'Tanz des Vergessens' - Seiten 209 - 310

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    Original von SiCollier



    Überrascht hat mich in diesem Zusammenhang Bruckmann. Der Name fiel mir ziemlich gleich auf, jetzt habe ich mal etwas nachgelesen und bin doch über die Verlagsgeschichte erstaunt. Zumal ich einige deren Veröffentlichungen kenne und eine Buchreihe sogar abonniert habe. Aber die Geschichte der DB ist politisch recht unverfänglich, sieht man mal von den Einflüssen der Tagespolitik ab.


    Der Bruckmann Verlag hat eine sehr vielschichtige Geschichte. Ein Teil davon ist die Unterstützung Hitlers und der NSDAP in den 1920-1940er Jahren. Das Buch von Stewart Houston Chamberlain über das 19. Jahrhundert, mit dem er quasi zum Vordenker der arischen Rassenlehre und des von der NSDAP geprägten Anitsemitismus avancierte, wurde ein "Millionseller" für den Bruckmann Verlag, erschien allerdings schon vor 1914. Der Salon der Elsa Bruckmann genoss um die Jahrhundertwende 1900 größtes Ansehen. Sogar Thomas Mann verkehrte dort. Nach 1918 wechselte allerdings das Publikum und es fanden sich vermehrt nationalkonservative und später auch antisemitisch ausgereichtete Kreise ein.

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Der Bruckmann Verlag hat eine sehr vielschichtige Geschichte.


    Das ist mir durch dieses Buch bewußt geworden. Bruckmann verbindet sich bei mir mit Bildbänden, Bergen und (über GeraMond) mit Eisenbahn.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die damalige Begeisterung für Hitler jagt mir einen Schauer über den Rücken. Und doch gab es ja einige, die ihn nicht verherrlicht haben.
    Der Plan mit der Verlobung zwischen Lou und Richard scheint ja aufzugehen. Und Ernst macht Geschäfte mit Richard. :yikes Wenn das man nur gut geht.
    Judith ist auch nach Berlin gegangen, nachdem sie eine unfreundliche Begegnung mit den SA-Leuten hatte.

  • Aus heutiger Sicht ist es wirklich sehr, sehr schwer zu verstehen, welche Faszination Hitler zum einen auf bürgerlich-akademische Kreise (hier im Roman am Beispiel des Salons der Dombergs) und zum anderen auf die breite Masse ausübte. Bei den Massenveranstaltungen kann man noch die berühmte Massenpsyhose als Erklärung heranziehen, der Rausch, der Mengen erfasst, wenn sie meinen, das Gleiche zu empfinden. Aber was da in den kleinen, angeblich kultivierten Zirkeln abging, ist für uns wirklich schwer fassbar. Aber leider wahr. Doch wer weiß, auf wen wir mal reinfallen? Leider ist davor wahrscheinlich keiner gefeit, das ist das Erschreckende.


    Ernst und Richard stimmen in ihren geschäftlichen Zielen überein. Da haben sich zwei gefunden, da gebe ich Dir recht. :lache

  • Hilde sucht für Lou einen geeigneten Heiratskandidaten. Dabei sucht sie regelrecht irgendwelche "Langweiler" raus, wie Edgar Hombach. Die arme Lou.
    Um dies hinauszuzögern schmieden Lou, Ernst und Richard einen Plan. Sie wollen Hilde Richard als Kandidat präsentieren.


    Zwischen Ernst und Richard wird ein Vertrag ausgehandelt. Sehr zum Missfallen von Lou ist Ernst von Richard total begeistert und hat noch andere Pläne mit ihm. Angeblich geht es in dieser Sache um das wachsende Filmgeschäft. Bin mal gespannt, ob dies wirklich der Grund ist oder ob etwas anderes dahintersteckt.


    Hitler hat einen Auftritt bei den Dombergs. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie er es geschafft hat, so die Menschheit mitzureißen. Auch die Bessergestellten Leuten konnte er durch seine Art begeistern. Ich kann mir schon vorstellen, das er die "Ärmeren", die in der Gesellschaft nicht so gut dastanden, überzeugen konnte. In der Nachkriegszeit herrschten Arbeitslosigkeit, Wohnungsmangel, überteuerte Lebensmittel, usw. Aber trotzdem kann ich diese ganze Faszination nicht verstehen. In unserer heutigen Zeit können wir wohl dies alles nicht mehr so nachvollziehen, wie er den Aufstieg geschafft hat. Aber, wie Heidi Rehn schon geschrieben hat, vielleicht könnte uns dies auch passieren. Das wäre wirklich sehr erschreckend.

