße

  • Weiteres über die medizinische Situation vor Ort in Griechenland. Habe gespendet. Bin sehr berührt:


    Was mit dem Geld geschieht, über die Kinder, Würde, Selbstlosigkeit und von Versorgungsknappheiten.


    https://www.you.tube.com/watch?v=r_nNCXsfZb4

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




    Test-Webseite für Bücher weit abseits des Mainstreams:

    aufwachen.bplaced.net

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  • Über Solidarstrukturen und Solidarbewegungen der griechischen Bevölkerung


    " Wie reagiert ein Volk, dem die sozialen Sicherheiten unter den Füßen weggerissen werden? Was tun Menschen, die sich auf nichts mehr verlassen können, als darauf, von den Mächtigen verlassen zu sein?
    In Griechenland gibt es darauf viele Antworten. Verzweiflung und eine explodierende Selbstmordrate ist leider eine dieser „Antworten“. Wir gedenken auch diesen Opfern eines weltweiten sozialen Krieges von oben.
    Eine andere Antwort heißt: Massenhafte Selbstorganisation. Aus der blanken Not geboren, ergreifen Menschen eigenmächtig die Initiative. Sie werden aktiv und organisieren sich, in vielerlei unterschiedlichen Formen. Sie beantworten damit auch die Frage: Was können wir in diesen Tagen von den Griechinnen und Griechen lernen?


    KenFM-Reporter Pedram Shahyar sprach in Athen mit Christos Giovanopoulos. Er arbeitet in der Koordination von „Solidarity4all“. Dieses Netzwerk spricht nicht nur von Solidarität und Hoffnung: Solidarity 4 All ist radikal praktisch uns praktisch radikal! Als Netzwerk zahlreicher selbstorganisierter Projekte in ganz Griechenland lindert Solidarity 4 All nicht nur die ganz konkrete Not – sondern baut mitten in einer verzweifelten sozialen Krise auch an jener Alternative zum turbokapitalistischen Irrsinn, die es angeblich gar nicht gibt.


    Sicherlich: Auch diese Art der massenhaften Selbsthilfe beantwortet noch längst nicht die Machtfrage in einem System der gnadenlosen Ausbeutung. Aber Solidarity 4 All ist durch und durch politisch. Und Strukturen massenhafter Selbstorganisation könnten am Ende durchaus mehr sein, als nur eine Notlösung in schlechter Zeit. Solidarität für alle, die Selbstorganisation von einfachen Menschen für die Bedürfnisse einfacher Menschen, könnte ein entscheidender Faktor sein im Kampf für eine bessere, gerechtere Welt. "


    https://www.you..tube.com/watch?v=T4S1PnmLqq8

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




    Test-Webseite für Bücher weit abseits des Mainstreams:

    aufwachen.bplaced.net