  • Zitat

    Original von MissMoneypenny
    Aber, wie Heidi Rehn schon geschrieben hat, vielleicht könnte uns dies auch passieren. Das wäre wirklich sehr erschreckend.


    Ich finde das auch sehr erschreckend, weil ich denke, dass Heidi recht hat ?(

  • Zitat

    Original von belladonna
    Von Frida hört man kaum noch was, wir erfahren nur, dass ihr Kommerzienrat ebenfalls Jude ist und dass sich die zwangseinquartierten Lehmanns in ihrer Wohnung als wahrer Segen erwiesen haben. Allerdings wüsste ich ja schon gern, ob wir irgendwann noch erfahren werden, wer sich hinter der mysteriösen "Freundin" mit dem unerschöpflichen Kleiderfundus verbirgt?


    :write


    Manchmal erschrecke ich ein bisschen, wie viel Zeit auf so wenigen Seiten vergeht, da komme ich ab und zu durcheinander. :grin


    Gege ging mir auf den Keks, sie redet ja echt nur von sich und lobt sich die ganze Zeit. Zudem kommt sie mir oft kindlich und naiv vor. (Und ihren Spitznamen kann ich auch nicht leiden. :chen) Da kann ich Judiths Desinteresse gut nachvollziehen.


    Judith mag ich immer mehr. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und sagt immer wieder ihre Meinung. Zudem gefällt mir ihr politisches Interesse und ihre kluge Vorraussicht.


    Dass Lou und Richard nun das Liebespaar spielen wollen hat mich etwas erschrocken. Lou lebt mit so vielen Lügen. Sie ist die heimliche Geliebte von Ernst, belügt diesen anfangs noch um sich mit Richard zu treffen und möchte nun eine Verlobung vortäuschen. Wie kommt sie da nur wieder raus. Ich würde mich sehr unwohl fühlen, mit solch einem Lügengerüst um mich herum.


    Ich frage mich, wieviel Hilde weiß. Ich glaube nicht, dass sie doof ist, aber was hat sie für Absichten, dass sie bei Lous und Ernst Thater mitspielt?
    Ihre Begeisterung für Hitler passt ja ausgezeichnet zu ihrer Person. Ich kann sie wirklich gar nicht leiden. Ich denke sie ist sehr durchtrieben und sie könnte noch sehr unangenehm für Lou werden. Und dass sie ihren Mann in der Öffentlichkeit so bloßstellt. :yikes


    Ich bin total über den Namen Putzi Hanfstaengl gestolpert. :rofl

  • Putzi Hanfstaengl ist eine historische Persönlichkeit: "Putzi" wurde er genannt, auf Ernst war er getauft, wurde 1887 als Sohn sehr vermögender Eltern (Kunsthändler, Verleger) in München geboren, starb dort 1957. In die Geschichte ging er vor allem durch sein enges Verhältnis zu Adolf Hitler ein, den er bereits früh förderte und finanziell unterstützte. Als Mitglied der "besseren Kreise" in München verschaffte er Hitler und seiner Partei wichtige Kontakte und versteckte Hitler im Novembger 1923 auf der Flucht nach dem gescheiterten Putschversuch.


    Gege ist ein Typus, wie er sicher nicht nur damals sehr oft vorkam: eine junge Frau, die einfach jede Gelegenheit nutzt, um vorwärts zu kommen. Sympathisch muss einem so jemand nicht sein, aber man erkennt sie immer wieder.


    Hilde weiß ganz genau, welches Spiel Ernst spielt. Ebenso weiß er, dass sie Bescheid weiß. Ihr geht es darum, ihren guten Ruf zu wahren, als selbstlose Wohltäterin gepriesen und bewundert zu werden, und ansonsten einfach ihr Leben so zu führen, wie sie es für angemessen erachtet.